Geschichte
"Jedesmal, wenn ein Mensch über Vergangenes berichtet,
und sei er auch ein Geschichtsschreiber, haben wir in Betracht
zu ziehen, was er unabsichtlich aus der Gegenwart oder aus
dazwischenliegenden Zeiten in die Vergangenheit zurückversetzt,
sodaß er das Bild derselben fälscht."
Geschichte im Sinne der Geschichtswissenschaft nennt man das in menschlichen Kulturen Geschehene, insbesondere dessen Überlieferung, Erforschung und Darstellung in seiner zeitlichen oder sachlichen Aufeinanderfolge. Geschichte in diesem Sinn ist etwas dem Menschen Eigenes; der Begriff wird jedoch häufig auch erweitert verwendet, um die Zeit vor dem Auftreten des Menschen bzw. vor der Entwicklung des Geschichtsbewusstseins darzustellen, insbesondere also die Naturgeschichte, dabei speziell die Erdgeschichte, die Vorgeschichte und andere Forschungsgebiete.
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Arbeitsweise
Geschichte kann einerseits wissenschaftlich erforscht werden, andererseits ist die Darstellung der Ergebnisse und Zusammenhänge als eine künstlerische Tätigkeit zu betrachten: Der Historiker soll dem Leser auf nachvollziehbare, objektive und überzeugende Weise den Gang der Ereignisse sowie deren Ursachen und Wirkungen darlegen. Die Geschichtsphilosophie versucht, den Gang der Handlungen in einen übergeordneten Zusammenhang, ein Geschichtsbild, zu bringen.
Teildisziplinen
Die zahlreichen Gebiete menschlichen Wirkens spiegeln sich auch in den verschiedenen Disziplinen, die sich mit Geschichte im eigentlichen Sinne beschäftigen, unter anderem als Politische Geschichte, Kulturgeschichte oder Literaturgeschichte.
Je nach Ausdehnung des behandelten Stoffs spricht man von Weltgeschichte (Universalgeschichte), wenn darin wenigstens die Europas, Amerikas und Asiens zueinander in Beziehung gesetzt werden. Einige geographisch und kulturell definierte Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft wie die Ägyptologie, die Byzantinistik oder die Altamerikanistik haben sich zu weitgehend selbständigen Wissenszweigen entwickelt.
Andere Teildisziplinen beziehen sich weniger auf geographisch-kulturelle Gegebenheiten, als auf die Einteilung in bestimmte Epochen. Die Vor- und Frühgeschichte deckt den Zeitraum zwischen dem ersten bewusst hergestellten Steingeräten vor etwa 2,5 Millionen Jahren bis zu den ersten schriftlichen Aufzeichnungen ab. Seit Cellarius (1638 – 1707) unterteilt man die Geschichte Europas und des Mittelmeerraums in die historisch datierbaren Zeiträume von Alter Geschichte, Mittelalterlicher Geschichte (Mediävistik) und Neuerer Geschichte. Die Zeitgeschichte beschäftigt sich mit den Ereignissen nach dem 2. Weltkrieg. Die Periodisierung in Altertum, Mittelalter und Neuzeit lässt sich auf außereuropäische Hochkulturen - etwa in China, Japan, Indien oder Mittel- und Südamerika - nicht oder nur bedingt anwenden.
Die marxistische Geschichtsschreibung erhebt den Anspruch, ein auf fast alle Kulturen anwendbares Periodisierungsschema aufgestellt zu haben und schlägt (1) die klassenlose Urgesellschaft, (2) die Sklavenhaltergesellschaft, (3) den Feudalismus, (4) den Kapitalismus und (5) den Sozialismus-Kommunismus als Unterscheidungsschema vor.
Von der Weltgeschichte grenzt man die Staaten-, die Landes- und die Ortsgeschichte ab, die sich mit den untergeordneten gesellschaftlichen Einheiten beschäftigt.
Die monographische Geschichte befasst sich mit einem einzelnen Ereignis oder Objekt (Gesellschaftsklasse, Familie) in seinen Ursachen und Wirkungen, während die biographische Geschichte sich mit dem Leben, dem Werk und der Wirkung einer Person beschäftigt.
Verwandte Arbeitsgebiete und Hilfswissenschaften
Die Geschichte im engeren Sinne beschäftigt sich zunächst nur mit geschriebenen oder mündlichen Überlieferungen. Dort wo keine solchen Überlieferungen vorliegen, liegt das Grenzgebiet zu zahlreichen Arbeitsfeldern: Paläontologie, Ethnographie, Anthropologie, Urgeschichte. Seit neuerem gibt es auch Versuche, eine virtuelle Geschichte zu etablieren, die sich mit potentiellen Geschehnissen in Vergangenheit und Zukunft beschäftigt.
Zahlreiche spezialisierte Hilfswissenschaften unterstützen einerseits die Bereitstellung von Quellen, deren Analyse und Darstellung, sind andererseits selbst wichtige Arbeitsgebiete mit eigener Daseinsberechtigung:
- Aktenkunde
- Anthropologie
- Archäologie
- Archivkunde
- Buchgeschichte
- Chronologie
- Diplomatik
- Epigraphik
- Genealogie
- Heraldik
- Historische Fachinformatik
- Historische Geographie
- Insignienkunde
- Klassische Philologie
- Kodikologie
- Metrologie
- Numismatik
- Paläographie
- Paläoökologie
- Papyrologie
- Realienkunde
- Restaurierung
- Sphragistik
Literatur
- Manfred Mai: Weltgeschichte. 2002. 240 S. ISBN 3-446-20191-2
- Neil Grant: Weltgeschichte. Young Oxford. 2000. 191 S. ISBN 3-407-75305-5
- Weltgeschichte : 1. Die Anfänge der Menschheit und frühe Hochkulturen 2. Antike Welten. 3. Um Glaube und Herrschaft. 4. Wege in die Moderne. 5. Aufbruch der Massen. 6. Schrecken der Kriege.(= Brockhaus Die Bibliothek) 1997 - 1999. Je 704 S. ISBN 3-7653-7400-8
- Der große Ploetz - Die Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte; Daten, Fakten, Zusammenhänge, ersch. in diversen Sonderausgaben, u.a. bei zweitausendeins, ISBN 3-86150-412-X
- Wörterbuch der Geschichte, hrsg. von Erich Bayer und Frank Wende, 5. Aufl., Stuttgart 1995.
Weblinks
- http://www.historiker.de/
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/
- http://www.geschi.de/
- http://www.web-der-weltgeschichte.de/Christian.html
- http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/historie.html
- Telepolis Geschichte im Internet
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