Frauenkirche (München)

Kathedralkirche des katholischen Erzbistums München und Freising, Deutschland
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Der Dom zu Unserer Lieben Frau oder kurz Frauenkirche genannte Kirchenbau in der Münchner Altstadt ist die Kathedralkirche des Erzbischofs von München und Freising und gilt als Wahrzeichen der bayerischen Landeshauptstadt.

Frauenkirche ca. 1900
Frauenkirche vom Olympiaturm aus gesehen
Türme der Frauenkirche
Türme der Frauenkirche München von vorne

Der dreischiffige spätgotische Backsteinbau mit umlaufendem Kapellenkranz ist 109 m lang und 40 m breit, seine Türme sind knapp 100 Meter hoch mit einer Differenz von 12 cm. Da die Stadtverwaltung im Stadtzentrum innerhalb des Mittleren Rings keine Gebäude mit einer Höhe von über 100 Metern erlaubt, und auch außerhalb dieses Rings seit November 2004 vorläufig keine höheren Gebäude im Stadtgebiet mehr gebaut werden dürfen, sind die Türme weithin sichtbar. Der Südturm kann bestiegen werden und bietet einen einmaligen Blick auf München und die nahen Alpen.
Die Kirche böte etwa 20.000 stehenden Menschen Platz, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass die Stadt zur Bauzeit im ausgehenden 15. Jahrhundert nur etwa 13.000 Einwohner hatte. Dennoch wirkt der Innenraum für seine Größe keineswegs erdrückend, weil er durch 22 zweireihig angeordnete hohe Achteckpfeiler geschickt gegliedert ist. Vom Hauptportal aus gesehen scheinen die Säulenreihen durchlichtete „Wände“ zwischen den mit Sterngewölben versehenen Schiffen aufzurichten. Zur Raumwirkung der Kirche gibt es eine Sage, die verbunden ist mit einem übergroßen Fußabdruck in einer quadratischen Bodenplatte im Eingangsbereich des Kirchenschiffs, dem sogenannten Teufelstritt.

Baugeschichte

Das starke Wachstum der Stadt im 13. Jahrhundert führte 1271 zur Teilung der Pfarrei von St. Peter, eine bereits bestehende Marienkapelle am Standort des heutigen Domes wurde zur zweiten Stadtpfarrkirche bestimmt. In der Mitte des 15. Jahrhunderts erschien die Kapelle der aufstrebenden Stadt nicht mehr würdig und man beschloss die Errichtung eines Neubaus. Am 9. Februar 1468 wurde von Herzog Sigismund und Bischof Tulbeck am Standort einer älteren Marienkapelle der Grundstein zur neuen Marienkirche gelegt, der Bau unter der Leitung des Baumeisters Jörg von Halsbach (auch Ganghofer oder Jörg von Polling genannt) schritt vergleichsweise zügig voran, die Türme wurden, abgesehen von den Turmspitzen, bereits 1488 fertiggestellt. Zur Finanzierung des Baus gewährte der Papst einen vollständigen Ablass denjenigen, die nach München pilgerten, dort ihre Sünden beichteten und einen Wochenlohn spendeten. Die so eingenommenen Gelder wurden zur Finanzierung der Baukosten eingesetzt. Die Einweihung des Gotteshauses, das als letztes Hauptwerk in der Tradition der spätgotischen bayerischen Stadtpfarrkirchen mit ihrem schlichten, verhaltenen Stil gilt, erfolgte 1494. Die Türme wurden dann um 1525 mit dem Aufsetzen der charakteristischen Welschen Hauben, die bereits als Vorboten der Renaissance gelten, vollendet.
Im Laufe der Jahrhunderte erhielt der Dom immer wieder neue Ausstattungen. Zwischenzeitlich eingebrachte Renaissance-Elemente wie der gewaltige das Mittelschiff überspannende Bennobogen wurden im 19. Jahrhundert bei einer Purifizierung wieder entfernt und der Bau regotisiert. 1944 wurde der Dom durch Luftangriffe schwer beschädigt, das Hallengewölbe stürzte teilweise ein und die Kirche wurde ausgeplündert. Dem Geschmack der Nachkriegsjahre entsprechend erfolgte der Wiederaufbau der Kirche in nüchterner und schmuckloser Form, die Renovierung wurde in mehreren Etappen, zuletzt 1994, durchgeführt. Von der ursprünglichen Ausstattung sind einzig die Glasgemälde der Chorfenster und einzelne Gemälde und Skulpturen erhalten. Die Helmstange des nördlichen Turms der Frauenkirche bildet den Nullpunkt im bayerischen Soldner Koordinatensystem, welches von 1801 bis 1927 als Grundlage für die erste bayerische Landesvermessung eingesetzt wurde.

Kunstschätze

Neben der Architektur sind in der Kirche zum Teil jahrhundertealte Kunstschätze zu bewundern:
Noch aus der alten Marienkapelle stammt eine geschnitzte Erlöserskulptur aus der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern.
Die Fenster im Chor wurden geschmückt mit Glasmalereien aus dem späten 14. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts, mehrere davon wurden geschaffen von dem Straßburger Peter Hemel von Andlau, der als bedeutendster Glasmaler seiner Zeit gilt. Das einzige vollständig erhaltene Fenster des Künstlers in der Chorscheitelkapelle zeigt unter anderem Darstellungen der Geburt Christi und der Darbringungen im Tempel.
Im Chorraum befinden sich einige Büsten und Figuren des in seiner Gesamtheit verlorenen gotischen Chorgestühls. Die Apostel- und Heiligenfiguren wurden 1502 von Erasmus Grasser, dem Schöpfer der berühmten Moriskentänzer im Alten Rathaus vollendet.
In der letzten Kapelle vor dem Chor sind drei Skulpturen der Anna Selbdritt, des Heiligen Georg und des Heiligen Rasso zu sehen. Sie stammen aus dem Umfeld Hans Leinbergers um 1520 und markieren bereits den stilgeschichtlichen Übergang von der Gotik zur Renaissance.
Die zweite Kapelle von Osten im südlichen Seitenschiff bewahrt Reliquien des Heiligen Benno, des Schutzpatrons der Stadt. Das Reliquienkästchen mit der Silberbüste des Heiligen ist ein Werk Münchener Goldschmiede um 1600.
Über dem Eingang zur Sakristei im nördlichen Seitenschiff hängt heute das barocke ehemalige Hochaltarbild mit der Darstellung der Aufnahme Mariens in den Himmel von Peter Candid
Unter dem Chor in der Krypta befinden sich die ältesten Gräber der Wittelsbacher in München. Einzigartig ist das Grabmonument für Kaiser Ludwig den Bayern, dessen figürliche Darstellungen nicht nur Bezug auf das Leben des Kaisers sondern auch auf die Geschichte des Hauses Wittelsbach insgesamt nehmen. Die Bronzefiguren von Wilhelm IV. und Albrecht V. auf dem Gehäuse aus schwarzem Marmor wurden zwischen 1619 und 1622 von Hans Krumper geschaffen.

Kirchenglocken

Die Münchner Frauenkirche hat insgesamt zehn Glocken. Die 1451 gegossene, drei Tonnen schwere Winklerin wurde am 30. März 2004 nach einer Reparatur in den Nordturm zurückgehängt. Am selben Tag wurden drei neue, in Passau gegossene Glocken in den Südturm gehängt, um die im Krieg beschädigten und danach entfernten zu ersetzen. Die größte der drei neuen Glocken heißt Cantabona und wiegt 850 kg, die beiden anderen Michael und Speciosa (450kg).
Entfernt wurde ebenfalls 2004 die 1958 in Erding gegossene Piusglocke, die im Klang nicht zu den übrigen Glocken passte.
Die anderen Glocken im Nordturm heißen Susanna (1490) und Frauenglocke (1617), die restlichen Glocken des Südturms Klingl (14. Jahrhundert), Frühmess-Glocke (1442), Präsenz-Glocke (1492) und Benno-Glocke (1617).

Literatur

  • Christl Karnehm: Die Münchner Frauenkirche : Erstausstattung und barocke Umgestaltung; Verlag Herbert Utz; ISBN 3831661138
  • Hans Ramisch, Peter B. Steiner: Die Münchner Frauenkirche; Wewel Verlag; 1994; ISBN 3790406260


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