Forschungsgeschichte des Klimawandels
Die Wissenschaftsgeschichte der globalen Erwärmung beginnt mit der Entdeckung des Treibhauseffektes im Jahr 1824 und umfasst das seitdem entwickelte Verständnis über den menschlichen Einfluss auf das Weltklima. Eine Beschreibung der Geschichte der Wissenschaft über die globale Erwärmung findet sich beispielsweise im 1. Kapitel des jüngsten IPCC-Berichts[1] und ausführlicher bei dem US-amerikanischen Wissenschaftshistoriker Spencer R. Weart.[2]
Die Entdeckung der Grundlagen
Früh war klar, dass es einen Mechanismus geben müsse, der die Erde über die reine Strahlungswirkung der Sonne hinaus erwärmt. Jedoch fanden die Stimmen der Wissenschaftler, die darauf hinwiesen, dass der Mensch durch sein Wirken das Klima der Erde verändern könne, lange Zeit wenig Beachtung. Weder war eine Erwärmung in den nächsten Jahrhunderten zu erwarten, noch wäre es überprüfbar gewesen, ob eine beobachtete Erwärmung durch menschliches Zutun ausgelöst wurde.
Jean Baptiste Fourier
Der Treibhauseffekt wurde durch Jean Baptiste Joseph Fourier im Jahr 1824 entdeckt. Ihm fiel auf, dass die Erde viel wärmer war, als sie bei grober Abschätzung gemäß der damals bekannten Strahlungsgesetze sein müsse. Er erkannte, dass die Atmosphäre sehr gut transparent für sichtbares Licht war, was den Boden und damit die unteren Atmosphärenschichten wärmte. Für die durch die Erwärmung vom Boden und der Atmosphäre emittierte Infrarotstrahlung war sie jedoch nicht gut transparent, so dass die Wärme bodennah festgehalten wird. Fourier wies auf einen möglichen Einfluss des Menschen auf den Treibhauseffekt und damit auf das globale Klimasystem hin, wobei er Änderungen der Landnutzung in den Fokus seiner Betrachtungen stellte. Er bezog sich bei seinen Beobachtungen auf ein von Horace-Bénédict de Saussure beschriebenes Experiment: Dieser maß einen deutlichen Temperaturanstieg in einer sonnenbestrahlten Box, deren lichtzugewandte Seite mit einer Glasscheibe abgedeckt war. Fourier erkannte korrekt, dass der größte Teil der resultierenden Erwärmung nicht dem Treibhauseffekt, sondern der unterbundenen Konvektion zuzuschreiben war. Der bis heute erhalten gebliebene Begriff "Treibhauseffekt" ist möglicherweise auf dieses Experiment zurückzuführen, obwohl der Vergleich eigentlich hinkt.[3][4]
John Tyndall
"So wie ein Staudamm ein lokales Anschwellen eines Flusses bewirkt, so erzeugt unsere Atmosphäre, die als Barriere für die von der Erde kommende Strahlung wirkt, einen Anstieg der Temperaturen an der Erdoberfläche." So beschrieb John Tyndall im Jahr 1862 sehr treffend den natürlichen Treibhauseffekt. Darüber hinaus identifizierte er die dafür verantwortlichen Gase. Er fand heraus, dass der größte Teil des Treibhauseffekts von Wasserdampf herrührt. Ebenso korrekt merkte er an, dass der Beitrag der übrigen Gase wie Kohlendioxid (CO2) oder Ozon zwar deutlich schwächer, aber nicht vernachlässigbar ist. Tyndall suchte nach möglichen Ursachen für die von Ignaz Venetz und Louis Agassiz propagierte, aber damals noch recht umstrittene Theorie, dass die Erde immer wieder von Eiszeiten heimgesucht worden sei. Er argumentierte, dass geringfügige Änderungen der atmosphärischen Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid eine geringe globale Temperaturänderung bewirken, die wiederum die Konzentration des weitaus mächtigeren Treibhausgases Wasserdampf beeinflusse, was letztlich zu der beobachteten, starken Temperaturänderung führte.[2]
Svante Arrhenius
