Theater (v. frz. théâtre < lat. theatrum < griech.: théatron Schaustätte; v. theasthai anschauen) ist die Bezeichnung für eine szenische Darstellung eines inneren und äußeren Geschehens als künstlerische Kommunikation zwischen Akteuren (Darstellern) und dem reagierenden Publikum; Bezeichnung auch für das Gebäude an sich, in dem Theatervorstellungen stattfinden. Des weiteren bezeichnet es Vereine und Gruppen, die Theateraufführungen organisieren.
Das Theater ist in verschiedene Sparten unterteilt:
- Sprechtheater (Tragödie, Komödie, Schauspiel)
- Musiktheater (Oper, Operette, Musical)
- Tanztheater (Ballett, Tanzperformance)
- Performance (vereint oft verschiedene Theatersparten)
Doch erst die Zuschauer lassen das Theater mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft leben. Theater ist eine religiöse, gesellschaftskritische und politische Institution die auf spielerische Art reflektiert und den Zuschauer zur Reflexion auffordert. Das Theater bildet das Leben der Menschen und der Gesellschaft ab. Im Wiedererkennen wird der Zuschauer in das dargestellte Geschehen eingegliedert und erlebt deshalb auf sinnlicher, gefühlsmäßiger Ebene das Geschehen auf der Bühne mit. So kann er im Selbsterkennen an Handlungen reifen, die er im realen Leben nicht in dieser Form selbst erleben muß, erlebt eigene Wünsche, Gedanken und Neigungen, die auf der Bühne folgerichtig zu Ende gedacht werden. Karharsis (Literatur) Die ins Allgemeine erhobene Form der Bühnenaussage wird ihm so erkennbar und er vermag an ihr teilzunehmen, sie in seinem Leben wiederzufinden. Jedes Ringen um Zeitgemäßheit am Theater ist also immer auch eine Auseinandersetzung um ein Menschenbild, um das was ein Mensch einerseits ist und anderseits sein könnte oder sollte. Nicht zufällig läßt sich deshalb historisch in jeder Kultur der Ursprung des Theaters im religiösen Kult finden. Wo aus dem Erleben mangelnder Beherrschbarkeit der Lebensumstände, der Verfehlung von Glück das Bedürfnis entsteht, an Kräften teilzunehmen, die auf göttliche Weise die Welt bewegen. Je nach Ausmaß der Erfahrung, daß die Welt auch vom Einzelnen in seiner Vernunftfähigkeit selbst bewegbar ist, stellt auch das Theater in seinen Formen den Menschen als verantwortlich Handelnden in den Mittelpunkt. So ist auch der politische wie religiöse Kampf um Einfluß auf das Theater verstehbar.

Geschichte des Theaters
Urtheater
Höhlenbilder der Steinzeitmenschen verraten schon frühe Formen des theatralen Spiels. Man vermutet, dass sich eiszeitliche Jäger z. B. Felle von Tieren überzogen, um so lebenswichtige Vorgänge wie die Jagd im Voraus oder im Nachhinein darzustellen und theatral zu verarbeiten. So entstanden zeremonielle Tänze, die nicht nur die Jagd, sondern auch die Ernte und Fruchtbarkeit zelebrierten, Lebenslust und Gemeinschaftsereignisse darstellten. Der Unterhaltungswert von theatralem Spiel wusste man seit jeher zu schätzen, ebenso das Bedürfnis, seine Welt und die gesellschaftlichen Ereignisse zu umspielen und zu bespielen. Diese Ereignisse machen das Theater zu Urkunst der Menschheit, die alle anderen Künste in sich birgt .
In der ägyptischen Kunst zeigen verschiedene Darstellungen von Tänzern, Musiker und Akrobaten von der theatralen Entfaltung der weltlichen Vergnügungen am Hof der Pharaonen. Im vierten vorchristlichen Jahrtausend prägten die durch die gesellschaftliche Neuordnung und Staatsverwaltung, sowie die durch herrschende Priesterkönige entstandenen Mythologien die Deutung der Schöpfung und des Seins. Diese geistige Entfaltung sorgte für monumentale Prachtbauten die als Kulisse des Theaterspiels dienten, die sich später zum großen Festspieltheater entwickelten und der Präsentation der Staatsreligion dienten.
Das ägyptische Abydos wurde während des mittleren Reichs (2000–1500 v.Chr.) zum Schauplatz alljährlicher Mysterienspiele um Leiden, Tod und Auferstehung des Gottes Osiris. Dank eingemeißelter Zeichnungen auf Stein konnte die Erkenntnis über einige Stationen dieser theatralen Prozesse erlangt werden.
Das antike Theater
Theater für die Polis
Das Theater der Antike gilt als Wiege des abendländlichen Schauspiels und markiert mit der Etablierung des Zuschauerraums einen entscheidenden Wendepunkt und Entwicklung in der Theatergeschichte.
Mit der neuen vorchristlichen Gesellschaftsform, der Demokratie, wurde das rituelle Festspiel zur politischen Festversammlung, das kultischen Ursprüngen treu ist. Das heißt, dass sich die Spielzeiten weitgehend an Götter- und Festtage binden. Das nun entstandene Schauspiel zielte nicht mehr darauf ab, eine Verbindung von Schauspieler und Götterwelt zu verkörpern, sondern eine Brücke zum passiven Publikum zu schlagen, um ihnen eine Identität zu vermitteln, die sie auf das staatliche Gemeinwesen verpflichtet.
