Raesfeld [Nordrhein-Westfalen und ist eine kreisangehörige Gemeinde des Kreises Borken im Regierungsbezirk Münster.
] liegt in der Region Lippe-Issel-Niederrhein im Nordwesten des BundeslandsWappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 46′ N, 6° 50′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Münster | |
Kreis: | Borken | |
Höhe: | 59 m ü. NHN | |
Fläche: | 57,95 km2 | |
Einwohner: | 11.709 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 202 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 46348 | |
Vorwahl: | 02865 | |
Kfz-Kennzeichen: | BOR, AH, BOH | |
Gemeindeschlüssel: | 05 5 54 040 | |
NUTS: | DEA34 | |
Gemeindegliederung: | 4 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Weseler Str. 19 46348 Raesfeld | |
Website: | www.gemeinde-raesfeld.de | |
Bürgermeister: | Andreas Grotendorst (parteiunabhängig) | |
Lage der Gemeinde Raesfeld im Kreis Borken | ||
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Geographie
Geographische Lage
Raesfeld liegt in der Region Lippe-Issel-Niederrhein im Naturpark Hohe Mark. Es wird auch zum Münsterland gerechnet. Im nördlichen Gemeindegebiet entspringt die Issel.
Gemeindegebiet
Die heutige Gemeinde Raesfeld entstand in den Jahren 1969 bis 1975. Am 1. Juli 1969 wurde Homer eingegliedert.[2] Erle und der nördliche Teil von Overbeck kamen am 1. Januar 1975 hinzu.[3] Daneben gibt es die Bauernschaften Freiheit, Winkelschulte, Westrich, Homer, Brink, Möllmann, Femeiche, Östrich und Löchte.
Nachbargemeinden
Unmittelbare Nachbarstädte von Raesfeld sind Rhede, Borken und Heiden im Kreis Borken, Dorsten im Kreis Recklinghausen sowie Schermbeck und Hamminkeln im Kreis Wesel.
Geschichte
Raesfeld wurde 889 als „Hrothusfeld“ im Heberegister der Abtei Werden erstmals urkundlich erwähnt.
Um 1117 wurde nördlich des kleinen Ortes inmitten einer unzugänglichen Sumpffläche eine Turmhügelburg, genannt Burg Kretier, erbaut. Der erste bekannte Burgherr war um 1170 Rabodo von dem Berge. Er war vermutlich auch der Stifter der Raesfelder Kirche um die herum das heutige Dorf entstand. Bald nach dem Verkauf der Burg an den Ritter Symon von Gemen 1259 brannte die Burg ab. Symon erbaute stattdessen an der Stelle des heutigen Schlosses eine neue Burganlage und nannte sich anschließend Symon von Rasvelde.
In einem Nachspiel zur Münsterischen Stiftsfehde stürmten im Sommer 1458 Bocholter Stadtknechte das Dorf und brannten den Kirchturm nieder. Mit Ablassbriefen konnte der Wiederaufbau bis 1515 finanziert werden. Im Jahre 1560 zerstörte ein weiterer Brand große Teile des Dorfes.
Die Burg Raesfeld kam nach dem Tode Johanns IV. von Raesfeld zu Raesfeld gegen Ende des 16. Jahrhunderts an die mit ihm verwandten Herren von Velen zu Velen. Alexander II. Graf von Velen zu Raesfeld, der westfälische Wallenstein, brachte es im Dreißigjährigen Krieg zu hohem Ansehen und baute die alte Burg von 1643 bis 1658 zum Residenzschloss aus. Das Dorf litt allerdings im Dreißigjährigen Krieg wie auch hundert Jahre später im Siebenjährigen Krieg mehrmals unter Besetzung, Plünderung und Einquartierungen durch Soldaten von verschiedenen Seiten.
Am 26. November 2005 wurde in Raesfeld der Katastrophenalarm ausgelöst. Starke Schneefälle der vergangenen Tage und insbesondere einen Neuschneefall von etwa 50 cm ließen viele überirdische Masten von Stromleitungen abknicken. Gleichzeitig rissen wegen der nassen Konsistenz des Schnees, der sich auf diese Weise wie ein Mantel bis zu fünf Zentimeter dick um die Stromleitungen legte, und des starken Windes viele Leitungen. Im Kern Raesfelds fiel so der Strom etwa 5 Stunden aus.
Im April und Mai 2006 wütete in Raesfeld die Klassische Schweinepest. Drei Fälle innerhalb von rund 40 Tagen sorgten dafür, dass sämtliche Schweine des Sperrbezirks getötet werden mussten. Die Europäische Union ordnete ein absolutes Transportverbot innerhalb Nordrhein-Westfalens an.
Seit dem Jahre 2008 ist die Gemeinde Raesfeld Mitglied der LEADER-Region und des Naturparks Hohe Mark.