Svante Arrhenius war von der Idee fasziniert, dass wechselnde Konzentrationen von Kohlendioxid ein wesentliches Glied in der Erklärung der großen Temperatursprünge zwischen Warm- und Eiszeiten sein könne. Er stellte als erster umfangreiche Berechnungen an, die er während mehrerer Monate in Handarbeit ausführte, denn Computer gab es natürlich damals nicht. Im Jahr 1896 veröffentlichte er seine Ergebnisse zusammen mit der Hypothese, dass eine Halbierung der Kohlendioxidkonzentration ausreichen würde, eine Eiszeit einzuleiten. Lediglich als Nebenaspekt erwähnte er, dass eine anthropogene CO2-Anreicherung in der Atmosphäre die Erdtemperaur natürlich auch weiter erhöhen könne.[5][6] Den Aspekt einer möglichen, menschengemachten Erwärmung diskutierte er erst in einer 1908 erschienenen Publikation im Detail. Prominente Unterstützung erhielt er unter anderem von Thomas Chrowder Chamberlin.[7] Für die Klimasensitivität ermittelte Arrhenius 5 bis 6 °C. Den für solch eine Temperaturerhöhung nötigen, doppelt so hohen atmosphärischen Kohlendioxidgehalt erwartete er auf Basis der weltweiten Emissionsraten des Jahres 1896 in ca. 3000 Jahren[2] und erst in einigen Jahrhunderten erwartete er, dass eine Temperaturerhöhung überhaupt messbar sei.[2] Er hoffte dabei auf "gleichmäßigere und bessere klimatische Verhältnisse" sowie "um das Vielfache erhöhte Ernten".[8] Arrhenius' Zeitgenosse Walter Nernst griff Arrhenius' Gedanken auf und schlug vor, zusätzliches Kohlendioxid für die Erwärmung der Erdatmosphäre zu produzieren. Er wollte dafür nutzlose Kohle verbrennen.[2]
Guy Stewart Callendar
Im Jahr 1937 wies Guy Stewart Callendar, der Sohn von Hugh Longbourne Callendar, erneut auf die wärmende Wirkung der bei Nutzung fossiler Brennstoffe entstehenden Kohlendioxidemissionen hin. Basierend auf einer Auswertung der Temperaturdaten der letzten 50 Jahre von 200 meteorologischen Stationen konnte er eine globale jährliche Erwärmungsrate von 0,005° ermitteln, was er für statistisch signifikant hielt. Die aus den damaligen, durch den Menschen zusätzlich ausgelösten Kohlendioxid-Emissionen in Höhe von 150.000 Mio. Tonnen resultierende Erwärmung, schätzte er auf 0,003°/Jahr (Stand 2011: 0,02°/Jahr). Er ging von einer CO2-Konzentration von 274 ppm im Jahr 1900 aus; durch Fortschreiben der damaligen, geschätzten jährlichen Emissionsrate von 4300 Mio. Tonnen Kohlendioxid erwartete er für das Jahr 2100 eine atmosphärische Kohlendioxidkonzentration von 396 ppm (Stand 2011: 390 ppm). Die aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe resultierende Erwärmung schätzte er für das 20. Jahrhundert auf 0,16°, für das 21. Jahrhundert auf 0,39° und für das 22. Jahrhundert auf 0,57°. In den 1930er Jahren bemerkte man in den USA, dass sich die Temperaturen in ihrer Region in den vorangehenden Jahrzehnten erhöht hatten; die Wissenschaftler gingen jedoch mehrheitlich von einem natürlichen Klimazyklus aus und ein verstärkter Treibhauseffekt war nur eine von vielen möglichen Ursachen.[2]
Auch Callendar betrachtete die globale Erwärmung als etwas Positives und durch die anthropogene Erwärmung das Risiko einer baldigen Wiederkehr einer Eiszeit auf absehbare Zeit gebannt.[7]
1900 bis 1950: Skepsis und Ablehnung überwiegen
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stand man der Theorie von Arrhenius überwiegend ablehnend gegenüber. Seine Annahmen basierten auf zu vielen unbestätigten und vereinfachenden Annahmen, so dass die Skepsis berechtigt war. Arrhenius bezog in seine Betrachtungen mögliche, durch eine Erwärmung ausgelöste Veränderungen der Wolkenbildung nicht in seine Betrachtungen mit ein. Wolken können die Strahlungsbilanz der Erde jedoch signifikant verändern.[2] Wärmetransport durch Konvektion und Meeresströmungen betrachtete er auch nicht und zum Beleg seiner Eiszeit-Theorie fehlte ihm die Kenntnis der eiszeitlichen atmosphärischen Treibhausgaskonzentrationen.