Im 6. Jahrhundert vereinigte Peisistratos, Errichter einer Tyrannis in Athen, die so genannten und beliebten Dionysos-Kultspiele zu einem Staatsfest, den Großen Dionysien. Dionysos, Gott der Fruchtbarkeit und des Weins, wurde mit Einführung des Tragödien-Wettbewerbs (Agon) auch zum Schutzpatron des Theaters. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch der Spielort von der Agora, Versammlungsplatz der Polis, zu dem eigens errichteten Dionysos-Theater verlegt, welches an den Südhang der Akropolis erbaut wurde.
Aus dem frühen 5. Jahrhundert werden die ersten Dichternamen und Tragödientitel überliefert, die zu dem Zeitpunkt zwar noch mythologische Motive verwendeten, aber hauptsächlich tagespolitische Fragen verarbeitete und dem Publikum näher bringen sollten. Die Schicksalsgebundenheit der Menschen, eine zentrale Botschaft der Mythen, wurde systematisch in Frage gestellt. Die Betonung auf den freien Willen und die Gestaltungsfreiheit sowie die Idee des rechtsstaatlichen Gemeinwesens und die Konsolidierung der Polis wurde immer stärker, besonders durch Schilderungen in Werken des Aischylos.
Durch im 4. Jahrhundert sinkende Zuschauerzahlen führte der Stadtstaat (Polis) „Schaugeld“ ein, das die Besucher für ihren Dienstausfall entschädigen sollte. Die Bedeutung, vor allem auch politische Bedeutung, des Theaters wuchs immer mehr. Spektakuläre Szenographien und schauspielerische Virtuosität rangen der philosophischen und ernsthaften Tragödie immer mehr den Platz ab und wurden von großen Tragödienschreibern sowie Aristoteles als geltungslos beurteilt.
Die Komödie (ursprünglich: ein ausgelassener tänzerischer Maskenumzug) eignete sich erfolgreich den volkstümlichen Brauch aus dem Dionysoskult an und stieg schließlich zur begehrtesten Gattung der hellenistischen Zeit auf. Im Gegensatz zu dem Satyrspiel, das stets den Abschluss einer Tragödie bildete, war die Komödie spottfreudiger, und sowohl Heroen der Mythen als auch Politiker wurden dem Gespött ausgesetzt. Doch auch Kritik an der herrschenden Politik wurde vor allem durch Aristophanes sehr unverschlüsselt ausgelassen. Mit Ende der Demokratie jedoch wandte sich die Komödie ab von der Politik und besonn sich auf Alltagstypen.
Die römische Antike
Die römische Kultur war das Ergebnis eines gigantischen Eroberungsfeldzuges. Im 3. Jahrhundert verlegten die Römer das Zentrum der hellenistischen Kultur in ihre Stadt. Sie übernahmen die Hierarchie der olympischen Götter, ließen sich von griechischer Architektur, Kunst und Philosophie inspirieren. Griechische Sklaven wurden zu kulturellen Lehrern. Nach dem Sieg im ersten Punischen Krieg ließ der römische Senat Theateraufführungen in die Ludi romani, die Stadtfeste einführen. Livius Andronicus verfassste die erste lateinische Tragödie. Das Theater wurde fortan, wie auch zuvor in Griechenland, als staatliche Einrichtung betrachtet. Jedoch weniger als Forum für den politischen Diskurs, wie im attischen Theater, mehr als herrschaftliche Machtrepräsentation und Ablenkung von politischen Konflikten. So setzte sich auch die Komödie durch, die oft sehr diskriminierend mit ihren Protagonisten umging. Mit der Wende zur Kaiserzeit im 1. Jahrhundert v. Chr. lösten volkstümliche Spielformen, hauptsächlich Pantomime, die literarische Komödie ab. Auch das Thema Ehebruch wurde häufig verwendet und der importierte griechische Dichter Mimus verzichtete als erster auf Masken und besetzte Frauenrollen mit Frauen, was für die weitere Entwicklung des Theaters viele Konflikte mit der Kirche bringen sollte.
Wichtige Autoren der Antike
Zitate
Aristoteles: Alle Abstraktion leitet sich nicht aus der Vernunft, sondern aus der Summe ersinnlicher Erfahrungen ab. Kunst ist Nachahmung.
Epikur: Die Lust ist Anfang und Ende eines seligen Spiels.
Platon: Die wahrnehmbare Welt ist nur das verzerrte Schattenbild einer Welt idealer Ideen – darum leitet nicht die Wahrnehmnung zu sicheren Wissen, sondern nur die Vernunft.
Theater im Mittelalter
Die kirchliche Macht und Instrumentalisierung
Schon in der späten Antike nahm die Kirche großen Einfluss auf die Theaterwelt. So wurde im 4. Jahrhundert n. Chr. die Absage an das Theater ins Taufbekenntnis aufgenommen und im 5. Jahrhundert wurde der Theaterbesuch mit Exkommunikation bestraft. In den Anfängen des Mittelalters mit Entstehung des Feudalismus wurde das kulturelle Leben fast ausschließlich von der christlichen Kirche dominiert. Das Bürgertum, welches in der Antike noch Träger der Kultur war, die hauptsächlich der Götterehrung und der Tagespolitik galt, verlor nicht nur politische, sondern auch jegliche kulturelle Bedeutung. Die meist brachiale Christianisierung dauerte fast das ganze Mittelalter an und die Kirche übernahm die komplette Kontrolle des sozialen und öffentlichen Lebens – was insbesondere auch das Theater prägen sollte. Was sich der kirchlichen Kontrolle nicht unterzog, war heftigen Anfeindungen ausgesetzt und wurde im späten Mittelalter durch die Inquisition blutig verfolgt. Die Unterdrückung des theatralen Spiels, welches als unmoralisch und schamlos betrachtet wurde, führte zur Entehrung der Theaterspielenden. Sie fanden nur als Narren und Gaukler am Rande der Gesellschaft und zur Belustigung auf Jahrmärkten und am Hofe der Adligen ihren Platz und galten nun mehr als Repräsentanten des Grotesken und Animalischen. Die Bedeutung der zahlreichen Namen für mittelalterliche Unterhalter wie Histriones, Joculatoren, Ministrels und Mimen bezeichnetet kaum unterscheidbare Berufsbilder. Oft mussten die Darsteller mehrere Künste beherrschen, um Ihr Publikum mit Neuigkeiten, Spottversen und Heldensagen zu erfreuen. Die Kirche instrumentalisierte die Künste für die Verbreitung der christlichen Heilslehre. Sie versuchte, das Heilige in allen Sinnen zu erfassen und ästhetisch nachzubilden und nutze die bildende und darstellende Kunst zu Erziehungszwecken.
