Die Geschichte Thailands betrachtet die Ereignisse auf dem heutigen Territorium des Staates Thailand und der mit ihm zusammenhängenden Nachbar-Regionen, wie Birma, Laos, Kambodscha und die Malakka-Halbinsel über einen Zeitraum von mehreren Tausend Jahren vor der Zeitenwende bis heute.

Geschichtliche Perioden
- Vorgeschichte und Wanderungsperiode
- Das Königreich Sukhothai (13. – 14. Jh.)
- Das Königreich Ayutthaya (15. – 1767)
- Die Zwischenzeit Thonburi (1767-1782)
- Die Dynastie der Chakri (1782 bis Gegenwart, auch Rattanakosin)
Zu den Königen der thailändischen Königreiche siehe Liste der Könige von Thailand
Vorgeschichte und Wanderungsperiode
Die Vorgeschichte Thailands reicht bis zur Gründung des ersten Thai-Königreiches Sukhothai (1238). Im Jahre 1967 wurden im Dorf Ban Chiang (Nordost-Thailand) Bronzefunde ausgegraben, die ins 3. Jahrtausend v. Chr. datiert wurden, also etwa zeitgleich mit europäischen Funden. Siedlungen konnten bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen werden.
Die Geschichte der frühen Thaivölker liegt weitgehend im Dunkeln. Die Forscher gehen davon aus, dass sie ab dem 6./7. Jh. n. Chr. über Generationen hinweg aus dem südlichen China über die kleineren Nebenflüsse weiter nach Süden vordrangen. Sie kamen somit kaum in Kontakt mit der eingesessenen Bevölkerung, die entlang der tiefeingeschnittenen großen Flüsse, wie Maekong und Salween, siedelte. Es handelte sich weniger um eine Eroberung als mehr um eine Übernahme per Revolution.
Erste Stadtgründungen sind bereits vor der Zeitenwende erfolgt: Nakhon Pathom, Ratchaburi und Singburi (alle Zentralthailand).
In der geschichtlichen Zeit gründete Prinz Phrom um 857 n. Chr. die Stadt Fang westlich von Chiang Rai. Die Stadt konnte nie richtig aufblühen, das Königreich dehnte sich jedoch bis nach Sawankhalok (nördlich von Sukhothai) aus. Die anderen und zunächst mächtigeren Gestalter auf dem Boden des heutigen Thailand waren jedoch die Birmanen und die Khmer, die sich zahlreiche Auseinandersetzungen um die fruchtbare Ebene des Maenam Chao Phraya lieferten. In den immer wieder auftretenden Zeiten des Umbruchs bildeten sich mehrere kleine Thai-Königreiche, z.B. um Luang Prabang (heute Laos). Schließlich konnten die Thai im Jahre 1238 unter Sri Intarathitya die Khmer verdrängen. Sie erweiterten eine eroberte Khmer-Siedlung und nannten die Stadt Sukhothai (eine Legende spricht von einer Gründung ca. 500 n. Chr. durch den sagenhaften König Chao Aluna Khmara, der von einer mythischen Naya-Prinzessin abstammen soll). Dies war das erste Thai-Königreich, das Anspruch auf das heutige Gebiet von Thailand erhob.
Das Königreich Sukhothai
Sukhothai gilt als die Wiege des heutigen Thailand. Und als dessen Vater gilt der König Ramkhamhaeng (1275 – 1298). Geschickt formte dieser Herrscher aus den verschiedenen kulturellen Einflüssen ein einheitliches Gebilde, das er mit kriegerischen und diplomatischen Mitteln auf Kosten der Khmer erweiterte. Es beruhte auf einer Ordnung, die von den mongolischen Herrschern abgeleitet war, auf einer Kultur, die aus der Assimilation mit den Khmer entstand und hatte im religiösen Bereich den singhalesischen Buddhismus als Grundlage, der von den Mon übernommen wurde. Um 1283 schuf Ramkhamhaeng das noch heute gebräuchliche Thai-Alphabet. Als älteste bekannte Inschrift in der Thai-Sprache gilt seine Regierungserklärung von 1292, die sich heute im Nationalmuseum Bangkok befindet. Sie erklärt den König zum Vater seiner Untertanen, zu deren Wohl er agieren soll. Freier Zugang zum König, freier Handel und Steuerfreiheit sowie eine milde Justiz machen diesen Staat zu einem für die damalige Zeit vergleichbar modernen Staatswesen. Schließlich gehörten zu seinem Einflussbereich: Phrae, Nan, Luang Prabang, Phitsanulok, Lom Sak, Vientiane, Suphanburi, Ratchaburi, Phetchaburi, Nakhon Si Tammarat, Tak, Mae Sot, Tenasserim, Tavoy, Martaban, Taungup und Pegu.
