St. Jakobus (Stegen-Eschbach)

Kirchengebäude in Stegen-Eschbach
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St. Jakobus ist die römisch-katholische Pfarrkirche des zu Stegen gehörenden Dorfes Eschbach. Die Pfarrgemeinde bildet mit den Pfarreien St. Blasius in Buchenbach und Herz Jesu in Stegen die Seelsorgeeinheit Nördliches Dreisamtal. Die Geschichte der Pfarrei hat Wilhelm Gustenhofen (1832–1908) geschrieben, Pfarrer in Eschbach von 1880 bis 1908, und auf der Grundlage von dessen unpublizierter Chronik Josef Läufer, Pfarrer in Eschbach von 1982 bis 1997.

St. Jakobus mit Ostflügel des Pfarrhauses

Geschichte bis 1775

Das Dorf Eschbach feiert im Jahr 2012 sein 900jähriges Bestehen. Es wird zum ersten Mal im Rotulus Sanpetrinus erwähnt, einem im 12. und 13. Jahrhundert entstandenen Güterverzeichnis des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald. Ob allerdings „Acelinisbach“ in einer „VI kalendas Ianuarii, id est in natiuitate sancti Iohannis Euangeliste, Anno dominice incarnationis MCXII“ – das ist am 27. Dezember 1111 – datierten Urkunde das Dorf Eschbach meint, ist unsicher. Sicher ist das bei „molendinum unum in Asschebach, quod X solidos annuatim soluit“, „einer Mühle in Eschbach, die jährlich 10 Schillinge einbringt“ und über die Eppo, Abt des Klosters von 1108 bis 1132, verfügte.[1] Das für das Jubiläum angenommene Gründungsjahr 1112 rührt vermutlich von dem Anno Domini MCXII der Nennung von „Acelinisbach“ her, einem Jahr, das auf 1111 umzurechnen ist. Jedenfalls siedelten Menschen hier zu Beginn des 12. Jahrhunderts.

Das Dorf besaß eine Jakobuskapelle, die Abt Philipp Jakob Steyrer in seinem Corpus Iuris Sanct-Petrini „sacellum antiquissimum“ nennt, uralt. Ihr Ursprung sei unbekannt. Abt Gallus (1585–1597) habe sie 1585 gründlich restaurieren und dabei ein in Stein gemeißeltes Jakobusbild über der Tür anbringen lassen mit seinem Wappen und der Inschrift: „Sacellum hoc renovari curavit R. D. Gallus Abbas Mon. S. Petri. Nemo transeat quin munus offerat“ – „Diese Kapelle ließ der hochwürdige Abt Gallus vom Kloster St. Peter neu herstellen. Niemand gehe vorüber, ohne ein Opfer zu bringen.“[2] Das Relief befindet sich heute über der südlichen Seitentür der Pfarrkirche. Unter der von Steyrer zitierten Schrift steht: „ORA PRO NOBIS S. JACOBE.“

Zur Zeit Steyrers war die Kapelle wieder baufällig. Der tatkräftige Abt ließ sie 1758, als er den Neubau des Klosterkonvents beendet hatte, abreißen und durch den zur Auer Zunft gehörenden Klosterarchitekten Hans Willam neu errichten. Der Rohbau stand nach elf Wochen, doch erfolgte die Konsekration erst am 30. August 1775. Der Konstanzer Weihbischof Baron von Hornstein weihte tags darauf die Wallfahrtskapelle auf dem Lindenberg in St. Peter (Hochschwarzwald) und noch einmal zehn Tage später die Pfarrkirche St. Nikolaus in Waldau, beide ebenfalls Werke von Hans Willam.[3][4] Nachdem Eschbach seine eigene Pfarrkirche erhalten hatte, wurde die Kapelle Schule. Heute steht dort ein Wohnhaus, Mitteltal 33. Ein Torbogen, bezeichnet „1727 renofert“, blieb von der Vergangenheit.