Mysterien- und Passionsspiele
Im 10. Jahrhundert forderte das Konzil zu Konstantinopel die Vermenschlichung des Göttlichen. Das sollte ein Wendepunkt der Theaterkultur werden. Man hob das Bilderverbot auf und bespielte geistliche Rituale. Textliche Erweiterungen der liturgischen Gesänge und der spielerische Prozess der feierlichen Zeremonie zum Tode und Auferstehung Christi trugen zur Entstehung dramatischer Rollen im Kirchentheater bei und später zu komplexeren Spielen biblischen Inhaltes, die nicht nur das Oster- und Weihnachtsfest theatral umsetzten, sondern auch Mirakelspiele beinhalteten, die das Leben und die Taten von Heiligen und Propheten oder den Kampf zwischen Himmel und Hölle beschwörten. Mit der Loslösung der Liturgie wandelte sich auch die streng symbolistische Spielweise. Jesus trat nun als Mensch auf, die geistlichen Spiele verlagerten sich im 13. Jahrhundert vom Kirchenraum auf den Kirchenvorplatz, auch die Bevölkerung wurde mit in das Spiel eingebunden, und Latein wurde gegen die Volkssprache eingetauscht.
Durch diese Entwicklung entstanden dann auch Mysterien- und Passionsspiele, da man nicht mehr an den Ort der Kirche gebunden war und keine Einzelmotive, sondern Heilsgeschichten von der Entstehung der Welt bis hin zum Jüngsten Gericht erzählen wollte. Zunächst waren nur Kleriker im Schauspiel beteiligt, später zog man dann männliche Bürger heran, um den zahlreichen Rollen der tagelang dauernden Festspiele gerecht zu werden, um dann noch später das Schauspiel komplett in die Hände der Bürger zu geben. Die Passionsspiele fanden große Verbreitung und wurden zu nicht mehr nur kirchlichem Ereignis städtischer Festkultur. Im 14. Jahrhundert wurden dann auch inhaltliche Schwerpunkte verändert. Nicht mehr die Verehrung Jesu, sondern die Erniedrigung und das Leiden rückten in den Mittelpunkt. Die Passion wurde zum Spiegel des neuen Lebensgefühls, dass durch Hungersnot, Pest und der Krise der kirchlichen und politischen Autorität geprägt war, und orientierte sich immer mehr an der empirischen Wirklichkeit.
Fastnachtspiele
So entwickelten sich im Spätmittelalter weltliche Spielformen, die besonders in Frankreich geprägt wurden. Mit der französischen Farce und Sotie, die sich durch ihre kritisch-spöttische Sicht des Alltages und der Verspottung kirchlicher und staatlicher Autoritäten auszeichnet und nur zur Fastnacht gespielt wurde, emanzipierte sich auch das deutsche Fastnachtsspiel und lockte nicht nur an Karneval das Publikum] in Wirtshäuser oder auf Marktplätze mit ihren meist ungehemmten Sexual- und Fäkalkomik, die meist auf Kosten von Juden, Bauern und Frauen gingen. Die Tradition der englischen Morality Plays, die den Kampf zwischen Laster und Tugend gestalten, lebt bis heute im meistgespielten Stück der europäischen Bühnen, dem Jedermann fort, der seit 1920 die Eröffnung der Salzburger Festspiele prägt.
