Bougainville

Insel, Teil von Papua-Neuguinea
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Bougainville ist eine etwa 8,800 qkm große Insel im pazifischen Ozean. Noch ist Bougainville zusammen mit der 500 qkm großen Nachbarinsel Buka eine Provinz von Papua-Neuguinea – es gibt aber starke Bestrebungen nach Unabhängigkeit. In der Provinz Bougainville lebten im Jahr 2000 175,160 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von knapp 19 Menschen auf den Quadratkilometer entspricht. Hauptstadt der Insel ist Arawa, mit 36,443 Einwohnern die drittgrößte Stadt Papua-Neuguineas.


Lage

Bougainville ist die nördlichste und größte Insel der Salomonen. Durch einen historischen Zufall wurde sie Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea und kam so schließlich zum Staat Papua-Neuguinea. Auf der Westseite der Insel liegt die Salomon-See und das papuanische Festland, auf der Ostseite der offene Ozean. Bougainville ist die östlichste Provinz Papua-Neuguineas, und ist vom Festland durch das Meer und 750 km Luftlinie getrennt – während es zur nächsten Salomonen-Insel gerade mal acht Kilometer sind.


Bevölkerung

Die Einwohner Bougainvilles sind Melanesier und gehören mehrheitlich dem gleichen Volk wie die Salomonen-Bewohner an. Viele empfinden sich gegenüber den Einwohnern Festland-Papuas als etwas Besonderes – die Haut der Bougainvilleer ist dunkler (fast ganz schwarz), und sie vererben ihren Besitz auf matrilineare Weise. Die Bougainvilleer gehören fast alle einem Volksstamm an, während es in Papua 800 verschiedene Stämme gibt. Das Zugehörigkeitsgefühl zu den Salomonen ist groß.


Wirtschaft

Bougainville verfügt über eine der weltgrößten im Tagebau betriebenen Kupfer-Minen, Panguna genannt, die lange Jahre einen Großteil des Bruttosozialprodukts von Papua-Neuguinea erwirtschaftete. Der Tagebau führte auf der Insel zu großen ökologischen Schäden. Infolge des Bürgerkriegs (siehe unten) und der von den Rebellen erzwungenen Stillegung der Mine gingen die Staatseinnahmen Papua-Neuguineas um 20% zurück, und aus Bougainville wurde die ärmste Gegend des Landes - während es vor dem Bürgerkrieg die reichste Provinz war.


Geschichte

Bougainville wurde 1568 zuerst von einem Weißen betreten, dem spanischen Kapitän Alvara de Mendana, der 1594 auf die Salomonen zurückkehrte und hier starb. Fast zweihundert Jahre lang gab es keinen Kontakt mehr mit Weißen, bis der französische Forscher Louis Antoine de Bougainville 1768 die Insel wiederentdeckte. Er war begeistert von der Schönheit der Insel und ihrer Menschen und beschrieb beides eindrucksvoll. Zudem legte er eine Karte der Insel an und benannte sie nach sich selbst.

1885 wurde Bougainville mit den Salomonen Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Neu-Guinea. Die übrigen Salomonen-Inseln wurden in einem Handel an Großbritannien übergeben, Bougainville blieb deutsch. Auch nach 1918 wurde die Insel nicht – entgegen dem Wunsch ihrer Häuptlinge – mit den britischen Salomonen wiedervereint, sondern blieb Teil des Australien übertragenen Völkerbund-Mandatgebiets New Guinea.

Im Zweiten Weltkrieg bauten die Japaner einige Flughäfen auf der Insel, die daraufhin von der US-Armee bombardiert wurde.

Als Papua-Neuguinea 1975 unabhängig wurde, kam es wieder zu noch zaghaften Sezessionswünschen. Aber erst als Forderungen von um die Mine herum Land besitzenden Clans nach Entschädigungen für die durch die Mine verursachten Umweltschäden abgelehnt wurden, kam es zu einem ernsthaften Konflikt: die Dorfleute legten im November 1988 durch Sabotageakte die große Kupfermine still.


Der Bürgerkrieg

Im März 1989 sollte die Armee die Ordnung wiederherstellen. Es kam aber zur Eskalation: die Clans um die Kupfermine herum begründeten die „Revolutionäre Armee Bougainvilles“ (BRA) und begannen mit Terrorakten. Diese Gewaltaktionen wurden oft mit Pfeil und Bogen, selbstgemachten Minen und Schrotflinten, und aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden gefundenen Sprengbomben begangen. Sie bestanden anfangs nur im Sprengen von Strommasten, und erst nach und nach erwarb die Befreiungsarmee auch moderne Waffen.

Ein blutiger Bürgerkrieg begann weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit. Er sollte in den nächsten neun Jahren etwa 20,000 Menschen das Leben kosten – bei einer Einwohnerschaft von knapp 200,000.

Wegen des blutigen Vorgehens der Regierungsarmee gegen Zivilisten gelang es der BRA, große Teile der Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. Es kam zu überraschenden Siegen der BRA gegen die viel besser ausgebildete und bewaffnete Regierungsarmee, die sich im März 1990 von der Insel zurückzog.

Die Regierung verfügte nun eine Blockade über die Insel – weder Lebensmittel noch Medikamente gelangten mehr auf die Insel, was zum Tode mehrerer Tausend Zivilisten führte. Die Befreiungsarmee verspielte in dieser Phase viele Sympathien bei der Bevölkerung, weil sich große Teile von ihr während ihrer Herrschaft oft als disziplinlos und korrupt erwiesen und es auch zu Übergriffen auf Zivilisten kam. Dorfschutzgruppen bildeten sich und unterstützten die 1992 zurückkehrende Regierungsarmee bei der Rückeroberung der Insel. Die BRA behauptete sich aber im Berggebiet der Insel um die Kupfermine herum. Immer wieder kam es zu Kriegshandlungen.

1997 holte der papuanische Premierminister Julius Chan eine britisch-südafrikanische Söldnertruppe auf die Insel, die den Widerstand der BRA brechen und die Kupfermine zurückerobern sollte. Nun kam es aber in der papuanischen Hauptstadt Port Moresby zu großen Demonstrationen gegen die fremde Söldnertruppe, an denen sich auch viele Regierungssoldaten beteiligten. Diese Demonstrationen zwangen Chan zum Rücktritt. Die Söldner verließen das Land und der neue Regierungschef nahm Verhandlungen mit der Befreiungsarmee auf.

Im Oktober 1997 kam es zur Waffenruhe und zu spontanen Freudens- und Versöhnungsfeiern der Bevölkerung. Im Januar 1998 wurde in Neuseeland ein vorläufiges Friedensabkommen unterzeichnet. Dem folgte 2001 das endgültige Friedensabkommen, in dem Bougainville zur autonomen Provinz innerhalb Papua-Neuguineas erklärt wurde.

Bis spätestens zum Jahr 2015 soll die Bevölkerung in einem Referendum über die volle Unabhängigkeit entscheiden. Die Kupfermine allerdings ist immer noch stillgelegt und in der Hand des BRA-Rebellen Francis Ona. Ein von ihm in San Francisco wegen der Umweltzerstörungen angestrengter Prozess muss noch über milliardenschwere Entschädigungsforderungen zugunsten der Land um die Kupfermine besitzenden Clans entscheiden.


http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/kriege/167_papuaneuguinea.htm (zum Bürgerkrieg)

http://www.natural-resources.org/minerals/development/indigp/Bougainville.htm (zur Kupfermine - englischsprachig)

http://rspas.anu.edu.au/melanesia/bougainvilleresourcepage.htm (von der Universität Australien gesammelte Dokumente)