Corps
Die Corps (das, auch Korps, aus dem französischen für Heeresabteilung, Aussprache wie Koor (Einzahl) und Koors (Mehrzahl)), heute gebräuchlich für eine Studentenverbindung.
Charakterisierung
Corps haben das Toleranzprinzip als Grundsatz. Deswegen kann jeder an einer deutschen Universität immatrikulierte Student Corpsstudent werden, ungeachtet seiner ethnischen oder sozialen Herkunft, seiner Hautfarbe oder Religion. Dadurch unterscheiden sich die Corps von Verbindungen, die zum Beispiel nur Studenten deutscher Nationalität (wie viele Burschenschaften) oder nur Mitglieder bestimmter Konfessionen (wie der CV oder der Wingolf) aufnehmen. Corps sind gegen Radikalismus und Gewalt. Sie versuchen, sowohl tagespolitische Neutralität als auch parteipolitische Neutralität als Verband und Corps zu wahren.
Als älteste heute existierende Verbindungsform haben die Corps ein besonderes Traditionsbewusstsein und pflegen ein eher schlichtes Auftreten. Sie lehnen viele (später erfundene) Gespreiztheiten und Manierismen des Verbindungsstudententums ab. Ihr Brauchtum hielt auch den studentischen Reformbestrebungen des 19. Jahrhunderts stand.
Das gesellschaftliche Renommee der Corps erreichte im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt, als im deutschen Kaiserreich die Söhne des deutschen Hochadels und des Großbürgertums in den Corps die entscheidende Rolle spielten.
Geschichte
Die studentischen Corps entwickelten sich Ende des 18. Jahrhunderts aus den Landsmannschaften. Beitrittskriterium war nicht mehr die regionale Herkunft, sondern die Würdigkeit. Die meisten entstanden 1800 bis 1820, im Zeitgeist der Französischen Revolution.
Nach 1933 standen die Corps unter dem zunehmenden Druck der nationalsozialistischen Machthaber, die alle studentischen Verbände im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund gleichschalten wollten. Die Corps sträubten sich und wurden zusammen mit ihren Verbänden im Jahre 1935 zwangsaufgelöst.
Dachverbände
Der WSC und der KSCV sind pflichtschlagend und farbtragend.
Folgende Corpsverbände wurden ebenfalls 1935 zwangsaufgelöst, aber nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder errichtet:
- Rudolstädter Senioren-Convent (RSC), im Jahre 1873 von Landsmannschaften an Tierärztlichen Hochschulen gegründet, ausgedehnt auf Verbindungen an deutschen Universitäten, Technischen Hochschulen und Handelshochschulen, die sich später in Corps umbenannten,
- Naumburger Senioren-Convent (NSC), hervorgegangen im Jahre 1882 aus dem Verband der akademischen landwirtschaftlichen Verbindungen
Bekannte Corpsstudenten
- Alois Alzheimer, Psychiater, Corps Franconia Würzburg
- Emil von Behring, Mediziner, Corps Suevo-Borussia Hamburg
- Otto von Bismarck, erster Reichskanzler, Corps Hannovera zu Göttingen
- Alfred Brehm, Naturforscher und Schriftsteller (Brehms Tierleben), Corps Saxonia Jena
- Gottlieb Daimler, Ingenieur, Corps Stauffia Stuttgart
- Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Corps Hansea Köln
- Paul von Hindenburg, Generalfeldmarschall, 1925 und 1932 Reichspräsident, Corps Montania Freiberg
- Wilhelm Liebknecht, SPD-Politiker, Corps Hasso-Nassovia in Marburg, Mitgründung des Corps Rhenania Gießen
- Karl Marx, Ende 1835 Landsmannschaft der Treveraner, die sich am 10. August 1838 zum Corps Palatia in Bonn etablierten
- Hanns-Martin Schleyer, Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG, Präsident des Arbeitgeberverbandes und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, 1977 von Terroristen ermordet, Corps Suevia Heidelberg
- Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, Regierungspräsident, Oberst, nach dem 20. Juli 1944 als Widerstandskämpfer hingerichtet, Corps Saxonia Göttingen
- Robert Schumann, Komponist, Corps Saxo-Borussia Heidelberg
- Ludwig Thoma, Schriftsteller ("Die Lausbubengeschichten"), Herausgeber und Redakteur ("Simplicissimus"), Corps Suevia München
- Wilhelm II., Deutscher Kaiser, Corps Borussia Bonn
Weblinks
- Offizielle Hompage des Weinheimer Senioren-Convents und des Kösener Senioren-Convents-Verbandes
- Gute Verbindungen.Net - Erfolgreich studieren im Corps
siehe auch: Studentenverbindungen