Konstanze (Antiochia)

Fürstin von Antiochia
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Konstanze (* 1127; † 1163) war Fürstin von Antiochia von 1130 bis zu ihrem Tod. Sie war die einzige Tochter von Fürst Bohemund II und seiner Frau Alice von Jerusalem, einer Tochter des Königs Balduin II.

Als Bohemund 1130 auf einem Feldzug gegen die Armenier und deren Verbündeten, den Danischmaniden-Emir Ghazi am Fluss Ceyhan starb, war sie erst zwei Jahre alt. Ihre Mutter Alice übernahm die Regentschaft und versuchte, sich mit Atabeg Zengi gegen die Lateiner zu verbünden, um ihre Herrschaft zu sichern. Durch Verrat gelangten jedoch Balduin II. und Joscelin von Edessa in die Stadt. Alice wurde auf ihren Witwensitz nach Latakia verbannt, Joscelin übernahm die Vormundschaft für Konstanze, verstarb jedoch bereits 1131 nach dem Entsatz von Kaisun. Sein Sohn Joscelin II. wurde, wohl hauptsächlich durch den Einfluss von Alice, nicht als Regent anerkannt.

Pons von Tripolis, Joscelin II und Alice verschworen sich gegen den neuen König von Jerusalem, Fulk I., dem es jedoch 1131 gelang, die Verbündeten bei Chastel Rouge im Gebiet von Antiochia zu besiegen. Er wurde darauf hin als Regent für Konstanze anerkannt, und ernannte Reinhold Mazoir von Marqab zu seinem örtlichen Vertreter, Alice musste in Latakia verbleiben.

Auch im Süden gingen Besitzungen verloren, wie die Burgen Bisikra'il und Qadmos. Letztere wurde 1132 von dem Emir von Kahf an die Assassinen verkauft, die 1135 auch Kahf selber erwarben und 1136 Kahriba eroberten.

Die Armenier unter Leon I. (1129 - 1140) hatten 1131 Mamistra, Tarsos und Adana erobert, dem 1135 Sarventikar im Amanus folgte. Sis und Anarzabos waren bereits unter Thoros I. (1102 - 1129) eingenommen worden.

Als 1133 Sawar, der Statthalter von Aleppo gegen Antiochia zog, kam Fulk zur Hilfe und schlug Sawar und seine turkmenischen Söldner bei Qinnasrin zurück. Obwohl er Sawars Zelte erbeuten konnte, unternahm dieser aber weiterhin Überfälle auf das Gebiet von Antiochia, nachdem Fulk im Sommer wieder nach Palästina gezogen war.

1135 zog Zengi selbst gegen Antiochia und nahm die Grenzfestungen im Osten ein. Die Regierung in Antiochia führte zu dieser Zeit der Patriarch Bernhard, der aber 1135 verstarb. Mit Hilfe ihrer Schwester, Königin Melisande von Jerusalem erlangte Alice daraufhin die Genehmigung, ihren Wohnsitz wieder in Antiochia aufzuschlagen. Fulk war zwar weiterhin Regent, die tatsächliche Macht lag nun aber wieder bei seiner Cousine.

1135 bot sie Kaiser Manuel I. die Hand ihrer siebenjährigen Tochter an, was bei den französischen Baronen Unruhe erregte. Sie setzten sich mit Fulk in Verbindung, der daraufhin Raimund von Poitiers, einen jüngeren Sohn von Wilhelm IX. von Aquitanien, als zukünftigen Gatten für Konstanze auswählte. Er befand sich gerade am englischen Hof, und der Hospitaliter Gerhard Jebarre wurde heimlich ausgesandt, um ihm Konstanzes Hand anzutragen, weder Alice noch Roger von Sizilien sollten etwas davon erfahren. Der siebenunddreißigjährige, wegen seiner Schönheit und Körperkraft berühmte aber ungebildete Raimund nahm den Antrag an. Um nach Antiochia zu gelangen, musste er sich Raimund als Pilger und Diener verkleiden, um den Spähern der Normannen auszuweichen, die von der Vereinbarung Wind bekommen hatten. 1136 landete Raimund in Antiochia. Mit Hilfe des Patriarchen Radulph von Domfort wurde das Gerücht ausgestreut, Raimund wolle um die Hand von Alice anhalten und Konstanze entführt. Während Alice im Palast noch auf den Bewerber wartete, wurden Konstanze und Raimund von Radulph in aller Eile getraut. Alice zog sich wieder nach Latakia zurück.

1137 zog Kaiser Johannes II. gegen Kilikien und Antiochia, das nach einem während des ersten Kreuzzuges geschlossenen Vertrages byzantinisches Lehen war. Im August 1137 begann er die Belagerung, nur mit knapper Not schaffte es Raimund, noch nach Antiochia hineinzukommen, bevor sich der Belagerungsring schloss. Nachdem aus Jerusalem und Edessa keine Hilfe zu erwarten war, erkannte Raimund widerwillig die kaiserliche Oberherrschaft an.

