Reinickendorf ist der zwölfte[1] Verwaltungsbezirk von Berlin. Er wurde nach dem gleichnamigen Ortsteil benannt, der im Südosten des Bezirks liegt. In der Zeit nach 1945 gehörte in der „Vier-Mächte-Stadt“ Berlin der Bezirk Reinickendorf zum französischen Sektor von Berlin und damit bis zur Wiedervereinigung zu West-Berlin.
![]() Bezirk von Berlin | ||||||||
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Koordinaten | 52° 34′ 0″ N, 13° 21′ 0″ O | |||||||
Fläche | 89,48 km² | |||||||
Website | BA Reinickendorf | |||||||
Bezirksschlüssel | 12 | |||||||
Politik | ||||||||
Bürgermeister | Frank Balzer (CDU) | |||||||
Sitzverteilung (BVV) | ||||||||
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Geografie
Der Bezirk Reinickendorf befindet sich am nordwestlichen Rand Berlins. Die Nachbarbezirke sind im Südwesten Spandau, im Süden Charlottenburg-Wilmersdorf, im Südosten Mitte und im Osten Pankow. Der gesamte Norden grenzt an den brandenburgischen Landkreis Oberhavel.
Der Bezirk unterteilt sich in zehn Ortsteile:
Ortsteil und Ortslagen |
Fläche (km²) |
Einwohner[2] 31. Dezember 2024 |
Einwohner pro km² |
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1201 Reinickendorf | 10,5 | 85.618 | 8.154 | |
1202 Tegel | 33,7 | 41.277 | 1.225 | |
1203 Konradshöhe | 2,2 | 6.113 | 2.779 | |
1204 Heiligensee | 10,7 | 18.006 | 1.683 | |
1205 Frohnau | 7,8 | 16.371 | 2.099 | |
1206 Hermsdorf | 6,1 | 16.607 | 2.722 | |
1207 Waidmannslust | 2,3 | 11.408 | 4.960 | |
1208 Lübars | 5,0 | 5.104 | 1.021 | |
1209 Wittenau | 8,0 | 25.239 | 3.155 | |
1210 Märkisches Viertel | 3,2 | 41.254 | 12.892 |
Stadtentwicklung
Der Bezirk Reinickendorf wurde 1920 aus den ehemaligen Bauerndörfern Reinickendorf, Wittenau, Tegel, Heiligensee, Hermsdorf und Lübars sowie drei Gutsbezirken gebildet.
Sein Charakter ist von Wäldern und Gewässern geprägt, seine südlichen Teile haben aber in der Bebauung viele Ähnlichkeiten mit dem angrenzenden Ortsteil Wedding des Bezirks Mitte. Darüber hinaus liegt in Reinickendorf die zwischen 1929 und 1931 erbaute Siedlung Weiße Stadt und das Märkische Viertel, das von 1963 bis 1974 als Großbausiedlung geschaffen wurde und in dem heute über 30.000 Menschen wohnen. In den restlichen Ortsteilen herrscht Einzelhausbebauung vor, die in einigen Bereichen wie Hermsdorf und insbesondere Frohnau auch villenartigen Charakter annimmt. Reinickendorf verfügt mit dem Flughafen Berlin-Tegel über den einzigen sich in Betrieb befindlichen Flughafen auf Berliner Stadtgebiet.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner[3] |
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1925 | 105.467 |
1933 | 164.319 |
1939 | 200.531 |
1946 | 192.201 |
1950 | 205.930 |
1961 | 215.892 |
1970 | 238.736 |
1987 | 238.671 |
2000 | 245.644 |
2009 | 241.065 |
Wappen
Auf dem Wappen des Bezirks Reinickendorf sieht man einen Rotfuchs, der auf einem goldenen Schrägbalken läuft; entgegen einer weit verbreiteten Annahme ist das kein Verweis auf das Fabeltier Reineke Fuchs, sondern er wurde aus dem alten Wappen des Dorfes Reinickendorf übernommen, dessen Name auf den Gründer, den niedersächsischen Reinhardt, zurückgeht. Auf beiden Seiten des Balkens sieht man jeweils drei goldene Ähren auf schwarzem Hintergrund, diese symbolisieren die sechs den Bezirk konstituierenden einstigen Bauerndörfer und heutigen Ortsteile, die im übrigen auch noch eigene Wappen führen.