Religionen
- Christentum
Im Gemeindeteil Raesfeld existieren zwei Kirchengemeinden, eine katholische (St. Martin im Pfarrverbund mit Rhedebrügge) und eine evangelische als Pfarrbezirk der Ev. Kirchengemeinde Gemen. Im Gemeindeteil Erle gibt es die katholische Kirchengemeinde St. Silvester.
- Judentum
Eine jüdische Gemeinde existierte in Raesfeld bis 1939. Die Synagoge, die 1806 samt Mikwe errichtet worden war, fiel der so genannten Reichspogromnacht 1938 zum Opfer. Ihre Steine verwendete die nationalsozialistische Stadtverwaltung im Straßenbau. Der Platz, an dem sie über 130 Jahre stand, wurde eingeebnet und anschließend überbaut. Nur wenige Mitglieder der Synagogengemeinde überlebten die Verfolgungen der Naziherrschaft, die meisten kamen im Konzentrationslager Auschwitz ums Leben. Einige wenige Hinweise erinnern heute an das jüdische Leben in Raesfeld, darunter das Fundament der bereits erwähnten Mikwe. Allerdings befindet sich seit dem 9. November 2011 wieder eine jüdische Gebetsstätte in der westfälischen Kleinstadt. Sie gehört zum koscher geführten Hotelrestaurant Landhaus Keller.[4]
Einwohnerentwicklung
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Politik
Gemeinderat
Im Gemeinderat von Raesfeld zog die UWG Raesfeld-Erle an den Wahlen 1994 mit der SPD gleich und verbannte sie 1999 auf platz drei. Die CDU hat die absolute Mehrheit inne. Die Liberalen sind nicht im Gemeinderat vertreten.
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Total | Bürgermeister | ||||||
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1994 | 15 | 6 | - | - | 6 | 27 | |||||||
1999 | 18 | 3 | 2 | - | 5 | 28 | Udo Rößing | CDU | |||||
2004 | 63,4 | 18 | 10,9 | 3 | 6,1 | 2 | -,- | - | 19,6 | 5 | 28 | ||
2010 | 64,5 | 18 | 10,1 | 3 | 8,1 | 2 | -,- | - | 17,2 | 5 | 28 | Andreas Grotendorst | parteiunabhängig |
Partnergemeinden
Die längste Partnerschaft besteht mit dem niederländischen Ort Wehl, der zur Gemeinde Doetinchem gehört, zudem besteht seit 1990 eine Partnerschaft mit der mecklenburgischen Stadt Dömitz und seit 2005 eine weitere Partnerschaft mit der polnischen Gemeinde Kobierzyce.
Wappen
Blasonierung des Wappens der Gemeinde Raesfeld: Gespalten; vorn in Rot ein goldener (gelber) Turm mit steiler Haube, hinten in Gold (Gelb) zwei rote pfahlweise gestellte Eichhörnchen.[7] Der Turm im Wappen geht auf den markanten Turm des Schlosses zurück. Die Eichhörnchen stammen aus dem Erler Wappen, welches auf das Wappen derer von Ichorne aus dem 13. bis 15. Jahrhundert zurückgeht. Vor der Eingemeindung der Gemeinde Erle war das Wappen der Gemeinde Raesfeld gespalten von Blau und Gelb, vorn der Turm und hinten drei rote Merletten (Amseln). Die Merletten waren aus dem Wappen derer von Velen übernommen worden.[8][9]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Wasserschloss Raesfeld mit der Schlosskapelle St. Sebastian. In der dörflichen Schlossfreiheit befindet sich zudem ein heimatgeschichtliches Museum über den Zweiten Weltkrieg in Raesfeld. Der angrenzende Tiergarten gehört zu den wenigen erhaltenen aus der Zeit der Renaissance. Das moderne Besucher- und Informationszentrum zeigt dazu die natur- und kulturhistorische Dauerausstellung Auftritt einer Kulturlandschaft – Renaissance-Tiergarten Raesfeld. Der Tiergarten ist eingebunden in das European Garden Heritage Network.
Ein ortsbildprägendes Gebäude ist die Kirche St. Martin
Im Gemeindeteil Erle steht auf dem Gelände des über 200 Jahre alten Pastorats eine der ältesten Eichen Deutschland, die schätzungsweise 1500 Jahre alte Femeiche. Ein weiteres offizielles Naturdenkmal ist die Pius-Eiche am alten Friedhof. Neben dem fränkisch-merowingischen Gräberfeld aus dem 7.-8. Jahrhundert in der Erler Bauerschaft "Westrich" haben Ausgrabungen in der Erler Bauerschaft "Östrich" ein steinzeitliches Gräberfeld zum Vorschein gebracht. In der Östrich befindet sich auch ein Hügelgrab. Weitere Sehenswürdigkeiten im Gemeindeteil Erle sind die denkmalgeschützte Turmwindmühle, der Teufelsstein, die neugotische Kirche St. Silvester mit dem vom Künstler Hermann Kunkler gestaltetem Chor, das Erler Heimatmuseum, die 200jährige Kastanienallee und der Ständebaum mit allen in Erle vertretenen Zünften.