Gleichzeitig bildeten sich weitere Thai-Fürstentümer mit lokalen Machtzentren in Chiang Mai (durch den laotischen König Mangrai 1292 gegründet als Hauptstadt des Königreiches Lan Na - "Land der Millionen Felder") und in Ayutthaya. Diesen beiden Reichen kam entgegen, dass die Nachfolger Ramkhamhaengs sich weniger als Kriegsherren betrachteten, sondern sich mehr der Religion und der Wissenschaft zuwandten. Sukhothai hat ein so reiches Erbe an Kunstwerken, architektonischen und kulturellen Errungenschaften hinterlassen, dass diese Periode als die Blütezeit der Geschichte Thailands angesehen wird.
Zu den Königen von Sukhothai siehe Sukhothai (Königreich).
Ayutthaya nutzte die mangelhafte Wehrhaftigkeit von Sukhothai umgehend aus. Der Fürst U Thong übernahm das Königreich 1350 praktisch ohne Blutvergießen. Der König von Sukhothai, Lue Thai, wurde zum Vasallen Ayutthayas. U Thong trat als erster König der Ayutthaya-Periode mit Namen Rama Thibodi ins Rampenlicht.
Das Königreich Ayutthaya
Über vier Jahrhunderte lang bestimmte Ayutthaya die Geschichte Südostasiens wesentlich mit und wurde in dieser Zeit durch 33 Herrscher geführt.
Rama Thibodi kämpfte zunächst erfolgreich gegen die Khmer, eroberte Angkor und vertrieb den Khmer-König nach Laos. Er ließ nach dem Vorbild von König Ramkhamhaeng ein Gesetzbuch verfassen, das sich als Codex unter Beachtung der Thai-Sitten an hinduistische Quellen anlehnte. Gleichzeitig sorgte er für den Bau von Tempeln und für die Einführung des Theravada-Buddhismus, um sich von den hinduistisch beeinflussten Khmer abzugrenzen.
In der Folge gelang es den Königen von Ayutthaya, das Reich der Khmer im Jahre 1431 endgültig zu zerstören und die Dynastie von Sukhothai zu beenden, indem ein Prinz von Ayutthaya zum Gouverneur in Phitsanulok (Bisnuloka) gemacht wurde.
Lan Na und Ayutthaya befanden sich während der ganzen Zeit im Kriegszustand, wobei ein relatives Kräftegleichgewicht einen Sieg der einen oder anderen Seite verhinderte. Die Verlegung der Hauptstadt von Ayutthaya zum weit nördlich gelegenen Phitsanulok durch König Boroma Trailokanath verrät jedoch, dass man gewillt war, sich der Angriffe von Lan Na zu erwehren. Mit der endgültigen Ablösung der Sukhothai-Dynastie waren die freien und fortschrittlichen Tage der Thai erst einmal vorbei. Die Könige von Ayutthaya sahen sich als unumschränkte Herrscher, die über Leben und Tod ihrer Untertanen bestimmen konnten.
Im Jahre 1488 zog der Hof von Phitsanulok wieder zurück nach Ayutthaya. Rama Thibodi II. (1491 – 1529) war der erste Thai-Herrscher, der Kontakt zu den Europäern aufnahm. Er empfing zwischen 1509 und 1516 drei Gesandtschaften aus Portugal, die schließlich Handelsniederlassungen errichten durften. In der Folgezeit verstärkten sich die Rivalitäten zwischen Birma und Ayutthaya. 1549 drangen die Birmanen bis nach Ayutthaya vor, das sie vier Monate vergeblich belagerten. Sieben Jahre später konnte König Bayinnuay Lan Na erobern und Chiang Mai besetzen. Er stieß dann südwärts vor und nahm 1569 Ayutthaya ein. Prinz Naresuan, der lange Jahre als Geisel in Birma festgehalten worden war, widerrief seinen Treueeid und vertrieb die Birmanen durch mehrere glänzend geführte Schlachten.