Das heutige Wappen wurde dem Bezirk vom Berliner Senat am 28. November 1955 verliehen, dabei steht „in schwarzem Schild ein goldener Schrägbalken, belegt mit einem laufenden roten Fuchs und begleitet von sechs (3 : 3) goldenen Ähren. Auf dem Schild ruht eine rote dreitürmige Mauerkrone, deren mittlerer Turm mit einem kleinen Berliner Wappenschild belegt ist.“[4] Die Mauerkrone wurde dem Wappen dabei am 1. Januar 2001 im Rahmen der Bezirksreform als verbindendes Element aller Berliner Bezirke hinzugefügt.
Kommunalpolitik
am 18. September 2011
(vorläufiges Ergebnis)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1946 erstmals wieder seit der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 ein kommunales Parlament in Reinickendorf gewählt.
Aus der ersten Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ging die SPD als Wahlsieger mit der absoluten Mehrheit hervor. Ihren Höhepunkt erreichte sie bei der Wahl 1948 mit einem Wahlergebnis von 67,9 % der Stimmen – das höchste Wahlergebnis einer Partei in Reinickendorf seither. Die Mehrheit als stärkste Fraktion konnte sie sich durchgehend bis zur Wahl 1981 in der BVV erhalten.
Die Reinickendorfer CDU schaffte es dann 1981, sich die Mehrheit im Parlament zu sichern, 1985 und 1999 sogar die absolute Mehrheit.
1989 gelang es dem Sozialdemokraten Detlef Dzembritzki für sechs Jahre Bürgermeister zu werden. Bei der Wahl 1995 scheiterte er jedoch an der Christdemokratin Marlies Wanjura, die als erste Frau zur Bezirksbürgermeisterin Reinickendorfs in dieses Amt gewählt wurde. Mit ihr erzielte die CDU 1999 auch ihr höchstes Ergebnis von 56,5 % der abgegebenen Stimmen.
Am 30. September 2009 schied Wanjura mit der Wahl ihres Nachfolgers, dem bisherigen Bezirksstadtrat Frank Balzer, aus dem Amt aus.
Zusammen mit dem Spandauer Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz war sie die dienstälteste Berliner Bezirksbürgermeisterin (1995 bis 2009).
BVV-Wahl 2006
Bezirksbürgermeisterin Wanjura stellte sich bei der BVV-Wahl am 17. September 2006 nach 1999 und 2001 zum dritten Mal zur Wiederwahl. Auch ihr größter Mitwettbewerber, der bisherige Bezirksstadtrat Peter Senftleben (SPD), stellte sich für das Amt des Bezirksbürgermeisters bereits zum dritten Mal erfolglos zur Wahl.
Die Wahlergebnisse im Überblick (im Vergleich zur Wahl 2001):
Partei | Stimmenanteil 2006 |
Stimmenanteil Veränderung |
Sitze 2006 |
Sitze Veränderung |
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CDU | 41,8 % | −3,7 % | 26 | −1 |
SPD | 29,1 % | −3,5 % | 18 | −2 |
Grüne | 7,6 % | +1,7 % | 4 | +1 |
Graue | 7,0 % | +4,0 % | 4 | +4 |
FDP | 6,4 % | −1,3 % | 3 | −1 |
Linkspartei.PDS | 2,6 % | −0,5 % | 0 | −1 |
Sonstige | 5,5 % | +3,3 % | 0 | – |
In der konstituierenden Sitzung der BVV am 27. Oktober 2006 wurde Marlies Wanjura in ihrem Amt bestätigt.
