Burundi (deutsch [ ], auf Kirundi Republika y'Uburundi) ist ein für afrikanische Verhältnisse dicht bevölkerter Staat in Ostafrika. Er grenzt im Norden an Ruanda, im Osten an Tansania und im Westen an die Demokratische Republik Kongo. Der größte Teil der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo liegt im Tanganjika-See. Im Human Development Index liegt Burundi im Jahr 2011 auf Platz 185 von 187.
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Wahlspruch: Ubumwe, Ibikorwa, Iterambere (Kirundi für „Einigkeit, Arbeit, Fortschritt“) | |||||
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Amtssprache | Kirundi und Französisch | ||||
Hauptstadt | Bujumbura | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Pierre Nkurunziza | ||||
Fläche | 27.834 km² | ||||
Einwohnerzahl | 10.557.000 (Quelle: CIA Juli 2012) | ||||
Bevölkerungsdichte | 279 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[1] | 1.001 Mio. US$ (162.) | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 128 US$ (179.) | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,282 (166.) | ||||
Währung | Burundi-Franc | ||||
Unabhängigkeit | von Belgien am 1. Juli 1962 | ||||
Nationalhymne | Burundi bwacu | ||||
Zeitzone | UTC+2 | ||||
Kfz-Kennzeichen | RU | ||||
Internet-TLD | .bi | ||||
Telefonvorwahl | +257 | ||||
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Geographie
Burundi ist einer der kleinsten Staaten Afrikas, aber – ebenso wie der Nachbarstaat Ruanda – sehr dicht besiedelt. Zwischen dem Viktoriasee und dem Tanganjikasee gelegen, wird das Land von einem Hochplateau (1.400–1.800 Meter) durchzogen, das allmählich auf fast 2.700 Meter ansteigt, und im Heha mit 2.684 m die höchste Erhebung erreicht. Dieses Randgebirge des markanten Ostafrikanischen Grabens fällt schließlich zum Innern der vom Tanganjikasee gefüllten Grabensenke steil ab. Im Gebirge entspringt der Luvironza, der in den Ruvusu mündet und den längsten und südlichsten Quellfluss des Nils darstellt. Die Nilquelle befindet sich etwa 45 Kilometer östlich des Tanganjikasees zwischen Bururi und Rutana, der Quellbach heißt Luvironza.
Das Klima ist tropisch-wechselfeucht mit zwei Regenzeiten. Die Temperaturen werden durch die Höhenlage gemildert. Niederschlag fällt durchschnittlich 1.000 mm im Jahr. Zur artenreichen Tierwelt zählen Leoparden, Löwen, Paviane, Zebras und Antilopenarten, in den Flüssen leben Krokodile und Flusspferde.
Burundis Waldfläche weist weltweit den größten prozentualen Rückgang auf: minus 9 % zwischen 1990 und 2000.
Bevölkerung
Demographie
46 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre, das Durchschnittsalter beträgt 16,7 Jahre. Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 62 von 1000 Geburten (2007). Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt wird mit 50,1 bis 50,4 Jahren angegeben.[2][3] Die (geschätzte) Geburtenrate lag im Jahr 2007 bei 6,48 Kindern/Frau. Ca. 6 % der Bevölkerung sind an AIDS erkrankt (siehe auch: HIV/AIDS in Afrika).[4] Etwa 27.000 Kinder unter 15 Jahren sind mit dem HI Virus infiziert, weitere 200.000 haben durch diese Krankheit ihre Eltern verloren.[5]
Völker
In Burundi gibt es entgegen gängigen Vorstellungen keine verschiedenen Völker oder ethnischen Gruppen, sondern ein Volk mit einer Sprache: Die Rundi. Sie teilen die gleichen burundischen Sitten und gehören dem gleichen sozialen und politischen Gefüge an. 85 % zählen sich zu den Hutu, die hauptsächlich die „einfache“, vorwiegend bäuerliche, Bevölkerung stellen. Zirka 14 % der Bevölkerung bezeichnen sich als Tutsi, den Rest bilden die Twa (Pygmäen mit 1 % Einwohneranteil).[6]
Sprache
Die Menschen sprechen als Muttersprache die Amtssprache Kirundi, welche zu den Bantusprachen zählt und als Fremdsprache Französisch, welches seit der Kolonialzeit ebenfalls einen Amtssprachenstatus genießt. Entlang des Tanganjikasees und in der Region der Hauptstadt Bujumbura wird auch die Handelssprache Swahili gesprochen.