Naresuan wurde König von Ayutthaya (1590 – 25. April 1605). Bei Nong Sarai besiegte er die Birmanen und tötete den birmanischen Kronprinzen in einem Zweikampf. Ein Jahr später eroberte er Tenasserim und Tavoy zurück. Siam war damit wieder in den Grenzen von 1549 vereint. Naresuan verstärkte die Beziehungen zu Portugal und Spanien durch einen Vertrag von 1598 mit König Philipp II., die er mit einer Armee bei Martaban unterstützte. In der Folge konnte Naresuan seinem Machtbereich das Territorium Pegu hinzufügen.
Sein Bruder Ekathotsarot (1605 – 1610) öffnete Siam weiter für die Europäer, ohne sich zu sehr an die eine oder andere Macht anzulehnen. Dies setzte sich unter König Songtham (1610 – 1630) fort, der Kontakt zu König Jakob I. von England aufnahm.
1630 übernahm ein Usurpator die Macht in Siam: Prinz Prasat Thong setzte sich auf den Thron und regierte 27 Jahre lang mit grausamer Hand. Streitigkeiten mit den Provinzfürsten wurden gewalttätig gelöst und selbst die meisten Mitglieder seiner Familie ließ er hinrichten.
Unter König Narai (1657 – 1688), Sohn von Prasat Thong, zeigten sich erste Spannungen mit den europäischen Mächten. Zwar begannen 1662 französische Missionare zunächst optimistisch ihr Werk, doch zwei Jahre später versuchten die Holländer über ihre Ostindien-Kompanie, den Siamesen den Handel mit Tierhäuten aus der Hand zu nehmen. Um 1675 kam Constantine Phaulkon (Konstantin Faulcon) nach Siam, ein griechischer Abenteurer. Er stieg schnell zum Außenhandelsminister (Kanzler) in Ayutthaya auf. 1680 wurde die französische Ostindien-Kompanie gegründet, was dazu führte, dass 1687 französische Truppen in Siam einzogen, um ein Hafenfort zu schützen.
Nachdem der König schwer erkrankt war, kam es nach Thronstreitigkeiten zur Ernennung des Prinzen Phetracha (1688 – 1703) zum König. Er gab der aufkommenden nationalistischen Partei nach, die entschlossen war, den ausländischen Einfluss zurückzudrängen. Constantine Phaulkon wurde hingerichtet und die französischen Truppen wurden vertrieben. In der Folgezeit schottete sich Siam über 130 Jahre gegen die Außenwelt ab. Diese Zeit bildete den Höhepunkt der Literatur Thailands, der königliche Hof wurde Mittelpunkt des literarischen Lebens. Übersetzungen aus dem Sanskrit, dem Khmer, dem Pali und aus dem Javanischen förderten die Ausdruckskraft der Thai-Sprache.
Ayutthaya war jetzt die Metropole Südostasiens: eine Million Einwohner drängten sich in der Stadt, 375 Tempel, 94 Stadttore und 29 Festungen zählte das Stadtgebiet.
Die Bedrohung durch die Birmanen nahm zu, als dort die Konbaung-Dynastie an die Macht kam und eine Eroberungsstrategie für Südostasien umsetzte. Bereits 1760 wurde Ayutthaya belagert, zunächst vergeblich, doch 1766 kehrte König Hsinbyushin mit einer starken Streitmacht zurück und belagerte Ayutthaya mehr als ein Jahr. Am 7. April 1767 fiel Ayutthaya und eine beispiellose Verheerung der Stadt und seiner Bewohner begann. Was nicht geplündert wurde, wurde dem Erdboden gleichgemacht, Überlebende wurden nach Birma verschleppt. Zahlreiche Schriften und Kunstwerke gingen für immer verloren. Ayutthaya hatte damit als Hauptstadt Siams ausgedient.
Zu den Königen von Ayutthaya siehe Ayutthaya (Königsliste).