Im März 2008 löste sich die Partei Die Grauen – Graue Panther auf. Am 9. September 2008 trat die ehemalige Bezirksverordnete der Partei Die Grauen, Veronika Wiese, der CDU und gleichzeitig der CDU-Fraktion bei. Am 25. Februar 2010 trat der Verordnete der Grauen Michael Schulz der Piratenpartei Deutschland bei.[6] Kurz darauf trat der ehemalige Fraktionsvorsitzende der SPD Sascha Braun aus seiner Partei aus. Die beiden verbliebenen Abgeordneten der Grauen sind Mitglied der neuen Partei Die Grauen – Generationspartei. Daraus ergibt sich die folgende aktuelle Verteilung der Sitze auf die Fraktionen:
- CDU: 27
- SPD: 17
- Grüne: 4
- FDP: 3
- Fraktionslose: 4, davon:
- Graue: 2
- Piraten: 1
- Parteilos: 1
BVV-Wahl 2011
Die Wahl der Bezirksverordnetenversammlung 2011 brachte folgende Ergebnisse und Sitzverteilungen:
Partei | Stimmenanteil 2011 |
Stimmenanteil Veränderung zu 2006 |
Sitze 2011 |
Sitze Veränderung |
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CDU | 41,7 % | −0,1 % | 26 | – |
SPD | 27,6 % | −1,5 % | 17 | −1 |
Grüne | 12,5 % | +4,9 % | 8 | +4 |
Piraten | 6,2 % | +6,2 % | 4 | +4 |
Sonstige | 9,2 % | –9,7 % | 0 | – |
Bezirksamt
Das Bezirksamt setzt sich aktuell aus folgenden Stadträten zusammen:
- Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) – Ressort: Finanzen, Liegenschaften und Personal
- Bezirksstadtrat und Stellvertretender Bürgermeister Andreas Höhne (SPD) – Ressort: Jugend und Familie und Soziales
- Bezirksstadtrat Martin Lambert (CDU) – Ressort: Stadtentwicklung, Umwelt, Ordnung und Gewerbe
- Bezirksstadtrat Uwe Brockhausen (SPD) – Ressort: Wirtschaft, Gesundheit und Bürgerdienste
- Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) – Ressort: Schule, Bildung und Kultur
Gerichtszuständigkeit
Für das allgemeine Zivilrecht des Bezirks Reinickendorf ist das Amtsgericht Wedding zuständig.
Partnerschaften
Partnerstädte /-bezirke /-kreise
International
Antony, Frankreich seit 1966
Royal Borough of Greenwich, England seit 1966
Kiryat-Ata, Israel seit 1976
National
- Bad Steben, Bayern seit 1988
- Vogelsbergkreis, Hessen seit 1964
- Lauterbach, Vogelsbergkreis seit 1966
- Melle, Niedersachsen seit 1988
- Blomberg, Nordrhein-Westfalen seit 1990
Freundschaftliche Kontakte
International
- Breslau, Polen
- Burkina Faso
- Dénia, Spanien
- Katalonien, Spanien
- Kiew, Ukraine
- Meseritz, Polen
- Minsk, Weißrussland
- Orkney, Schottland
- Sankt Petersburg, Russland
- Zielenzig, Polen
- Templewo, Polen
- Washington (D.C.), USA
- Wolgograd, Russland
- Woltschja Gora, Weißrussland
National
- Lichtenfels, Bayern
- Landkreis Oberhavel, Brandenburg
- Landkreis Schmalkalden-Meiningen, Thüringen
- Zeltingen-Rachtig, Rheinland-Pfalz
Söhne und Töchter Reinickendorfs
- Petra A. Bauer, Autorin
- Anne Julia Hagen, Miss Germany 2010
- Thomas Häßler, Fußballspieler
- Reinhard Mey, Musiker
- Andreas Neuendorf, Fußballspieler
- Playboy 51, Stadtoriginal
- Sido, Rapper
- Desirée Schumann, Fußballspielerin
- Frank Steffel, Politiker
- Farin Urlaub, Musiker
- Marlies Wanjura, Politikerin
Literatur
- Michael Zaremba: Reinickendorf im Wandel der Geschichte. Bezirks-Chronik. Bebra, Berlin 1999, ISBN 3-930863-63-4.
- Ralf Schmiedecke: Berlin-Reinickendorf. Sutton 2003, ISBN 978-3-89702-587-5 (Reihe Archivbilder).
- Gerd Koischwitz; Wilhelm Möller oHG (Hrsg.): Sechs Dörfer in Sumpf und Sand – Geschichte des Bezirkes Reinickendorf von Berlin. Verlag „Der Nord-Berliner“, Berlin 1983.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Nummerierung gemäß Bezirksschlüssel
- ↑ Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2024, Melderegisterdaten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, abgerufen am 27. Mai 2025 ([1]) (Hilfe dazu).
- ↑ Statistische Jahrbücher von Berlin
- ↑ Hoheitszeichen von Berlin – Bezirkswappen Reinickendorf
- ↑ a b Die Landeswahlleiterin für Berlin, abgerufen am 21. September 2011
- ↑ Pressemitteilung: Piratenpartei zieht in BVV ein: Michael Schulz, BVV-Abgeordneter und Ex-Vorsitzender der „Grauen“, wird Pirat Pressemitteilung der Piratenpartei