Samojeden

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Unter dem Sammelbegriff Samojeden werden die Völker der samojedischen Sprachgruppe bezeichnet, die den äußersten Norden Russlands zwischen den Halbinseln Kanin und Taymir bzw. die Ebene zwischen Ural und Jenissei bewohnen. Die samojedische Sprachgruppe gehört zu den uralischen Sprachen und ist mit den finnougrischen Sprachen verwandt; daher werden die Samojeden gelegentlich auch als ein Bindeglied zwischen Mongolen und Finnen betrachtet.

Das Wort samojede bezeichnet im Russischen in etwa der, der sich selbst verzehrt; dies bezieht sich vermutlich auf die Genügsamkeit und Anspruchslosigkeit der Angehörigen dieser Volksgruppe, in einem Reisebericht aus dem Jahre 1670 werden die Samojeden jedoch als Kannibalen beschrieben (vgl. [1]). Der Bergriff ist jedoch auch ethnologisch umstritten; häufig findet man daher auch die synonyme, aber wertneutrale Bezeichnung sibirische Hasawa (vgl. [2]).

Das wichtigste Volk der Samojeden sind die Nenzen oder Jurak-Samojeden (Juraken), das auf der Halbinsel Jalmal und im Nordosten des europäischen Russland lebt. Das Volk der Nganasanen oder Tawgi-Samojeden (Tawgg- und Awam Samojeden) umfaßt nur etwa tausend Menschen und lebt zwischen dem unteren Jenissei und der Chatangabucht auf der Taimyr- Halbinsel; weitere Samojeden-Stämme sind die Uraken, Dolghanen, Ostjaken und Tungusen. Es handelt sich dabei um Völker, die ursprünglich als Nomaden lebten und sich von ihren Rentierherden, von Fischfang und von der Jagd ernährten, dann 1877 und 1955 teilweise umgesiedelt wurden und heutzutage weitgehend seßhaft geworden sind. Partiell wird von Samojeden noch die Religion des Schamanismus praktiziert.

Auf das Volk der Samojeden geht auch die Bezeichnung der gleichnamigen Hunderasse (siehe Samoyede, Samoiedskaïa Sabaka) zurück.

Rezeption

Die frühesten bekannten Berichte über Samojeden stammen von Adam Brand aus dem Jahr 1696 und von Tooke aus dem Jahr 1779, die das Volk besuchten.

Das Volk der Samojeden wird kurz erwähnt in Immanuel Kants Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf (Königsberg, 1795; Volltext: [3]).

Eine weitere kurze Erwähnung findet sich in Friedrich Engels' Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats im Kapitel Die Gens bei Kelten und Deutschen (Hottingen-Zürich, 1884; Volltext: [4]).

Quellen