Im Jahr 1900 erschien eine Publikation des namhaften Physikers Knut Ångström.[9] In dieser war zu lesen, dass eine Halbierung des atmosphärischen Kohlendioxid-Gehaltes die Infrarotabsorption nur um 0,4% verändern würde, was auf das Klima keinen signifikanten Einfluss haben könne. Leider führte Ångströms Laborassistent die Messung fehlerhaft durch, die damals verfügbaren Spektrometer waren für die Aufgabe zu ungenau und überdies interpretierte er die Messergebnisse falsch.[Anmerkung 1][2] Arrhenius erkannte dies und andere Fehler; er widersprach aufs heftigste.[2]
Auch Callendars Arbeiten wurden kritisiert. Zur damaligen Zeit gab es keinen stichhaltigen Beleg dafür, dass der atmosphärische CO2-Gehalt tatsächlich ansteigt. Die verfügbaren Daten zum atmosphärischen CO2-Gehalt waren sehr ungenau. Messungen ergaben Werte, die abhängig von Messort und Messzeit so stark voneinander abwichen, dass weder eine Durchschnittskonzentration bekannt war noch ein eventueller Anstieg nachweisbar war. In den Ozeanen der Welt ist in Form von Kohlensäure 50 mal mehr Kohlendioxid gelöst als die gesamte Atmosphäre enthält. Da sich Kohlendioxid gut in Wasser löst, ging die überwiegende Zahl der Wissenschaftler davon aus, dass alle vom Menschen zusätzlich eingebrachten Mengen des Spurengases Kohlendioxid im Meer verschwand. Zumal man wusste, dass die durch Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzte CO2-Menge nur ein Bruchteil der Menge ist, die von der Natur durch Photosynthese und Atmung umgesetzt wird.
Der deutsche Klimatologe Hermann Flohn war in Deutschland der erste Wissenschaftler, welcher im Jahr 1941 aufgrund empirischer Daten auf eine seines Erachtens nach bereits laufende globale Klimaerwärmung aufmerksam machte.[10]
Es konnte aber niemand sagen, ob die beobachtete Erwärmung von der Wirkung einer erhöhten Treibhausgaskonzentration, anderen natürlichen Faktoren, Messfehlern oder - da es keine Satelliten gab, mit denen man die Solarkonstante genau hätte beobachten können - von einer winzigen Fluktuation der Intensität der Sonnenstrahlung herrührte.
1950er - 1980er Jahre: Die ersten Warnungen vor dem kommenden Klimawandel
Noch 1951 schrieb die American Meteorological Society im "Compendium of Meteorology": "Die Idee, dass eine Erhöhung des Kohlendioxid-Gehaltes der Atmosphäre das Klima verändern könne, war nie weit verbreitet und wurde schließlich verworfen, als man herausfand, dass alle von Kohlendioxid absorbierte Infrarotstrahlung bereits von Wasserdampf absorbiert wird."[11] Dass dies falsch ist ist, war allerdings bereits fast 20 Jahre zuvor publiziert worden, unter anderem von E.O. Hulburt und - Guy Callendar.[12][13][14]
In den späten 1950er Jahren wurde dann erstmals nachgewiesen, dass der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre laufend zunimmt. Auf Initiative von Roger Revelle, Direktor der US-amerikanischen Scripps Institution of Oceanography, startete Charles David Keeling 1958 auf dem Berg Mauna Loa (Hawaii, Big Island) seine regelmäßigen Messungen des CO2-Gehalts in der Atmosphäre. Die von ihm erstellte Keeling-Kurve war der erste zweifelsfreie Beleg, dass die Konzentration dieses Treibhausgases tatsächlich ansteigt. Gilbert Plass nutzte 1956 erstmals Computer zur genaueren Berechnung der zu erwartenden Erwärmung. Zudem konnte er seine Rechnungen auf ebenso erst seit kurzem verfügbare, erheblich genauere Absorptionsspektren des CO2 aufbauen. Er erhielt 3,6 °C als Wert für die Klimasensitivität.[15]
Nachdem nun einerseits der Konzentrationsanstieg des Treibhausgases Kohlendioxid belegt war und sich andererseits die wärmende Wirkung dieses Anstiegs immer klarer abzeichnete, wurde die globale Erwärmung zunehmend als ein ernstzunehmender klimatologischer Prozess und nicht mehr nur als eine theoretische Möglichkeit betrachtet. Da die stattgefundene Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert die Kohlendioxid-Emissionen drastisch ansteigen ließen, war auch nicht mehr von einem langsamen, erst in Jahrhunderten wahrnehmbaren Vorgang auszugehen, sondern von einem in wenigen Jahrzehnten klar sichtbaren Prozess, der bedrohliche Ausmaße annehmen könnte.