Bekannte Autoren von Fastnachtspielen
- Hans Sachs: Er schrieb 4000 Meisterlieder und 87 Fastnachtsspiele
Renaissance – Zeitalter der Endeckungen
Mit dem Ende des Mittelalters gewann das Theater neue Funktionen in der höfischen und kirchlichen Repräsentanz. Während die Bürger das mittelalterliche Mysterienspiel fest übernommen hatten, erstrahlte an europäischen Höfen eine neue Elitekultur. Feiertage wurden mit Opernaufführungen zelebriert. Höfische Theaterbauten, Theater innerhalb fürstlicher Residenzen, in Gartenanlagen integrierte Heckentheater, Kirchenbauten, die die Aufführung von religiösen Opern und Oratorien zuließen zeugen vom Gebrauchswandel. Die Neuzeit war geprägt durch einschneidende geographische, naturwissenschaftliche und geistige Entdeckungen, durch das Scheitern der mittelalterlichen Kirche und durch die Besinnung der Philosophie und Kunst auf den Menschen und die Entfaltung der freien Persönlichkeit. Im Theater der [Humanist]]en erkennt man erste Ansätze zur Tradition des „klassischen Dramas“, in dem eine spannende Handlung durch Dialoge vorangetrieben wird. So folgte auch, dass die Orte der Handlung nicht mehr simultan nebeneinander standen, sondern chronologisch durch Szenenumbau belebt wurden. Man lehrte das „antike Drama“ auch schon im Mittelalter in den Schulen, jedoch war die Vorstellungskraft für die antike Aufführungspraxis nicht vorhanden. Erst den Humanisten der Neuzeit gelang es antike Spielformen zu rekonstruieren. Aristokraten griffen die neue „klassische Kulturwelle“ mit Begeisterung auf, waren jedoch weniger an einer genauen Rekonstruktion klassischer Dramen interessiert, wie das die humanistischen Gelehrten waren, sondern mehr an prunkvoller Ausstattung und später dann an der Auflockerung des Spieles durch Zugabe von burlesken Tänzen. Während die Tragödie während der Renaissance kaum Aufmerksamkeit bekam, wurde die Komödie verehrt. Am Hofe von Ferrara entstand das erste glanzvolle Zentrum für die Wiederbelebung antiker Komödien und wenig später die Schöpfung der „Commedia erudita“, einer volkssprachlichen gelehrten Komödie. Lodovico Arisot, Leiter des Hoftheaters von Ferrara, feierte am Hofe seine größten Erfolge mit Bühnenwerken wie „La Cassaria“ und „I suppositi“. Doch die berühmtesten Renaissancekomödien schrieb Niccoló Machiavelli, der die antiken Vorbilder beiseite warf und ein scharfes Portrait der Sitten und Laster seiner Zeit in die Werke einbaute. Mit der Tragödie setzen sich Gelehrte hauptsächlich theoretisch auseinander und leiteten aus dem Werk „Poetik“ von Aristoteles Dichtungsnormen ab. Zu den wichtigsten Gesetzen gehörten die drei Einheiten von Ort, Handlung und Zeit. Doch schon früh verlor die Komödie an Bedeutung und die „Comedia dell´arte“, die Stehgreifkomödie, sowie das Schäferspiel rangen ihr den Platz ab. Das Schäferspiel vereinigte Komik und Tragik, distanzierte sich von politischen und sozialen Krisen der Gegenwart und formte eine utopische Glanzwelt. Großen Einfluss nahm das Schäferspiel auf die Entwicklung der Oper. Im 16. Jahrhundert entdeckten Humanisten den didaktischen Wert des Theaters. Zur moralischen Belehrung und als Propagandainstrument der Reformation (auch Martin Luther empfahl das Schultheater) nahm man das lateinische Theater in den Lehrplan auf.
Wichtige Vertreter der Neuzeit
Komödie
Schäferspiel
Das barocke Zeitalter
Zu keiner Zeit wurde das Theater mehr geliebt als während des europäischen Barocks. Das Spiel auf der Bühne galt im 17. Jahrhundert als vollkommenes Abbild und Sinnbild einer glanzvollen Welt. Der Niedergang des Feudalismus und der Sieg des Absolutismus stürzten alte Werte und schärften das Bewusstsein für Schein und Sein. Der Vergleich zwischen Welt und Bühne, auf der jeder Mensch die ihm zugedachte Rolle spielt, beherrscht die Werke von William Shakespeare und Pedro Calderón. Der Mensch als wahres Abbild der Gesellschaft und Seinesgleichen, Gott als Regisseur und Zuschauer – diesem Bild wurde in der gesamten Barockkultur nachgeeifert und entfaltete sich in glanzvoller Theatralik. Am absolutistischen Hofe wurde sogar das Alltagsleben theatralisch arrangiert und mit jeder Inszenierung wollte man die vorherige übertreffen. Das Verlangen nach Dramatik und theatralen Festlichkeiten wurde immer stärker, welches den Berufsstand des Dramatikers in eine Blütezeit versetzte. In den Großstädten kam ein urbaner kommerzieller Theaterbetrieb hinzu. Immer größer werdender Andrang und Erweiterung des Spiels forderten bald die Abwandlung vom höfischen Theater zum Volkstheater – die ersten Guckkastenbühnen entstanden, später wurden dann Zuschauerräume eingerichtet, mit Rängen und Logen, die eine Hierarchie der Gesellschaft abbilden sollten. Hamburg erhielt im 17. Jahrhundert das Theater am Gänsemarkt, Leipzig ein zu Messezeiten bespieltes Haus. Die zur Aufführung gelangenden Stücke kosteten Tragik und Komik aus und lebten von gekonnten Gewaltinszenierungen, Tanz und Musikeinlagen. Zuschauer aller Schichten besuchten die Aufführungen. Weniger fixierbar entwickelte sich der kontinentale kommerzielle Theaterbetrieb für das bürgerliche Publikum, dem feste Aufführungsorte und lokal ansässige Truppen fehlten. Städtische Festsäle konnten hier wie Marktplätze Funktionen im Theaterbetrieb übernehmen. Textgrundlage der Truppen wurden in aller Regel nur in Manuskripten fixiert. Die Unternehmen reisten mit Repertoires von bis zu 80 Stücken durch Europa und wählten oft vor Ort das, was hier länger nicht gespielt worden war, für die Inszenierung aus. Kaum mehr als die in den 1720ern in Wien fixierte Handvoll Haupt und Staatsaktionen haben aus diesem Theaterbetrieb im Druck überlebt. Gymnasien integrierten Theateraufführungen in den Schulbetrieb – der Aufführungsort der meisten der heute als Barockdramen gehandelten Stücke.