Die Chakri-Dynastie (Rattanakosin)
Anmerkung: Die geschichtliche Periode zwischen 1767, dem Ende Ayutthayas, und 1782, der Begründung der heute noch herrschenden Chakri-Dynastie, wird oft auch Thonburi-Periode genannt, nach der seinerzeitigen neuen Hauptstadt Thonburi. |
Mit 500 Getreuen konnte der chinesisch-stämmige General Paya Tak (Taksin) der birmanischen Verheerung entgehen. Der noch regierende König Ekatat wurde umgebracht. Taksin sammelte über 5.000 Kämpfer und ließ sich in der neuen Hauptstadt Thonburi nieder. Seine Hauptaufgabe war jetzt der Wiederaufbau des Reiches und die Rückeroberung der durch die Birmanen nur schwach besetzten weiten Landstriche Siams. 1776 eroberte er Chiang Mai, zwei Jahre später Vientiane. Das Khmer-Reich wurde wieder zum Vasallen Siams. Jedoch verfiel Taksin zunehmend dem Wahnsinn und verhängte zahlreiche Todesurteile gegen Menschen aus seiner Umgebung. Nach einer Verschwörung wurde er von Palastpersonal mit Samt umhüllt, weil niemand den König berühren durfte, und mit einer Keule aus Sandelholz auf den Kopf geschlagen, damit sein Blut nicht vergossen wird. Nach seinem Tod wurde sein fähigster General Phraya Chakri von seinem Feldzug gegen Burma zurückgerufen und bestieg am 6. April 1782 als König Rama Thibodi oder Rama I. den Thron.
Als Begründer der Chakri-Dynastie baute er einen neuen Palast auf der Thonburi gegenüberliegenden Seite des Flusses Maenam Chao Phraya (siehe Rattanakosin). Der Palast bildete gleichzeitig den Ursprung des modernen Bangkok. Rama I. setzte die von Taksin begonnene Restauration des Reiches fort. Die kambodschanischen Provinzen Mongkolborei, Sisophon und Korat fielen an Thailand. Im Süden dehnte er das neue Reich bis Trengganu (heute in Malaysia) aus. Der König setzte sich zum Ziel, die alte Pracht von Ayutthaya auf die neue Hauptstadt zu übertragen. Dazu werden Khlongs (Kanäle) ausgehoben und prächtige Tempel geschaffen.
Während der Regierungszeit des Sohnes von Rama I. wurden die Beziehungen zu Europa wieder aufgenommen. Die Botschaft Portugals wurde als erste Botschaft in Bangkok errichtet. Rama II. holte den Schriftsteller Sunthorn Pu an seinen Hof, ein Beweis für den Stellenwert der Literatur in jener Zeit.
Siam wurde von den europäischen Mächten zunehmend als Interessengebiet betrachtet, dessen man sich versichern sollte. Rama III. widersetzte sich diesen Bestrebungen mit einer Art Schaukeldiplomatie, die bis heute ein Kennzeichen thailändischer Politik ist und die sich als äußerst effektiv gegen die Vereinnahmung durch Großmächte erwiesen hat. Jedenfalls blieb Siam der einzige Staat in der Region, der nicht kolonisiert worden ist. Im Gegenteil kam ihm die Kolonialpolitik der Engländer sogar zugute, die Birma als ständigen Herd der Bedrohung Siams praktisch neutralisierten. Rama III. gründete mit Wat Pho die erste Universität des Landes in Bangkok.
Rama IV. Phra Chom Klao Mongkut (3. April 1851 – 30. September 1868)
Vor seiner Thronbesteigung hatte Rama IV. 26 Jahre lang als Wandermönch und Abt eines Klosters gelebt. Er kam dabei auch in Kontakt mit westlichen Sprachen und Wissenschaften. Diese Erfahrungen bewegten ihn zu ersten gesellschaftlichen Reformen und zu einer Erneuerung des Buddhismus (siehe Thammayut Nikaya).
In der Außenpolitik öffnete er wirtschaftliche Möglichkeiten, ohne die Politik des Gleichgewichts gegenüber den Großmächten zu verlassen. So unterzeichnete er am 18. April 1855 den Siamesisch-Britischen Freundschafts- und Handelsvertrag ("Treaty of Friendship and Commerce between Her Majesty and the Kings of Siam").
Auch gestattete er dem preußischen Gesandten Graf Eulenburg, das Land zu bereisen und einen vielbeachteten Bericht darüber zu verfassen. Mongkut starb an Malaria, die er sich vermutlich bei der Beobachtung einer totalen Sonnenfinsternis in den siamesischen Sümpfen zugezogen hatte.
