Rhöndorf

Stadtteil von Bad Honnef im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis
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Rhöndorf ist ein Stadtteil von Bad Honnef im Rhein-Sieg-Kreis und liegt am Fuße des Siebengebirges.

Adenauers Wohnhaus
Kapelle in Rhöndorf
Das Siebengebirge bei Rhöndorf
St. Mariä Heimsuchung
St. Mariä Heimsuchung, Platzschild für den Bundeskanzler Konrad Adenauer

Bekannt ist Rhöndorf vor allem als Wohnsitz Konrad Adenauers, des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, sowie als einer der nördlichsten Weinorte mit langer Tradition.

Geographie

Rhöndorf befindet sich am westlichen Rand des Naturschutzgebiets und Naturparks Siebengebirge und am nördlichen Abschluss der Honnefer Talweitung. Auf der linken Rheinseite gegenüber von Rhöndorf liegt der Bonner Ortsteil Mehlem. Die Nordspitze der Rheininsel Nonnenwerth reicht bis auf Höhe des südlichen Ortsbereichs heran.

Die Wohnbebauung erstreckt sich auf einem vom Rhein im Westen nach Osten zum Siebengebirge hin ansteigenden Gelände bis ins Rhöndorfer Tal hinein, das vom Fonsbach gesäumt wird und zur Löwenburg hinaufführt. Oberhalb von Rhöndorf erheben sich im Norden der Drachenfels und im Osten der Knelingshardt mit seiner südlichen Nachbaranhöhe, dem Beierscheid. Am Drachenfels verengt sich im Nordwesten Rhöndorfs das Rheintal, das an dieser Stelle nur noch zwei Bahnstrecken und zwei Straßenverbindungen Platz lässt. Der felsige Berg setzt sich dort im Rhein zwischen Rhöndorf und Königswinter als Drachenfelsgrund fort, der für die Rheinschiffahrt eine Untiefe darstellt. Im Süden geht Rhöndorf nahtlos in den Bad Honnefer Zentrumsbereich sowie bei den erhöht gelegenen Gebieten in den Ortsteil Rommersdorf über.

In den Rhein erstrecken sich bei Rhöndorf seit 1861/62 im Abstand von rund 200 m Buhnen, die eine Länge von 100–150 m haben und dem Uferschutz dienen.[1]

Geschichte

Die Siedlungsanfänge Roonthorps (970) im Auelgau liegen wohl in fränkischer Zeit. Der Ortsname wird als „Rheindorf“ gedeutet. 1102 wurde Rhöndorf „Villa“ genannt. Zahlreiche Klöster, aber auch der Adel hatten hier Weingüter und Weinberge. Die frühesten Erwähnungen finden sich im Jahr 1240, als die Abtei Steinfeld in der Eifel und 1257 die Abtei Meer bei Neuss in den Besitz von Weinbergen zu Rhöndorf gekommen waren.[2] 1555 bis 1815 war Rhöndorf eine Honschaft im Kirchspiel Honnef, zu der auch auch der Löwenburger Hof gehörte.[3] Dem Pfälzischen Erbfolgekrieg musste Rhöndorf 1689 einen Großteil seiner historischen Bebauung opfern, jedoch nicht das Haus im Turm.[4]

Der Drogist Max Riese († 1943) erfand im Jahre 1904 hier die Penaten-Creme. Ab September 1949 wurde in dem Weinort für mehrere Monate die SPD-Fraktion des Parlamentarischen Rates untergebracht. In die deutsche Geschichte eingegangen ist die sogenannte Rhöndorfer Konferenz am 21. August 1949, zu der Konrad Adenauer eingeladen hatte, um die Regierungsbildung nach der ersten Bundestagswahl zu besprechen. In den 1950er-Jahren wurde das Ortsbild durch den Bau der Bundesstraße 42 verändert, der alte Bahnhof wurde abgerissen. 1963 wurde das ehemalige Kurhaus Drachenfels, vor dem Zweiten Weltkrieg bekanntes Café und Veranstaltungsort, Sitz des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Nach dem Umzug des Jugendwerks nach Berlin Ende 2000 stand das Gebäude leer, bis es 2008 abgerissen wurde. Ebenfalls ab 2008 wurde das weithin bekannte, am Rheinufer liegende Hotel Bellevue umgebaut und in Teilen abgerissen.

