Erdbeben in der Provence 1909

Erdbeben
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Das Erdbeben in der Provence (auch: Beben von Lambesc) 1909 ist bis heute mit einer Stärke von 6,2 auf der Richterskala das stärkste Beben, dass in der France métropolitaine, dem französischen Mutterland, verzeichnet wurde. Es starben 46 Menschen, verletzt wurden 250 und rund 2000 Gebäude beschädigt. Das Dorf Lambesc wurde bei dem Beben vollständig zerstört.[1]

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Erdbeben in der Provence 1909
Erdbeben in der Provence 1909 (Frankreich)
Erdbeben in der Provence 1909 (Frankreich)
Datum 11. Juni 1909
Uhrzeit 21 Uhr 15 Minuten
Magnitude 6,2 ML
Tiefe 6 km
Epizentrum 43° 42′ 0″ N, 5° 24′ 0″ OKoordinaten: 43° 42′ 0″ N, 5° 24′ 0″ O
Land Frankreich (France métropolitaine)
Tsunami nein
Tote 46
Verletzte 250
Sachschaden 2000 Gebäude zerstört, 2,2 Milliarden Francs

Geologische und geotektonische Grundlagen

Das Erdbeben ist auf tektonische Bewegungen, die in Verbindung mit der Subduktion der Afrikanische Platte unter die Eurasische Platte stehen, zurückzuführen. Aus der Schadensbilanz und der Analyse der Daten konnte die Lage des Epizentrums und die Herdtiefe des Bebens mit mindestens 6km bestimmt werden [2] Das Erdbeben fand an der Faille de Trévaresse (Störung von Trévaresse) statt[3][4], die als Querstörung zu einem überregionalen Grabensystem (der Mittelmeer-Mjösen-Zone) gehört. Diese reicht vom Tal der Rhone über den Oberrheingraben, bis in den Süden Norwegens. Die kerntechnischen Anlagen von Cadarache liegen in der Nachbarschaft dieses Verwerfungsystems.

Anhand der Isoseisten-Karte des Bebens[5] kann man die Zonen mit verwüstenden bis vernichtenden Schäden entsprechend der damals gebräuchlichen Mercalliskala (Zone IX bis X) lokalisieren. Im Bereich der stärksten Zerstörungen (Zone X) lagen die Ortschaften Beaulieu, Lambesc, Rognes, Venelles, Saint-Cannat und Vernègues.

Zeitlicher Ablauf

Es wurden Vorbeben am 26. Mai 1909 in Le Puy-Sainte-Réparade und am 28. Mai in Saint-Cannat verzeichnet. Kurz vor dem Hauptbeben zeigen domestizierte und wilde Tiere unnatürliche Verhaltensweise, Vögel flogen tief, Nutztiere strebten ins Freie oder wurden, wenn angebunden, sehr unruhig.[6].
Das Hauptbeben erfolgte am späten Abend des 11. Juni 1909 um 21:15. Aufgrund der Tageszeit konnten sich noch zahlreiche Menschen trotz verheerender Schäden ins Freie retten.[7] Teils heftige Nachbeben, unter anderem am 10. Juli in Meyrargues, vom 12. bis zum 14. und nochmals am 16. Juli in Puyricard, Arles, Lambesc, Marseille und Toulon sorgten für Unruhe und teilweise Panik unter der Bevölkerung, viele Menschen zogen es vor, unter freiem Himmel zu schlafen und vor Gebäudeeinstürzen sicher zu sein.

Das Erdbeben war das heftigste in Frankreich seit 1654, wo ein Erdbeben mit dem Epizentrum in Roquebillière stattgefunden hat. Das Erdbeben wurde in den Départements du Gard, Vaucluse, Alpes-de-Haute-Provence und Var verspürt.

Entstandene Schäden

  • Lambesc, im Département Bouches-du-Rhône: Zahlreiche zerstörte Häuser.
  • Aix-en-Provence (Bouches-du-Rhône): Das Dach eines handwerklichen Betriebs stürzt ein.
  • Cornillon-Confoux (Bouches-du-Rhône): Teilweise Zerstörung der Kirche (Einsturz des Tympanon).
  • La Barben (Bouches-du-Rhône): Einsturz eines Turms des Schlosses.
  • Le Puy-Sainte-Réparade (Bouches-du-Rhône): Mehr als 20 zerstörte Häuser, zwei Tote. Mehrere Brunnen werden schlammig.
  • Mouriès (Bouches-du-Rhône): Der obere Teil des Glockenturms bricht zusammen..
  • Pertuis (Vaucluse): Schäden an mehreren Brücken über den Canal de Marseille.
  • Rognes: Beträchtliche Schäden und vierzehn Tote[8]. Der Einsturz eines Schafstalls fürht zum Tod von 150 Schafen.
  • Salon-de-Provence (Bouches-du-Rhône): Starke Schäden. Zwanzig Meter Mauerwerk des Château de l'Empéri sind eingestürzt.
  • Venelles (Bouches-du-Rhône): Der obere Dorfteil ist weitestgehend zerstört.
  • Vernègues (Bouches-du-Rhône): Einsturz des Schlosses, nahezu die Gesamtheit der Häuser ist zerstört, es gab zwei Tote. Das Dorf wurde auf einer tieferen Lage wieder aufgebaut.
  • Avignon: Der Glockenturm des Augustinerklosters schwankt und ist seitdem schief.

Literatur

  • Hammer. E.-V.: Dauernde Wirkungen des provenzialischen Erdbebens im Juni 1909, Petermanns Geograph. Mitt., Band 58, Gotha 1912
  • Levert. A., Loup, C., Goula, X.: The Provence Earthquake of 11th June 1909 (France). A new Asseessment of near Field Effects , Proceed. of the 8. Europ. Conference on Earthquake Enengieering, Lissabon 1986, S.80-86
  • Baroux, E., Pino, N. A., Valensise, G., Scotti, O., Cushing, M. E.: Source parameters of the 11 June 1909, Lambesc (Provence, southeastern France) earthquake: A reappraisal based on macroseismic, seismological, and geodetic observations. Journ. of Geophysc. Research, 108, 2003, S. 2454-2477

Einzelnachweise

  1. Übersicht über das Erdbeben von Lambesc, aufgerufen am 31. Mai 2012, in französisch
  2. Chardon, D., Bellier, O.: Geological boundary conditions of the 1909 Lambesc (Provence, France) earthquake : structure and evolution of the Trévaresse ridge anticline. Bull. Soc. géol. France, Band 174, 2003, S. 497-510
  3. Geologie und tektonische Übersicht, aufgerufen am 31. Mai 2012
  4. tektonische Bewegungen an der Trévaresse-Störung während des Erdbebens 1909, aufgerufen am 31. Mai 2012
  5. Isoseisten-Karte, abgerufen am 31. Mai 2012
  6. Académie des sciences, agriculture, arts et belles lettres:Deux siècles d'Aix-en-Provence, 1808-2008, 2008, S. 165-169.
  7. Summer School of Strasbourg: The Provence Earthquake of 11th June 1909 (France): A New Assessment of Near Field Effects", from Seismic Hazard in Mediterranean Regions: Proceedings of the Summer School , 15. Juli - 1. August 1986, Springer, 1988, S. 383
  8. Le tremblement de terre de 1909. (HTML) Abgerufen am 15. März 2011 (französisch).