Kutschkelied

Soldatenlied aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71
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Das Kutschkelied ist ein Soldatenlied aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Es beginnt mit dem Reim eines Jenaer Studentenliedes von 1814: „Was kraucht dort in dem Busch herum? Ich glaub’, es ist Napolium!“ Sein Verfasser war angeblich ein „Füsilier Kutschke“, sodass das Lied als Kutschkelied populär wurde.

Geschichte

 
Vorgebliche Keilschrift-Fassung des Kutschkelieds
 
Hieroglyphenversion

Das Lied erschien zuerst in den Mecklenburgischen Nachrichten vom 22. August 1870, und zwar in vier Strophen. Die Kölnische Zeitung veröffentlichte den Text am 6. September 1870. Welche Melodie der Verfasser für das Kutschke-Lied zugrunde legte, ist unbekannt. Gesungen wurde es wohl meist auf die Melodie von Ich bin der Doktor Eisenbart; später wurden neue Kompositionen geschaffen, die sich aber nicht durchsetzten.

Das Lied verbreitete sich schnell und es wurden weitere Strophen hinzugefügt. Nach dem Tod des angeblichen Kutschke – es hieß, er sei an einer Verwundung gestorben – wurde weiter öffentlich über den Ursprung des Liedes gerätselt, und in der bereits 1871 erschienenen Schrift Das Kutschkelied auf der Seelenwanderung. Forschungen über die Quellen des Kutschkeliedes im grauen Alterthume nebst alten Texten und Uebersetzungen in neuere Sprachen wurden angebliche Belege für die Verbreitung des Liedes aus alten lateinischen Codices, Keilschrifttafeln aber auch arabischen Quellen zusammengetragen.

Der Schöpfer blieb lange unbekannt. Da es aber viele neue „Kutschkelieder“ gab, beanspruchten verschiedene Personen die Urheberrechte für sich; ein August Gotthilf Hoffmann vertrat seine Ansprüche sogar so vehement, dass er sich ab 1899 gar Hoffmann-Kutschke nannte.

Ein Redakteur der Kölnischen Zeitung stellte aber endgültig fest, dass der tatsächliche Urheber der Erstfassung Hermann Alexander Pistorius (1811−1877), Feldprediger im Deutsch-Französischen Krieg und Pfarrer in Basedow (Mecklenburg) war.

Literatur

  • Wilhelm Ehrenthal: Das Kutschkelied auf der Seelenwanderung. Forschungen über die Quellen des Kutschkeliedes im grauen Alterthume nebst alten Texten und Uebersetzungen in neuere Sprachen. Leipzig 1871 (PDF bei der Karl-May-Gesellschaft)
  • Hubert Havlicek: Füsilier trifft Weltreisenden: Kutschke und Karl May. In: Wiener Karl-May-Brief, Heft 3/2007, S. 7