Das Barocktheater war ein Auffangbecken verschiedenster theatraler Gattungen der vorherigen Epochen und Sammelbecken verschiedenster kultureller Kunstrichtungen, die von reisenden Theatergruppen immer wieder aufgenommen wurden und in ihre Inszenierungen eingebaut wurden. Die schon in der Renaissance auftauchende „Comedia dell'arte“ galt als die Theaterform schlechthin, mit ihr emanzipierte sich das Schauspiel von der Literatur. Improvisationskunst und ein Feuerwerk mimischer, musikalischer und choreographischer Einfälle waren ihr Merkmal und begeisterten nicht nur das Bürgertum mit ihrer kommerziellen Ausrichtung. Höher angesiedelt war demgegenüber das höfische Theater, das bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts europaweit Opern und Komödien privilegierte. Keineswegs darf dies missverstanden werden: Die Opern waren seit 1600 das hohe Theater – die Stücke erschienen in der Regel gedruckt, um während der Aufführungen gelesen zu werden, um nach der Aufführung an das Stück zu erinnern, um als Poesie gelesen und geschätzt zu werden. Die berühmtesten Opern-Poeten gaben ihre Werke daneben in Sammelausgaben heraus – die Texte ohne die Musik, die den kurzfristigeren Moden unterlag und vor Ort für den Anlaß komponiert wurde. Die Oper, die von Italien aus Europa eroberte, erlebte einen Siegeszug an den aristokratischen Höfen.
Das elisabethanische Theater
1576 baute James Burbage das erste Londoner Theater und übernahm dabei die runde Form von damaligen Tierarenen. Mit diesem Bau gab James Burbage den Anstoß für einen wahren Theaterboom, alle Gesellschaftsschichten wurden von einer Theaterbesessenheit gepackt. Diese Hochkonjunktur ist vor allem auch der Monarchin Elisabeth I. zu verdanken, die mit ihrem Kunst- und Geschäftsinn nach dem Bürgerkrieg im 16. Jahrhundert ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum formte. Der Theaterbetrieb der Shakespearezeit gewann Einfluss in England und später auf das Repertoire der kontinentalen Theatertruppen. Die Englischen Schauspieltruppen umfassten ca. 15 Mitglieder, die auf genossenschaftlicher Basis arbeiteten. Die Darsteller lebten von ihrem Teil des Erlöses der Vorstellungen. Es spielten ausschließlich Männer in einer Gruppe (auch Frauenrollen). Man spielte am Tag, um das Beleuchtungsproblem zu umgehen. Auch der Vorhang war unbekannt. Requisiten wurden während des Spiels auf die Bühne getragen. Kostüme wurden angedeutet. Bedeutende Truppen waren die
- King's Men und
- Admiral's Men,
die wie kleine Wirtschaftsunternehmen funktionierten. Die Schauspieler brachten als Gesellschafter Betriebskapital ein und wurden am gemeinsamen Gewinn beteiligt. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1642 wurden in England ca. 5000 Stücke aufgeführt, von denen heute 620 im Druck erhalten sind.
Bekannte Dramatiker sind hier:
- John Lyly (1554)
- Thomas Kyd (1558)
- Robert Green (1558)
- Christopher Marlowe (1564) und
- William Shakespeare (1564)
- Ben Jonson (1573)
Zwischen 1567 und 1629 entstandene Theater in London:
- Red Lion (1567)
- Boa's Head (1602)
- Theatre (1576)
- Curtain (1577)
- Bull Inn
- Cross Keys Inn
- Bell Inn
- Blackfriars
- Bel Savage Inn
- Pau's
- Salisbury Court (1629)
- Fortune (1600)
- Red Bull (1604)
- Cockpit (1616)
- Swan Theatre (1595)
- Rose (1587)
- Globe (1599)
Die bezeichneten Häuser waren ähnlich gebaut: Eine Grube bildete die Stehplätze für die ärmere Bevölkerung. Um diese herum lief eine mehrgeschossige, überdachte Galerie mit Sitzplätzen für die Reichen, die sich mittlerweile gerne vom höfischen Theater abwandten und die öffentlichen Gebäude aufsuchten. In der Mitte der Grube befand sich ein erhöhtes Spielpodest, das auch von den Galerien gut einsehbar war. Auf der großen Bühne befand sich noch mal eine kleine Bühne und die Garderobe für die Darsteller. Auf der Garderobe befand sich ein Balkon, der von einem Strohdach überdeckt wurde. Auf diesem Strohdach befand sich der Turm für den Trompeter, der den Vorstellungsbeginn ankündigte. Im Turm befand sich die Flugmaschine für besondere Auftritte der Schauspieler. Auf dem Dach des Turmes wehte die Fahne mit dem Emblem des entsprechenden Theaters. Beim Swan Theater ein Schwan, beim Rose eine Rose usw.
Die iberische Theaterkultur
Das Theater des spanischen Barocks wurzelte tief im Katholizismus. Das traditionelle allegorische Fronleichnamsspiel erfreute sich bis ins 18. Jahrhundert großer Beliebtheit, und Spaniens Theater stand stets im Dienst und unter Schutz der katholischen Kirche. Anfang des 16. Jahrhundert kehrten die ersten italienischen Schauspielreisetruppen in Spanien ein, spielten ihre Stücke in den Innenhöfen der religiöser Bruderschaften und später in den eigens erbauten „Teatro de Corral“, erstellt nach dem Vorbild der Innenhof-Bühnen und den englischen Bühnen wenig unähnlich. Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts bespielten schon heimische Schauspieltruppen die im ganzen Land errichteten Bühnen und formten somit die auf begeisterten Anklang stoßende iberische Theaterkultur. Als im 17. Jahrhundert die Weltmacht Spaniens zu zerfallen schien, hielten die Bürger ihren Glauben an Macht und prunkvollem Leben durch das Theater aufrecht. In dieser Zeit wurden mehr als 300.000 Bühnenwerke verfasst und eine große Anzahl verschiedener Gattungen bildeten sich unter dem Überbegriff Comedia:
- Autos sacramentales (einaktige allegorische Fronleichnamsspiele)
- Comedias en capa y espada (Mantel- und Degenstücke)
- Comedias del teatro (aufwendig inszenierte historische Schauspiele)
- Comedias de santos (Heiligenlegenden und Märtyrertragödien)
- Comedias de figurón (Vorläufer der Charakterkomödie)
- Entremeses (einaktige farcenhafte Zwischenspiele für Feste)
- Burlescas (Possen und Persiflagen)
- Fiestas (höfische Festspiele mit Tanz und Musik)
Das Mantel- und Degenstück stellte sich als erfolgreichste und europaweit berühmteste Gattung heraus. Gegenstand der Handlung war das Leben der Hofgesellschaft und der Mantel, als Symbol der Vermummung ist die wichtigste Requisite der unverzichtbaren Liebesintrige. Lope de Vega, einer der bekanntesten Dramatiker dieser Zeit war der aristotelischen Poetik zwar vertraut, jedoch mehr um die Gunst des Publikums erpicht und versuchte sowohl tragische als komisch Elemente zu vereinen. Die spanische Barockdramatik war eher ein Gleichnistheater, weniger auf realistische Charaktere oder neuzeitlich Problematik ausgerichtet, sondern auf die Nachbildung des himmlischen und weltlichen Ordnungssystems.
