Der Neandert(h)aler (Homo neanderthalensis) wurde nach dem Neandertal bei Mettmann (zwischen Düsseldorf und Wuppertal) benannt, wo 1856 der Schädel dieses Urmenschen gefunden wurde. Die Verwandtschaftsbeziehungen zum heutigen modernen Menschen sind nicht geklärt. Die eine Theorie (erschienen in Nature [1];[2]) geht davon aus, dass der Neandertaler quasi einer ausgestorbenen Seitenlinie der menschlichen Entwicklung angehört, die andere, dass er sich zumindest partiell mit den gleichzeitig mit ihm lebenden engeren Vorläufern des heutigen Menschen vermischte und so auch einen gehörigen Teil seines Erbgutes an uns weitergab.
Die ältesten Funde von Neandertalern stammen aus Frankreich und sind etwa 100.000 Jahre alt; die letzten Neandertaler lebten vor ca. 35.000 Jahren. Der Neandertaler unterschied sich vom heutigen Menschen durch einen sehr massigen Körperbau, einen größeren Schädel, der ein entsprechend größeres Gehirn beherbergte (das aber nicht zwangsläufig auf höhere Intelligenz deutet), besaß eine fliehende Stirn und starke Augenbrauenwülste.
Waffen (Speere, Messer etc.) und Feuer waren bei ihnen durchaus bekannt, die Toten wurden mit Grabbeigaben bestattet. Der Neandertaler fertigte in den Eiszeiten als erste Menschenart Kleidung an.
Nach dem Ende der letzten Eiszeit drang der moderne Mensch aus Afrika nach Norden vor und verdrängte dabei zunehmend den technisch überlegenen Nachbarn. Wie dieses Aussterben genau von statten ging ist bis heute nicht geklärt. Bekannt ist nur, dass der moderne Mensch den Großteil der Kultur und Technik der Neandertaler übernommen hat und auf dieser Basis eine eigene aufbaute.
Die Stätte der ersten Neandertaler-Funde ist nicht mehr erhalten; die Höhle wurde im Rahmen des Kalkabbaus an dieser Stelle (der letztlich auch zur Entdeckung führte) zerstört. Dennoch befindet sich heute an dieser Stelle, 14 m unter dem Niveau von 1856 gelegen, ein kleiner Park, der auf die Entdeckung hinweist. Er gehört zum etwa 500 m entfernt liegenden Neandertaler-Museum, das einen Einblick in die Geschichte der Menschheitsentwicklung gibt. Nachgrabungen im Neandertal unter der Leitung des Tübinger Urgeschichtlers Ralf W. Schmitz und seines Kollegen Jürgen Thissen haben in jüngster Zeit neue, spektakuläre Funde am Standort der ursprünglichen Höhle zutage gefördert, nämlich die Überreste von zwei weiteren Neandertaler-Individuen. Unter den mehr als 60 Knochen und Knochensplittern konnten die Forscher die Armknochen eines erwachsenen Neandertalers sowie den Milchzahn eines Kindes nachweisen. Die aufgefundenen Knochen und Steinwerkzeuge sind rund 40.000 Jahre alt, was mit dem ersten Fund übereinstimmt.
Untersuchungen der DNA des ersten Neandertaler-Fundes und der neuen Funde bestätigen die Annahme, dass der Neandertaler und der moderne Homo sapiens zu Zeiten der Koexistenz vor bis zu 30.000 Jahren keine Gene ausgetauscht haben.