Ernst Rüdin

Schweizer Arzt, Psychiater und Rassenhygieniker
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Ernst Ruedin (* 19. April 1874 in St. Gallen/Schweiz; † 22. Oktober 1952 in München) war ein Schweizer Arzt, Psychiater und Rassenhygieniker.

Ruedin war Sohn eines Textilkaufmanns, die Mutter war Ärztin. Von 1893-1898 studierte er Medizin an den Universitäten Genf, Lausanne, Neapel, Heidelberg, Berlin, Dublin und Zürich. 1898 absolvierte er das Staatsexamen. Ab 1899 war er Assistenz an der Psychiatrischen Universitätsklinik (Burghölzli) bei Eugen Bleuler. 1901 wurde Ruedin zum Dr. med. promoviert.

Nach Assistenzzeit an der Psychiatrischen Abteilung der Haftanstalt Berlin-Moabit war erab 1907 Assistent, ab 1909 Oberarzt und Privatdozent bei Emil Kraepelin in München. 1915 außerordentlicher Professor für Psychiatrie. 1925-1928 Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Friedmatt in Basel.

Danach in München Vorsteher des Psychiatrisch-genealogisch-demographischen Instituts der deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie.

1931 wird Ruedin Abteilungsleiter am Kaiser-Wilhelm-Institut für Psychiatrie in München in dem seine populationsgenetisch-eugenische Arbeitsrichtung zunehmend den "wissenschaftlichen" Schwerpunkt bildet.

Ruedin beschäftigte sich wissenschaftlich fast ausschliesslich mit der Frage der Vererbung von Geisteskrankheiten und den daraus entstehenden Folgen. Bereits seit 1903 forderte er die Sterilisation von Menschen mit bestimmten Diagnosen.

Bei der Ausarbeitung des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 14. Juli 1933, mit dem "biologisch minderwertiges Erbgut" durch Zwangssterilisation "ausgeschaltet" werden sollt, war Ruedin zusammen mit Eugen Fischer maßgebend beteiligt.

Robert Ritter erhielt 1935 aufgrund einer Empfehlung von Professor Rüdin, vom Reichsgesundheitsministerium den Auftrag, "eine gründliche rassenkundliche Erfassung und Sichtung aller Zigeuner und Zigeunermischlinge durchzuführen".

1937 wurde er Mitglied der NSDAP. 1945 wurde Ruedin das Schweizer Bürgerrecht entzogen, obwohl dieses eigentlich "unverlierbar" ist.

Die Amerikaner internierten Ruedin 1945, ließen ihn jedoch schon 1946 wieder frei, nachdem Max Planck sich für ihn eingesetzt hatte. Als Rüdin 1952 starb, stand in der Todesanzeige des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, Ruedin sei einer "der hervorragendsten Begründer der genetischen Forschung in der Psychiatrie" gewesen.

Schriften

  • zusammen mit A. Gütt, F. Ruttke (1934): Zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
  • als Herausgeber (1934): Erblehre und Rassenhygiene im völkischen Staat

Literatur

  • T. Haenel (1982): Zur Geschichte der Psychiatrie
  • Matthias Weber (1993): Ernst Ruedin, eine kritische Biographie
  • Ernst Klee (2001): Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer