DJ

Person, die auf Tonträgern enthaltene Musik in individueller Auswahl vor Publikum abspielt
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Als DJ (auch DeeJay, [ˈdiːdʒeɪ], von englisch disc jockey; auf deutsch humoristisch auch: [ˈdeːjɔt] bzw. [deːˈjɔt]) oder Platten(auf)leger wird jemand bezeichnet, der verschiedene Schallplatten oder CDs in einer individuellen Auswahl vor Publikum abspielt. Weibliche DJs werden oft auf Deutsch DJane oder sheDJ genannt, wenn man betonen will, dass es sich um eine Frau handelt; diese Scheinanglizismen sind allerdings im Englischen unbekannt. (Trotz gleicher Aussprache und Etymologie unterscheidet sich vom DJ der (jamaikanische) Deejay.)

DJ Spooky beim Sundance Film Festival 2003

Allgemeines

Aufgaben

Die Aufgaben eines DJ sind vielfältig und unterscheiden sich je nach Musikgenre und Arbeitsstelle erheblich. Da ist einerseits der klassische Pop-DJ, wie man ihn aus Radio und Discos kennt. Er verdient oft seinen Lebensunterhalt mit dieser Tätigkeit und spielt Musik je nach Geschmack des Publikums aus einem breiten Spektrum von Genres und kennt im Idealfall die Charts der letzten Jahre.

Pop-DJ

Die Hauptaufgabe des Pop-DJ ist es, dem Publikum angenehme Musik zu servieren und es gut zu unterhalten. Daher legt er großen Wert darauf, eine ausgewogene Mischung beliebter Musik zu servieren und zu jeder Platte eine möglichst passende Folgeplatte zu finden, die sein Programm interessant hält. Technisch gesehen beschränkt sich seine Arbeit darauf, rechtzeitig die nächste Platte parat zu haben und einen fließenden Übergang zu dieser hinzubekommen; wichtiger als das technische Können ist das Vermögen, den Geschmack des Publikums vorauszuahnen bzw. die Stimmung des Publikums zu beeinflussen.

DJs von speziellen Musikrichtungen

Einen anderen Typ DJ findet man auf Techno-, House-, Goa- oder Junglepartys: Er ist Spezialist für einen bestimmten Musikstil. Die Musik, die er spielt, ist monoton und wirkt bei hoher Lautstärke rauschinduzierend. Er sollte alle wichtigen Produzenten seiner Musik kennen und wissen, unter welchen Pseudonymen sie für welches Label welche Tracks gemacht haben. Viele dieser DJs kaufen und hören sich wöchentlich Neuerscheinungen im Plattenladen an oder bestellen sich über einen virtuellen Record-Shop ihr Vinyl. Bekannte DJs werden auch von den Produzenten direkt mit einem Dubplate versorgt.

Dieser DJ zielt darauf ab, die hypnotische Wirkung seiner Musik durch seine Auflegetechnik zu maximieren und natürlich auch bestehende Rauschzustände zu intensivieren. Dazu verwendet er das Beatmatching, um alle seine Platten in der selben Geschwindigkeit abzuspielen und nimmt sich viel Zeit, um mit Hilfe des Crossfaders und vor allem auch der Equalizer seines Mixers zu verschleiern, welche Teile der zu hörenden Musik von welcher Platte stammen. Goa-DJs traten in den frühen Zeiten sogar einfach mit zwei DAT-Geräten auf, die jeweils vierstündige am Computer vorbereitete Mixe abspielten. Heute jedoch mixen DJs im Bereich der elektronischen Musik hauptsächlich mit Plattenspielern, im Fachjargon auch Turntables genannt. Diese sind üblicherweise mit einem Direktantrieb ausgestattet, da ein Riemenantrieb durch das Ausleiern der beanspruchten Riemen und durch die hohen Gleichlaufschwankungen das Angleichen der Tracks erschwert. Als Referenz werden immer noch die seit den 70er-Jahren produzierten Turntables von Technics angesehen, die wegen ihrer Haltbarkeit und der hohen Qualität bei DJs sehr beliebt sind.

