Linkshänder

bevorzugt linke Hand einer Person
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Linkshänder sind Personen, die – wenn sie nicht auf die kulturell teilweise als besser bewertete Rechtshändigkeit umerzogen wurden – bevorzugt die linke Hand benutzen. Dies betrifft vor allem Tätigkeiten, die nur mit einer Hand ausgeführt werden und nicht durch Erziehung beeinflusst sind.

Ursache der Linkshändigkeit

Linkshänder verfügen über eine angebore rechtshemisphärische Hirnhemisphärendominanz. Die Auswirkungen der Dominanz der rechten Hirnhälfte sind noch nicht in allen Einzelheiten bekannt und erforscht. Unter eineiigen Zwillingen kommen Links-Rechts-Händer-Kombinationen ähnlich häufig vor wie bei anderen Geschwister-Paaren, was eine genetische Weitergabe der Linkshändigkeit ausschließt.

Anteil der Linkshänder

Statistiken geben den Anteil der Linkshänder in der Bevölkerung mit zehn bis zu 50 Prozent an – je nachdem, ob es sich um gezielte Untersuchungen (Tests) handelt oder um Statistiken, die auf Selbsteinschätzung beruhen, da sich viele Linkshänder als Erwachsene an die in ihrer Kindheit erfolgte Umerziehung nicht mehr erinnern; ältere Daten nennen niedrigere Prozentsätze, was darauf zurück zu führen ist, dass früher die Linkshändigkeit als Makel galt (und viele ihre Linkshändigkeit aufgeben mussten). Es ist nicht sicher davon auszugehen, dass Linkshänder eine eindeutige Minderheit darstellen, da Funde aus der Steinzeit sogar mehr Linkshänder- als Rechtshänderwerkzeuge ergaben. Neuere Untersuchungen geben an, dass 80 Prozent der Weltbevölkerung die rechte Hand bevorzugen – was aber eben aufgrund der Umerziehung von Links- auf Rechtshändigkeit ein deutlich zu hoher Anteil sein könnte.

Umerziehung und negative Folgen

Früher wurden die meisten Linkshänder auf die rechte Hand "umerzogen", darunter auch Prominente wie zum Beispiel Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder. Später erkannte man, dass diese "Umerziehung" auf die rechte Hand negative Begleiterscheinungen hat, beispielsweise psychische Probleme, schlechtere Schulleistungen oder Sprachstörungen. Auch die Legasthenie wird in einigen Fällen als Folge der Umerziehung eines Linkshänders angesehen.

Auch zu Beginn des dritten Jahrtausends ist es vielerorts noch üblich, Linkshänder umzuerziehen, da die neuronalen Zusammenhänge und die psychischen und geistigen Folgen der Umerziehung noch nicht ausreichend in der Bevölkerung bekannt sind. So glauben manche noch immer, ein Linkshänder habe es einfacher in einer Rechtshänder-Welt, wenn er gleich auf rechts umerzogen wird.

In der frühen Kindheit ist die Anpassung an die Erwartungen der Erzieher "überlebensnotwendig" (und intelligent), weshalb viele Umerzogene auch als Erwachsene davon überzeugt sind, dass die Umstellung auf rechts richtig und zu ihrem Vorteil war. Erst im Zusammenhang mit den Erkenntnissen um die Spiegelneuronen und wie Lernen durch Erfahrung die neuronalen Vernetzungen schafft, kann dies nun verstanden werden.

Typische Werkzeuge wie Messer, Scheren und ähnliches sind meist für Rechtshänder ausgelegt; besonders gefährlich sind Werkzeuge wie Seitenschleifer und Bohrmaschinen, die in der Regel für Rechtshänder "praktisch" gemacht sind und linkshändig lebende Menschen in akrobatische und gefährliche Haltungen/Handhabungen zwingen. Es gibt daher Geschäfte, die sich auf Artikel für Linkshänder spezialisiert haben. Auch das ständige Umdenken in einer Rechtshänderwelt wird von einigen als Stress empfunden. Deshalb empfinden manche Linkshänder die Nichtberücksichtigung ihrer Veranlagung als Diskriminierung. Andere wiederum meinen, dass die Konfrontation mit der Rechtshänderwelt auch eine Flexibilität im Denken und Handeln trainiere.

Erkennung

Für Eltern von kleinen Kindern ist die frühzeitige Erkennung von Linkshändigkeit wichtig, um eine versehentliche Umschulung zu vermeiden; jedoch ist es für einen Rechtshänder nicht unbedingt einfach, die Andersartigkeit eines Linkshänders zu fördern. Da das Kind nicht immer eindeutig agiert, weil es beispielsweise noch in der Erprobungsphase ist oder die Mehrheit nachahmt, kann im Zweifelsfall ein geschulter Berater aufgesucht werden.

Die Händigkeit kann frühestens mit sechs Monaten festgestellt werden und ist meistens bis zum dritten, spätestens aber bis zum sechsten Lebensjahr fest ausgeprägt.

Zu prominenten Linkshändern zählen unter anderem der französische Feldherr, Eroberer und Kaiser Napoleon I., der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe und der ehemalige amerikanische Präsident Bill Clinton.

Besonderheiten von Linkshändern

In der Literatur werden mitunter Linkshändern besondere Eigenschaften zugeschrieben, die bei ihnen statistisch gesehen stärker ausgeprägt sein sollen als bei Rechtshändern. Genannt wird etwa, dass Linkshänder im Durchschnitt intelligenter seien als Rechtshänder, dafür aber früher sterben würden. Genaue, umfassende Untersuchungen stehen dazu aber noch aus. Es könnten auch statistische Verzerrungseffekte sein, weil z.B. früher häufiger auf Rechtshändigkeit umerzogen wurde als heute. Dies führt zu einem scheinbar früheren Sterben von Linkshändern. Insbesondere in der populärwissenschaftlichen Literatur wird die mit der Händigkeit einhergehende Dominanz jeweils einer bestimmten Gehirnhälfte in Verbindung gebracht mit statistisch vorherrschenden Stärken, Schwächen und Persönlichkeitsmerkmalen.

Nach einer Studie mit 12.000 Teilnehmerinnen, die zwischen 1932 und 1941 geboren wurden, fanden niederländische Forscher der Universität Utrecht heraus, dass Linkshänderinnen ein bis zu doppelt so hohes Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken wie Rechtshänderinnen. Nach Ansicht der Forscher könnte das erhöhte Risiko dadurch begründet sein, dass Linkshänderinnen vor der Geburt in der Gebärmutter stärker mit dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen in Berührung kommen.

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