1970 hatte Rhöndorf nach den Ergebnissen einer Volkszählung 1814 Einwohner, am 1. Januar 2012 zählte die Stadtverwaltung 2307 Einwohner.[5][6]

Einwohnerentwicklung[7]

Jahr Einwohner
1816 387
1843 507
1871 433
1905 628

Sehenswürdigkeiten

Nördlich von Rhöndorf erhebt sich der 321 m ü. NN hohe, markant gelegene Drachenfels, der das Zentrum des Tourismus im Siebengebirge darstellt. Am Westhang des Berges in Rhöndorf und Königswinter wird seit mehreren Jahrzehnten Weinbau betrieben. Die Rebflächen zählen im Bestimmten Anbaugebiet Mittelrhein zum Bereich Siebengebirge und zur Großlage Petersberg.

Sehenswert ist neben den Weinbergen auch das Rhöndorfer Kapellchen, das von 1714 bis 1716 an der Stelle des im Jahre 1689 durch die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. zerstörten Kapellchens erbaut wurde. 1905 wurde die Kapelle Zur Heimsuchung Mariens als Rhöndorfer Pfarrkirche durch die ab 1903 erbaute neuromanische Kirche St. Mariä Heimsuchung ersetzt. In dieser Kirche erinnert ein Platzschild an den früheren Besucher Konrad Adenauer und in einem Seitenschiff findet sich eine Fenstergravur, auf der Adenauer mit Federschmuck der Sioux-Indianer dargestellt ist, was an seine Amerikareise von 1956 erinnern soll. In den Weinbergen am Aufstieg zum Drachenfels befindet sich ein 1925 errichtetes Ulanendenkmal.

Des Weiteren ist das Adenauer-Wohnhaus mit dem berühmten Rosengarten zu besichtigen. Adenauers Grab befindet sich auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof, der Anfang der 1920er-Jahre vom Bildhauer Karl Menser (1872–1929) angelegt wurde.

Im Frankenweg befindet sich das „Haus Rheinfrieden“ mit dem „Nell-Breuning-Berufskolleg“ für Wirtschaft und Verwaltung für Körperbehinderte.

 
Haus im Turm

Ein Gebäude, das die Zerstörung Rhöndorfs 1689 durch die Franzosen überdauerte, ist das Haus der Richter des Amtes Löwenburg, das sogenannte Haus im Turm (auch „Villa Merkens“). Es wurde 1830 von seinen neuen Besitzern umgebaut und erweitert.

Organisationen

Rhöndorf ist Sitz der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands und der Katholischen Landvolkbewegung. Es war ebenfalls deutscher Sitz des 1963 gegründeten Deutsch-Französischen Jugendwerks, bis dieses Ende 2000 nach Paris und Berlin verlegt wurde.

Verkehr

 
Bahnhof Rhöndorf
 
Stadtbahn-Haltestelle Rhöndorf

Rhöndorf liegt direkt an der in den 1950er-Jahren erbauten, vierspurigen Bundesstraße 42 und hat dort eine Anschlussstelle.

Am Rheinort und unmittelbar neben der Bundesstraße 42 liegt der DB-Bahnhof Rhöndorf an der rechten Rheinstrecke. Hier fahren der RegionalExpress 8 und die Regionalbahn 27 auf der Strecke KölnTroisdorfBonn-BeuelKoblenz.

Rhöndorf ist durch die Siebengebirgsbahn (Stadtbahnlinie 66) der SSB mit Königswinter, Bonn sowie Sankt Augustin und Siegburg verbunden. Die Haltestelle liegt zwischen DB-Bahnhof und Rhein.

Einzelnachweise

  1. Robert Jasmund: Die Arbeiten der Rheinstrom-Bauverwaltung 1851-1900. Halle a.S. 1900, S. 104
  2. August Haag: Bilder aus der Vergangenheit von Honnef und Rhöndorf. Rhöndorf 1954, S. 30.
  3. Der Rhein-Sieg-Kreis. Herausgeber: Oberkreisdirektor Paul Kieras, Stuttgart 1983, S. 274.
  4. Zur Geschichte Rhöndorfs, Bürger- und Ortsverein Rhöndorf
  5. Volkszählungsergebnisse von 1816 bis 1970. Beiträge zur Statistik des Rhein-Sieg-Kreises, Band 17, Siegburg 1980.
  6. Virtuelles Rathaus der Stadt Bad Honnef
  7. Gemeindelexikon Preußen, 1871 und 1905; Übersicht ... des Regierungs-Bezirks Köln, 1816 und 1843.

Literatur

  • Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Königswinter 2003.
  • August Haag: Bilder aus der Vergangenheit von Honnef und Rhöndorf. Rhöndorf 1954.
Commons: Rhöndorf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 40′ N, 7° 13′ O