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Heinrich-Egli-Haus

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Heinrich-Egli-Haus

Das Heinrich-Egli-Haus ist ein Obdachlosenheim für Männer in Mainz, das 1875 von Heinrich Egli gegründet worden ist. Es befindet sich heute in der Fritz-Kohl-Straße 14. Die Mission Leben ist der Träger des Egli-Hauses, das der Evangelischen Wohnungslosenhilfe Mainz angehört. Die Evangelische Wohnungslosenhilfe Mainz bietet neben dem Heinrich-Egli-Haus eine Einrichtung für Frauen in Wohnungsnot, den Wendepunkt, sowie die Psychosoziale Beratungsstelle mit integriertem Tagesaufenthalt an.

Geschichte

Das Heinrich-Egli-Haus hat seine Wurzeln in den Anfängen der christlichen Armenfürsorge des 19. Jahrhunderts. Bereits 1870 übernimmt der Volksmissionar Heinrich Egli die Leitung der ersten „Herberge zur Heimat“ von der Inneren Mission in Frankfurt am Main. Nur fünf Jahre später gründet er auch in Mainz eine „Herberge zur Heimat“ – da sich kein Träger findet, aus privaten Mitteln. 1895 folgen dem Haus in der Rentengasse 3 zwei weitere Einrichtungen: Gleich nebenan, in der Rentengasse 5, errichtet Wilhelm-Friedrich-Egli, Sohn von Heinrich Egli, ein Männerwohnheim, in der Mailandsgasse 11 ein christliches Hospiz für wanderarme Familien.

Im Krieg werden alle drei Häuser zerstört. Als Träger organisiert der Hessische Landesverein für Innere Mission den Neubeginn auf der Wichernhöhe im Fort Hauptstein. Der Bunker war für viele Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge erste Heimstätte. Ganz in der Nähe, in der Wallstraße, sitzt bis heute die Psychosoziale Beratungsstelle der Evangelischen Wohnungslosenhilfe Mainz. Zunächst leitet Wilhelm Johann Egli – ein Enkel Heinrich Eglis – die Einrichtung, von 1955 bis 1966 dessen Bruder Karl.

1960 baut die Innere Mission als Träger in der heutigen Fritz-Kohl-Straße eine neue „Herberge zur Heimat“. Sie erhält den Namen Heinrich-Egli-Haus. Theodor Egli, Diplom-Sozialarbeiter und Urenkel Heinrich Eglis, wird 1961 zunächst stellvertretender Heimleiter, übernimmt ab 1966 die Leitung von Herberge, Wohnheim und Resozialisierung. 1994 geht er in den Ruhestand. Die Arbeit der Familie Egli weiß er beim Hessischen Landesverein für Innere Mission in guten Händen. Sein bisheriger Stellvertreter, Bernhard Schilling, wird Heimleiter. Seit 2005 leitet Eckhard Mink das Heinrich-Egli-Haus. Noch fast zehn Jahre hat der Diplom-Sozialpädagoge seit 1985 mit Theodor Egli zusammengearbeitet. Seit 1995 war er stellvertretender Heimleiter. 2007 wird aus der „Inneren Mission“ Mission Leben.

Zielgruppe

Die sozialarbeiterischen Maßnahmen und Angebote im Wohnheim des Heinrich-Egli-Hauses richten sich an wohnungslose Männer und Paare, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind, und die zur Überwindung dieser Schwierigkeiten aus eigener Kraft nicht in der Lage sind. Es handelt sich um Personen, bei welchen vollstationäre Unterbringung und Betreuung zur Erreichung des Hilfezieles nach § 67 SGB XII erforderlich ist, weil ambulante und teilstationäre Maßnahmen nicht ausreichen. Zum Personenkreis gehören z.B. Wohnungslose, Nichtsesshafte, aus Haft oder Psychiatrie Entlassene, Straffällige, sozial bzw. persönlich gescheiterte Menschen in akuten Notsituationen oder Lebenskrisen sowie Personen mit psychosozialen Problemen (§§ 1 ff. der VO zu § 67 SGB XII). Diese Menschen sind aus den unterschiedlichsten Gründen immer mehr in den Strudel gesellschaftlicher Ausgrenzung und Randständigkeit geraten. Ihre Biographie ist häufig durch Heimerziehung, schwierige Kindheit und Familienverhältnisse, Verlust des Partners oder der Eltern, Gewalt, Kriminalität, soziale Isolation oder andere negative bzw. benachteiligende Lebensumstände geprägt. Fehlende finanzielle, soziale und/oder persönliche Ressourcen stehen diesen Menschen einer Überwindung ihrer prekären Lebenslage im Wege.

Herberge und Wohnheim

Das Heinrich-Egli-Haus besteht aus zwei Bereichen, der Herberge und dem Wohnheim. Die Herberge bietet 20 Übernachtungsplätze in Einzel- und Mehrbettzimmern. Neben der materiellen Grundversorgung wird ein sozialpädagogisches Angebot für Wohnungslose mit dem Ziel der Information, Erstberatung und Hinführung zu adäquaten Hilfeformen vorgehalten.

Das Wohnheim als Bereich der Wiedereingliederung (Resozialisierung) umfasst 50 voll möblierte Plätze und bietet sowohl zentrales als auch dezentrales stationäres Wohnen. Dieses Angebot beinhaltet insoweit sowohl administrative als auch pädagogisch-betreuende Komponenten unter dem Focus von: Einkommenssicherung und Geldverwaltung, Rechtsverwirklichung und Anbindung an sozialgesetzliche Leistungsträger, persönliche Entwicklung und Lebensperspektiven,Gesundheit und Sucht, Bildung und Ausbildung, Tagesstruktur und Beschäftigung, soziale Beziehungen, Freizeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sowie Einübung und Erhaltung zielführender Wohnformen. Im dezentralen stationären Wohnen werden diese Angebote aufsuchend erbracht.

Finanzierung des Egli-Hauses

Durch § 67 SGB XII verpflichtet sich der Staat, "Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind" zu helfen. Diese Hilfe geschieht durch das Heinrich-Egli-Haus, das vom Staat finanziert wird. Die Leute, die in diese Einrichtung kommen, müssen selber nichts für die sozialpädagogischen Hilfen zahlen, sie beteiligen sich lediglich aus ihrem Einkommen an den üblichen, an Hartz IV angelehnten Lebenshaltungskosten.

Einzelnachweise


Koordinaten: 50° 0′ 14,4″ N, 8° 15′ 9,8″ O