Maiglöckchen

Art der Gattung Convallaria
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Maiglöckchen
Systematik
Reich: Pflanzen
Abteilung: Magnoliophyta
Klasse: Liliopsidae
Ordnung: Liliales
Familie: Liliaceae
Gattung: Convallaria
Art: majalis
Botanische Bez.

Convallaria majalis


Das Maiglöckchen (Convallaria majalis), auch Maiblume, Maililie, Mairöschen und Maischellen, ist eine Staude aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Der Gattungsname Convallaria stammt vom lateinischen convallis und bedeutet Talkessel, womit er auf das bevorzugte Verbreitungsgebiet der Pflanze hinweist. Der lateinische Artname majalis bezieht sich auf die Blütezeit (majus = Mai).

Beschreibung

Das Maiglöckchen trägt seine weißen,duftenden,glockenförmigen Blüten (5 - 13 Stück) in einer endständigen, langgestielten Traube. Die Blüten weisen alle in eine Richtung und duften stark. Sie blühen von Mai - Juni. Im Juli - August erscheinen dann die roten Beeren, die jeweils 2 - 6 Samen enthalten. Die Laubblätter entspringen direkt aus der Wurzel und haben eine breite , zugespitzte, lanzettliche Form. Auffällig sind die bogenförmigen Blattnerven.

Verbreitung

Das Maiglöckchen wird 15 - 25 cm hoch.Es kommt ausschließlich in Europa vor und wächst wild in lichten Laub- und Mischwäldern. Die bekannte Duftstaude eignet sich (natürlich nicht gerade während der Blütezeit) gut als begehbare Fläche für schattige Standorte. Die Blattgruppen akzeptieren Tritte ohne weiteres. Einzeln stehende Pflanzen blühen übrigens nicht gern, deshalb sollte man Maiglöckchen immer in größeren Gruppen zusammensetzen - und sich so eine "Maiglöckchenwiese" schaffen.

Das Maiglöckchen, eine Modepflanze der Jahrhundertwende, stellt seine Schönheit im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten. Der Duft "bricht das Eis des Winters und der Herzen" stellte Heinrich Heine fest. Maiglöckchen verbreiten sich sehr schnell durch unterirdische Ausläufer bzw. Rhizome. "Plena" ist eine gefüllte Form, "Rosea" blüht zartrosa.

Geschichtliches:

Diese uralte, giftige Kulturpflanze aus der Familie der Liliengewächse ist immer ein Glücks- und Liebessymbol gewesen, weshalb sie z. B. in den Brautsträußen steckt. In der Blumensprache drücken Maiglöckchen "innige Liebe" aus. Das Grün der Blätter steht für Hoffnung, das Weiß der Blüten signalisieren Reinheit. Wer Maiglöckchen am 1. Mai bei sich trägt, soll das ganze Jahr Glück haben - deshalb ist es heute noch in Frankreich Sitte, am "Maiglöckchentag" (jour de muguet) auf allen Straßen Maiglöckchensträuße als Glücksbringer (porte-bonheur) zu verkaufen. Eine Legende besagt, daß das Maiglöckchen dort entstanden ist, wo Maria neben dem Kreuz ihre Tränen vergoß, daher stammen die Namen "Frauen- oder Marientränen" und deshalb gehört es zu den "Marienblumen" und ist christliches Symbol derHeils, der reinen Liebe. In mittelalterlichen Kräuterbüchern taucht das Maiglöckchen als "Lilium convallium", als "Lilie der Täler"(Lily of the valley) auf. Im Volksmund hieß es damals "Meyenblümlin".