Bekannte Dramatiker sind hier:
- Miguel de Cervantes Saavedra 1547–1616 (Don Quijote)
- Lope de Vega 1562–1635
- Tirso de Molina 1584–1648
- Pedro Calderón de la Barca 1600–1681
Das französische Barocktheater
Den beiden gegensätzlichen Linien des europäischen Barocktheaters, das monumentale höfische Theater und das klassizistische Drama, galt in Frankreich gleichermaßen Aufmerksamkeit. Am Hofe Ludwig XIV. erlebte das Theater eine oberflächliche prunkvolle Entfaltung mit unter anderem dem Ballet du cour, eine theatrale Sonderform, bei dem nicht nur Männer und Frauen des Hofes auftraten, sondern auch der König selbst. Literarisch jedoch markierte die französische „Tragédie classique“ den Höhepunkt dieser Epoche, und nur unter dem wachsamen Auge des Kardinal Richelieu und seiner gegründeten „Académie Francaise“ konnte sich diese Gattung nach den klassizistischen Normen entfalten. Unter deren Zensur stand auch der Dichter Pierre Corneille mit seinem Werk Cid, der selbst von Richelieu unter der Académie in einem Dramatikergremium arbeitete. Von der Académie kritisiert und von dem Publikum bejubelt und als Nationalheld stilisiert, entschied sich Corneille jedoch folglich nur noch stilreine Dramen zu verfassen und schuf dabei den Prototypen eines tragischen Helden frei von individuellen Zügen, der die Ideale des französischen Barock, Schicklichkeit und Ehrbarkeit, preisen sollte. Jean Racine hingegen verlieh seinen Protagonisten einen individuellen Charakter und empfand die klassizistischen Dramenstrukturen als außerordentlich hilfreich um psychologische Intensität zu verdeutlichen. Nach dem sein Hauptwerk Phädra 1677 durch das gefälligere Werk eines Rivalen wenig Zustimmung bekam, verließ er das Theater. Sein größter Rivale war der Dichter Molière, zuvor sein Mentor und der Meister der Charakterkomödie, dem er nach seinem Theaterdebüt schnell die Zuschauer stahl. Doch Molière stand in der Gunst des Königs und verfasste unzählige Farcen, Sitten- und Typenkomödien und bediente sich dabei im Repertoire der „Comedia dell'arte“. Er entwickelte das Genre des „Comédie-ballet“, in dem Tanzszenen nicht nur schmückendes Beiwerk waren, sondern Teil der Handlung. Und sein literarischer Höhepunkt bildeten die Charakterkomödien, in denen er einen einzigen Charakterzug des Protagonisten personifiziert und überspitzt und ihn damit der Lächerlichkeit preisgibt. Er hielt die Bühne für einen theatralischen Pranger, in dem Verstöße gegen Vernunft und Sitte durch die Komödie aufgedeckt und verspottet werden sollten. Von seinen Mitstreitern gehasst ist Molière heute einer der bekanntesten und meist gespielten Dramatiker aus dem französischen Barock.
Bekannte Dramatiker sind hier:
- Pierre Corneille 1606-1684
- Jean Racine 1639-1699
- Molière 1622-1673
Das heutige Theater ist unterteilt in drei Teilbereiche: Der Bühne, den Zuschauerraum und der Verwaltungs- und Werkstätteneinheit. Der gesamte Bau ist bau-, brand- und sicherheitstechnischen Vorschriften unterlegen. Zwischen Bühne und Zuschauerraum befindet sich im traditionellen Theater häufig der „eiserne Vorhang“ als Trennung, im Backstage findet man die Garderoben sowie Handmagazine für den Tagesbedarf u.a. mit Requisiten und Dekorationen. In Opernhäusern und gemischten Bühnen findet man zwischen Publikum und Bühne einen, meist versenkten, Orchestergraben. In heutigen Inszenierungen sucht man häufig durch Überwindung des Orchestergrabens mit Podesten die Nähe des Publikums.
Viele Neubauten wenden sich ab von der traditionellen Guckkastenbühne hin zur Raumbühne, Arenabühne und Rundumbühne, um eine andere Zuschauer-Darsteller-Zuordnung zu erreichen. Damit das Geschehen eine direkte Verbindung zum Publikum hat, gehen Bühne und Zuschauerraum architektonisch ineinander über und der „eisernen Vorhang“ verschwindet.
Aufbau eines heutigen Theaters
Es gibt viele Teilbereiche auf die ein Theater aufbaut und die gegenseitig voneinander abhängig sind. In den organisatorischen, künstlerischen und technischen Bereichen gibt es viele interne und externe Überschneidungen und sie stehen in Co-Abhängigkeit. Wenn ein Bereich nicht vorhanden ist, kann Theater nicht sein.