Die Lindenbergkapelle wird Pfarrkirche in Eschbach

Drastisch griff die Kirchenreform Kaiser Josephs II. in das religiöse Leben des nördlichen Dreisamtals ein. Die Klöster, der „Verfinsterung des Geistes“ verdächtigt, sollten beschnitten, „unnütze“ Wallfahrtskapellen aufgehoben, dafür neue Pfarreien errichtet werden. Bisher gehörte Eschbach zur Großpfarrei St. Gallus (Kirchzarten), wenn die Bewohner auch von Patres des Klosters St. Peter betreut wurde.[5] Die Gemeinde wünschte aber eine eigene Pfarrei und wandte sich deswegen wiederholt an die vorderösterreichische Regierung. Man erwog einen Standort in Stegen, wo es eine Sebastianskapelle gab, wählte aber schließlich Eschbach. Zum Ausgleich für die neue Pfarrkirche sollte gemäß einem Angebot des Grafen Heinrich Hermann von Kageneck (1738–1790) die auf seinem Grund stehende Lindenbergkapelle aufgegeben werden. Ein Regierungsdekret vom 30. Dezember 1786 bestimmte den Abbruch der Kapelle und die Nutzung des Abrissmaterials zum Neubau von Pfarrkirche und Pfarrhaus in Eschbach. Der inzwischen 72jährige Abt Steyrer musste zustimmen. Am 15. März 1787 wurde das Gnadenbild aus der Lindenbergkapelle in die Kapelle St. Ursula in St. Peter übertragen und anschließend der Abbruch begonnen. „Mit vieler Mühe schaffte man das taugliche Material den Berg herunter nach Eschbach. Vorher zeichneten die Handwerksleute, Steinhauer und Maurer, die verwendbaren Steine, Platten so mit Nummern, welche heute noch sichtbar sind, um sie nach den Nummern wieder leichter zusammensetzen zu können; so insbesondere die Altartreppen, den Bodenbelag mit Platten und die Hausteine, welche am Portal zur Fazete benützt werden konnten.“[6]

Um den Bauplatz, die Größe des Pfarrhauses und die Frondienste kam es zwischen dem Kloster und der Gemeinde zum Streit. Trotzdem wurde am 17. April 1788 auf dem von Abt Steyrer gewünschten Platz der Grundstein gelegt. Bauleiter war Josef Bilgeri (* 1740), auch er aus der Auer Zunft.[7] Sein Name und die Namen der St. Petrinischen Ordensleute, nämlich von Abt, 24 Patres und zwei Laienbrüdern, wurden auf eine dem Grundstein eingelegte Bleiplatte graviert – es war der höchste Konventualenbestand, den St. Peter jemals hatte.[8] Am 15. Oktober 1789 entschied ein kaiserliches Hofdekret, dass das Kloster der Gemeinde die durch die Platzwahl und die Größe des Pfarrhauses entstandenen Mehrkosten erstatten musste.[9]

Wie einen Teil des Rohbaumaterials lieferte die Lindenbergkapelle auch die Altäre und die Kanzel Matthias Fallers, die Kirchenbänke und die Beichtstühle. Georg Saums Deckengemälde waren allerdings verloren. Steyrer beauftragte Simon Göser, der im Kloster zu seiner Zufriedenheit gewirkt hatte. In Gustenhofers Worten: „Der Abt Phil. Jak. Steyrer ließ die Pfarrkirche, wie zur Sühne für die der Muttergottes angethane Schmach, an Wänden und Decken mit Bildern bemalen, welche alle auf die Ehre und Verherrlichung der Mutter des göttlichen Sohnes abziehlen.“[10] Göser, dem sein Sohn half, benötigte 36,5 Wochen.[11] Am 8. September 1790, dem Fest Mariä Geburt, wurde das Gnadenbild aus St. Peterschen Ursulakapelle feierlich in die Eschbacher Kirche getragen.

Am 1. August 1790 begann laut Verkündbuch das eigenständige pfarrliche Leben in Eschbach. Erster Pfarrer (bis 1799) wurde Franz Steyrer (1749–1831), Neffe Abt Steyrers und Mönch von St. Peter.[12] Im Jahr 1990 konnte daher die Pfarrei – eindeutiger als 2012 die Gemeinde ihr 900jähriges Jubiläum – ihr 200jähriges Jubiläum begehen.

