Nikolai Nikolajewitsch Miklucho-Maklai

Künstler, Humanist, Anthropologe und Biologe
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Baron Nikolai Nikolajewitsch von Miklouho-Maclay (auch Nikolai Miklucho-Maklai) wurde am 17. Juli 1846 nahe der Stadt Borovichi in der russischen Provinz Novgorod geboren. Er wurde ein bekannter Forscher, Künstler und Humanist, und ist neben seinen biologischen und zoologischen Arbeiten vor allem als Anthropologe und Erforscher Neuguineas bekannt.

Nicolai Miklouho-Maclay

Sein Vater war Ingenieur und gehörte einem noch jungen russischen Adelsgeschlecht an – von Katharina der Großen geschaffener Erbadel. Ein Vorfahre war aus Schottland nach Russland eingewandert – darum der zweite Nachname Maclay. Über die Schreibweise seines Namens darf sowieso gestritten werden: von Miklouho-Maclay über Miklukho-Maclay (angelsächsische Länder), Mikloucho-Maclay (in Deutschland die Regel!), Miklouho-Maclai (in Russland), Miklukho-Maclaj bis Nicholas Maclay (Australien) sind alle möglichen Schreibweisen in Gebrauch. Internationaler Standard dürfte heute aber Miklouho-Maclay sein.

Nikolai war elf Jahre alt, als sein Vater starb und die Familie verarmte. Ein 1863 begonnenes Studium der Physik und Mathematik in St. Petersburg musste abgebrochen werden, weil der junge Nikolai an verbotenen politischen Studententreffen teilnahm. Miklouho-Maclay bekam Studierverbot und ging nach Deutschland, wo er in Heidelberg, Leipzig und Jena Philosophie und Medizin studierte und nebenher arbeitete, um zu überleben.

Der Neunzehnjährige fiel dem bekannten Naturforscher und Darwinisten Ernst Haeckel auf, der ihn als wissenschaftlichen Assistenten auf eine ausgedehnte Reise nach Madeira, den Kanarischen Inseln und Marokko mitnahm. In Jena führte Miklouho-Maclay seine Studien der Zoologie und Botanik fort und unternahm 1867 eine Reise nach Sizilien und 1869 als Muslim verkleidet seine erste selbständige Reise ans Rote Meer und nach Arabien.

Über Konstantinopel kehrte er nach St. Petersburg zurück und arbeitete als Assistent von Karl Baer, der mit seinen darwinkritischen Ansichten von der Gleichheit der Menschen auch Friedrich Engels beeinflusste. Dort fiel ihm auch ein Buch des deutschen Südseeforschers Otto Finsch in die Hände, das ihn für die fremde und fast noch unerforschte Insel Neuguinea begeisterte.

Mühsam brachte er die Mittel für eine Zwei-Mann-Expedition auf und verließ im Oktober 1870 auf der russischen Korvette "Witjas (I)" den Hafen Kronstadt. Die Reise dauerte ein Jahr und führte über Brasilien und Chile in die Südsee. Nach Zwischenaufenthalten auf der Osterinsel, auf Tahiti und Samoa setzte Kapitän Nasimov den unerschrockenen Forscher am 20. September 1871 in der Astrolabe-Bucht an der Nordküste Neuguineas unweit der heutigen Stadt Madang ab, an einem Flecken Land, den noch kein Weißer je betreten hatte. Hier sollte er 15 Monate bleiben, nur in Begleitung seines furchtsamen und pessimistischen Dieners, des schwedischen Seemanns Olsson.

Von 1873 bis 1875 forschte Miklouho-Maclay im Innern der Halbinsel Malakka

Miklouho-Maclay ist noch heute eine Legende in Papua-Neuguinea. Furchtlos begegnete er den menschenfleischessenden Ureinwohnern und wurde als der „Mondmann“ bekannt – die Papuaner hatten noch nie einen Weißen gesehen und glaubten, er habe seine übernatürlichen Kräfte vom Mondgott. Miklouho-Maclay wurde zum unsterblichen Halbgott für die Papuaner, und er förderte nach Kräften den Glauben an seine magischen Kräfte. Noch heute ist Miklouho-Maclay in seiner russischen Heimat als „der Mondmann“ berühmt.

