Kompakter Operator

Art von Operator
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Kompakte Operatoren zwischen zwei Banachräumen sind in der Funktionalanalysis, einem der Teilgebiete der Mathematik, spezielle Operatoren, die ihren Ursprung in der Theorie der Integralgleichungen haben. Man spricht auch von kompakten Abbildungen anstatt von kompakten Operatoren.

Definition

Seien   und   normierte Räume,   ein Operator. Dann heißt   kompakt, falls   stetig ist und das Bild jeder beschränkten Menge   in   eine relativkompakte Teilmenge von   ist. Die Menge der kompakten Operatoren wird hier mit   bezeichnet.

Beispiel

  • Die Identität auf einem Banachraum ist genau dann kompakt, wenn der Banachraum endlichdimensional ist. Dies folgt aus der Tatsache, dass die Einheitskugel genau dann relativkompakt ist, wenn der Banachraum endlichdimensional ist.

Approximationseigenschaft

Seien   und   normierte Räume und   eine beschränkte Teilmenge. Mit   wird der Raum der kompakten Operatoren  , deren Bild   in einem endlichdimensionalen Untervektorraum von   enthalten ist, bezeichnet. Sei   ein kompakter Operator, dann existiert zu jedem   ein kompakter Operator  , so dass

 

gilt. Das heißt der Raum   liegt bezüglich der Supremumsnorm   dicht im Raum   der kompakten Operatoren. Ist   ein Banachraum, so gilt auch die Umkehrung. Das heißt eine Folge kompakter Operatoren, die bezüglich der Supremumsnorm konvergiert, hat als Grenzwert einen kompakten Operator. Also insbesondere ist der Raum   der kompakten Operatoren mit beschränktem   vollständig.[1]

Natürlich gelten diese Eigenschaften auch für lineare Operatoren, jedoch ist es unnatürlich diese auf beschränkten Mengen zu betrachten. Man kann diese Eigenschaften für lineare Operatoren auch für   zeigen, jedoch müssen zum Teil noch andere weitere Voraussetzungen getroffen werden.

Theorie linearer kompakter Operatoren

Die Menge der linearen, kompakten Operatoren   wird hier mit   bezeichnet.

Stetigkeit

Für lineare Operatoren reicht es zu fordern, dass das Bild der Einheitskugel   relativkompakt ist. Es ergibt sich dann folgender Zusammenhang zu stetigen Operatoren: Ist   stetiger linearer Operator, so wird jede beschränkte Menge auf eine beschränkte Menge abgebildet. Ist   kompakter linearer Operator, wird jede beschränkte Menge auf eine relativkompakte Menge abgebildet. Da jede relativkompakte Menge beschränkt ist und damit auch die Operatornorm von   beschränkt ist, muss die Stetigkeit des Operators   nicht mehr gefordert werden.

Eigenschaften

  • Die Menge   ist ein Banachraum. Das heißt, für kompakte Operatoren   und einen Skalar   sind die Operatoren   und   kompakt. Außerdem konvergiert jede Cauchy-Folge   bezüglich der Operatornorm gegen einen linearen kompakten Operator  .
  • Der lineare Operator   ist genau dann kompakt, wenn zu jeder beschränkten Folge   in   eine Teilfolge von   existiert, die in   konvergiert. Kompakte Operatoren bilden also beschränkte Folgen auf Folgen mit konvergenten Teilfolgen ab. Ist   unendlichdimensional, gibt es beschränkte Folgen, die keine konvergenten Teilfolgen besitzen. Somit können kompakte Operatoren Konvergenzeigenschaften "verbessern".
  • Seien  ,  ,   und   Banachräume,   ein kompakter Operator,   und   beschränkte Operatoren. Dann ist auch   kompakt.
  • Insbesondere ist die Menge aller kompakten Operatoren eines Hilbertraumes   ein selbstadjungiertes abgeschlossenes Ideal in der C*-Algebra aller beschränkten linearen Operatoren auf  .

Satz von Schauder

Der folgende Satz ist nach Juliusz Schauder benannt. Sei   und   Banachräume. Dann ist ein linearer Operator   genau dann kompakt, wenn der adjungierte Operator   kompakt ist.

Approximationseigenschaft

Ist   ein linearer Operator und sei   endlichdimensional, so ist   kompakt. Gibt es eine Folge von linearen Operatoren endlichen Ranges, die bezüglich der Operatornorm gegen den beschränkten linearen Operator   konvergiert, so ist   kompakt. Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht. Hinreichende Bedingung für die Gültigkeit der Umkehrung ist die Existenz einer beschränkten Folge stetiger Operatoren endlichen Ranges, die punktweise gegen die Identität im Banachraum   konvergiert. Dies ist insbesondere der Fall, wenn   ein Hilbertraum oder ein separabler Banachraum ist. Man kann also beispielsweise lineare kompakte Operatoren   durch eine Folge   linearer Operatoren mit endlichdimensionalem Bild approximieren, falls   einer der Banachräume  ,   oder   mit   ist.