DJs des Turntablism und Hip Hop

Wieder ein völlig anderer Typus von DJ ist vor allem im Umfeld des Hip Hop und besonders des Turntablism zu finden – die Grenzen sind fließend. Hier wird das Auflegen vor allem als kreatives Ausdrucksmittel angesehen und viel Wert auf technische Beherrschung des Instruments Plattenspieler gelegt. Besonders Beatjuggling und Scratching stehen hoch im Kurs. Das DJing ist ein zentraler Bestandteil der Hip-Hop-Kultur und gilt als eines der vier Elemente des Hip Hops (DJ, MC, Breakdance und Grafitti )

Ein wichtiger Faktor der Motivation der DJs in diesem Bereich ist die Competition, der Wettbewerb untereinander. Jeder will besser oder auch berühmter werden als der Andere. Auf so genannten DJ-Battles treffen sich DJs, um unter den Augen einer Jury ihr Können zu beweisen. Eine rege Szene beschäftigt sich damit, selbst aufgenommene Mixes, Cuts und Scratches als MP3s über das Netz auszutauschen und sich untereinander zu messen.

Werkzeuge

Die wichtigsten Werkzeuge des DJ sind seine Plattenspieler oder auch CD-Player und sein Mischpult, hier auch gerne Mixer genannt. Kultstatus hat dabei der Plattenspieler 1210 (MK-II) des Herstellers Technics erlangt, da er sehr stabil gebaut ist und eine niedrige Defektanfälligkeit besitzt. Wie alle Plattenspieler für den DJ-Bereich ist er pitchbar (d.h. die Geschwindigkeit ist stufenlos verstellbar) und durch seinen kräftig motorisierten Direktantrieb in der Lage, eine abgebremste Platte in kurzer Zeit wieder auf die eingestellte Geschwindigkeit zu beschleunigen. Diese Eigenschaften sind für einen professionellen DJ unentbehrlich.

„Moderne“ Medien wie CD, MiniDisk oder der PC werden immer mehr im DJing eingesetzt. Dazu gibt es Software, die sich über Adapter und andere Systeme auch mit Plattenspielern benutzen lassen. Final Scratch ist ein wichtiger Vertreter. Die DJ Equipment Produzenten entwickeln auch verstärkt an CD-Playern, die immer mehr die Eigenschaften von Plattenspielern teilen. So gibt es inzwischen scratchfähige CD-Player wie den Vestax CDX-05, der z.B. einen Vinyl-Filter enthält mit dem CDs wie alte Platten klingen sollen.

An den Mixer werden von DJs besondere Anforderungen gestellt, die allerdings je nach Mixstil (und damit meist auch musikabhängig) deutlich variieren. Eine Vorhörmöglichkeit ist unabdingbar. Allgemein erwünscht sind auch leichtgängige Fader und wegen der hohen Abhörlautstärke Rausch- und Störarmut.

Im Techno und House wird wert auf einen sauber klingenden und mächtigen Equalizer gelegt, so daß beispielsweise eine Bassdrum komplett ausgeblendet werden kann. In diesem Bereich sind Mixer mit recht vielen Features wie beispielsweise einem eingebauten Beatcounter gefragt.

Beim Hip Hop ist dagegen wichtig, daß der Mixer robust ist und möglichst wenig Verschleiß zeigt, da er eine deutlich rauhere Behandlung vertragen muß. Hier sind nur dreikanalige (zwei Plattenspieler, ein Mikrophon) Standard. In der oberen Preisklasse sind Mixer mit komplett berührungslos arbeitenden Fadern erhältlich.

Bekannte DJs

Armin van Buuren, Chris Liebing, DJ Hell, DJ Hype, DJ Krush, DJ Premier, DJ Rush, DJ QBert, DJ Shadow, DJ Master Cash, D-Styles, Grandmaster Flash, Kool DJ Herc, Mixmaster Mike, Paul van Dyk, Scratch Perverts, Sven Väth, Talla 2XLC, Tiësto, X-Ecutioners, Timo Maas

Siehe auch: Liste von DJs

Geschichte

DJs im Rundfunk

Die Entwicklung der DJ-Kultur nahm ihren Anfang mit dem Aufkommen von Musiksendungen im Rundfunk. Einer der bedeutendsten Pioniere war der Amerikaner Alan Freed, der als erfolgreichster DJ der Rock'n'Roll-Ära gilt und den Begriff selbst entscheidend mitgeprägt hat.

Deutschlands erste DJs waren z.B. Günter Discher, und der Engländer Chris Howland: Dieser legte einmal die Woche im Radio auf und ist auch heute noch mit seinem Spitznamen, Mr. Pumpernickel, deutschlandweit bekannt. In den 1950er Jahren erklang seine Erkennungsmelodie „Melody Fair“ von Robert Farnon aus dem UKW-Studio des WDR. Millionen Menschen saßen vor dem Radio und lauschten dieser beliebten Sendung, in der locker geplaudert wurde und hemdsärmelig das gewisse Etwas auf den Hörer übersprang. Chris Howland war auch derjenige, der in seiner natürlichen Art als Vorreiter in einem deutschen Sender galt. Hunderte Funk-Disc-Jockeys folgten ihm im Laufe der Jahre.

