Georg Iwanowitsch Gurdjieff (*14. Januar (?) 1866 (?) in Alexandropol - †29. Oktober 1949 in Paris) war Autor, Philosoph, Choreograph, Komponist, Lehrer und Begründer einer weltweiten und diversifizierten Anhängerschaft.
Geboren im griechischen Viertel der Stadt Alexandropol in Armenien (damals unter russischer Herrschaft), verbrachte Gurdjieff angeblich Jahre in Zentralasien, Nordafrika und anderen "Orten verborgener esoterischer Traditionen", deren Spuren er bereits in seiner "außergewöhnlichen Jugend" begegnet sein will (wie in seinem autobiographischen Werk "Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen" nachzulesen ist).
Nach Zwischenstationen in St. Petersburg (1915-1917) und Konstantinopel (1920-1921), eröffnete er 1922 das Institut für die harmonische Entwicklung des Menschen in Fontainebleau bei Paris, wo er schnell eine illustre Schülerschaft internationaler Künstler und Intellektueller anzog und, unter anderem, seine "Heiligen Tänze" oder "Movements" lehrte.
Gurdjieff zufolge kann der Mensch sich der Wahrheit bzw. deren Bewusstsein nur nähern, wenn alle Teile, die den Menschen ausmachen: das Denken, das Gefühl, die Bewegungen des Körpers, mit gleicher Kraft und Ausdauer harmonisch entwickelt werden. Ein zentrales Strukturmodell zu dieser "Arbeit an sich selbst" wird im Enneagramm dargestellt.
Dabei geht es um die ultimative Auseinandersetzung mit sich selbst, eine entschiedene und andauernde Anstrengung in der Überwindung des Mechanistischen in uns selbst, das uns ansonsten an jeder möglichen Entwicklung zum Bewussten Menschen hindert. Hinzu kommt, dass solche Arbeit nur fruchtbar sein kann, wenn sie gemeinsam mit Gleichgesinnten und unter direkter Anleitung und Führung durch einen "Lehrer" stattfindet.
Gurdjieff übrigens nannte sein System, in dem er uns zu solcher Entwicklung befähigen will, `Esoterisches Christentum´:
- "Ein Christ ist ein Mensch, der fähig ist, den Geboten zu folgen." Zehn Gebote
Spätere Weiterentwicklungen dieser in Synthese und Konsequenz einzigartigen Lehre, die aus bis anhin unbekannten Quellen wie der Ur-Bruderschaft Sarmoung schöpft und Elemente des Sufismus, gewisser buddhistischer und hinduistischer Traditionen sowie urchristlicher Mystik enthält, wurden v.a. durch P. D. Ouspensky ("Der Vierte Weg"), Jeanne de Salzmann und J. G. Bennett transportiert - selbst Osho Bhagwan Shri Rajneesh berief sich auf sein Vorbild Gurdjieff. Darüber hinaus ist eine subtile, doch evidente (wenn nicht gleich namentlich benannte) Infiltration Gurdjieff´schen Einflusses in den weiten Markt moderner Seelen- und Körpertherapieangebote zu beobachten. Und schliesslich: außer irritierten Zuschreibungen mysteriösen Zaubers und Ähnlichem ist ein profunder Widerspruch zu Gurdjieff bisher offenbar ausgeblieben.
So hinterließ Gurdjieff einen tiefen Eindruck in der westlichen Geisteswelt des 20. und 21. Jahrhunderts: von der unmittelbaren Faszination seiner Zeitgenossen, den vielfältigen Zeugnissen in der Gurdjieff-Sekundärliteratur bis zur aktuellen Rezeption seiner gemeinsam mit Thomas de Hartmann komponierten Musik in Konzerten und auf Tonträgern (z.B. eine Interpretation von Keith Jarrett: Gurdjieff / Sacred Hymns).
Heute haben sich weltweit zahlreiche "Schulen" aus unterschiedlichen, auf Gurdjieff jedoch zentral bezogenen Grundlinien in weiterer Diversifikation etabliert. Es wird mit etwa 5000 Anhängern allein in Nordamerika gerechnet - aber eine einheitliche oder gar religiöse Organisationsform gibt es nicht.
Aus der englischen Wikipedia/Gurdjieff-Seite:
A Short Bibliography
- Works by Gurdjieff
- Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel by G. I. Gurdjieff (1950)
- Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen by G. I. Gurdjieff (1963)
- Das Leben ist nur wirklich, wenn "ich bin" by G. I. Gurdjieff (1974)
- Views from the Real World Talks of G. I. Gurdjieff (1973)
- The Herald of Coming Good by G. I. Gurdjieff (1988)
- The Gurdjieff Teaching
- In Search of the Miraculous by P. D. Ouspensky (1949)
- The Psychology of Man's Possible Evolution by P.D. Ouspensky (1978)
- Toward Awakening by Jean Vaysse (1980)
- Mount Analogue by René Daumal (1974)
- Psychological Commentaries on the Teachings of Gurdjieff and Ouspensky by Maurice Nicoll (1980, 6 volumes)
- Gurdjieff as recounted by his pupils
- Monsieur Gurdjieff by Louis Pauwels (1954)
- Our Life with Mr. Gurdjieff by Thomas and Olga de Hartmann (1964, Revised 1983 and 1992)
- Boyhood with Gurdjieff by Fritz Peters (1964)
- Teachings of Gurdjieff by C.S. Nott (1961)
- Undiscovered Country by Kathryn Hulme (1966)
- Who Are You Monsieur Gurdjieff? by René Zuber (1980)
- Idiots in Paris by J.G. and E. Bennett (1980)
External Links
- Lucky Soul / Gurdjieff
- International Gurdjieff Review
- G. I. Gurdjieff and His School by Jacob Needleman, Professor of Philosophy, San Francisco State University
- A Call for a New Society by John G. Bennett
- Chronology of Gurdjieff's Life by James Moore
- Gurdjieff in America: An Overview by George Baker and Walter Driscoll
- Naqshbandi Sufi Order's critique of Gurdjieff's authority to transmit Sufi teachings
- Gurdjieff's Legacy
- Gurjieff Movements
- Gurdjieff Studies (UK)
- Gurdjieff: articles and links