Hethum von Korykos

armenischer Geschichtsschreiber
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Hethum von Korykos (* 1230/45; † nach 1308, wahrscheinlich zwischen 1310 und 1320) war ein armenischer Geschichtsschreiber.

Hethum war der Großeffe von König Hethum I. (1226-1269), wahrscheinlich der Sohn seines Bruders Oschin. Er spielte in der Geschichte Kleinarmeniens eine große Rolle. In den Wirren nach dem Tod Hethums I. unterstützte er dessen Sohn Hethum II. gegen seine Brüder Thoros und Sempad. Seine Tochter Zabel heiratete König Oschin (1307-1320) (s. Hethumiden f. Stammbaum). 1299 unternahm er eine Pilgerfahrt nach Frankreich. 1305 zog er sich in das Prämonstratenserkloster Notre Dame de Lapais ("Bellapais") auf Zypern zurück, wo er die Absetzung König Heinrichs II. durch seinen Bruder Amalrich von Tyrus unterstützte und für diesen nach Poitiers zu Papst Clemens V. reiste. 1307 diktierte er dem Schreiber Nicolas Faulcon das Geschichtswerk "La flos des estoires della terra d' orient", das dieser in französischer Sprache niederschrieb und ins Lateinische übersetzte. Das Werk ist in 24 französischen, 32 lateinischen sowie je einer spanischen und englischen Fassung überliefert und 1510 in französischer, 1529 in lateinischer und 1534 in deutscher Sprache gedruckt worden. Es ist von besonderem Wert, weil es die abendländische Geschichte kennt und Europa die orientalische Perspektive vermittelte. Hethum konnte sich auf die Erfahrungen seines Onkels Sempad, der 1248 zum Hof des Großkhans gereist war und dem König von Zypern aus Samarkand über seine Reise berichtet hatte, und seines Großonkels Hethum I.(1227-1270) stützen, der 1254/55 nach Karakorum gereist war, um beim Großkhan Möngke Khan das seit 1243 bestehende Vasallenverhältnis zu bekräftigen. Sein Horizont reichte daher weiter als der der übrigen christlichen Geschichtsschreiber seiner Zeit.

Literatur

  • Wilhelm Baum: Die Verwandlungen des Mythos vom Reich des Priesterkönigs Johannes, Klagenfurt 1999