Der norwegische Autor Jon Fosse wurde 1959 in Haugesund, Norwegen, geboren und wuchs in Strandebarm, Provinz Hardanger, auf. Er lebt mit seiner Familie in Bergen.
Zunächst veröffentlichte Jon Fosse vor allem Lyrikanthologien und Romane, in den letzten Jahren hat er sich überwiegend dem Schauspiel gewidment. Seine Theaterstücke werden inzwischen in der ganzen Welt aufgeführt. Im Jahr 2000 wurden z.B. drei seiner Stücke an einigen der wichtigsten deutschsprachigen Bühnen in deutscher Übersetzung inszeniert: Bei den Salzburger Festspielen, an der Berliner Schaubühne, am Hamburger Thalia Theater und am Züricher Schauspielhaus. Es handelt sich um die Stücke Der Name, Die Nacht singt ihre Lieder und Das Kind. Die Münchner Kammerspiele brachten z.B. 2002 Traum im Herbst heraus.
Die Schriftstellergeneration, der Jon Fosse angehört, führte in den 80er Jahren den Postmodernismus in Norwegen ein. Diese Stilrichtung sieht sich in einem bewussten Gegensatz zu der sozialkritischen Strömung der 70er Jahre. Bei Fosse zeigt sich das nicht in einem Hang zur Intertextualität, sondern eher in einem Hang zum Religiösen. Auch scheint in seinen Texten seine Heimatregion Westnorwegen häufig auf. Seine Werke erscheinen oft düster, in der Lyrik lehnt er sich teilweise an Georg Trakl an.
In seinen Romanen bevorzugt er deutlich die personale Erzählweise, bei der kein allwissender Erzähler vorhanden ist und die Geschehnisse nur durch die Augen des Ich-Erzählers gefiltert werden. Sehr klar wird dies z.B. in der Erzählung Morgen und Abend (Morgen og kveld, 2001, dt. 2003). Hier berichtet ein sterbender Fischer einer ihn betreuenden alten Frau seine Lebensgeschichte und vor allem die Geschichte der Liebe zwischen ihm und seiner vor ihm verstorbenen Frau. Trotz des düsteren Themas, gelingt es Fosse etwas Lichtes durchschimmern zu lassen, das von aufdringlicher Bekehrungsreligiosität weit entfernt ist. In seinem Roman Melancholie (dt. 2001, norw. Melancholia I, 1995, Melancholia II, 1996) beschreibt Fosse das Leben des geistig verwirrten Malers Lars Hertervig.
Seine Dramen stellen ebenso wie die Romane Begegnungen zwischen Menschen in den Mittelpunkt, die die jeweiligen Protagonisten zu einem neuen Verständnis füreinander bringen können.
Weblinks
- http://www.festspielfreunde.at/deutsch/frames/199912/gf_199912_02.htm
- http://skrift.no/fosse/ (Photo, Bibliographie, norw.)
- http://www.literature2000.org/bergen/eng/jon/ (engl.)
Siehe auch: Liste norwegischsprachiger Schriftsteller