1138 zogen Byzantiner, die Truppen von Antiochia, Edessa und die Templer gemeinsam gegen Zengi. Während der Kaiser sich auf dem Schlachtfeld hervortat, saßen die lateinischen Fürsten vor allem beim Würfelspiel.

Nach der Eroberung von Schaizar zog Johannes feierlich in Antiochia ein, Raimund und Joscelin mussten sein Pferd führen. Der Kaiser tadelte Raimund öffentlich wegen der Nichterfüllung seiner Vasallenpflicht und nahm seine Wohnung im Palast, zog sich wegen der unsicheren Lage in der Stadt jedoch bald nach Kilikien zurück. 1142 stand er jedoch erneut vor den Toren Antiochias, musste die Belagerung jedoch wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit aufschieben und starb 1143 an einer Blutvergiftung.

Daraufhin verlangte Raimund von dem neuen Kaiser Manuel I. die Rückgabe Kilikiens, was dieser jedoch ablehnte. Als Zengi 1144 Edessa angriff, blieb er untätig, war er doch über die Unterstützung Joscelins für den Patriarchen Radulph verstimmt gewesen.

Dem zweiten Kreuzzug schlossen sich die Truppen von Antiochia, wie auch von Edessa nicht an, sondern konzentrierten sich auf den Krieg gegen Nur ad-Din. Am 29. August 1149 wurde Raimund am Brunnen von Murad östlich des Orontes (Schlacht von Inab) erschlagen und sein Heer vernichtet. Nur ed-Din ließ den Schädel von Raimund in Silber fassen und sandte ihn an den Kalifen von Bagdad.

Konstanze und Raimund hatten vier Kinder, Bohemund war aber gerade fünf Jahre alt. Der Patriarch Aimery übernahm daraufhin die Regierungsgewalt in Antiochia. Konstanzes 19-jähriger Cousin Balduin wurde als Regent eingesetzt und schlug ihr bald vor, wieder zu heiraten. Als Kandidaten wurden Ives von Nesle, Graf von Soissons, der im Zuge des zweiten Feldzuges nach Outremer gekommen war, Walter von Falkenberg (St. Omer) und Ralph von Merle, Baron aus Tripolis angeboten, die aber keine Gnade vor Konstanzes Augen fanden, die Kaiser Manuel I. bat, ihr einen Gatten zu bestimmen, vermutlich, um eine Gegengewicht gegen Jerusalem zu haben, das die weitere Unabhängigkeit von Antiochia garantieren konnte. Manuel schickt den Normannen Johannes Roger, der mit seiner verstorbenen Schwester Maria verheiratet gewesen war. Konstanze lehnte ihn jedoch ab und er musste nach Konstantinopel zurückkehren.

1152 befahl Balduin Konstanze nach Tripolis, um sie mit Hilfe seiner Mutter, der Königin Melisande zu einer erneuten Heirat aufzufordern, auch diesmal ohne Erfolg. 1153 beschloss sie, Rainald von Châtillon, Graf von Giens zu heiraten, der im Dienst von König Balduin 1151 nach Antiochia gekommen war. Die Ehe war jedoch unpopulär, Rainald galt als Emporkömmling.

Rainald wurde 1160 auf einem Raubzug in den Anti-Taurus von Madsch-ed-Din, dem Statthalter von Aleppo, einem Gefolgsmann von Nur ad-Din von Damaskus gefangen genommen. Konstanze beanspruchte die Herrschaft, die populäre Partei unterstützte jedoch ihren Sohn aus erster Ehe, den 15-jährigen Bohemund III. den Stammler. Balduin setzte ihn zum Fürsten ein und ernannte den reichen und sittenlosen Patriarchen Aimery von Limoges (1139-1193), einem alten Gegner Rainalds, zum Regenten ein. Konstanze protestierte am Hof in Konstantinopel gegen diese Entscheidung.

Als Ende 1159 Kaiserin Irene (Bertha von Sulzbach), die erste Gemahlin Manuels I. (1143 - 1180) verstarb, vermählte sich der Kaiser 1160 mit Maria, der Tochter von Konstanze und Rainald. Die Heirat stärkte die Stellung von Konstanze, die nun die Regentschaft über Antiochia behielt. Rainald wurde erst 1176 freigelassen.

Als Bohemund 1162 18 wurde und allmählich selbst regieren wollte, wandte sich Konstanze an den kaiserlichen Gouverneur von Kilikien, Konstantin Koloman um Beistand. Das führte jedoch zu einem Aufstand in Antiochia, Konstanze wurde dabei entmachtet und verbannt.

Aus ihrer ersten Ehe mit Raimund hatte sie vier Kinder:

Aus der zweiten Ehe 1153 mit Rainald von Chatillon, hatte Konstanze zwei Töchter:

Quellen

Steven Runciman, Geschichte der Kreuzzüge (München 1978).


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