Frank Hanebuth

deutscher Hells Angel der Hannoveraner Halbwelt
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Frank Armin Hanebuth (* 12. September 1964 in Hannover), genannt „Steintorkönig“ oder „Der Lange“, ist Präsident des Hells Angels-Charters von Hannover.

Karriere als Bikerfunktionär

Frank Hanebuth war während der 1980er Jahre Mitglied der Bones MC, des damals größten deutschen Motorrad-Clubs. Parallel zu einer Karriere als Boxer arbeitete er sich in der Hierarchie des Clubs nach oben und wurde schließlich Anfang der 1990er-Jahre Präsident des Chapters Hannover. 1999 war er maßgeblich am Anschluss der Bones an den international tätigen Motorrad- und Rockerclub Hells Angels beteiligt und ist seitdem Präsident der Hells Angels Ortsgruppe („Chapter“) Hannover. In der deutschen Sektion gehört er mittlerweile zu den einflussreichsten Mitgliedern. Bei den „Friedensverhandlungen“ mit dem konkurrierenden Bikerclub Bandidos zu Pfingsten 2010 war er der Verhandlungsführer der Hells Angels.[1][2][3] Laut dem Hells Angels-Aussteiger Ulrich Detrois[4] versuchte Hanebuth, für sich den Posten eines „Deutschland-Chefs“ zu schaffen, scheiterte aber damit.[5]

Kriminelle Laufbahn und sozialer Aufstieg

 
Das Rotlichtviertel am Steintor in Hannover-Mitte

Schon während seiner Zeit als Anführer der Hannoveraner Bones hatte Hanebuth das Rotlichtviertel am Steintor in Hannover-Mitte unter seine Kontrolle gebracht. Im Jahr 2000 versuchten er und seine Rocker, ihren Einflussbereich nach Lüneburg und Hamburg auszudehnen, wo sie sich zunächst in mehreren Laufhäusern festsetzten. Diese Ausdehnung wurde allerdings von der Hamburger Polizei unterbunden, die Hanebuth Ende 2000 verhaftete. Wegen schwerer Körperverletzung verbrachte er die nächsten dreieinhalb Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung beschränkte er seine Aktivitäten wieder auf Hannover. Über mehrere Tochtergesellschaften kontrolliert er den Großteil der Tanzclubs, Bordelle, Sexshops und Pornokinos am Steintor, seine Hells Angels haben zudem ein lokales Monopol im Bereich der Türsteherdienste errichtet.[6] Im Konflikt mit den Bandidos bauten die hannoverschen Hells Angels ihre Führungsposition im norddeutschen Raum aus.

Seit der Jahrtausendwende konnte sich Hanebuth nach und nach den Ruf einer gesellschaftlichen Größe in Hannover erarbeiten. Grundlage dafür war seine „Befriedung“ des zuvor zwischen Albanern, Russen und Türken umkämpften Steintors, die ihm einigen Respekt - auch von Teilen der Polizei - einbrachte.[7] Durch das Engagement von Journalisten der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse als Freie Mitarbeiter für seine Szenemagazine - wie zum Beispiel die Steintornews[8] - konnte er zudem die Lokalpresse auf seine Seite bringen, in der er seitdem wiederholt als „geläuterter Mensch“ und „geachteter Mann“ bezeichnet wurde. Zuletzt konnte sich Hanebuth auch ein Netzwerk unter den Honoratioren der Stadt aufbauen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei sein Anwalt Götz von Fromberg ein, der selbst Immobilien im Steintorviertel besitzt und der ihn in die „einflussreichen Kreise“ einführte, die Medien auch als „Hannover-Connection“ bezeichnen.[9] Kritik an diesen Verbindungen wurde zunächst fast ausschließlich von auswärtigen Medien vorgebracht, vor allem durch Recherchen der Journalistin Christine Kröger und ihre Reportagen im Bremer Weser-Kurier sowie durch Berichte in der Nord-Ausgabe der taz. Seit 2009 berichten auch die Hannoversche Allgemeine und Neue Presse sowie die Frankfurter Allgemeine Zeitung kritisch.[9][10][11]

Im November 2011 berichteten die beiden hannoverschen Tageszeitungen, dass Hanebuth seinen Rückzug aus dem Sicherheitsgewerbe im Steintorviertel angekündigt habe.[12] Zuvor hatte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann den hannoverschen Polizeipräsidenten Christian Grahl abgesetzt, weil dieser in einer Steintorbar gefeiert hatte.[13]

Am 24. Mai 2012 durchsuchten Beamte des Landeskriminalamtes und der GSG 9 im Rahmen einer Großrazzia das Anwesen Hanebuths in der Wedemark.[14] Über ein Dutzend maskierte Elitepolizisten der GSG 9 landeten mit einem Hubschrauber in Hanebuths Garten ab und stürmten die Villa.[15]

Einzelnachweise

  1. Kuno Kruse: Bandidos und Hells Angels verkünden Frieden. In: Stern.de, 24. Mai 2010, abgerufen am 12. September 2011.
  2. Markus Deggerich, Jörg Diehl: Banditen unter Engeln. In: Der Spiegel, Nr. 8/2010 vom 22. Februar 2010, S. 36–38, abgerufen am 12. September 2011.
  3. Susanne Stichler: Waffenstillstand im Rockerkrieg? In: Menschen und Schlagzeilen, NDR Fernsehen, 7. April 2010.
  4. Sebastian Beck: „Eine kriminelle Vereinigung? Zu hundert Prozent“ In: Süddeutsche Zeitung, 12. Juni 2010, abgerufen am 3. Oktober 2011 (Interview mit Ulrich Detrois).
  5. Ulrich Detrois: Höllenritt. Ein deutscher Hells Angel packt aus. Econ, Berlin 2010, ISBN 978-3-430-20106-3.
  6. Christine Kröger: Das Netzwerk der Höllenengel. In: Zeit Online, 20. Mai 2010, abgerufen am 12. September 2011.
  7. Christine Kröger: Teuflische Handlanger. In: Weser-Kurier, 2. April 2010.
  8. Quelle: Impressum von Dezember 2010 der Steintornews
  9. a b Philip Eppelsheim: Ein Nachmittag im Steintorviertel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. November 2010.
  10. Kai Schöneberg: Die Höllenengel von Hannover. In: die tageszeitung, 12. Dezember 2008
  11. Christine Kröger: Der Lange Schatten des Frank H. In: Weser-Kurier, 28. Dezember 2008.
  12. Sebastian Scherer: Hells-Angels-Chef Hanebuth: „Das Maß ist voll“. In: Neue Presse, 14. November 2011, abgerufen am 24. Mai 2012.
  13. Innenminister setzt Grahl als Polizeipräsidenten ab. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. November 2011, abgerufen am 24. Mai 2012.
  14. Mirjana Cvjetkovic, Tim Schaarschmidt: GSG 9 seilt sich über Hanebuths Villa ab - die Bilder.. In: Neue Presse, 24. Mai 2012, abgerufen am 24. Mai 2012.
  15. spiegel.de: Kommandoaktion gegen die Höllenengel