Emo von Wittewierum

Prämonstratenser-Chorherr
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Emo von Wittewierum (oder von Huizinga) (* um 1175; † 1237 in Jukwerd bei Delfzijl, Niederlande) war ein Prämonstratensermönch, der als Augenzeuge von der ersten Marcellusflut 1219 berichtete.

Leben

Emo stammte aus der Nähe von Groningen. Nach dem Besuch der Schule eines Benediktinerklosters studierte er Kanonisches Recht in Paris, seit 1190 in Oxford - als Emo of Friesland war er zusammen mit seinem Bruder Azzo der erste namentlich bekannter ausländischer Student[1] - und in Orléans.

 
Kirche von Wittewierum (1863 abgebrochen)

Nach seiner Rückkehr als Magister war er Schulmeister und Pfarrer in Huizinge (Loppersum (Groningen)). Im Jahr 1208 trat er in ein von seinem Cousin Emo van Romerswerf gegründetes Kloster bei Groningen ein und erwirkte 1209 dessen Anschluss an den Orden des Norbert von Xanten. Die Inkorporation der Kirche von Wierum führte zur Verlegung des Klosters nach Wittewierum, wie der Ort nun nach dem weißen Habit der Mönche genannt wurde, und zu einem schnellen Aufstieg des Klosters, das mit dem Frauenkloster Campus rosarum (Rozenkamp) zu einem Doppelkloster verbunden wurde.[2] Als der Bischof von Münster Otto I. von Oldenburg die Stiftung der Wierumer Kirche rückgängig machen wollte, reiste Emo nach Rom, um seine Ansprüche bei Papst Innozenz III. durchzusetzen. 1213 konnte das Kloster unter dem Namen Hortus Floridus (Bloemhof) offiziell gegründet werden. 1561 wurde das Kloster aufgehoben.

Die Auseinandersetzung mit den Bauern, die verlangten, dass das Kloster wegen seines direkt am Deich der Ems befindlichen Vorwerks den gesamten Deichpflichten der Region nachkommen sollte, endete mit einem Kompromiss: Jeder Landbesitzer war verpflichtet, den Deich instandzuhalten.[3] Die erste Marcellusflut am 16. Januar 1219 überstand das Männerkloster anscheinend unbeschadet, während die Nonnen der Frauenklosters nur ihr Leben retten konnten. Obwohl Emo versuchte, die Ursachen der Flut naturphilosophisch mit der Vier-Elemente-Lehre zu begründen, sah er jedoch die Flut auch als Strafe Gottes für die Menschen, besonders auch für die Bauern, die ihren Pflichten nicht nachkommen wollten. Trotzdem halfen die Klosterbrüder den durch immer neue Überschwemmungen in den folgenden Jahren bedrängten Bauern tatkräftig bei der Reparatur der Deiche.[4]

1225 wurde er Abt des Klosters. Dort richtete er eine große Bibliothek ein mit Werken der Kirchenväter und zeitgenössischer Theologen. 1235 ging der Streit mit dem Bischof Dietrich III. von Isenberg soweit, dass der Bischof über Emo die Exkommunikation verhängte. Trotzdem entschied der Papst für Wittewierum. Der Bischof musst seinen der Bevölkerung unliebsamen Offizial entlassen und erhielt auch nicht geforderten Abgaben.

1237 starb Emo bei einem Besuch des Frauenklosters Campus rosarum.[5]

Chronicon abbatum in Werum

Sein wichtigstes Werk ist das von ihm im mittelalterlichen Latein verfasste und von seinen Nachfolgern Menko und Folkert bis 1296 weitergeführte Chronicon abbatum in Werum. Die Chronik beginnt mit der Gründung des Klosters 1213. Es ist eine reiche Quelle für die Geschichte des mittelalterlichen Friesland, insbesondere für die Umgebung von Groningen. So enthält die Chronik den einzigen Augenzeugenbericht über die ersten Marcellusflut und berichtet von Thomas Olivier, der in Friesland 1210 bis 1213 zum Kreuzzug aufrief. Emo gibt auch einen Bericht eines Bekannten wieder, der die Erlebnisse friesischer Teilnehmer am Kreuzzug von Damiette 1217 bis zur Ankunft in Akko schildert. Auch der Stedingerkrieg von 1230 wird behandelt.

In vier Soliloquia (Selbstgespräche), in denen Emo nach Art des Augustinus von Hippo über seinen eigenen Werdegang und theologische Themen reflektiert, bietet sie Einblicke in das Denken und das Seelenleben eines mittelalterlichen Mönchs. Emo setzt sich darin kritisch mit dem asketisch-monastischen Ideal und seiner eigene Rolle als Priester und auch mit der Frage der Simonie auseinander.[6]

Vom Chronicon abbatum in Werum befinden sich zwei guterhaltene auf Pergament geschriebene Handschriften aus dem 13. und dem 15. Jahrhundert im Archiv in Groningen, von denen die ältere möglicherweise das Original ist.[7]

Literatur

  • Emo van Huizinge / Menko: Chronicon abbatum in Werum
    • Ludwig Weiland: Monumenta Germaniae Historica SS. 23 (1874); S. 465-523 (lateinische Ausgabe)
    • H.P.H. Jansen / A. Janse (Hrsg. und Übersetzer.): Kroniek van het klooster Bloemhof te Wittewierum. Middeleeuwse Studies en Bronnen 20. Hilversum, Verloren, 1991 (Niederländische Übersetzung)
  • Bernd Rieken: Emo von Wittewierum, in BBKL Band XXIX (2008); Spalten 575-578
  • Jacob Cornelis van Slee: Emo von Wittewierum. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 91 f.

Einzelnachweise

  1. A brief history of the university of Oxford; Elisabeth van Houts: Narrative sources from the Medieval Low Countries
  2. Wilhelm Kohl: Das Bistum Münster: Die Diözese, Band 3; Göttingen 2003; S. 271-272
  3. Bernd Rieken: >NORDSEE IST MORDSEE< Sturmfluten und ihre Bedeutung für die Mentalitätsgeschichte der Friesen; Nordfreesk Instituut Band 187; Münster 2005; S. 146ff
  4. Rieken: >NORDSEE IST MORDSEE<; S. 151
  5. Eintrag im Heiligenlexikon
  6. Rieken: >NORDSEE IST MORDSEE<"; S. 160ff
  7. Die Chronik von Wittewierum (nl.)