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Felix Genzmer (Rechtswissenschaftler)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Felix Stephan Hermann Genzmer (* 25. März 1878 in Marienburg in Westpreußen; † 19. August 1959 in Tübingen) war ein deutscher Jurist, Rechtshistoriker, germanistischer und skandinavistischer Mediävist.

Leben

Felix Genzmer entstammte einer Juristenfamilie. Sein Vater Stephan Genzmer (1849-1917) war Senatspräsident am Preußischen Oberverwaltungsgericht, sein jüngerer Bruder Erich Genzmer (1893-1970) wurde Professor des römischen und bürgerlichen Rechts an der Universität Hamburg.

Nach dem Abitur 1896 am Joachimsthaler Gymnasium in Berlin studierte Genzmer 1896 bis 1898 Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin und Marburg/Lahn. 1899 arbeitete er als Gerichtsreferendar im Kammergericht Berlin und legte seine Referendarprüfung ab. Im Jahre 1905 legte Genzmer seine Große juristische Staatsprüfung ab. Reichhaltige Erfahrungen sammelte er zwischenzeitlich bei seiner Arbeit als Gerichtsassessor beim Amtsgericht Charlottenburg, sowie seiner Tätigkeit beim Landratsamt in Blumenthal (Hannover). 1911 promovierte Genzmer in Königsberg zum Dr. jur (magna cum laude) mit einem Beitrag zur strafrechtlichen Kausalitätslehre. Weiterhin war Genzmer ab 1912 Regierungsrat in Posen, sowie Lehrbeauftragter für Verwaltungsrecht und Verwaltungslehre an der Akademie Posen (bis 1914).

Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg, zuletzt als Hauptmann der Reserve im Jäger-Bataillon Nr. 2 des Landwehrkorps (Auszeichnungen u.a. Eisernes Kreuz II. und I. Klasse) und einer kurzen Tätigkeit im Reichsministerium des Innern, war er ab 1920 Ministerialrat und stellvertretender Bevollmächtigter Preußens im Reichsrat. Von 1920 bis 1922 war Genzmer Professor für Öffentliches Recht an der Universität Rostock, anschließend von 1922 bis 1934 in gleicher Position an der Universität Marburg/Lahn, deren Rektor er in den Jahren 1928/29 war. Weiterhin war Genzmer Mitglied des Staatsgerichtshofs für das Deutsche Reich.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er förderndes Mitglied der SS.[1] Am 11. November 1933 gehörte er zu den Aufrufern für ein Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat und sammelte an der Universität Unterschriften dafür.[1] Nach der Lockerung der Aufnahmesperre trat er 1937 der NSDAP bei und wurde Obertruppführer im Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK).[1]

Nachdem er bereits 1934 Ordinarius in Tübingen geworden war,[1] wirkte er in den Jahren 1940 bis 1945 als Lehrbeauftragter für Alte, insbesondere Nordische Philologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen. Während seiner Vorlesungen war er jedoch oftmals Anfeindungen nationalsozialistischer Studenten ausgesetzt, da er als Systemkritiker bekannt war. Seit 1942 arbeitete er beim NS-Projekt Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften in der Gruppe Lebensmächte und Wesen des Indogermanentums mit.[1]

1945 trat Genzmer in den Ruhestand. 1947 war er Mitglied des von der amerikanischen Militärregierung einberufenen Gesetzgebungsausschusses für die Einführung des Verwaltungsstreitverfahrens. Bis 1953 war Genzmer als Emeritus Lehrbeauftragter für Altnordische Philologie an der Universität Tübingen.

Genzmer war Mitglied der Corps Normannia Berlin (1896), Hasso-Nassovia (1897) und Franconia Tübingen (1953).[2]

Publikationen

Genzmers bekannteste Publikation ist seine Übersetzung der Edda ins Deutsche, erschienen in der Sammlung Thule (Band 1: Heldendichtung, Band 2: Götterdichtung und Spruchdichtung, Jena 1912-1920, danach zahlreiche Neuauflagen).

Ferner schrieb er zahlreiche Übersetzungen und Veröffentlichungen zur altnordischen und germanistischen Philologie sowie zur deutschen Rechts- und Religionsgeschichte.

Literatur

  • Carsten Wilms: Genzmer, Felix Stephan Hermann. In: Christoph König (Hrsg.): Internationales Germanistenlexikon 1800-1950. Teil 1: A - G. de Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-015485-4, S. 550–552.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 178.
  2. Kösener Corpslisten 1960, 5, 274; 99, 675; 127, 1075