Rama V. Phra Maha Chulalongkorn (1. Oktober 1868 – 23. Oktober 1910)
Rama V. übernahm als Fünfzehnjähriger den Thron von seinem Vater, zunächst noch unter Vormundschaft eines Regentschaftsrates. Die Krönung fand 1871 statt. Er war westlichem Gedankengut aufgeschlossen und setzte die Reformen seines Vaters fort, die durch europäische Verwaltungsfachleute unterstützt wurden. Die Abschaffung des Kniefalls vor dem König und die beginnende Ächtung der Sklaverei, die endgültig 1905 verboten wurde, zeugen von der liberalen Haltung. Erstmals war die Rede von den Khon Thai ("freie Menschen"). 1882 entsteht die erste Eisenbahn zwischen Bangkok und Ayutthaya, auf einer Strecke von 70 km. Der König führt 1895 einen Gesetzgebenden Rat ein, der aus den zehn Ministern und weiteren zwölf Mitgliedern bestand, die direkt ernannt wurden. Rama V. besuchte 1897 und 1907 Europa, u.a. das Deutsche Reich. Hier stiftete er anlässlich eines Kuraufenthaltes in Bad Homburg die berühmte Thai-Sala im Kurpark. Rama V. hinterließ durch seine umfangreichen Verwaltungsreformen einen modernen Staat Siam.
Rama VI. Vajiravudh (23. Oktober 1910 – 25. November 1925)
Der älteste Sohn von Rama V. erhielt eine westliche Ausbildung (u.a. Studium in Oxford) und verstärkte die Anstrengungen im Bildungssektor, z.B. durch die Gründung der Chulalongkorn-Universität in Bangkok im Jahre 1917 und durch die allgemeine Schulpflicht von mindestens vier Jahren. Im Ersten Weltkrieg schlug sich Thailand auf die Seite der Entente und unterstützte diese durch 2.000 Elitesoldaten. Siam erreichte damit einen Sitz im Völkerbund. 1921 erließ Rama VI. ein Gesetz zur Gleichstellung von Mann und Frau. Alle Thai mussten einen Nachnamen annehmen; bis dahin waren nur einfache Namen gebräuchlich.
Rama VII. Prajadibok (26. November 1925 – 2. März 1935)
Als Neffe seines Vorgängers hatte Rama VII. mit dem auch in Südostasien aufkommenden Kommunismus zu kämpfen. 1930 wurde die CPT, die Kommunistische Partei Thailands, gegründet. Militärs stürzten den König am 24. Juni 1932 in einem gewaltlosen Putsch und errichteten eine konstitutionelle Monarchie mit Rama VII. an der Spitze. 1933 wurde die Thammasat-Universität in Bangkok gegründet, die mit ihrem liberalen Selbstverständnis bis heute ein Symbol für Freiheit und Demokratie geblieben ist. 1935 dankt Rama VII. ab.
Rama VIII. Ananda Mahidol (2. März 1935 – 9. Juni 1946)
Als Sohn von Rama VII. war er neun Jahre alt, als er die Königswürde erhielt. Zunächst übernahm ein Regentschaftsrat die Geschäfte. 1939 wurde Siam offiziell in Thailand umbenannt (Phratet Thai - "Land der Freien").
Die japanische Expansion [[1941)) brachte Thailand in eine prekäre Lage - es liegt zwischen Malaya und Birma; Gebiete, die bei Ausbruch des Krieges im Pazifik schnell an Japan fielen. Auf massiven Druck Japans musste Thailand im Dezember 1941 einen Bündnisvertrag mit dem Kaiserreich abschließen. Die Japaner stationierten in Bangkok und in der westlichen Provinz Kanchanaburi, durch die die strategisch wichtige Eisenbahn über den Kwae Noi (River Kwai) geführt werden sollte, 150.000 Soldaten. Gebaut wurde von Juni 1942 bis Oktober 1943, es starben über 90.000 Menschen.
Anfang 1942 musste Thailand Großbritannien und den USA den Krieg erklären. Der thailändische Botschafter in den USA verweigerte jedoch die Überbringung der entsprechenden Urkunde. Thailand wurde von den USA daraufhin nicht als Feind behandelt. An Großbritannien musste Thailand nach Kriegsende jedoch 1,5 Millionen Tonnen Reis als Reparation liefern.
Im September 1945 wurde Thailand wieder zurück benannt in Siam.
Am 9. Juni 1946 kam der junge König Rama VIII. unter mysteriösen Umständen ums Leben. Sein junger Bruder sah sich plötzlich mit der Aufgabe konfrontiert, die Thronfolge zu übernehmen.