Im Jahr 1965 warnte daher ein Beratungsgremium der US-Regierung, dass die globale Erwärmung eine ernsthafte Bedrohung darstelle (... a matter of "real concern").[16] Mit dem Verstärkung der Umweltbewegung in den 1970er Jahren wurde die Klima-Problematik auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Irritationen[17] waren durch die Globale Abkühlung der vorangegangenen drei Jahrzehnte entstanden, die nun durch Minderung der als Ursache erkannten atmosphärischen Umweltverschmutzung beendet wurde.
In den ersten beiden Berichten an den Club of Rome von 1972[18] und 1974[19] wurden als Ursachen für eine globale Erwärmung neben dem anthropogenen Treibhauseffekt auch erstmals die "thermische Umweltverschmutzung" durch Abwärme diskutiert. Die Wirkung der enthropogenen Einflüsse auf das Klima wurden richtigerweise erst in einigen Jahren erwartet. Dann aber könne diese Erwärmung sich als die bedrohlichere erweisen, "wenn wir so glücklich sein sollten, den anderen Einflüssen zu entgehen".[20] Untergrenzen für die Erwärmung bei unterschiedlichen Wachstums-Szenarien der globalen Energieproduktion wurden bereits damals berechnet[21], wobei auch ein Beispiel für erneuerbare Energie und die Grenzen ihrer Verfügbarkeit berücksichtigt wurde. Unter der Annahme ausschließlicher Nutzung der Photovoltaik zur globalen Energieproduktion ab 1970 wurde für diese Grenze bei anhaltender, exponentieller Produktions-Wachstumsrate in der damaligen Höhe mit Stromausbeuten, die etwa den heutigen entsprechen, die Mitte unseres Jahrhunderts abgeschätzt. Durch die 1. Ölpreiskrise von 1973 sanken jedoch die jährlichen Energieproduktions-Wachstumsraten von vorher bis zu 7 % zunächst auf negative Werte ab, und sie betrugen im Mittel von 1970 bis 2005 nur noch 2 %.[22] Mit deren hypothetischer Fortsetzung für ausschließlich photovoltaische Energie würde die globale Wachstumsgrenze, bis zu der die Temperatur nicht weiter anstiege, schätzungsweise am Ende des nächsten Jahrhunderts erreicht.[21][23] Bei ausschließlicher Verwendung nicht erneuerbarer Energien mit 2 % jährlicher Zunahme wurde ein anthropogener Abwärme-Beitrag zur globalen Erwärmung von mindestens 3 Grad im Jahr 2300 berechnet, [21] was angesichts der Einfachheit des verwendeten Modells erstaunlich gut mit neueren, aufwändigeren Simulationen[24] übereinstimmt.[25]
Noch 1979 schrieb die National Academy of Sciences der USA im sogenannten Charney-Report, dass ein Anstieg der Kohlendioxidkonzentration ohne Zweifel mit einer signifikanten Klimaerwärmung verknüpft sei. Spürbare Effekte seien aufgrund der Trägheit des Klimasystems jedoch erst in einigen Jahrzehnten zu erwarten.[26] Erste Computerprogramme zur Modellierung des Klimas wurden geschrieben und begannen die Wirkung eines erhöhten CO2-Gehalts in der Atmosphäre zu simulieren.