Medizinisches:

  • damals:

Im 16. Jahrhundert wird das erste Mal über die Wirkungen des Maiglöckchens in den Kräuterbüchern berichtet. Hieronymus Bock empfiehlt "Meyenblumen" bei Schwindel, Fallsucht und bei Augenleiden. Auch die herzstärkende Wirkung war damals schon bekannt. Auch Tabernaemontanus schreibt der Pflanze allerlei Heilkraft zu. So soll sie bei Ohnmacht, verlorener Sprache, Gicht sowie bei Entzündungen und Geschwüren und allerlei Krankheiten mehr helfen. Aber auch die herzstärkende Wirkung war damals schon bekannt. Früher glaubte man, daß, wenn man mit Maiglöckchen das Gesicht abreibt, die Sommersprossen verschwinden. Auf diesen Glauben beziehen sich die Anfangsverse des Gedichts von Uhland "Mit dem Tau der Maiglöckchen wäscht die Jungfrau ihr Gesicht, badet sie in goldnen Locken". Getrocknete Blüten des Maiglöckchens verursachen Niesreiz. Aufgrund dieser Eigenschaft dienten die Stiele als Bestandteil des "Schneeberger Schnupftabaks", der "das Gehirn reinigen" sollte. Man glaubte, daß durch den Verlust von Schleim schädliche Stoffe ausgeschieden würden. Seine medizinisch herzstärkende Wirkung ist seit Jahrhunderten bekannt. Die Ärzte des Humanismus, für die es noch das Hauptherzstärkungsmittel war, wählten das Maiglöckchen als Berufs-Emblem - als "salus mundi", Heil der Welt.

  • heute:

Blüten, Samen und jungen Blätter enthalten in großer Menge Digitalisglykoside.Die Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen, Durchfälle und Schwindelgefühl. Das Maiglöckchen ist eine auch heute noch wichtige Arzneipflanze. Sie enthält herzwirksame Glycoside vom Typ Cardenolid. Herz-Glycoside werden bei Funktionsschwächen oder einem Versagen des Herzens eingesetzt. Man benutzt das Maiglöckchen vorwiegend bei Bluthochdruckkranken, um die Herztätigkeit zu unterstützen. Interessant ist, daß der Gesamtextrakt des Maiglöckchens 500mal wirkungsvoller ist als das daraus gewonnene reine Glycosid. Die pflanzlichen Zusätze bewirken also eine weit bessere Aufnahme ins Blut oder eine bessere Umsetzung der Wirkstoffe direkt im Herzen. Die giftigen Inhaltsstoffe ähneln denen des Roten Fingerhutes. Der Hauptwirkstoff ist das Convallatoxin. Die Giftstoffe sind in allen Teilen der Pflanze enthalten, aber insbesondere die roten Beeren stellen für Kinder eine Gefahr dar. Auch Blumenwasser in dem Maiglöckchen gestanden haben nimmt die Gifte auf.Bei starker Vergiftung kommt es zu Herzrythmusstörungen. Der Tod tritt durch Herzstillstand ein. Glücklicherweise sind starke Vergiftungen selten, da die Giftstoffe vom Körper schlecht aufgenommen werden.


Gedicht:

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich (1798-1874)

Maiglöckchen und die Blümelein
Maiglöckchen läutet in dem Tal,
das klingt so hell und fein,
so kommt zum Reigen allzumal,
ihr lieben Blümelein!
Die Blümchen, blau und gelb und weiß
Sie kommen all herbei,
Vergißmeinnicht und Ehrenpreis
und Veilchen sind dabei.
Maiglöckchen spielt zum Tanz im Nu
und alle tanzen dann.
Der Mond sieht ihnen freundlich zu,
hat seine Freude dran.
Den Junker Reif verdroß das sehr,
Er kommt ins Tal hinein;
Maiglöckchen spielt zum Tanz nicht mehr.
Fort sind die Blümelein.
Doch kaum der Rief das Tal verläßt,
da rufet wieder schnell
Maiglöckchen auf zum Frühlingsfest
und leuchtet doppelt hell.
Nun hält's auch mich nicht mehr zu Haus
Maiglöckchen ruft auch mich.
Die Blümchen gehn zum Tanze aus,
zum Tanzen geh auch ich!


Siehe auch: Blumensymbolik