Matière de Bretagne

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Matter of Britain“ ist der Name für die mythologischen Grundlagen der Entstehung Britanniens. In dem altfranzösischen Epos „Chanson de Saisnes“ des im 12. Jahrhundert lebenden Jean Bodel erscheinen die Zeilen:

Ne sont que 3 matières à nul homme atandant,
De France et de Bretaigne, et de Rome la grant.
Es gibt nur drei Sagenzyklen, die jeder kennen sollte:
Die Frankreichs, Britanniens und Großroms [gemeint: des Römischen Reiches.]

Wie die englische Bezeichnung „Arthurian legend“ (Artuslegende) verrät, sind die Legenden um Artus ein wichtiger Bestandteil dieses Sagensystems.

Diese Sagen wurden im Mittelalter kodifiziert; ein Beispiel dafür dafür ist die Historia Regum Britanniae des walisischen Klerikers Geoffrey of Monmouth (ca. 1100-1154)

Sie umfassen die keltische und die legendäre Geschichte der britischen Inseln.

Die von einem Vers des mittelalterlichen Dichters Jean Bodel (siehe unten) abgeleitete Bezeichnung drückt die Verbindung der Sagenwelt Britanniens mit anderen mythologischen Themen aus, wie der ebenfalls in dem Vers genannten Sagenwelt Roms (englisch „Matter of Rome“) und der auf Erzählungen über die Ritter Karls des Großen und ihrer Kriege mit den Mauren und Sarazenen basierenden Sagenwelt Frankreichs ( „Matter of France“). Von den Artus-Legenden, die die führende Rolle in der britischen Historie spielen, werden andere weniger bekannte historische Legenden der Britischen Inseln, die ebenso zur Thematik gehören, überdeckt. Zu diesen Legenden zählen: Brutus von Britannien, Old King Cole, King Lear und Gogmagog.

Entstehung

Die legendäre Geschichte Britanniens entstand zum Teil, um eine Grundlage für einen patriotischen Mythos für die britischen Inseln zu schaffen: Die Historia Britonum beispielsweise, die früheste Quelle der Geschichte des Brutus von Britannien, scheint entworfen worden zu sein, um eine differenzierte Ahnengeschichte für die walisischen Fürsten zu schaffen. Nennius oder Gildas zugeschrieben, der eigentliche Verfasser ist unbekannt, gibt es die Geschichte in verschiedenen Fassungen.

Wie Vergil in seiner Äneis die mythologische Gründung Roms mit dem Trojanischen Krieg verband, brachte auch der Autor dieser Geschichte seinen Helden Brutus mit der Diaspora nach dem Trojanischen Krieg in Verbindung. Er sorgte somit für den literarischen Rohstoff, den später Schriftsteller wie Geoffrey von Monmouth, Michael Drayton und John Milton aufgriffen, wobei sie die Besiedlung der Britischen Inseln mit der heroischen Epoche der griechischen Literatur verbanden, was ihren vielfältigen literarischen Vorhaben diente.

So legte Geoffrey von Monmouth die Bezeichung „Trinovanten“ (aus dem Bericht von Tacitus, als dieser in der Gegend von London wohnte) als Troi-novant, („Neues Troja“) aus.

Deutung

Mehr theoretische Ansprüche verbinden die keltische Mythologie mit einigen Herrschern und Ereignissen, wie sie von Geoffrey von Monmouth in seiner Historia Regum Britanniae aufgenommen sind. Es wird angenommen, dass z.B. Leir of Britain, aus dem später Shakespeaers König Lear wurde, ursprünglich der irische Meeresgott Lir war. Verschiedene keltische Gottheiten wurden indentifiziert als die Figuren der Artus-Literatur, so wurde oftmals Artus' Halbschwester Morgan le Fay als die ursprünglich irische Göttin Mórrígan angesehen.

Viele dieser Indentifizierungen stammen aus der Theorie der „Comparativ Religion“ des späten 19. Jahrhunderts und sind in letzter Zeit untersucht worden.

Nachwirkung

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Merlin in einer französischen Handschrift aus dem 13. Jahrhundert: Ein Beispiel für die Ausbreitung des „Matter of Britain“

Die geschilderten Sagen haben nicht nur die Autoren, die sie (möglicherweise modifiziert) als erste aufgeschrieben haben, sondern auch neuere Schriftsteller zu eigenen Werken inspiriert. Dazu zählen zahlreiche mittelalterliche und einige neuzeitliche Autoren, die ihre eigene Fassung der Artussage veröffentlichten. Wohl seltener sind Werke zu den von Artus in den Schatten gestellten Persönlichkeiten, die ebenfalls in dem Sagenkreis auftauchen.

William Shakespeare allerdings war offenbar sehr an der Geschichte Britanniens interessiert und kannte ihre obskuren Seitenwege.

Seine Stücke enthalten mehrere Erzählungen, die sich auf die legendären Könige beziehen, wie König Lear und Cymbeline. Es ist anzunehmen, dass Shakespeares walischer Lehrer Thomas Jenkins ihn in diese Materie einführte und ihn möglicherweise anwies Monmouth zu lesen.

Auch Raphaels Holinsheds „Chronikles of England Scotland und Ireland“ (Die Chroniken von England, Scotland und Irland), die wiederum zu Shakespeares Quellen für Macbeth gehören, tauchen tauchen diese Erzählungen auf. In Shakespeares Schauspiel „Die lustigen Weiber von Windsor“ tritt ein walischer Lehrer als die Figur Sir Hugh Evans auf.

Andere frühe Autoren bedienten sich ebenso aus den Arthurischen Legenden und aus pseudo-historischen Quellen der „Matter of Britain“. Die Schotten z.B. schufen eine mystische Geschichte in ihren Ahnenreihen der Könige der Pikten und Dalriadas.

Während diese schließlich sachliche Ahnenreihen wurden, anders als bei Geoffrey, waren ihre Ursprünge vage und vereinigten oft Aspekte der mythischen britischen Geschichte und der der irischen. Besonders die Erzählung von Gabhran vereinigt Elemente aus beiden Geschichten.