Religion
Rund 62 % der Burundier sind Katholiken, 5 % Protestanten (vor allem Anglikaner), 10 % sunnitische Muslime und 23 % Anhänger afrikanischer Religionen.[7]
Geschichte
es ist LOOL
Politik
Im August 2005 wurden in Burundi erstmals wieder Wahlen zur Burundischen Nationalversammlung abgehalten, bei denen die CNDD-FDD die Mehrheit erhielt und Pierre Nkurunziza neuer Präsident wurde. Die beiden großen Parteien der Übergangsregierung (UPRONA und FRODEBU) wurden – unter anderem wegen Korruption und Vetternwirtschaft – damit von der wählenden Bevölkerung „abgestraft“.
Innenpolitisch tritt die regierende Partei autoritär auf und verfolgt Kritiker und Konkurrenten.
Im April 2009 legte die Palipehutu FNL offiziell die Waffen nieder und wurde daraufhin nach 29 Jahren als Partei FNL anerkannt. Mit der Anerkennung gibt es nun offiziell keine Rebellenbewegungen mehr in Burundi.[8]
Im Juni 2010 wurde Pierre Nkurunziza wiedergewählt. Die Regierungspartei CNDD-FDD konkurrierte insbesondere mit der FNL. Der Parteiführer der FNL Agathon Rwasa akzeptierte das Wahlergebnis nicht. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.[9]
Von Juni 2004 bis Dezember 2006 befand sich die UN-Mission ONUB in Burundi und wurde durch die BINUB 2007 ersetzt. Ab Januar 2011 wurde BINUB durch BNUB ersetzt, das Mandat gilt bis Ende 2011.[10][11][12]
Menschenrechte
Laut Amnesty International sind die Verhältnisse im Bereich des Gerichtswesens problematisch. Folter, willkürliche Verhaftungen und schwere Misshandlungen sind an der Tagesordnung. Human Rights Watch erwähnt in einem Bericht außergerichtliche Hinrichtungen, politisch motivierte Angriffe und Tötungen, die sowohl von Regierungs- als auch Oppositionsseite während und nach den Wahlen von 2010 stattfanden.[13]
UNICEF sieht die Situation der Kinder in Burundi als beunruhigend an. Rund 25 % der Kinder zwischen 10 und 14 Jahren verrichten Kinderarbeit. Kinder befinden sich in Gefängnissen, erleben sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt. Die Ausbeutung und der Missbrauch von Straßenkindern, Waisen und behinderten Kindern zur Prostitution, Knechtschaft und als Kindersoldaten stellen eine große Herausforderung dar.[14]
Seit 2008 steht Homosexualität unter Strafe.[15] Aufgrund des neuen Strafgesetzes wird Homosexualität nun mit einer Haftstrafe zwischen 3 Monaten und 2 Jahren oder einer Geldstrafe zwischen 50.000 – 100.000 BIF (entspricht ca. 30–60 Euro) geahndet.[16] Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen versuchen mit Aktionen auf die Situation aufmerksam zu machen. Darunter auch Human Rights Watch mit der Aktion "Forbidden - Gays and Lesbians in Burundi".[17]
Verwaltungsgliederung
Burundi gliedert sich in 17 Provinzen, die nach ihren Hauptstädten benannt wurden. Hauptstadt der Provinzen Bujumbura Mairie und Bujumbura Rural ist jeweils Bujumbura. Die Provinzen teilen sich in 116 Distrikte (communes), diese wiederum sind in Collines (Hügel) unterteilt. Die Hauptstadt Bujumbura (entspricht der Provinz Bujumbura Mairie) gliedert sich in 13 Stadtteile. Die Provinzen sind:
Verkehr
Wirtschaft
Burundi ist laut Welthunger-Index zur Lage in den letzten 25 Jahren[18] das ärmste Land der Welt. 42,6 % der Bevölkerung hungern. 2007 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auf 58 %.
