Kulturwissenschaft ist eine die (geistes-)geschichtlichen, kunst- und literaturwissenschaftlichen, philosophischen, religionswissenschaftlichen, psychologischen und soziologischen Fragen der Kultur integrierende, multidisziplinäre Forschungsdisziplin. Während sich insbesondere die anglo-amerikanischen Cultural studies als dezidiert politische Wissenschaft verstehen, untersuchen die meisten Vertreter der deutschen Kulturwissenschaft noch immer recht politikfreie Wissensgebiete. Dies liegt in der eigentümlichen Geschichte der Kulturwissenschaft begründet Vorlage:Lit.
Besonderes Augenmerk legt die kulturwissenschaftliche Forschung auf die Anthropologie des Kulturschaffens im Bezugsrahmen der jeweiligen gesellschaftlichen, historisch-politischen, literarisch-künstlerischen, ökonomischen und rechtlichen Bedingungen. Auch die so genannten Gender-Studies, Untersuchungen zum Verhältnis zwischen den Geschlechtern und zur Chancengleichheit von Männern und Frauen in der Gesellschaft, haben seit einigen Jahren einen festen Platz innerhalb der Kulturwissenschaften. Zu den Kulturwissenschaften können neben den genannten Disziplinen weiterhin die Politische Ökologie und die Kulturökologie gerechnet werden.
Wichtige Unterscheidung von Kulturwissenschaft und Kulturwissenschaften
Kulturwissenschaft (im Singular) und Kulturwissenschaften (im Plural) müssen auseinandergehalten werden. Kulturwissenschaft im Singular hat "bloss" Kultur als Gegenstand, und entzieht - da sie im Singular ist - anderen Wissenschaften die Existenzgrundlage. Kulturwissenschaften verstehen Kultur als Erklärungs- und Verstehensrahmen, Kultur ist hier konzeptioneller Hintergrund. Die Kultur ist für die Kulturwissenschaften eine erklärende (und nicht klärende) zusammenhangstiftende Theorie. Die Kulturwissenschaften haben daher verschiedene Subdisziplinen, so etwa Soziologie, Geschichtswissenschaften, Musikwissenschaften, Literaturwissenschaften etc.. Die Philosophie, respektive Kulturphilosophie, ist dabei eine Zugangsweise. Als Gegenstand kann/können alles/alle Probleme sein, Gegenstände sind Lernen, Lehren, Gesellschaft, Geschichte, Literatur, Musik etc.. Jeder Gegenstand kann in den Fokus geraten, sofern eine Einbindung in z. B. historische Prozesse der Bedeutungsgebung im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresse steht. Schliesslich sind die Kulturwissenschaften auch ein Ort, an dem sich moderne Gesellschaften ein Wissen von sich selbst in Wissenschaftsform verschaffen.
Wichtige Personen der Kulturwissenschaft
- Jurij Lotman
- Dietrich Harth
- Renate Lachmann
- Klaus R. Scherpe
- Oswald Schwemmer
- Peter Janich
- Dirk Hartmann
Literatur
Überblickswerke
- Hartmut Böhme, Klaus R. Scherpe: Literatur und Kulturwissenschaften. Positionen, Theorien, Modelle. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1996, ISBN 3-499-55575-1
- Hartmut Böhme, Peter Matussek, Lothar Müller: Orientierung Kulturwissenschaft. Was sie kann, was sie will. 2. Auflage. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-55608-1
Wissenschaftsgeschichte und philosophischen Archäologie
- Sigmund Freud: Archäologie der Seele. 1900
- Walter Benjamin: Urgeschichte des 19. Jahrhunderts. 1927-1940
- Michel Foucault: Archäologie des Wissens. 1969
Sonstiges
- Csaba Földes: Interkulturelle Linguistik. Vorüberlegungen zu Konzepten, Problemen und Desiderata. Universitätsverlag, Veszprém 2003, ISBN 963-9495-20-4, Edition Praesens, Wien 2003, ISBN 3-7069-0230-3
- Klaus P. Hansen: Kultur und Kulturwissenschaft. Eine Einführung. 3. Auflage. Francke, Tübingen 2003, ISBN 3-7720-2242-1
Weblinks
- Institut für Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig
- Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim
- Kulturwissenschaftliches Seminar der HU Berlin
- Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg
- Kulturwissenschaften an der Fernuni Hagen
- Kultur- und Medienwissenschaft (B.A.) an der Universität Düsseldorf
- Kulturwissenschaftliche Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt(O.)