Das ZEGG (Zentrum für Experimentelle GesellschaftsGestaltung), ist eine Lebensgemeinschaft von 80 Menschen, die in Belzig, 80 km südwestlich von Berlin auf einem 15 ha großen, 1991 für 2,1 Millionen DM von der Treuhand erworbenen Gelände leben. Zu DDR-Zeiten gehörte das Gelände der Gesellschaft für Sport und Technik, die sich um die vormilitärische Erziehung der Jugend kümmerte.
Die Idee des ZEGG basiert in ihren Wurzeln auf den Arbeiten von Dieter Duhm und Sabine Lichtenfels, die seit 1995 das Projekt Tamera in Portugal aufbauen. Duhm wurde in den 1970er Jahren u.a. von Otto Muehl inspiriert, von dem gewisse Grundgedanken übernommen und erweitert wurden, er lehnte aber dessen autoritären Führungsstil ab.
Muehls Methode der so genannten "Selbstdarstellung" als existenzieller Bühne des Einzelnen in der Gemeinschaft wurde zum "Forum" abgewandelt und weiterentwickelt. Das Konzept der "freien Liebe" wurden um ökologische Utopien und spirituelle Gedanken erweitert. So kommt es, dass ZEGG-Bewohner und -Besucher einerseits an indianischen Schwitzhüttenritualen teilnehmen oder Formen der freien Liebe praktizieren, sich andererseits aber aktiv mit den Folgen der Globalisierung auseinandersetzen und sich z.B. gegen die geplante Privatisierung der Wasserwirtschaft in der Region einsetzen. Das ZEGG ist Mitglied bei attac und im Global Ecovillage Network und versteht sich als ein Mitglied der weltweiten alternativen und ökologischen Gemeinschaftsbewegung, deren Ziel in der Entwicklung lebenswerter Alternativen zur Konsumgesellschaft besteht.
Die Mitglieder des ZEGG sagen von sich selbst: "Unser Ziel ist es, persönliche Entwicklung, den Aufbau von neuen Formen des Zusammenlebens und politisches Engagement so zusammenzubringen, dass daraus die Vision für eine andere, humane Welt wachsen kann. Ein anderes Leben ist möglich."
Das ZEGG finanziert sich größtenteils durch Seminarveranstaltungen, Camps mit politischem und kulturellem Programm mit mehreren hundert Teilnehmern sowie durch Spenden, Darlehen und Mieteinnahmen.
Neben der Vordenker-Rolle von Lichtenfels und Duhm fällt die Verwendung von Psychodrama-ähnlichen Kommunikationsformen zwischen dem Einzelnem und der Gruppe (Forum) auf. Die vereinzelt erhobene Behauptung, die Forums-Methode habe bei manchen Menschen zu einer Psychose geführt, ist wissenschaftlich nicht gesichert. Solche Behauptungen stehen im Widerspruch zu den bestehenden Erkenntnissen zur Genese von Psychosen. (Siehe dort). Soweit bekannt, verfügt keine der ForumsleiterInnen über eine psychologische Ausbildung.
Kritiker, insbesondere aus den Reihen der Kirchen, warfen dem ZEGG Sektencharakter,Flirty Fishing, autoritäre Strukturen und Einschränkungen der persönlichen Freiheit der Mitglieder vor. Diese Vorwürfe wurden jedoch nicht belegt.
Ein vor allem von linker Seite behauptetes heteronormes Geschlechterbild gibt es im ZEGG nicht. Obwohl der Eindruck in den Publikationen und Vorträgen auf Tagungen entstehen kann, dass Homosexuelle oder gar Transgender im Diskurs des ZEGG nicht vorkämen, werden dort auch gleichgeschlechtliche Beziehungen gelebt.
Weblinks
- http://www.zegg.de
- http://www.tamera.org
- http://www.gen-europe.org
- http://www.relinfo.ch/zegg/info.html
- http://www.agpf.de/ZEGGsismus.htm ZEGGsismus, irdische Informationen zu einem kosmischen Projekt
- http://www.taz.de/pt/1993/07/30/a0173.nf/text TAZ-Artikel vom 30.7.1993: Welterlösung durch freie Liebe
- http://www.taz.de/pt/1998/08/08/a0179.nf/text TAZ-Artikel vom 8.8.1998: Freie Liebe und Sojawürstchen
- http://www.taz.de/pt/2004/07/24/a0258.nf/text TAZ-Artikel vom 24.7.2004: Das Dorf der Liebesmöglichkeiten