Die damals „Großen“ mit Rundfunk- und Fernsehkarriere waren Camillo Felgen, Chris Howland, Dieter Thomas Heck, und in den folgenden Jahren Frank Laufenberg. Der wohl weltweit bekannteste und einflussreichste Radio-DJ war der Brite John Peel.

Heute werden DJs im Rundfunk meist Moderatoren genannt. In einigen Sendungen beschränkt sich deren Arbeit inzwischen nur noch auf die Ansagen, während ein anderer Techniker von einem Computer aus die Musikauswahl bestimmt.

DJs in Diskotheken

Der Aachener Klaus Quirini war dagegen weltweit der erste Disc-Jockey in einer Discothek, dem Scotch Club. Er war auch der „Motor“ in der Anfangszeit dieser Bewegung und machte mit seinen Verbänden der Disc-Jockey und Discotheken-Unternehmer die Tanzbetriebe mit der Schallplatte rund um den Erdball gesellschaftsfähig. Die Discotheken in Europa und später auch in anderen Teilen der Welt wurden Kopien seiner Initiative. Anfänglich wurden sie bekämpft, da die Live-Musiker, die davor die Beschallung in Tanzlokalen übernommen hatten, um ihre Einkünfte fürchteten. Waren die Tonträger früher oft Eigentum der Diskothek, so sind diese heute meist im Besitz des einzelnen DJs.

In der DDR wurden DJs zur Vermeidung des englischen Begriffes als "Schallplattenunterhalter" oder kurz als SPU bezeichnet. Jeder SPU musste dazu eine staatliche Prüfung durchlaufen, in der neben den fachlichen Qualitäten vor allem die politische Überzeugung des SPU überprüft wurde. Nur der "staatlich geprüfte Schallplattenunterhalter" durfte Tonträger vor einem größeren Publikum spielen.

Die Revolution der 1970er Jahre

In den 1970er Jahren, mit Aufkommen der Disco-Music in den USA, veränderten sich bald die Techniken der DJs. Statt der Ansagen wurden rhythmische Elemente bestimmend, es entstanden die ersten Club-Mixe, die verlängerte Versionen der Songs waren. Die DJs begannen, die Beats der verschiedenen Songs mit der selben Geschwindigkeit, also kaum merklich, ineinanderzumixen, was in der Szene der Elektronischen Tanzmusik bis heute Usus ist.

Auch die Kultur des Hip Hop hatte einen großen Einfluss auf diesen Wandel. Die Plattenspieler verwandelten sich vom bloßen Abspielgerät zum Musikinstrument, der Backspin und das Scratching entwickelten sich zu neuen Möglichkeiten in der DJ-Technik, die maßgeblich die neuen Musikrichtungen beeinflussten. Der Backspin bot z.B. die Möglichkeit, eine einzige rhythmische Passage unendlich oft zu wiederholen, so dass Plattenspieler als günstige Alternative zu Samplern eingesetzt werden konnten.

Technik

  • Beatmatching – das Synchronisieren zweier Platten
  • Beatjuggling – die Benutzung einer Platte als Rhythmuseinheit
  • Scratching – die Benutzung einer Platte als Solo-Instrument
  • Backspinning – das Zurückziehen oder -drehen einer Platte

Musikrichtungen, bei denen DJs eine zentrale Rolle spielen

Literatur

  • Ralf Niemczyk, Torsten Schmidt: Das DJ Handbuch. Zweite Auflage, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000 (= KiWi 573), ISBN 3-462-02909-6
  • Laurent Garnier, David Brun-Lambert: Elektroschock. Hannibal, 2005, ISBN 3-854-4525-27
  • Ulf Poschardt: DJ Culture. Diskjockeys und Popkultur. Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1997, ISBN 3-499-60227-X
  • Bill Brewster, Frank Broughton: Last Night a DJ Saved My Life. The History of the Disc Jockey. Grove Press 2000, ISBN 0-802-13688-5
  • Bill Brewster, Frank Broughton: How to DJ Right. The Art and Science of Playing Records. Grove Press 2003, ISBN 0-802-13995-7
  • Stephen Webber: Turntable Technique. The Art of the DJ. Hal Leonard 2000, ISBN 0-634-01434-X