Renovierungen erfolgten 1887–1888, 1921, 1960–1968 und 1988–1990 renoviert. Die Fresken und Altargemälde verdanken ihr heutiges Aussehen der Restaurierung von 1967. „Im Langhaus ist die bschränkte, aber sehr farbige Palette von Göser dank der auch technisch hervorragenden Fresken unverändert erhalten gewesen und wieder zur Geltung gebracht worden. ... Die Bilder des Hauptaltars und der Seitenaltäre erhielten nach Entfernung der nachgedunkelten Firnisschicht ihre frühere Farbigkeit wieder.“[13]

Gebäude

Die Kirche, direkt am Eschbach gelegen, ist ein Saal mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, 35 x 11 Meter, und einer flachen Decke über einer Hohlkehle. Statt vier wie die Lindenbergkapelle hat sie fünf Fensterachsen. Philipp Jakob Steyrer hatte sie sich mit zwei Türmen beidseits des Chores gedacht, doch blieb es bei einem Dachreiter. Nördlich ist die Sakristei und das zweiflügelige, zweistöckige Pfarrhaus angebaut, „mit etwa zehn zu Zimmern benützbaren Räumen, mit einem guten, geräumigen Gewölbekeller und mehreren Nebengebäuden. Vermutlich dachte der Abt an ein Ausweichquartier für Katastrophenzeiten.“[14] Die Westfassade mit rundbogigem Portal besteht aus unverputztem Sandsteinquadermauerwerk. Viele Steine tragen die beim Abbruch eingemeißelten Zahlen oder Buchstaben zur leichteren Wiedernutzung; dasselbe gilt für die Bodenplatten in der Sakristei und dem anschließenden Verbindungsgang zum Pfarrhaus. Um den Vorplatz der Kirche stehen das ehemalige Schulhaus, das Haus der Gemeindeverwaltung und das ehemalige Schwesternhaus.

Ausstattung

Den Eindruck im Inneren bestimmen die Werke Matthias Fallers und Simon Gösers. Von Faller stammen der Hochaltar, ein Säulenaltar, die beiden Seitenaltäre mit nach innen eingebogenen Seiten und die Kanzel, alle reich geschmückt mit Rocaillen und Putten. Der Kreuzaltar ist eine Nachbildung von Fallers 1887 enferntem Original.

Auf dem Hochaltartabernakel umwindet ein Dornenkranz das Heiligste Herz Jesu, aus dem ein Kreuz wächst. Darüber steht auf Wolken die Wallfahrtsmadonna, bäuerlicher Frühbarock um 1700, im Jahr 2009 restauriert.[15] Auf Konsolen stehen links der heilige Gallus (Heiliger) mit dem Bären, der ihm Holz bringt, rechts der heilige Ulrich von Zell, wie er einen Kranken heilt. Die beiden Figuren Fallers stammen aus der ehemaligen Jakobuskapelle.

Der linke Seitenaltar zeigt über Reliquiaren Gösers Bild der Maria als Kind mit ihren Eltern Joachim und Anna, im Oberbild die heilige Barbara von Nikomedien. Der rechte Seitenaltar zeigt in enger Entsprechung über Reliquiaren die Heilige Familie, im Oberbild den heiligen Sebastian – alles „Göserblätter in sehr geschickter und feiner Ausarbeitung ... im alten Göserschen Farbenschmelz“.[16]

Faller schnitzte auch die Pietà an der Nordwand des Kirchenschiffs. Nicht von ihm sind die Madonna mit Kind links und der heilige Jakobus rechts auf Konsolen am Chorbogen. Nicht von ihm ist auch das Kreuz am Chorbogen, ein Werk von etwa 1500,[17] das Pfarrer Gustenhofer 1901 im Kunsthandel erwarb (Grundriss 26).[18]

Gösers Fresken

Göser malte 14 Fensterumrahmungen, dazu ein perspektivisch täuschendes Scheinfenster im Chor. Die Rahmen der Fresken täuschen Stuckprofile vor. Mit wenigen Ausnahmen – dem „PH[ipippus].I[acobus].A[bbas].S[ancti].P[etri]. MDCCXC“ unterschriebenen Wappen Steyrers (Grundriss 25) und der Taufe Jesu über dem Taufbecken im Chor (Südwand, Grundriss 14) – beziehen sich die Fresken auf Maria. Hermann Ginter, der die grundlegende Biographie Gösers und das grundlegende Werkverzeichnis schrieb, vermisst die koloristische Pracht früherer Werke und sieht ein Erlahmen von Gösers Kraft; doch kannte er die Bilder nur vor der 1967er Restaurierung

Die Fresken zeigen:[19]

