Erotik

Medien mit vorwiegend erotischem Sujet, deren Gegenstand die Darstellung oder Beschreibung sexueller Handlungen oder Situationen ist
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Die Erotik (v. griech. Eros/έρως = Liebe) bezeichnet ursprünglich die sinnlich-geistige Zuneigung, die man einem anderen Menschen entgegenbringt. Sie wird von Sex und Liebe insofern unterschieden, daß Sex die trieb- und körpergesteuerte, Liebe die emotional-seelische und die Erotik die psychologisch-geistige Anziehung zu einer anderen Person verkörpern. (Siehe Philosophie des alten Griechenlandes: Trialismus (Dreieinigkeit) von Soma (Körper), Anima (Geist) und Psyche (Seele), welche eine Einheit bilden müssen, damit der Mensch vollkommen ist).

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Erotische SW- Fotografie
Foto: Julica da Costa

Heutzutage wird das Wort Erotik im Alltagsgebrauch mit den Synonymen Sex und Liebe meist gleichwertig verwendet und kommerziell eingesetzt. Dies drückt sich etwa in Begriffen und Schlagwörtern wie sexy, Liebesspiel, käufliche Liebe oder Eros-Center aus.

Eine Unterform der Erotik ist die Pornografie. Anders als die Erotik, zielt sie nicht auf die phantasievolle Erregung des Geistes und damit auf die potentielle und langfristige Umwerbung und Eroberung des Partners als ganzheitliche Person, sondern direkt auf die des puren Begattungstriebs und der damit verbundenen sofortigen schnörkellosen Trieberfüllung.

Evolutionärer Hintergrund

Im Tierreich kann man im tierischen Werbeverfahren um Aufmerksamkeit (Bunter Federschmuck, Gesang und Balztanz bei Vögeln, Röhren des Hirsches und Geweihkämpfe, Bauen und Schmücken eines prächtigen Nestes oder Baus) durchaus Vorformen der Erotik sehen.

Caraglio: Merkur und Herse

Merkmale der Erotik

Grundmerkmale

Die Basis der Anziehungskraft der Erotik liegt auf den evolutionären Vorgaben, welche uns einen potentiellen Partner möglichst attraktiv erscheinen lassen (sollen): Bei der Frau ist es eine Verbindung aus Kindchenschema, (wie große Augen, schmaler Hals, hohe zarte Stimme) mit den sichtbaren Rundungen von Hüften und Brust. Beim Manne sind es körperliche Größe und Kraft, ausgeprägte Muskeln und tiefe Stimme.

Wandlung der Grundbedeutung

Im Rahmen der Entwicklung des menschlichen Geistes und somit der Schaffung einer Kultur des Wissens und der Kunst hat sich diese Fixierung an die grobe biologische Planvorgabe, zugunsten einer geistigen Projektion von Wünschen und Hoffnungen auf andere Personen aufgelöst, die sowohl die sinnliche Seite einer Liebesbeziehung als auch das Spiel mit körperlichen Reizen sowie die geschlechtliche Vereinigung umfassen.

Psychologische Reize

Man spricht von „erotischer Ausstrahlung“ oder „erotischen Signalen“, die andere Menschen senden. Dabei wird die Kraft- und Stärkeempfindung der Erotik keineswegs mehr nur durch den bloßen Anblick der Nacktheit eines menschlichen Körpers bestimmt, vielmehr können auch die Kleidung (etwa körperbetonte, transparente Gewänder), Mimik und Gesichtsausdruck einer Person sowie Gesten, Sprache und Sprachfärbung, Haltungen und Handlungen von Mitmenschen Erotik erzeugen, wie auch ein Bild, eine Statue oder bestimmte Lebensmittel und Farben.

"Head- and Brainsex"

Da Erotische Zuneigung sich hauptsächlich im Kopf abspielt, ist diese Form des körperlosen Begehrens besonders bei Teenagern und Frauen beliebt.

Die Begeisterung, die man einer in der Hierarchie übergeordneten Person entgegenbringt, sei es ein Schriftsteller, Lehrer, Politiker, Religionsführer, Gott oder einem Medienstar, kann bereits ein Ausdruck von Erotik sein. Gerade weil die angebetete Person unerreichbar ist, kann man sich vollen Herzens in eine Liebe zu Ihr hineinstürzen. Sie wird einen nie enttäuschen, denn sie ist eine absolute Projektionsfläche und dadurch nicht wirklich konkret greifbar. Sämtliche Religionen und Ideologien basieren auf diesem Prinzip.

Trivialisierte Abarten dieser körperlos gelebten Sexualität, sind auch in der Fetisch- und SM- Sexualität zu finden, in welcher nur durch visuelle bzw. audiovisuelle Reize (Lack und Leder, Anschreien, Befehle geben und befolgen) sexuelle Stimulation ausgelöst wird.

Kulturelle Entwicklung der Erotik

Erotische Fantasien haben seit jeher den menschlichen Geist beschäftigt, die Sitten und öffentliche Moral bestimmt und sich gegen jedes Tugendideal jedweder Zeit behauptet. Dies bezeugt auch eine Vielzahl erotischer Gedichte, Romane oder Bilder.