Spektraltheorie

Sei   ein Banachraum und   ein kompakter Operator. Mit   wird das Spektrum des Operators   bezeichnet. Ist der Raum   zusätzlich unendlichdimensional, so gilt   und die eventuell leere Menge   hat höchstens abzählbar viele Elemente. Insbesondere ist   der einzige Häufungspunkt von  .

Jedes   ist ein Eigenwert von   und der zugehörige Eigenraum   ist endlichdimensional. Außerdem existiert eine topologisch direkte Zerlegung   mit   und  , wobei   endlichdimensional ist und   umfasst, sowie   ein Isomorphismus von   auf   ist. Diese Zerlegung heißt Riesz-Zerlegung und ist nach dem Mathematiker Frigyes Riesz benannt, der große Teile der Spektraltheorie (kompakter) Operatoren erforscht hat.

Spektralzerlegung selbstadjungierter kompakter Operatoren

Ist   ein kompakter selbstadjungierter Operator auf einem Hilbertraum  , dann existiert für den Operator eine Spektralzerlegung. Das heißt es existiert ein Orthonormalsystem   sowie eine Nullfolge  , so dass

 

für alle   gilt. Die   sind für alle   die Eigenwerte von   und   ist ein Eigenvektor zu  .

Spektralzerlegung allgemeiner kompakter Operatoren auf Hilberträumen

Ist allgemeiner   ein kompakter Operator auf den Hilberträumen   und   dann kann man das obige Resultat auf die beiden Operatoren   und   anwenden (dabei ist für einen Operator   der Betrag   ein positiver (und daher selbstadjungierter) Operator, für den   ist; dieser Operator existiert stets und er ist eindeutig).

Man erhält dann Orthonormalsysteme   von   und   von   sowie eine Nullfolge  , so dass

 

  und

 

für alle   gilt.

Ähnlich wie oben sind dann   die Eigenwerte von   und  ,   die Eigenvektoren von   und   die Eigenvektoren von  .

Anwendung

Sei   kompakt mit echt positivem Lebesgue-Maß und   stetig auf  . Dann ist der durch

 

definierte Fredholmsche Integraloperator ein linearer kompakter Operator. Diese Aussage lässt sich mit Hilfe des Satzes von Arzelà-Ascoli beweisen. [2]

Viele Sätze zur Lösbarkeit von Integralgleichungen, wie die Fredholmsche Alternative, setzen einen kompakten Operator voraus.

Schmidt-Darstellung und die Schatten-Klasse

Seien   und   Hilberträume und   ein kompakter Operator. Dann existieren abzählbare Orthonormalsysteme   von   und   von   sowie Zahlen   mit  , so dass

 

für alle   gilt. Diese Darstellung des kompakten Operators nennt man Schmidt-Darstellung und die Zahlen   sind im Gegensatz zu den Orthonormalsystemen eindeutig bestimmt und heißen singuläre Zahlen. Gilt   für   so sagt man, dass   in der p-ten Schatten-Klasse liegt. Ist   so heißen die Operatoren nuklear und ist  , so handelt es sich um einen Hilbert-Schmidt-Operator. Auf der Menge der Hilbert-Schmidt-Operatoren kann im Gegensatz zu den anderen Schatten-Klassen auf natürliche Weise eine Hilbertraumstruktur definiert werden.

Vollstetige Operatoren

Seien   und   Banachräume,   ein Operator. Dann heißt   vollstetig, falls für jede in   schwach konvergente Folge   die Bildfolge   in   normkonvergent ist. Kompakte Operatoren sind vollstetig. Ist   reflexiv, so ist auch jeder vollstetige Operator kompakt. [3]

Fixpunkttheorie

Viele nichtlineare Differential- und Integralgleichungen kann man kurz als Gleichung   schreiben, wobei   ein kompakter Operator ist. Für solche nichtlinearen Probleme existiert keine umfassende Lösungstheorie. Eine Möglichkeit, um die Gleichung auf Lösungen zu untersuchen, ist die Fixpunkttheorie. In diesem Zusammenhang sind zum Beispiel der Fixpunktsatz von Schauder oder die Leray-Schauder-Alternative zentrale Hilfsmittel, die die Existenz von Fixpunkten garantieren. Außerdem lässt sich zeigen, dass falls   abgeschlossen und beschränkt ist, die Menge der Fixpunkte eines kompakten Operators kompakt ist.

Einzelnachweise

  1. Klaus Deimling: Nonlinear Functional Analysis. 1. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 1985, ISBN 3-540-13928-1, Seite 55.
  2. Dirk Werner: Funktionalanalysis, Springer-Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-540-21381-3, S. 70
  3. John B. Conway: A Course in Functional Analysis. 2. Auflage. Springer, ISBN 0-387-97245-5, VI, §3