Rama IX. studierte Naturwissenschaften in der Schweiz, als ihn die Nachricht vom Tode seines Bruders erreichte. Für seine neuen Aufgaben orientierte er sich jedoch um und schloss 1951 in Politik und Rechtswissenschaften ab. Zuvor wurde er am 5. Mai 1950 zum König gekrönt. Seither führte er in zahlreichen Entwicklungsprojekten, insbesondere für die Bewässerung unterentwickelter Landesteile, selbst Regie und kümmerte sich um Not und Probleme im Land. Das hat der Monarchie und ihm persönlich die vorbehaltlose Sympathie der Thai eingebracht. Im Jahre 1987 erhielt der König nach einer Volksbefragung den Beinamen "Der Große".
Moderne
Seit dem Mai 1949 heißt Siam wieder Thailand.
Zwischen 1951 und 1955 sowie 1958 bis 1968 waren alle Parteien verboten. 1959 wurde eine neue provisorische Verfassung mit größeren Vollmachten für den Regierungschef, damals Marschall Sarit Dhanarajata, in Kraft gesetzt. Ab dem Herbst 1964 musste sich der Staat (unter Marschall Thanom Kittikachorn) gegen Freischärler im Isaan wehren, die von China aus gesteuert wurden. 1965 gewährte die Regierung den USA im Zuge des Vietnamkrieges das Nutzungsrecht von Flugplätzen. 1967 standen bereits 40.000 Streitkräfte der Amerikaner in Thailand. Die massenhafte Armutsprostitution, bis heute ein trauriges Wahrzeichen Thailands, gilt als Folge der Stationierung dieser tausenden jungen Männer.
1968 erfolgte eine Verfassungsreform mit erweiterten Vollmachten für den Regierungschef und einer zusätzlichen Kammer für das Parlament. Wahlen wurden 1969 durchgeführt. Nach einer kurzen Phase mit einer demokratischen Regierung übernahm Marschall Kittikachorn nach einem Staatsstreich am 17. November 1971 wieder die Macht. Nach der Wiederzulassung der Parteien 1974 und den anschließenden Wahlen wurde Prinz Kukrit Pramoj Premierminister. Die neue Verfassung beschnitt die Eingriffsmöglichkeiten der Regierung. Außenpolitisch musste Thailand auf die kommunistische Machtübernahme in Laos, Vietnam und Kambodscha reagieren und nahm diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China auf, unter Preisgabe derjenigen zu Taiwan. Im Inneren musste sich Thailand gegen Guerillas in der Provinz Nan wehren und sezessionistische Tendenzen im moslemischen Süden (Yala, Narathiwat, Pattani) unterbinden.
In den folgenden Jahren litt das Land nicht nur an den Folgen des Ölpreisschocks, sondern auch an den Flüchtlingsströmen aus den den früheren französischen Kolonien (Französisch-Indochina). Etwa 300.000 Menschen wurden in Lagern im Nordosten untergebracht. Das Militär unternahm mehrere erfolglose Putschversuche, wurde aber an der Regierung beteiligt. Man spricht von einer Art "Halbdemokratie". Im März 1980 wurde General Prem als Premierminister gewählt und blieb bis 1988 im Amt.
Aus den Wahlen am 9. Februar 2001 ist Thaksin Shinawatra als neuer Premierminister hervorgegangen. Er übernahm das Amt von Chuan Leekpai und wurde bei den Wahlen am 6. Februar 2005 mit überwältigender Mehrheit in diesem Amt bestätigt (wobei unabhängige Beobachter der Meinung sind, es wären bei dieser Wahl mehr als je zuvor für den insbesondere in den ländlichen Regionen weit verbreiteten Stimmenkauf ausgegeben).
Die moderne thailändische Geschichte ist gekennzeichnet durch den Kampf zahlreicher Familien um Macht und Einfluss im Lande, insgesamt 50 verschiedene Parteien ringen im "Experiment Demokratie" um die Gunst der Wähler. Trotz der zeitweise massiven Einwirkung des Militärs blieb jedoch die Monarchie unangetastet, sie hat sich bisher als belastbares Bindeglied Thailands erwiesen, zum Teil sicherlich auch deshalb, weil sie anfangs vom Militär zur Rechtfertigung ihres jeweiligen Regimes genutzt wurde. Die individuelle Freiheit der Bevölkerung ist im Vergleich mit den anderen Ländern in Südostasien sehr groß. Thailand ist heute auf einem guten Weg, eine stabile Demokratie mit thailändischen Besonderheiten zu werden. Allerdings zeigt Regierungschef Thaksin Shinawatra seit seinem Amtsantritt zunehmend autokratische Tendenzen.
Weblinks
- Zeittabelle zu Siams und Thailands Geschichte