1988: Das IPCC wird gegründet
Das Jahr 1988 war das bislang wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Im November dieses Jahres wurde der Zwischenstaatliche Ausschuss über den Klimawandel (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC)) wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gemeinsam mit der der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) eingerichtet. Er ist der im Jahr 1992 abgeschlossenen Klimarahmenkonvention beigeordnet. Der Ausschuss fasst für seine im Abstand von etwa 6 Jahren erscheinenden Berichte die weltweiten Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Klimaveränderung zusammen und bildet damit den aktuellen Stand des Wissens in der Klimatologie ab. In jedem Sachstandsbericht werden mehrere tausend wissenschaftliche Einzelbeiträge gesichtet und unter Beachtung der Möglichkeiten für eine politischen Konsens zusammenfassend dargestellt. Zudem erscheinen zu wichtigen Einzelthemen Sonderberichte, wie beispielsweise Spezial-Reports für diverse Emissionsszenarien.[27]
Der Konsens innerhalb des IPCC, dessen Berichte die relevanten Informationen und Ergebnisse aus Fachbeiträgen bündeln, wird von den wichtigsten nationalen Wissenschaftsakademien unter anderem aller G8-Länder ausdrücklich unterstützt.[28][29][30][31][32]
Das 21. Jahrhundert: Der Klimawandel ist da
Im ersten Sachstandsbericht des IPCC, der 1990 veröffentlicht wurde, war zu lesen, dass es wenige empirische Belege für einen vom Menschen verursachten Klimawandel gibt ("little observational evidence"). Im 6 Jahre später veröffentlichten zweiten Sachstandsbericht wurde geschrieben: Die Abwägung der Datenlage deutet darauf hin, dass der Mensch einen merklichen Einfluss auf das globale Klima des 20. Jahrhunderts hat ("‘the balance of evidence’ suggested there had been a ‘discernible’ human influence on the climate of the 20th century"). Im 5 Jahre später, im Jahre 2001 erschienenen, dritten Sachstandsbericht des IPCC konnte diese Aussage nicht nur mit größerer Sicherheit getroffen werden, man war darüber hinaus aufgrund der verbesserten Datenlage nun schon in der Lage, das Ausmaß des menschlichen Einflusses auf den Klimawandel zu quantifizieren.[33]
Im Vierten Sachstandsbericht des IPCC von 2007 wird als Bandbreite aller Modelle und aller Szenarien bis 2100 eine Erhöhung der bodennahen Lufttemperatur von 1,1 °C bis 6,4 °C und eine Erhöhung des Meeresspiegels von 0,19 m bis 0,58 m prognostiziert. Die hauptsächliche Ursache der Erderwärmung sind mit einer angegebenen Wahrscheinlichkeit von über 90 % „sehr wahrscheinlich“ die vom Menschen verursachten Emissionen von Treibhausgasen. Ebenfalls 2007 erhält das IPCC zusammen mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore den Friedensnobelpreis.
