Ana Maria Alfacinha de Brito Monteiro ist eine Schauspielerin und Fado-Sängerin aus Lissabon.
Werdegang
Sie brach ihr Theaterstudium am Nationalkonservatorium ab, und ging nach Zwischenstopps in Paris und London für 9 Monate nach Schweden. In Göteborg gründete sie die englischsprachige Punkband Odd Combo, wo sie erstmals den Künstlernamen Anamar annahm. Nach ihrer Rückkehr nach Lissabon arbeitete sie für das staatliche Fernsehen RTP als Kommentatorin, eröffnete eine Boutique, und war von 1982 bis 1985 Türsteherin der Lissabonner Diskothek Frágil.
1983 nahm sie für das Independent-Label Fundação Atlântica ihr erstes Album "Cartas de Portugal" ("Briefe aus Portugal") auf, produziert vom späteren Madredeus-Kopf Pedro Ayres Magalhães. Das Album wird nicht veröffentlicht, es erscheint nur eine Single mit den Stücken "Baile Final" ("Letzter Ball") und "Lágrimas" ("Tränen").
In den folgenden Jahren singt und schauspielert sie bei verschiedenen Projekten. So spielt sie u.a. in "O Parque" ("Der Park", von Botho Strauß) im Teatro da Cornucópia zusammen mit Eunice Muñoz, und erhält dafür einen Preis als beste Jungschauspielerin 1985.
1986 erscheint ein Stück von ihr auf der Compilation "Divergências" ("Abweichungen") des Indie-Labels Ama Romanta, das im März 1987 die Maxisingle "Amar por Amar" ("Lieben, um zu lieben") veröffentlicht.
Im Film "Repórter X" von José Nascimento war sie mit einer Filmrolle und mit einer Interpretation des Liedes "Dor d’Alma" von Sérgio Godinho vertreten. Sie spielte in weiteren Filmen, etwa "Crónica dos Bons Malandros" ("Chronik der guten Gauner") von Fernando Lopes und "Um Adeus Português" ("Ein portugiesischer Abschied") von João Botelho.
Ihr Album "Almanave" (Polygram) erscheint 1987, wurde im Coliseu dos Recreios mit einem Konzert vorgestellt, und erreicht in der Folge Silber-Status.
Nach ihrem folgenden Album 1989 wird sie Mutter und tritt seltener öffentlich in Erscheinung. 1994 spielt sie in Uma Vida Normal von Joaquim Leitão, 1997 veröffentlicht sie ein weiteres, recht experimentelles Album ("M", BMG), und gibt 2002 zusammen mit den Sängerinnen Né Ladeiras und Pilar ein vielbeachtetes Konzert, das anschließend als CD veröffentlicht wird. 2004 erscheint ihr vorerst letztes Album, "Transfado", dass den bezeichnenden Untertitel "Fado Tango e Alma Lusa" ("Der Tango-Fado und die Lusitanische Seele") trägt.[1][2]
Rezeption
Anamar sang zu einer Zeit Fado, als er in der breiten Öffentlichkeit allenfalls noch nostalgisch lebte. Sie interpretierte ihn dabei neu, textlich und musikalisch. Sie hielt sich nicht an die traditionellen Muster und nicht an die traditionell auf Gitarren beschränkte Instrumentierung, und bezog sich teils deutlich auf die historischen Einflüsse der arabischen Musik auf den Fado. Meist verstärkte sie die dramatische Wirkung ihres Vortrages auch derart, dass einerseits der Bezug zum Fado etwa Amália Rodrigues´ deutlich wurde, zum anderen aber die gesteigerte Dramatik eine entfremdete Atmosphäre, eine gewollte künstlerische Betrachtung erzwang, etwa wenn sie Lieder im geflüsterten Sprechgesang vortrug oder mit Klangcollagen unterlegte, beeinflusst durch die Abstraktionen der Industrial- und New Wave-Werke der 80er. Sie blieb damit außerhalb der Fado-Definition für die Kreise des Fado, denen sie fern bleibt, und sie genoß in erster Linie die Aufmerksamkeit der alternativen Musikszene und der Künstler.
Anamar verstand es, bei allen ihren öffentlichen Arbeiten eine geheimnisvolle Ausstrahlung zu bewahren: ihr gleichzeitig eindringlicher und doch entrückter Gesang, kühl und sehnsuchtsvoll zugleich; ihre zeitgemäße Formen, an unzeitgemäße Themen heran zu gehen; ihre kühle Unnahbarkeit; ihre subtilen historischen und klerikalen Andeutungen; nicht zuletzt die vielen Unbekannten über ihre Person, eingeschlossen ihr unbekanntes Geburtsdatum. Auch wenn ihre Schauspielleistungen in Nebenrollen nicht unbeachtet blieben, so erwarb sie sich ihre bedeutendsten Verdienste als innovative Sängerin, der es gelang, den Fado aus seinen nostalgischen Zusammenhängen zu befreien und anderen, auch jüngeren Schichten neu zu erschließen. Sie kann als Pionierin einer Entwicklung gelten, die den Fado wiederentdeckte und vielseitig neu interpretierte, und die mit Namen wie Madredeus, Mísia und Dulce Pontes fortgeführt und über Amélia Muge oder Mariza bis zu den vielen neuen Sängerinnen und Sänger weiter anhält. Sie wird jedoch selten in Zusammenhang gebracht mit den neuen Fadosängern, zu entfernt bleibt sie von traditionellen Fadomustern.
Diskografie
- 1983: Baile Final/Lágrimas (Single, Fundação Atlântica)
- 1987: Amar por Amar (Maxisingle, Ama Romanta)
- 1987: Almanave (LP, Polygram)
- 1989: Feiabonita (LP, Polygram)
- 1997: M (CD, BMG)
- 2002: Ao Vivo - mit Pilar, Né Ladeiras (CD, Zona Música)
- 2003: Afinal ("Best of"-CD, Universal)
- 2004: Transfado (CD, CNM)
Filmografie
- 1996: O Ensaio (TV)
- 1995: Grande e Pequeno (TV)
- 1994: Ein ganz normales Leben ("Uma Vida Normal")
- 1989: Mar à Vista
- 1987: Repórter X
- 1986: Ein portugiesischer Abschied" ("Um Adeus Português")
Weblinks
Einzelnachweise
Personendaten | |
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NAME | Anamar |
ALTERNATIVNAMEN | Monteiro, Ana Maria Alfacinha de Brito |
KURZBESCHREIBUNG | portugiesische Fado-Sängerin |
GEBURTSORT | Lissabon |