Der Finailhof, auch als Finailhöfe bezeichnet, ist ein Bergbauernhof in der Gemeinde Schnals im Vinschgau in Südtirol (Italien). Das Wohngebäude steht unter Denkmalschutz.[1]
Lage
Der Hof liegt auf 1952 m s.l.m. Höhe und gehört zur Fraktion Unser Frau in Schnals der Gemeinde Schnals. Er war bis 1967 der höchstgelegene bewirtschaftete Kornhof Europas.[2] Der Archäologische Wanderweg A1 führt von Vernagt über den Tisenhof zur Grawand.[3]
Geschichte
Um 1290 gehörte der Hof Hiltpolt von Montalban, der ihn dem Landesfürsten verkaufte.[4] 1416 sollen die Bauern des Hofs Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche auf der Flucht Schutz gewährt haben.[5][6] Der Bauer soll ihn zu seinem Schutz als Knecht mit dem Hüten der Schafe beschäftigt haben.[2][7] Auf dem Hof wird ein Becher verwahrt, der angeblich ein Geschenk des Herzogs war, jedoch ist der in den Boden eingelassene Züricher Taler jünger, in den Becher ist die Jahreszahl 1567 eingraviert.[2]
Der Hof besteht aus vier Holzbauten.[8] Der Holzblockbau des Wohnhauses stammt aus dem 15./16. Jahrhundert. Es hat eine gewölbte Küche. Die Stube ist bemalt und mit Feldergetäfel ausgestattet. Hier findet sich die Jahreszahl 1854. Die Pfettenköpfe sind mit Schnitzwerk verziert.[1]
Er wird von der Familie Gurschler bewirtschaftet und dient auch als Jausenstation.[9]
1981 wurde das Wohngebäude des Hofs unter Denkmalschutz gestellt.[1]
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Hof Getreide angebaut. Der Bau des Vernagt-Stausees veränderte möglicherweise das Klima, der Acker wurde zur Wiese. 2010 wurde von Schülern der Grundschulen aus Karthaus und Katharinaberg mit Unterstützung des Teams vom Projekt „Apfelliebe“ zum ersten Mal wieder Winterroggen gesät.[10][11]
Der Hof in der Literatur
Herman Schmid verarbeitete in seinem Roman aus der Tiroler Geschichte Friedel und Oswald (Berlin 1866) das Geschehen um Friedrich mit der leeren Tasche literarisch. Darin weist ihm Moidele auf seiner Flucht den Weg vom Niederjochferner zum Finailhof: „‚Hier ist das End‘, sagte sie, ‚dort unten liegt der Finailhof, Du kannst nicht mehr fehlen, Herr: Dort wartet der Knecht auf Dich, der . Dich [...] hinausführt in’s Vinschgau und sicher nach Landeck bringt.[...] ‘“[12]
Der deutsche Eugeniker und Anthropologe Walter Scheidt, der unter dem Pseudonym Berchtold Gierer auch Belletristik schrieb, ging in seinem 1938 erschienenen Roman Die Geige mehrfach auf den Hof ein: „Das war schon ein Hof, der Finailhof, für Leute, die gern so weit von den Menschen ab gingen wie der Sepp Spechtenhauser.“[13] Der Finailhof hatte „seine vier schweren, klotzigen Holzhäuser unter der Grawand fast wie am Ende dieser Welt in den Ausgang des Hochtales gebaut [...].“[14] Er beschrieb, wie der Hütebub des Hofs „einmal in der Woche über das Kitzköpfl zum kleinen Ferner“ ging. [...][15]
Der deutsche Schriftsteller Hellmut von Cube veröffentlichte 1961 die Südtirol-Satire Mein Leben bei den Trollen, die auf seinen Erlebnissen während eines Urlaubs auf dem Finailhof basiert. Die Schnalstaler nahmen ihm die Überzeichnung des Lebens auf dem Hof, auf dem es damals noch keine Toilette mit Wasserspülung gab, und der beschrieben Personen wie der ledigen Schwester des Bauern übel.[16] Das Werk erschien erneut 1981 und 2008.[17]
Einzelnachweise
- ↑ a b c Der Finailhof im Verzeichnis der Baudenkmäler in Südtirol
- ↑ a b c Helmut Dumler: Südtirol 2. Bergverlag Rother, München 1989 ISBN 3-7633-3305-3, S. 156 (Digitalisat)
- ↑ Archäologischer Wanderweg A1
- ↑ Kurt Scharr: Leben an der Grenze der Dauersiedlung. Wagner, Innsbruck 2001 ISBN 3-7030-0356-1, S. 41 (Digitalisat)
- ↑ Carl Sonklar: Reiseskizzen aus den Alpen und Karpathen. L. W. Seidel, Wien 1857, S. 204 (Digitalisat)
- ↑ S. 266
- ↑ Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein: Südtirol und das Trentino. Prestel Verlag, München 1969, S. 192 (Digitalisat)
- ↑ Meraner.eu
- ↑ Almen & Hütten im Schnalstal & Pfossental auf schnalstal.com
- ↑ Finail: Das Korn kehrt zurück auf schnalstal.com vom 16. September 2010
- ↑ Apfelliebe.com
- ↑ Herman Schmid: Friedel und Oswald. Ein Roman aus der Toroler Geschichte. S. 100-101 (Digitalisa, Volltext in der Deutschen Roman-Zeitung, Berlin 1985 Volltext, S. 3–33)
- ↑ Berchtold Gierer: 'Die Geige'. Propyläen, Berlin 1938, S. 402 (Digitalisat)
- ↑ Berchtold Gierer: 'Die Geige'. Propyläen, Berlin 1938, S. 402 (Digitalisat)
- ↑ Berchtold Gierer: 'Die Geige'. Propyläen, Berlin 1938, S. 351 (Digitalisat)
- ↑ Anton Unterkirchner: Rezensionen 2008: Hellmut von Cube, Mein Leben bei den Trollen auf der Seite der Universität Innsbruck
- ↑ Hellmut von Cube: Mein Leben bei den Trollen bei der Edition Raetia
Koordinaten: 46° 44′ 29,3″ N, 10° 49′ 29,3″ O