Im Jahr 2009 erschien mit der "Copenhagen Diagnosis" das letzte größere Update seit Erscheinen des AR4 von 2007. Die Autoren schreiben, dass einige im letzten IPCC-Report angebene Entwicklungen in ihrem Ausmaß unterschätzt wurden. So lag die arktische Meereisbedeckung im Erscheinungsjahr des AR4 (2007) um 40% niedriger als die Computermodelle vorausgesagt hatten. Der Meeresspiegelanstieg der letzten 15 Jahre lag um 80% über den Vorhersagen des IPCC und der von den Autoren erwartete Meeresspiegelanstieg bis zum Jahr 2100 ist doppelt so hoch als vom IPCC noch im Jahre 2007 beschrieben wurde.[34]
Zusätzliche Beiträge gegenüber diesem Update resultieren aus der bereits weiter oben (im 3. Abschnitt) diskutierten anthropogenen Abwärme. Ebenfalls mit 2 % Zunahme jährlich wurde ein Beitrag zur kontinentalen Temperaturerhöhung von 0,4 – 0,9 Grad für das Jahr 2100 berechnet.[35]
Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts war das wärmste seit Beginn systematischer Temperaturaufzeichnungen.[36] Betrachtet man die einzelnen Jahre, so waren 2010 und 2005 die wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen.[37] 2010 war das Jahr mit den weltweit größten je gemessenen Kohlendioxid-Emissionen. Aufgrund der aktuell stattfindenden Investitionen in Kohlendioxid emittierende Energieträger sind 80% der Emissionsrate von 2010 bis zum Jahr 2020 nahezu sicher.[38]
Weblinks
- Spencer Weart: The Discovery of Global Warming, Geschichte der Wissenschaft über den menschlichen Klimawandel (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): IPCC Fourth Assessment Report - Working Group I Report on "The Physical Science Basis" mit Zusammenfassung für Entscheidungsträger deutsch
- ↑ a b c d e f g h i Spencer Weart: The Discovery of Global Warming, Center of History am American Institute of Physics, 2003. Siehe online
- ↑ Memoire sur les temperatures du globe terrestre et des espaces planetaires, par M. Fourier Online, PDF
- ↑ MEMOIRE sur les temperatures du globe terrestre et des espaces planetaires übersetzt von W.M. Connolley aus dem Französischen ins Englische
- ↑ Jaime Wisniak: Svante Arrhenius and the Greenhouse Effect, Indian Journal of Chem Technology 9 (2002) S. 165-173
- ↑ Svante Arrhenius (1896): On the Influence of Carbonic Acid in the Air upon the Temperature of the Ground, in: Philosophical Magazine and Journal of Science, Vol. 41, S. 239–276 (PDF, 8 MB)
- ↑ a b G.S. Callendar: The artificial production of carbon dioxide and its influence on temperature Online, PDF
- ↑ Svante Arrhenius: Världarnas utveckling (1906), dt. Das Werden der Welten. Akademische Verlagsgesellschaft Leipzig 1908.
- ↑ Ångström, Knut (1900). "Über die Bedeutung des Wasserdampfes und der Kohlensaüres bei der Absorption der Erdatmosphäre." Annalen der Physik 4(3): 720-32. doi:10.1002/andp.19003081208[ http://www.realclimate.org/images/Angstrom.pdf Online, PDF]
- ↑ Hermann Flohn: Die Tätigkeit des Menschen als Klimafaktor, Zeitschrift für Erdkunde 9 (1941), S. 13-21
- ↑ "Geological and Historical Aspects of Climatic Change." In Compendium of Meteorology, edited by Thomas F. Malone, pp. 1004-18. Boston: American Meteorological Association
- ↑ The Upper Atmosphere of the Earth, E. O. HULBURT, JOSA, Vol. 37, Issue 6, pp. 405-405 (1947)doi:10.1364/JOSA.37.000405
- ↑ Callendar, G.S. (1941). "Infra-Red Absorption by Carbon Dioxide, with Special Reference to Atmospheric Radiation." Quarterly J. Royal Meteorological Society 67: 263-75
- ↑ Martin, P.E., and E.F. Baker (1932). "The Infrared Absorption Spectrum of Carbon Dioxide." Physical Review 41: 291-303
- ↑ The Carbon Dioxide Theory of Climatic Change, G.N. Plass, Tellus 8, 140–154, 1956 Online, PDF
- ↑ President's Science Advisory Committee (1965). Restoring the Quality of Our Environment. Report of the Environmental Pollution Panel. Washington, DC: The White House, quote p. 9, see pp. 111-31, Quellenangabe von der Website von Spencer Weart
- ↑ Reid A. Bryson:A Reconciliation of several Theories of Climate Change, in: John P. Holdren (Herausg.): Global Ecology. Readings toward a Rational Strategy for Man, New York etc. 1971, S. 78-84
- ↑ D. Meadows et al.: Die Grenzen des Wachstums, Stuttgart 1972.
- ↑ M. Mesarovic und E. Pestel: Menschheit am Wendepunkt, Stuttgart 1974.
