Kirgisen

turksprachige Ethnie in Zentralasien
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Die Kirgisen sind ein Turkvolk, das bereits Ende des 3. Jahrhundert v. Chr. von den Chinesen erwähnt wurde (am Altai). Seit etwa 49 v. Chr. lebte es am Jenissej, als Nachbar der Ti-ling, die zur Selenge weiterzogen.

Im 6. Jahrhundert bauten sie sogar Eisen und Gold ab, das sie mit "knirschenden Zähnen" den Kök-Türken als Tribut überlassen mußten (so vermerkten es die Chinesen). Die Kirgisen waren zu Beginn des 8. Jahrhundert unter Bars Beg (gefallen 711/12) in schwere Auseinandersetzungen mit den Kök-Türken verwickelt. Das wiederholte sich 758 mit einer Niederlage gegen die Uiguren. Für das Ende des 8. Jahrhunderts werden auch Kirgisen am Ost-Tienschan vermerkt.

Schließlich schwächten schwere Winter und Verrat das Uigurenreich in der Mongolei, das nun 839/840 von den Kirgisen unter Jaglaqar (Uje/Ajo Khan, † 847) beseitigt wurde. Die Kirgisen waren danach eine Zeitlang die Hauptmacht Zentralasiens und sandten einige Gesandtschaften nach China. Man fand sogar byzantinische Münzen am Jenissej. Die Kirgisen wurden aber von den Kitan unter Apaoka 924 wieder aus der Mongolei verdrängt, wo sie wohl nie heimisch geworden waren. Das Zentrum Jaglaqars waren nach 840 die Du-man Berge in Tuwa.

In den Jahren 1207-08 unterwarfen sich die kirgisischen Fürsten den Mongolen von Dschingis Khans Sohn Dschudschin, rebellierten aber bald. Das Volk der Kirgisen wurde im Verlauf des 13. Jahrhunderts von den Mongolen aufgelöst, zum Teil 1293 nach der Mandschurei deportiert, verlor seine (Runen-)Schrift und den wenigen Ackerbau. Die am Jenissej lebenden Gruppen der Kirgisen machte Anfang des 15. Jahrhunderts unter Ugechi (um 1402/03) und seinem Sohn Essekü († 1425) nochmal von sich reden, allerdings nur in verworrenen Kämpfen, welche letztlich die Oiraten dominierten.

Geringe Reste zogen wahrscheinlich schon 1220 im Heer von Dschudschin nach Mittelasien ans Tienschan-Gebirge, wo sie noch heute leben. (Zumindest hat das E. Sarkisyanz aus der Volksüberlieferung heraus vermutet, was auch im Einklang mit Dschudschins Feldzug steht.)

Im 15./16. Jahrhundert standen sie dort in lockerem Bündnis mit den Kasachen, die man damals gern als "Kirgisen" bezeichnete, während die eigentlichen Kirgisen "Schwarze Kirgisen" genannt wurden. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kämpften sie z.B. gegen den Tschagatai-Khan Abdur Raschid und dessen Sohn. Nach und nach erhielten sie Zuzug von den im Jenissej-Raum verbliebenen Gruppen. So erreichten z.B. 1469 (unter Ababartsi Chinsang) und 1702 große Gruppen im Gefolge der Oiraten den Tienschan.


Siehe auch: Chakassen, Kirgistan