In einem Welthungerindex der Welthungerhilfe steht Burundi auf allerletzter Stelle unter 119 Entwicklungsländern und osteuropäischen Transformationsstaaten. Gründe für den Hunger sind Kriegsfolgen, Übernutzung der Böden, hohe Bevölkerungsdichte und der damit verbundene Landmangel. Letzterer wird durch die Rückkehr von Flüchtlingen noch verschärft.[19]
Landwirtschaft
Burundi ist ein typisches Agrarland. Der Lebensunterhalt von etwa 85 % der Einwohner ist von der Landwirtschaft abhängig. Angebaut werden vor allem Bananen, Maniok, Mais, Süßkartoffeln, Reis und Gemüse, aber auch Hirse ist ein wichtiges Anbauprodukt. Für den Export werden insbesondere Kaffee und Tee angebaut. Kaffee als Cash Crop hatte 1997 mit 78,5 % der Exporte den größten Anteil. Unter den niedrigen Weltmarkt-Kaffeepreisen der letzten Jahre litt Burundi sehr stark.
Burundi hat einen relativ hohen Viehbestand, doch ist die Produktivität und die Verwertbarkeit gering. Exportiert werden lediglich Häute und Felle von Rindern, Ziegen und Schafen. Fischerei ist vor allem auf dem Tanganjikasee möglich; dem Fischfang kommt angesichts des großen Mangels an eiweißhaltiger Nahrung große Bedeutung zu.
Bodenschätze
Bodenschätze sind vor allem Nickel, Kobalt, Uran, Kupfer, Platin, Vanadium, Gold, Zinn, Kaolin, Niob, Tantal, Wolfram und Kalk.
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 385,7 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 342,2 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 3,1 % des BIP.[20]
Die Staatsverschuldung betrug 2002 1,366 Mrd. US-Dollar oder 234 % des BIP,[21] seitdem wurden dem Land große Teile der Staatsschulden erlassen.
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz der Botschaft der Republik Burundi in Berlin
- Offizielle Webpräsenz (Deutsch) des Tourismboard Burundi
- Offizielle Webpräsenz (Englisch/Französisch) des Tourismboard Burundi
- Länderübersicht Burundi auf Webpräsenz Auswärtiges Amt
- Burundi profile auf BBC News (englisch)
- CIA World Factbook: Burundi (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
- ↑ http://apps.who.int/ghodata/?vid=60260
- ↑ http://hdrstats.undp.org/en/countries/profiles/BDI.html
- ↑ CIA World Factbook: Burundi (2008) (englisch)
- ↑ Kinderarbeit in Burundi Aktiv gegen Kinderarbeit
- ↑ CIA World Fact Book Burundi. Abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ Botschaft Burundis
- ↑ [1] 9. Oktober 2009
- ↑ Al Jazeera, 30. Juni 2010
- ↑ UN Security Council, Resolution 1858 22. Dezember 2008
- ↑ UN Security Council, Resolution 1902 17. Dezember 2009
- ↑ UN Security Council, Resolution 1959 16. Dezember 2010
- ↑ Closing Doors? The Narrowing of Democratic Space in Burundi HUMAN RIGHTS WATCH, NOVEMBER 23, 2010
- ↑ http://www.unicef.org/infobycountry/burundi_2774.html
- ↑ Jahresbericht 2008 Amnesty International
- ↑ Reise- und Sicherheitshinweise Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
- ↑ Human Rights Watch (12. Mai 2010)
- ↑ Welthungerindex der Welthungerhilfe 2007
- ↑ IRIN News: Burundi: Huge challenges in solving land crisis
- ↑ a b c The World Factbook
- ↑ Republic of Burundi - Ministry for Public Health
- ↑ Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
Koordinaten: 4° S, 30° O