- ↑ "It could prove to be the most inexorable, however, if we are fortunate enough to evade all the rest." Zitiert nach John P. Holdren: Global Thermal Pollution, in: John P. Holdren (Herausg.): Global Ecology. Readings toward a Rational Strategy for Man, New York etc. 1971, S. 85-88.
- ↑ a b c Robert Döpel: Über die geophysikalische Schranke der industriellen Energieerzeugung. Wissenschaftl. Zeitschrift der TH Ilmenau, ISSN 0043-6917, Bd. 19 (1973, H.2), S. 37-52, online
- ↑ Deutsches Nationalkomitee des Internationalen Weltenergierates, Broschüre: Energie für Deutschland 2006.
- ↑ H. Arnold: Robert Döpel and his Model of Global Warming, (2011) pdf, sowie: Robert Döpel und sein Modell der globalen Erwärmung. Eine frühe Warnung - und die Aktualisierung. (2010) pdf
- ↑ E. J. Chaisson: ““Long-Term Global Heating from Energy Usage““. EOS (Transactions AGU).The Newspaper of the Geophysical Sciences 89, No. 28 (July 2008) p. 253-260.
- ↑ Siehe auch M. G. Flanner: Integrating anthropogenic heat flux with global climate models. In: Geophys. Res. Lett. 36. Jahrgang, Nr. 2, 2009, S. L02801, doi:10.1029/2008GL036465, bibcode:2009GeoRL..3602801F.
- ↑ Charney Report Online, PDF
- ↑ IPCC Special Report on Emission Scenarios, Cambridge Univ. Press (2000) SRES
- ↑ Royal Society (2001): The Science of Climate Change (PDF)
- ↑ The Royal Society (Hrsg.) (2005): Joint science academies’ statement: Global response to climate change, Ref 08/05 (PDF)
- ↑ The National Academies (2007): Joint science academies’ statement on growth and responsibility: sustainability, energy efficiency and climate protection (PDF)
- ↑ The National Academies (2008): Joint Science Academies’ Statement: Climate Change Adaptation and the Transition to a Low Carbon Society (PDF)
- ↑ Siehe hierzu auch den englischen Wikipedia-Artikel Scientific opinion on climate change
- ↑ Vierter Sachstandsbericht des IPCC, Kapitel 9.1.3. The Basis from which we begin Online, PDF
- ↑ The Copenhagen Diagnosis (2009): Updating the World on the Latest Climate Science., I. Allison, N.L. Bindoff, R.A. Bindschadler, P.M. Cox, N. de Noblet, M.H. England, J.E. Francis, N. Gruber, A.M. Haywood, D.J. Karoly, G. Kaser, C. Le Quéré, T.M. Lenton, M.E. Mann, B.I. McNeil, A.J. Pitman, S. Rahmstorf, E. Rignot, H.J. Schellnhuber, S.H. Schneider, S.C. Sherwood, R.C.J. Somerville, K. Steffen, E.J. Steig, M. Visbeck, A.J. Weaver. The University of New South Wales Climate Change Research Centre (CCRC), Sydney, Australia, 60pp, online (PDF)
- ↑ M. G. Flanner: Integrating anthropogenic heat flux with global climate models. In: Geophys. Res. Lett. 36. Jahrgang, Nr. 2, 2009, S. L02801, doi:10.1029/2008GL036465, bibcode:2009GeoRL..3602801F. . Hier wird der Abwärme-Fluss sinnvollerweise dem „climate forcing“ zugerechnet, während er im 4. IPCC-Bericht von 2007 nicht im „forcing“, d.h. in den „Antreibern der globalen Erwärmung“, enthalten ist. Damit hängt wohl die Unterschätzung des mittel- bis langfristigen Beitrags zur globalen Erwärmung zusammen.
- ↑ UK MetOffice: “Noughties’ confirmed as the warmest decade on record vom 7. Dezember 2009
- ↑ NOAA National Climatic Data Center:State of the climate, Global Analysis, Annual 2010
- ↑ IEA Press Realease Prospect of limiting the global increase in temperature to 2ºC is getting bleaker
Anmerkungen
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