Persönlichkeiten des Ortes
- 1927, 27. März in Halle (Saale), Hermann Kunkler, wirkte von 1960 bis 1990 als Bildhauer und Goldschmied in Raesfeld
- 1929, 19. Juni, Ewald Böckenhoff, († 20. Juli 2005 in Filderstadt), langjähriger Berater der deutschen Landwirtschaftsminister und der Europäischen Kommission
- 1963, 22. August in Bottrop, Dirk Bakalorz, ehemaliger Profifußballer u. a. bei Eintracht Frankfurt
- 1966, 30. Dezember in Essen, Heico Nickelmann, Rockmusiker und Liedermacher
Regelmäßige Veranstaltungen
- Historischer Kappesmarkt
- Adventsmarkt im Schlosshof
- Kleiner Weihnachtsmarkt auf Preens Hoff, Gemeindeteil Erle
- Großer Bauernmarkt auf dem Bauernhof Süthold am 2. Sonntag im Juni
- Biergartenfest auf dem Rathausplatz
- Junggesellen-Schützenfest
- Allgemeines Schützenfest
- Frühlingskonzert der Raesfelder Burgmusikanten
- Benefizkonzerte im Jugendhaus
- Sitzungskarneval mit 2 großen Prunksitzungen und dem Kinderkarneval des RCV
- Rosenmontagsumzug des RRZ
- Konzerte im Rittersaal Schloss Raesfeld
- Radwandertag
- Volkslauf
- Bauernmarkt auf dem Hof Stegerhoff im Gemeindeteil Erle (letzter Sonntag im September)
- Sommernachtsmarkt im Ortskern Raesfeld
- Großer Krammarkt im Ortskern Raesfeld (jeden 1. Donnerstag im Monat ab 14 Uhr)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Bundesstraßen 224 und 70 führen zu den nahegelegenen Autobahnen 31 und 3.
Der ÖPNV wird von der WestfalenBus GmbH in der Verkehrsgemeinschaft Münsterland sowie vom Regionalverkehr Niederrhein in der Verkehrsgemeinschaft Niederrhein bedient. Die nächstgelegenen größeren Bahnhöfe befinden sich in Borken, Dorsten und Wesel.
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 18. Juni 2025. (Hilfe dazu)
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ Die Informationen dieses Abschnitts sind folgendem Artikel entnommen: Der erste Schritt zur Renaissance. Das Städtchen Raesfeld in Nordrhein-Westfalen ist nicht mehr »judenfrei«, in: Jüdische Zeitung. Unabhängige Monatszeitung für zeitgenössisches Judentum, Februar 2012, S. 4
- ↑ Ingrid Sönnert: Von Bauersleuten Spinnerinnen und Handwerkern. Die Bevölkerung von Raesfeld, Erle und Homer 1498-1806. Raesfeld 1994. S. 187
- ↑ Gemeinde Raesfeld / www.gemeinde-raesfeld.de: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ Gemeinde Raesfeld: Hauptsatzung. §2 Wappen, Siegel und Flagge. (PDF, 20 kB)
- ↑ Kreis Borken / www.kreis-borken.de : Wappen der Städte und Gemeinden im Kreis Borken und ihre Entstehungsgeschichten
- ↑ Ralf Hartemink / www.ngw.nl : Raesfeld
Literatur
- Adalbert Friedrich: Rund um den alten Kirchturm. Ein Lesebuch über Raesfeld und seine Kirchengemeinde in 15 Kapiteln. Katholische Pfarrgemeinde St. Martin, Raesfeld 1985
- Ingrid Sönnert: Von Bauersleuten, Spinnerinnen und Handwerkern. Die Bevölkerung von Raesfeld, Erle und Homer 1498-1806. Raesfeld 1994, ISBN 3-9804028-0-0
- Ingrid Sönnert: Damals … Menschen und Geschichte(n) aus Raesfeld, Erle und Homer. Raesfeld 1997, 3-9804028-1-9
Weblinks
- offizielle Homepage
- Galerie zu Raesfeld
- Heimatverein
- Seite des Gemeindeteils Erle
- Seite des Gemeindeteils Homer
- Dorfleben zwischen 1930 und 1970 Historische Aufnahmen des Raesfelder Fotografen Ignaz Böckenhoff im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen
Linkkatalog zum Thema Raesfeld bei odp.org (ehemals DMOZ)