Organisatorischer Bereich
Betrachtet man das Theater hierarchisch, steht an oberster Stelle die geschäftsführende bzw. künstlerische Intendanz, ihr obliegt die Geschäftsleitung. Sie hat sowohl wirtschaftliche, politische als auch künstlerische Interessen, die bei der Erstellung des Spielplanes eingehen. In enger Zusammenarbeit mit dem Dramaturgen wird zumeist ein Jahr im voraus das Programm zusammengestellt, das sich aus vielen verschiedenen Sparten wie Schauspieltheater, Musiktheater, Tanztheater, Puppentheater oder auch spartenübergreifenden Performances zusammensetzt. Das Künstlerische Betriebsbüro (KBB) ist Anlaufstelle und Sammelpunkt für alle Teilbereiche. Das KBB ist eine organisatorische Einheit, die alle Aufgaben, Personen und Vorgänge koordiniert. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist ein Teilbereich der Werbung. Im engen Kontakt mit der Presse sowie anderen Medien ist sie für die Veröffentlichung des Spielplanes und der einzelnen Stücke verantwortlich. Ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eher inhaltlich orientiert, ist die Marketingabteilung für die Präsentatnion des Theaters in der Öffentlichkeit durch Plakate, Flyer, Postkarten und Monatsleporello etc. zuständig. Wie jedes andere Unternehmen muss auch das Theater alle Geschäftsvorgänge erfassen. Der Buchhalter kontrolliert und erfasst jeden Geschäftsfall und erarbeitet gemeinsam mit der Intendanz den Jahresbericht. Große Theaterhäuser wie Stadt - und Staatstheater haben meist mehrere hundert Mitarbeiter.
Künstlerischer Bereich
Im Theater arbeiten viele Künstlerinnen auf und hinter der Bühne:
- Autoren
- Komponisten
- Regisseure
- Musikalische Leiter/Dirigenten
- Choreographen
- Bühnenbildner
- Lichtdesigner
- Kostümbildner
- Dramaturgen
- Maskenbildner
- Schauspieler
- Sänger
- Tänzer
- Chor: Frauen: Sopran, Mezzosopran, Alt, Männer: Tenor, Bariton, Bass
- Orchester mit den verschiedensten Instrumenten
- Theatermusiker (außerhalb des Orchesters)
- Korrepetitoren
- Komparsen
- Statisten
Technischer Bereich
Die meisten Theater haben eigene technische Abteilungen, unterteilt in
- Technische Leitung (Technischer Direktor mit Assistenten) für die Gesamtverantwortung und Organisation aller technischen Abteilungen,
- Konstruktionsabteilung (Entwurf und Konstruktion der Bauten, Planung und Statik),
- Werkstättenleitung (Organisation der Herstellung des Bühnenbildes und der Werkstätten),
- Kostümabteilung,
- Gewandmeister (Organisation der Herstellung der Kostüme, Schnittmuster),
- Bühneninspektion (Organisation der technischen Abläufe auf der Bühne: Auf- und Abbauten, Lagerung),
- Bühnenmeister,
- Bühnentechniker,
- Bühnenmeister,
- Beleuchtung,
- Ton/Video und
- Requisite (Herstellung und Organisation der Requisien, Betreuung bei Proben und Vorstellungen).
Von den Technischen Abteilungen wird im Theater große Kunstfertigkeit, Erfindungsreichtum, Flexibilität und Verständnis für künstlerische Prozesse verlangt. In vielen kleineren und sogenannten Freien und Off-Theatern beschränkt sich der Technische Bereich oft auf ein Minimum.
Finanzierung
Theatersubventionierung und Grundförderung
Für viele Theaterhäuser ist eine Existenz ohne die Grundförderung durch Bund, Land oder Stadt nicht möglich. Der gesammte Spielplan wird zumeist aus separat beantragten Sondermitteln, staatlichen Subventionen und Drittmitteln sowie Eigenmitteln aus dem Kartenverkauf finanziert. So werden in Deutschland häufig 80% der Kosten einer Theatervorstellungen von staatlichen Subventionen getragen, während die Zuschauer nur etwa 20% tragen. Kulturelle Veranstaltungen dieser Art, besonders große Theaterhäuser, die einen Auftrag zur kulturellen Grundversorgung haben, können am Markt alleine nicht existieren. Um die kulturelle Bildung und die Bewahrung der Theaterkultur zu gewährleisten, finanziert je nach Zugehörigkeit der Staat, das Land und die Stadt das Theater. Renomierte Häuser haben oft private Förderer, die den Trägerverein finanziell unterstützen. Zudem können einzelne Produktionen verschiedene Förderungen auf Antrag durch kulturfördernde Institute erhalten, wie durch die Bundeskulturstiftung in Deutschland.
Gastspieltheater
Eine Alternativform zur Finanzierung von Theatern bietet sich über sogenannte Gastspieltheater. Hierbei unterhält eine Gemeinde lediglich eine für Theatervorstellungen geeignete Räumlichkeit. Ein festes Ensemble wird nicht unterhalten.
Der Vorteil dieses Modells ist, dass ständig wechselnde Vorstellungen möglich werden, da zahlreiche Theatergruppen Tourneen durch das Land abhalten, die in einem Qualitätswettbewerb zueinander stehen und somit die Qualität der Vorstellungen ein hohes Niveau erreichen kann. Der Wettbewerb garantiert zudem, dass monopolartige Situationen eines festen Ensembles vermieden werden und die Kosten sinken.