In Australien ist er auch als „der weiße Papuaner“ bekannt. Nach einem weiteren Aufenthalt von 1876 bis 1877 in Neuguinea kam er 1878 auch nach Australien und ließ sich dort nieder. Mit seinem Fast-Namensvetter Macleay veröffentlichte er drei wissenschaftliche Arbeiten und eröffnete die erste meeresbiologische Station Australiens. Er wurde der Öffentlichkeit aber weniger durch seine bahnbrechenden Arbeiten über Neuguinea bekannt, sondern mehr durch die Art und Weise, wie er sich für die Rechte der Ureinwohner einsetzte und die Rolle der Weißen kritisch sah. Neuguinea besuchte er noch zweimal.

Er schrieb an die englische und russische Regierung, um sie von weiterer Kolonisierung Neuguineas abzuhalten. 1881 schuf er einen Plan, wonach der noch nicht kolonisierte Teil der Insel von einem „Großen Rat der Eingeborenen“ (Native Great Council) regiert werden sollte, dessen Berater und Botschafter er gerne werden wollte.

1884 aber kam das Unheil von einer Seite, an die er nicht gedacht hatte. Der deutsche Anthropologe Otto Finsch – eben jener, dessen Buch ihn für Neuguinea begeistert hatte – landete in der Astrolabebucht, gab sich als Freund oder gar Bruder von Miklouho-Maclay aus und nahm das Land für Deutschland in Besitz. Deutschland war auf der Jagd nach einem eigenen Kolonialreich und nahm, was die älteren Kolonialmächte noch übrig gelassen hatten. Bis zum Ende des Jahres 1884 war der ganze Osten Neuguineas zwischen England und Deutschland aufgeteilt – der Westen Neuguineas war eh schon lange holländisch.

Nachdem der Zar ihm die Erlaubnis gegeben hatte, heiratete Miklouho-Maclay im gleichen Jahr Emma Robertson, die Tochter eines hohen australischen Politikers, der übrigens gegen die Hochzeit mit dem armen Russen war. Mit seinen zwei Söhnen zog die junge Familie 1887 nach Russland, wo Maclay ein Jahr später, im Alter von 42 Jahren, an einer seltenen Krankheit starb, die er sich in den Tropen zugezogen hatte.

Einige Zeitgenossen vermuteten, dass er sich nur verborgen hielt. So glaubt die Universität von Melbourne aufgrund von Dokumenten in ihrem Besitz, dass er erst am 1.1.1936 im Alter von fast neunzig Jahren gestorben ist, während auf der Website der Uni Sidney das allgemein angenommene Todesdatum 1888 steht (siehe Links).

Seine Frau jedenfalls kehrte nach Australien zurück und ließ auf seinen Grabstein in St. Petersburg meißeln: „Nichts als der Tod kann uns trennen“. Miklouho-Maclay hatte drei Enkel und etliche Urenkel, von denen einer Astronom wurde und nach seinem Ururgroßvater einen Stern benannte.

Wichtige Links:

http://www.usyd.edu.au/su/macleay/cmikmac.htm - Universität Sidney

http://www.asap.unimelb.edu.au/bsparcs/biogs/P000643b.htm - Universität Melbourne

http://www.sas.org.au/aevents.htm - Bryan Pott, Ururenkel und Astronom, berichtet

http://zoohall.com.ua/leftframes/ecolog/te_kto/sovrem/m/14.htm - wunderschöne russische Seite, sehr ausführlich! Aber man muss wirklich russisch können.

http://www.ozlantis.com.au/Mac_intro.htm (Interview mit der Autorin eines englischen Romanes über Miklouho-Maclay, „Maclay“)

Buchtipp: die einzige Biographie erschien 1984 auf englisch: Webster, E. M., The Moon Man: A Biography of Nikolai Miklouho-Maclay, University of Melbourne, Melbourne, 1984, 448 pp.