  • Mariä Geburt (Decke nah der Südwand; Grundriss 1). Auf hohen Stufen stht das Bett der Mutter Anna, während unten das Bad für das Neugeborene gerichtet und ein Leintuch am Herdfeuer erwärmt wird.
  • Mariä Tempelgang (Schiff-Südwand, Grundriss 3). Maria steigt Sufen hinauf zum Hohen Priester, während unten ihr Eltern Joachim und Anna in einem Käfig zwei Tauben als Opfer bringen.
  • Mariä Vermählung mit Josef (Schiff-Nordwand, Grundriss 4). Josef steckt vor dem Hohen priester einen Ring an Marias kleinen Finger, während oben die Taube des Heiligen Geistes schwebt.
  • Verkündigung des Herrn (Schiff-Südwand, Grundriss 5). Maria kniet an einem Lesepult mit aufgeschlagenem Buch, während sich der Engel mit einer Lilie in der Hand auf einer Wolke ihr nähert und oben wieder die Taube schwebt. Maria trägt die ZÜgeder Marie Antoinette
  • Mariä Heimsuchung (Chor-Nordwand, Grundriss 6). Perspektivisch geschickt wie das Scheinfenster daneben zeigt das Bild, wie Marias die Stufen zu Elisabet emporschreitet, die sie anzur offenen Tür ihres Hauses empfängt.
  • Das Weihnachtsbild (Decke nah der Nordwand, Grundriss 10). Um Maria, das Kind und Josef sind fünf Personen versammelt, zwei weitere treten von links hinzu. Ein Mann bringt ein Schaf, eine Frau einen Hahn. Vorn liegt eine Hirtenschippe, dahinter liegen vier Eier in einem Hut – mit Ochs und Esel ein ortstypisches Milieu. Personen eines benachbarten Hofes haben Modell gestanden.
  • Darstellung des Herrn. Josef, einen Käfig mit zwei Tauben in der Hand, und Maria haben ihr Kind zum Reinigungsopfer gebracht. Der greise Simeon trägt es auf einem Tuch. Hinter ihm steht die Prophetin Hanna.
  • Flucht nach Ägypten (Südwand, Grundriss 13). Für Ginter ist es „ein sehr anmutiges Bild. Gemächlich trabt der gute Esel einher, von St. Joseph geführt, während die Madonna auf ihm sitzt und den Kopf mit einem großen, schattenspendenden Strohhut bedeckt hat.“

Literatur

  • Hermann Ginter: Südwestdeutsche Kirchenmalerei des Barock. Dr. Benno Filser Verlag, Augsburg 1929.
  • Franz Kern: Philipp Jakob Steyrer, 1749–1795 Abt des Benediktinerklosters St. Peter im Schwarzwald. In: Freiburger Diözesan-Archiv. Band 79, 1959, S. 1–234 http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5651/pdf/Freiburger_Dioezesan_Archiv_Band_79_1959.pdf.
  • Josef Läufer: St. Jakobus Eschbach. Herausgegeben von der Pfarrgemeinde St. Jakobus, Eschbach, 1990.
  • Dagmar Zimdars: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Baden-Württemberg II, Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. Deutscher KUnstverlag, Berlin 1997, S. 183. ISBN 3-422-03030-1.

Einzelnachweise

  1. Jutta Krimm-Beumann: Die ältesten Güterverzeichnisse des Klosters Sankt Peter im Schwarzwald. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 2011, hier die Urkunden R 12 und R 37. ISBN 978-3-17-021794-2.
  2. siehe Läufer 1990, S. 11 und 80.
  3. siehe Kern 1959, S. 84.
  4. siehe Läufer 1990, S. 12–14.
  5. Max Weber: Geschichte der Pfarrei Kirchzarten. Nachtragsband zu Günther Haselier (Hrsg.): Kirchzarten. Geographie – Geschichte – Gegenwart. Selbstverlag der Gemeinde Kirchzarten 1967
  6. siehe Läufer 1990, S. 16 nach Wilhelm Gustenhofer.
  7. Norbert Lieb: Die Vorarlberger Barockbaumeister. 3. Auflage. Schnell & Steiner, München und Zürich 1976, hier S. 85. ISBN 3-7954-0410-X.
  8. siehe Kern 1957, S. 86.
  9. siehe Läufer 1990, S. 23 und 83.
  10. siehe Läufer 1990, S. 26.
  11. siehe Ginter 1929, S. 131.
  12. siehe Läufer 1990, S. 39
  13. siehe Läufer 1990, S. 33–37.
  14. siehe Kern 1959, S. 87.
  15. Madonna vom Lindenberg erstrahlt in neuem Glanz. Badische Zeitung vom 8. September 2009.
  16. siehe Ginter 1929, S. 132.
  17. siehe Zimdars 1997.
  18. siehe Läufer 1990, S. 30.
  19. siehe Ginter 1929, S. 131–132 und Läufer 1990, S. 27–28.