In allen Jahrhunderten stellten sich Fragen nach der Organisation des Gemeinschaftslebens, dem realen wie philosophischen Verständnis von Liebe, den Liebespraktiken etc. Zu bestimmten Zeiten hatte die Erotik innerhalb des gesellschaftlichen Denkens Hochkonjunktur, so zum Beispiel in der Epoche des Rokoko.

Als Ideal galt und gilt (-und wird wohl immer gelten) die harmonische Verbindung von Liebe, Erotik und Sexualität, also die Vereinigung von emotionaler, geistiger und körperlicher Liebe.

Vor- und Frühgeschichte

Schon aus vorgeschichtlicher Zeit sind sexuell- menschliche Darstellungen in Skulptur und Wandbild (Venus von Willendorf, Höhlen von Lascaux) auf der ganzen Welt zu finden. Anthropologen ordnen diese den kultischen Fruchtbarkeitsriten zu, welche damals herrschten. Liebe, Erotik und Triebkraft wurden nicht unterschieden, sondern der Art- bzw. Sippenerhaltung untergeordnet.

Antike

Merkur (Pompeii)

Bereits die Antike befasste sich mit der hetero- und homosexuellen Erotik; sie spiegelt sich im antiken Mythos und Kult. Aus der Antike sind Darstellungen sowohl der männlichen als auch der weiblichen Körper als Objekte des sexuellen Begehrens, sowie im Sexualakt bekannt. In der römischen Antike war es durchaus üblich, die Wände der Schlafräume mit Darstellungen sexuellen Inhalts zu dekorieren und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens mit entsprechenden Abbildungen zu schmücken. Eine besondere Einschränkung des Zugangs zu diesen Abbildungen für Personen des männlichen oder weiblichen Geschlechts ist nicht bekannt. Eine Unterscheidung zwischen Kunst und Pornografie wurde nicht vorgenommen.

Mittelalter

Erotische Darstellungen aus dieser Zeit stammen vorwiegend aus dem einfachen Volk und zeugen von einer sehr sinnlichen bäuerlich geprägten Auffassung der Erotik, oft verbunden mit Tätigkeiten und Ereignissen aus dem Alltag (z. B. Szenen aus den damals weit verbreiteten Badehäusern).

Beginn der Neuzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

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Liegender Mädchenakt

So lange Darstellungen sexuellen Inhalts als Einzelstücke den Blicken der herrschenden Schichten vorbehalten blieben, wurde ihr Inhalt nicht problematisiert. Erst mit Aufkommen neuer Drucktechniken in der Renaissance, die eine vergleichsweise kostengünstige Verbreitung außerhalb der höheren Stände ermöglichte, wurde zwischen Kunst und Pornografie unterschieden und Herstellung und Vertrieb der letzteren weitgehend unterbunden. 1529 wurde der Kupferstecher Sebald Beham in Nürnberg wegen Pornografie verfolgt. Um 1530 wurde die Verbreitung eines Zyklus, der verschiedene Stellungen des Sexualaktes grafisch illustrierte, verboten und der Stecher Marcantonio Raimondi zu Gefängnis verurteilt (Es handelte sich um Illustrationen zu Sonetten von Pietro Aretino nach Vorlagen von Giulio Romano). Die mythologische Überhöhung des Sexuellen in originären Kunstwerken galt jedoch weiterhin als legitime Betrachtungsweise, gegen die vergleichsweise wenige Übergriffe stattfanden. Erotische Kunst wurde allein unter ästhetischen Aspekten skandalisiert. Ein besonderes Schicksal ereilte das 1530 gemalte Bild "Leda mit dem Schwan" von Correggio, das 1721 in die Sammlung des Regenten von Frankreich, des Herzogs von Orléans, gelangte und von dessen Sohn schwer beschädigt wurde. Der Sohn des Herzogs schnitt den Kopf der Leda, die sich im sexuellen Spiel mit Zeus in der Gestalt eines Schwans vergnügte, aus dem Bild heraus (jetzt mit rekonstruiertem Kopf von Charles Coypel in der Gemäldegalerie Berlin).

Der Schlaf

Die entmythologisierte Darstellung sexuellen Inhalts, ins besondere der entkleideten Frau als Objekt sexuellen Begehrens wurde bei den Hofmalern Frankreichs des 18. Jahrhunderts freizügig gehandhabt. Berühmt wurde der Hintern der Louise O'Murphy, der Mätresse von Louis XV., von François Boucher in Öl gemalt (Liegender Mädchenakt, 1752) und die Untersicht des weiblichen Körpers in männlicher Betrachtung, vom Maler Jean Honoré Fragonard ins Bild gebracht (Die Schaukel, 1767). Weniger galant waren die realistischen Darstellungen der erotischen Körper des einfachen Volks durch Gustave Courbet (Der Ursprung der Welt; Der Schlaf, beide 1866) und durch die Impressionisten (Édouard Manet, Olympia, 1863, Paris).

Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Spanien Moralfragen von der Inquisition begutachtet. 1815 wurde Goya als Maler der "nackten Maya" und der "bekleideten Maya" vor das spanische Inquisitionstribunal geladen, nachdem die beiden Bilder im Jahr zuvor als Obszönitäten aus der Sammlung Godoy beschlagnahmt worden waren. Doch wurden weder die Werke vernichtet, noch Goya bestraft.

20. Jahrhundert

Erste Hälfte

Das 20. Jahrhundert befasste sich durch die Forschungen von Freud und Jung mit der Psychologisierung des Themas Sexualität, Aspekte wie pubertäre Sexualängste, Selbstbefriedigung, Prostitution und Perversionen fanden vermehrt Einzug in die bildliche Darstellungsebene. 1911 wurde der Künstler Egon Schiele wegen unmoralischer Zeichnungen von Minderjährigen zu einem kurzen Gefängnisaufenthalt von unter einem Monat verurteilt.

Zweite Hälfte

  • In der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde der Erotik nur ein untergeordner Stellenwert zugedacht. Besonders in Deutschland wurde die Sexualität auf möglichst rasche Produktion von Soldaten herabgewürdigt.
  • In den 50er Jahren wurde Erotik sehr zwiespältig eingesetzt. Einerseits strotzten Film und Fernsehen nur so von Sexbomben a´la Jayne Mansfield, Marylin Monroe und Ava Gardner, das Pin Up wurde erfunden, die Zeitschrift Playboy gegründet. Andererseits aber wurde Hildegard Knef fast gesteinigt, als sie sich in dem Film "Die Sünderin" kurz oben ohne sehen ließ und Sexualforscher A.C. Kinsey bekam Morddrohungen.
  • Die 60er machten Schluß mit der Scheinmoral und der einseitigen Objektisierung der Frau. Man bemühte sich um die Befreiung der Erotik von schlüpfrigen Beigerüchen. Eine sehr kühle und purisische Erotik- Welle war die Folge, in welcher Models wie Twiggy oder Schauspielerinnen wie Audrey Hepburn zu Stars wurden. Die neugegründeten Frauenverbände schwankten teils zwischen dem Verbot der Pornographie, teils zwischen dem offenen Umgang mit gelebter Erotik (freie Liebe) hin und her. Künstlerinnen wie Valie Export, setzten auf offene Konfrontation. Export kreiert das "Tapp- und Tastkino": Sie schnallte sich eine mit einem Tuch verhängte Box vor die nackte Brust und ließ Menschen ihre Brüste fühlen. Die endgültige Befreiung der Erotik und die Auseinandersetzung mit ihr in einer anerkannten Kunstform brachten Film- und Fototechnik.
    Die ersten Ausstellungen, die sich speziell mit erotischer Kunst beschäftigten, fanden in Skandinavien 1968 statt.
  • In den 70er Jahren fand durch die Idee der totalen sexuellen Befreiung und der Freien Liebe ein regelrechter Boom an Kunstpornos und Erotikfilmen statt. Man versuchte filmische Handlung und offen sexuelle Szenen aufwending miteinander zu Verbinden. Anspruchsvolle Kulissen und teures 35mm Filmmaterial hievten den Porno für kurze Zeit auf ein sehr hohes Niveau.
  • Doch wurden diese Anfänge durch die Erfindung des Videos in den 80ern und das Aufkommen von Aids sehr schnell wieder zunichte gemacht. Künstlerisch verarbeitet und festgehalten wurde diese Zeit in den Filmen Boogie Nights mit Mark Wahlberg und in der erst kürzlich erschienenen Dokumentation Inside Deep Throat, welcher den wohl berühmtesten Porno aller Zeiten hommagiert.
  • In den 90ern bekamm die Erotik mit dem Spaßgesellschaft und der Rave-Nation einen stark infantilen Anstrich. Man wollte einfach glücklich sein, egal wie und/oder mit wem. Erotik war schrill, bunt, laut und lustig. Egal ob Männlein oder Weiblein. In dieser Zeit bekam die Schwulen- und Lesbenbewegung auch eine ganz neue Anerkennung und neuen Auftrieb in der Gesellschaft, welche bis heute nachwirkt. Schwulsein war schick und gab der Mode ganz neue Impulse. David Beckham kreierte zusammen mit seiner Frau Victoria daraus den Metrosexuellen, eine erotisch- maßgebliche Vorlage, welche entscheidend das erotische Schönheitsideal des 21. Jahrhunderts eingeläutet hat und sich noch lange auswirken könnte.

Literatur

  • Bataille, Georges, Die Erotik, Matthes & Seitz, Neuauflage 1998
  • Bataille, Georges, Das obszöne Werk, Rowolth Taschenbuch, Reinbek 2000
  • Bataille, Georges, Die Tränen des Eros, Matthes & Seitz, Neuauflage 2004
  • Hayn, Hugo, Bibliotheca Germanorum erotica: Verzeichnis der gesammten deutschen erotischen Literatur […], Leipzig: A. Unflad, 1885

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