Zytostatikum

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. April 2004 um 14:14 Uhr durch 217.87.134.59 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Zytostatika (oder Cytostatika, vom griechischen Cyto=Zelle und statik=anhalten) sind natürliche oder synthetische Substanzen, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen. Sie werden vor allem zur Behandlung von Krebs (Chemotherapie, teilweise auch bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen eingesetzt.

Zytostatika greifen unspezifisch in den Stoffwechsel von Tumorzellen und allen anderen schnell wachsenden Zellen wie Epithelzellen (wie z.B. Haarwurzelzellen, Schleimhautepithel von Mund, Magen-Darm-Trakt) ein oder zerstören deren Zellstrukturen. Einige Zytostatika sind dabei selbst krebserregend, mutagen oder keimbahnschädigend. Oft werden Zytostatika kombiniert, um die Wirksamkeit zu erhöhen und die Nebenwirkungsrate zu reduzieren.

Beispiele für Tumorarten, bei denen eine Chemotherapie zu einer dauerhaften Heilung führen kann:

Gut sind die Ergebnisse auch bei der Behandlung von kindlichen Tumoren.


Wann ist eine Behandlung mit Zytostatika sinnvoll

  • Eine lokale Behandlungsform reicht bei soliden Tumoren meist dann nicht mehr aus, wenn bereits Metastasen nachweisbar sind oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind.
  • Leukämien und maligne Lymphome breiten sich oft von Anfang an über mehrere Körpergebiete aus. Dann ist eine lokale Therapie nur selten sinnvoll und eine systemische Zytostatikagabe notwendig.
  • Eine adjuvante (=ergänzende, helfende) Zytostatikagabe wird vor oder nach der chirurgischen Entfernung eines Tumors auch ohne Nachweis von Metastasen gegeben, wenn das Rückfallrisiko erfahrungsgemäß hoch ist.


Wann ist eine Behandlung mit Zytostatika nicht sinnvoll

  • der Tumor kann durch eine Operation oder Bestrahlung komplett und mit großer Wahrscheinlichkeit kurativ entfernt werden
  • es sind keine entscheidenden Auswirkungen des Tumors auf den Patienten in den nächsten Jahren zu erwarten.
  • ein Krebspatient ist multimorbide und sein Allgemeinzustand erlaubt keine solche Behandlung mehr
  • ein Krebspatient lehnt diese Behandlung bei voller Aufklärung ab
  • die Behandlung bringt nur eine geringe Verbesserung der Lebenserwartung
  • die Nebenwirkungen sind unverhältnismäßig schwerwiegend und beeinträchtigen die Lebensqualität zu stark.


Einteilung der Zytostatika

Man teilt die Zytostatika nach

  • Herkunft der Substanzen
    • pflanzliche Tumorhemmstoffe
    • Antibiotika
    • synthetische Zytostatika
  • und nach Wirkungsweise ein
    • Alkylantien
    • Antimetaboliten
    • Metaphasengifte

Sie besitzen die Eigenschaft, Alkylgruppen auf die DNS zu übertragen. Sind die Alkylantien mit 2 funktionellen Gruppen versehen, dann können sie 2 DNS Fäden vernetzen und sind dann meist stärker zytotoxisch wirksam.

  • Cyclophosphamid ( Endoxan)
  • Ifosfamid
  • Trofosfamid
  • Thiotepa
  • Melphalan
  • Chlorambucil
  • Busulfan
  • Cisplatin , Carboplatin
  • Carmustin (BCNU) , Lomustin , (CCNU ) Estramustin

zytostatisch wirksame Antibiotika

  • Anthracycline ( Anthrachinone)
    • Doxorubicin = Adriamycin
    • Daunorubicin
    • Epirubicin
    • Idarubicin
  • Mitoxantron
  • Bleomycin
  • Actinomycin D = Dactinomycin
  • Mitomycin
  • Metaphasengifte aus Vinca rosea , Vincristin = Oncovin , Vinblastin , Vindesin.
  • Topoisomerase-I-Inhibitoren Camptothecin, Topotehecan, Irinothecan
  • Topoisomerase-II-Inhibitoren Etoposid, Teniposid
  • Taxoide( Taxane), Paclitaxel, Docetaxel

Diese Stoffe werden als falsche Bausteine in die DNS oder RNS eingebaut und hemmen so den Stoffwechsel.

  • Methotrexat ( MTX ) = Folsäureantagonist
  • 5-FU = 5-Fluorouracil
  • Cytosinarabinosid
  • Purinanaloga
    • Tioguanin = 6-Thioguanin
    • Azathioprin, 6-Mercaptopurin = 6-MP
    • Fludarabin, Chlorodeoxyadenosin, Deoxycoformycin ( Pentostatin)
  • Gemcitabin
  • Thymidilatsynthasehemmer: Raltitrexed, Tomudex

andere Zytostatika

  • Asparaginase , hemmt die Eiweißsyntese
  • Hydroxycarbamid (Hydroxyharnstoff, Hydroxyurea)
  • Dacarbazin, Procarbazin

Beispiele vor allem neuerer Zytostatika

  • Alemtuzumab (MabCampath® Infusion ; MedacSchering)
    • ist ein monoklonaler Antikörper
  • Purinanalogon Fludarabin (Fludara® )medac
  • Cyclophosphamid,
  • Adriamycin
  • Cladribin Leustatin® (Janssen-Cilag)
  • Interferon
    • Haarzellleukämie; ist kein Zytostatikum
  • Capecitabin (Xeloda® Tabl.; Hoffmann-La-Roche)
  • Imatinib (Glivec® Hartkapseln; Novartis)
    • Therapie von Patienten mit chronisch -myeloischer Leukäme (CML)
  • Topotecan Hycamtin® (SmithKline Beecham)
  • "native" L-Asparaginase.
  • Pegaspargase Oncaspar® (Medac)

Weiterführende Informationen