Privattheater
Neben den rund 150 öffentlich getragenen Theatern (Stadttheater, Staatstheater und Landesbühnen) gibt es etwa 280 Privattheater. Das sind Theater höchst unterschiedlicher Größe und Ausrichtung. Rund 80 dieser Privattheater sind im Deutschen Bühnenverein organisiert. Aber es gibt kaum etwas, was gleichermaßen für alle gilt, weder in künstlerischer noch in organisatorisch-verwaltungstechnischer noch in finanzieller Hinsicht. Manche dieser Theater sind größer als Stadt-Theater und haben denselben "Apparat" (Verwaltung, Werkstätten, große Ensemble), andere Privattheater sind so klein, dass es keinerlei Arbeitsteilung gibt und alle Beteiligten alle Arbeiten machen (müssen). Grob gesehen müssen sie sich mehr aus Eigenmitteln finanzieren als die öffentlich getragenen Häuser. Sie finden sich deshalb häufig in Ballungsgebieten, da durch das dort vorhandene Zuschauer-Aufkommen (inklusive Touristen) der Betrieb eher rechnet.
Entstehung eines Theaterstücks
- Erstellen des Stückes durch den Autor und Angebot an einen Verlag oder ein Theater
- Entscheidung der Dramaturgen, in Absprache mit der Intendanz, über das Stück
- Darsteller (Besetzung) der Rollen, Regisseur, Regieassistenz und Ausstatter werden gesucht und als Besetzung bekanntgegeben.
- Bekanntgabe des Stückes im Spielplan. Geldmittel werden abgeschätzt und zugeteilt
- Regisseur und Bühnenbildner erstellen einen konzeptionellen szenischen Entwurf auf Grundlage eines Regiekonzeptes.
- Dramaturg und Regisseur erstellen eine eigene Fassung des Textes für ihre Inszenierung. (Striche, Einsetzen von Fremdtexten), ebenso der Bühnenbildner und evt. der Lichtgestalter.
- Das Bühnenbild wird in einer Bauprobe allen Beteiligten vorgestellt, die erste Bewährungsprobe des Bühnenbildentwurfs.
- Beginn der Proben
- Die Kulissen werden (meist in den Theaterwerkstätten) gebaut, nachdem der Bühnenbildentwurf konstruktiv umgesetzt wurde. Der Kostümbildner erstellt Skizzen für die Kostüme, Probenkostüme werden aus dem Fundus genommen und die Originalkostüme meistens in der Schneiderei angefertigt oder durch Änderungen aus dem Fundus erstellt.
- Technische Einrichtung. Das Originalbühnenbild wird erstmals im Bühnenraum aufgebaut.
- Beleuchtungseinrichtung und Beleuchtungsproben. Die Scheinwerfer werden für die Aufführung ausgerichtet. Im Stellwerk werden in einem Computer die Lichteffekte programmiert.
- Hauptproben. In den Hauptproben werden erstmals alle Elemente des Stückes original zusammengefügt. (Kostüme, Maske, Requisiten, Licht, Ton etc.)
- Generalprobe
- Premiere
- Requisiten und Kostüme usw. werden vom Requisitenmeister, den Requisiteuren und Garderobieren für die nächsten Aufführungen hergerichtet.
Die Steuerung aller technischen Vorgänge sowie der Auftritte der Darsteller während einer Aufführung leitet der Inspizient. Die Abendspielleitung, Wiederaufnahme- oder Umbesetzungsproben eines laufenden Stücks übernimmt der Regieassistent.
Literatur
- Manfred Brauneck: Klassiker der Schauspielregie. Positionen und Kommentare zum Theater im 20. Jahrhundert, Rowohlt, Reinbek 1988, (Rowohlts Enzyklopädie; Bd.; 477) ISBN 3-499-55477-1
- Manfred Brauneck: Die Welt als Bühne. Geschichte des europäischen Theaters, Metzler, Stuttgart,
- 1. – 1993, ISBN 3-476-00917-3
- 2. – 1993, ISBN 3-476-00918-1
- 3. – 1999, ISBN 3-476-01387-1
- 4. – 2003, ISBN 3-476-01616-1
- 5. – 2005, ISBN 3-476-01693-5
- Peter Brook: Der leere Raum, Alexander-Verlag, Berlin, 2004, ISBN 3-923854-90-0
- Joachim Fiebach (Hrsg.): Manifeste europäischen Theaters. Grotowski bis Schleef, Verl. Theater der Zeit, Berlin 2003, ISBN 3-934344-17-8
- Joachim Fiebach: Die Toten als die Macht der Lebenden. Zur Theorie und Geschichte von Theater in Afrika, Heinrichshofen, Wilhelmshaven, 1986, ISBN 3-7959-0503-6
- Georg Hensel: Spielplan. Der Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart, Econ-List Taschenbuchverl., München 2001, ISBN 3-612-26645-4
- Klaus Lazarowicz, Christopher Balme (Hrsg.): Texte zur Theorie des Theaters, Reclam, Stuttgart, 2003, ISBN 3-15-008736-8
Bühnenzeitschriften
- Theater der Zeit
- Theater heute
- Die deutsche Bühne
- Theater Zytig, Schweiz
- danceforyou-Magazin
- Theaterzeitschrift, Schweiz
- Zeitschrift für Opernchor und Bühnentanz
- Tanz der Dinge, Schweiz
- Theater pur – Das Magazin für Nordrhein-Westfalen
Siehe auch
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- 3sat/Theater
- Theateralmanach und ZDFtheaterkanal
- www.gutes-theater.de - Portal für alle Theater-Links
- Spielpläne deutschsprachiger Bühnen
- Zentralverband Schweizer Volkstheater (ZSV)
- Digitale Bibliothek von historischer Theaterliteratur
- Fachportal für Theaterforschung
- Bundesverband Freier Theater e.V.
- Österreichische Bundestheater