Michael Haneke (* 23. März 1942 in München) ist ein österreichischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Medienwissenschaftler.
Der 1942 in München geborene Autorenfilmer ist der Sohn des Regisseurs und Schauspielers Fritz Haneke aus Düsseldorf und der österreichischen Schauspielerin Beatrix von Degenschild. Aufgewachsen ist Michael Haneke in Wiener Neustadt. In Wien studierte er Philosophie, Psychologie und Theaterwissenschaften und plante zunächst Schauspieler oder Pianist zu werden.
Haneke, der heute in Wien lebt und seine Filme in Österreich und Frankreich dreht, will mit seinen Filmen weniger unterhalten, als vielmehr den Zuschauer durch Irritation zum Nachdenken bewegen. Seine Universitätsstudien und seine Arbeit als Literatur- und Filmkritiker während jener Zeit legten die Grundsteine einer kritischen Umgangsweise mit dem Medium Film.
Œuvre
Während seiner Zeit als Redakteur und Fernsehspieldramaturg beim Südwestfunk in Baden-Baden (1967-1971) schrieb Haneke sein erstes Drehbuch mit dem Titel „Wochenende“, das allerdings nicht verfilmt wurde. In den folgenden Jahren arbeitet er als Theaterregisseur zunächst in Baden-Baden (Debut mit „Ganze Tage in den Bäumen“ von Marguerite Duras), danach in Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg, am Bayerischen Staatsschauspiel in München und am Wiener Burgtheater (Das Abendmahl von Peter Sichrovsky, Bühnenbild Hans Hoffer, Kostüme Annette Beaufays, 18. März 1988).
„...und was kommt danach? (After Liverpool)“ (1973), nach einem Text von James Saunders, war Hanekes erster Fernsehfilm. Weitere Fernsehproduktionen waren „Sperrmüll“ (1976), „Drei Wege zum See“ (1976) nach einem Text von Ingeborg Bachmann, „Lemminge“ (1979), „Variation“ (1983), „Wer war Edgar Allan?“ (1984) nach einem Roman von Peter Rosei (mit Helmut Qualtinger), „Fräulein“ (1985), „Nachruf für einen Mörder“ (1991), „Die Rebellion“ (1992) und „Das Schloss“ (1997) nach Franz Kafka.
Seine ersten drei Kinofilme fasst er selbst als Trilogie über die „Vergletscherung der Gefühle“ der Menschen zusammen: In „Der Siebente Kontinent“ (1989) begeht eine dreiköpfige Familie Selbstmord, in „Bennys Video“ (1992) filmt der Protagonist, wie er eine Freundin mit einem Bolzenschussgerät tötet um - wie er es ausdrückt - zu sehen wie das ist, und „71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls“ (1994) handelt von einem Studenten, der Amok läuft.
1997 folgte „Funny Games“, 2000 „Code unbekannt“. Für seinen siebten Kinofilm, die verstörende Verfilmung von Elfriede Jelineks „Die Klavierspielerin“ (La pianiste), wurde Haneke 2001 mit dem Großen Preis der Jury in Cannes geehrt. 2002 drehte er in Frankreich „Wolfzeit“.
2005 wurden ihm für „Caché“ während der Internationalen Filmfestspiele von Cannes am 20. Mai der Prix FIPRESCI der internationalen Filmkritik und der Preis der ökumenischen Jury verliehen. Einen Tag später wurde Haneke in Cannes als "Bester Regisseur" ausgezeichnet.
Juliette Binoche, Hauptdarstellerin in „Caché“, sagt über die Arbeit des Filmemachers:
- „Für mich sind Hanekes Filme notwendige Filme. Von Zeit zu Zeit sollte man sie sich ansehen. Aber sicher nicht immer.“
Am 27. Januar 2006 wird Haneke an der Pariser Oper (Palais Garnier) seine erste Operninszenierung vorstellen: Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart (Bühnenbild Christoph Kanter, Kostüme Annette Beaufays, Dirigent Sylvain Cambreling).
Zuvor hätte Haneke bereits als Opernregisseur debütieren sollen, nämlich mit einer Arbeit der Komponistin Olga Neuwirth auf der Grundlage eines Textes von Elfriede Jelinek. Diese geplante Koproduktion der Wiener Staatsoper und der Pariser Oper wurde jedoch von den Intendanten und Auftraggebern Ioan Holender und Gérard Mortier wegen angeblicher künstlerischer Schwächen von Neuwirths Werk abgesagt.
Filmographie
- Caché (Film), 2004, mit Daniel Auteuil, Juliette Binoche, Annie Girardot u.a.
- Wolfzeit, 2003, mit Isabelle Huppert u.a.
- Die Klavierspielerin, 2001 (nach Elfriede Jelinek, mit - in der Hauptrolle - Isabelle Huppert, Annie Girardot u.a.
- Code Inconnu (Deutscher Titel: Code: Unbekannt), 2000, mit Juliette Binoche u.a.
- Funny Games, 1997, mit Ulrich Mühe, Susanne Lothar u.a.
- Das Schloß, 1997, mit Ulrich Mühe u.a.
- 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls, 1994, mit Anne Bennent, Otto Grünmandl u.a.
- Bennys Video, 1992, mit Angela Winkler u.a.
- Der Siebente Kontinent, 1989, mit Dieter Berner u.a.
- Lemminge, zwei Teile: 1. Arkadien - 2. Verletzungen, 1979, mit Elisabeth Orth, Paulus Manker u.a.
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2005 Prix FIPRESCI, Ökumene-Preis und Goldene Palme für Beste Regie in Cannes für „Caché“
- 2001 Goldene Palme der Filmfestspiele in Cannes für „Die Klavierspielerin“
- 1992 Wiener Filmpreis für „Bennys Video“
- 1992 FIPRESCI Award, Thessaloniki für „Bennys Video“
- 1990 Österreichischer Würdigungspreis für Filmkunst, „Der siebente Kontinent“
- 1989 Bronze Leopard des International Film Festival Locarno für „Der siebente Kontinent“
- 1989 Beste Verwendung von Musik und Ton in einem Film, Ghent, für „Der siebente Kontinent“
- 1989 Österreichischer Beitrag für den European Film Award, „Der siebente Kontinent“
Literatur
- Jörg Metelmann: "Zur Kritik der Kino-Gewalt : die Filme von Michael Haneke". Fink, München 2003. 298 S. ISBN 3-7705-3825-0
- Alexander Horwath (Hrsg.): "Der siebente Kontinent : Michael Haneke und seine Filme". Europaverl., Wien 1991. 215 S. ISBN 3-203-51130-4
Weblinks
- Vorlage:PND
- Univ.Prof. Michael Haneke an der Wiener Filmakademie
- Vorlage:IMDb Name
- Filme von Michael Haneke
- br-online über den Österreicher
Personendaten | |
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NAME | Haneke, Michael |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Theater- und Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmkritiker |
GEBURTSDATUM | 23. März 1942 |
GEBURTSORT | München |