Zitadelle Vechta

teilrekonstruierte Zitadelle in Vechta in Niedersachsen
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Koordinaten: 52° 43′ 36,6″ N, 8° 16′ 40,8″ O

Zitadellenpark Vechta (Luftaufnahme). Links neben der Brücke im Vordergrund soll das Castrum Vechtense entstehen.

Die Zitadelle Vechta ist eine ehemalige Zitadelle in der Stadt Vechta in Niedersachsen.

Geschichte

Mit dem Bau der Zitadelle, die ursprünglich den Namen „Sancta Maria“ trug, begann der Münsteraner Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen 1666.

Der Hauptgrund für den Bau der Festung soll darin gelegen haben, dass nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges das Vorwärtsrücken der evangelischen Schweden und ihrer Verbündeten aus Richtung Bremen in die katholisch dominierten Teile Deutschlands über den auch als Heerweg nutzbaren Pickerweg habe verhindert werden sollen.[1] Ab 1719 sei die Zitadelle ein münsterscher Außenposten gegen das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg gewesen.[2]

Der Plan zum Bau der Festung setzte den Abbruch der alten Burg voraus. Der Schutz des münsterschen Territoriums hatte im 17. Jahrhundert Vorrang vor dem Schutz der Bürger, dem die Burg gedient hatte. Nach dem Stadtbrand am 8. August 1684 wurden Steine der alten Burg zum Bau der Zitadelle verwendet. Die Festung wurde westlich der Stadt Vechta errichtet, die damals im Westen an der Großen Straße endete. Im Osten war die Zitadelle nur durch eine Esplanade (ein freies Schussfeld) von der Stadt getrennt. Die Festung wurde nach einem von einem holländischen (Henrick Ruse) und einem französischen Festungsbaumeister Sébastien Le Prêtre de Vauban entwickelten System erbaut und bestand mit den Bastionen St. Paulus, Christoph Bernhard, Maximilian, Ferdinant und Friedrich Christian aus einem regelmäßigen Fünfeck. Die Bastionen sind nach den Bistumsheiligen sowie den am Bau beteiligten Bischöfe benannt.

Die über 30 Hektar große Anlage mit einem Durchmesser von 700 Metern konnte in Friedenszeiten 200 Soldaten mit ihren Familien und in Kriegszeiten 800 Soldaten Unterkunft bieten. Die Zitadelle hatte damit die gleiche räumliche Ausdehnung wie die damalige Stadt Vechta selbst. In Kriegszeiten hatte sie sogar die gleiche Einwohnerzahl (um 1700 rund 1.100 Personen). Neben der Verteidigungsfunktion für das Fürstbistum Münster stellte sie durch ihre Polizeiaufgaben auch die innere Sicherheit und Ordnung sicher.

Mit ihren Versorgungseinrichtungen, wie Bäckerei, Brauerei, Werkstätten, Krankenhaus, Kapelle, Gefängnis, Verwaltung und Wohnheiten, diversen Speichern und Magazinen bildete sie eine eigene „kleine Stadt“ (ital.: cita della) - eine Festungsstadt.

Während des Siebenjährigen Krieg wurde sie im Jahr 1758 erstmals ernsthaft belagert. Da sie militärisch nicht mehr erfolgreich zu verteidigen war, wurde sie kampflos an die preußisch-hannoversche Armee übergeben.

1769 wurde die Zitadelle geschleift. Von der Zitadelle blieben das Zeughaus und der Kaponier erhalten.

Rekonstruktionen

Zitadelle und Zitadellenpark

Nach umfangreichen archäologischen Grabungen in den Jahren 1987 bis 1991 ist auf dem Gelände der Zitadelle Vechta ein Park als Teilrekonstruktion der alten Festung mit der kompletten Friedrich-Christian-Bastion und der halben Maximilian-Bastion errichtet worden. Das Gelände des Zitadellenparks und des Zitadellenplatzes vor dem Zeughaus umfassen insgesamt 22 Hektar. Auf dem frei zugänglichen Freigelände befinden sich mehrere Gärten, darunter ein Rosengarten mit einem offenen barocken Pavillon. Die Teilrekonstruktion wird durch Wassergräben nach Norden und nach Westen begrenzt.[3] Der Kaponier als zweiter erhalten gebliebener Bau der Zitadelle ist nicht in den rekonstruierten Komplex einbezogen worden, da er sich heute mitten in der Vechtaer Innenstadt befindet.

Castrum Vechtense

Geplant ist, auf drei Inseln die Burg Vechta als „Castrum Vechtense“ zu rekonstruieren.[4] Diese Inseln werden im Nordosten des Zitadellenparks unmittelbar westlich der Bahnstrecke Delmenhorst–Hesepe angelegt. Dieser Standort auf der ehemaligen Zitadelle entspricht nicht der ursprünglichen Lage der Burg, die sich bis zum späten 17. Jahrhundert auf dem heutigen Gelände des Amtsgerichts, des Niels-Stensen-Hauses (des ehemaligen Kreisamts) und der Klosterkirche befand.

Veranstaltungen

Das Zentrum für Experimentelles Mittelalter, das an das Museum im Zeughaus angegliedert ist, organisiert im Zitadellenpark neben anderen Veranstaltungen jeweils am letzten Wochenende im September die Vechtaer Burgmannen-Tage, ein mittelalterliches Spektakel mit Ritterkämpfern, Mittelaltermarkt und vielen Mitmach-Angeboten - bei freiem Eintritt.

Einzelnachweise

  1. Stadt Vechta: Der Baltisch-Westfälische Weg der Jakobspilger zwischen Bremen und Osnabrück
  2. Wilhelm Kohl: Germania Sacra. Band 7: Bistum Münster. Berlin / New York. Verlag de Gruyter. 1999, S. 44
  3. Tourist Information Nordkreis Vechta e.V.: Gärten: Vechta - Zitadellenpark
  4. Entsteht mittelalterliche Erlebniswelt?. Oldenburgische Volkszeitung. 5. März 2010

Literatur

  • Dieter Zoller: Archäologische Untersuchungen an der Garther und Lether Burg sowie an der Zitadelle Vechta. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1984. Vechta 1983, S. 105–117
  • Czaro Popko: Archäologische Untersuchungen an der Zitadelle Vechta. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1989. Vechta 1988, S. 142–166 und Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1990 S. 188–202
  • Joachim Eisleb: Der Zitadellenpark in Vechta – Ein Beispiel für Naherholung im Wohnumfeld. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1993. Vechta 1992, S. 319–333
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