Westfeldzug

deutsche Invasion in Westeuropa 1940 im Rahmen des Zweiten Weltkriegs
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Der Westfeldzug bezeichnet die militärische Eroberung der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs (Fall "Gelb") und den Krieg gegen Frankreich (Fall "Rot") durch die Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges im Mai 1940 .


Frankreichs Illusionen

Frankreich, obwohl Siegermacht im ersten Weltkrieg, erlitt zwischen 1914- 1918 einen Verlust von einem Drittel seiner männlichen Population in der Altersgruppe der 18- und 27-Jährigen.

Die grauenhafte Erfahrung des 1. Weltkrieges in der menschenverachtenden Schlacht von Verdun erlebt und als 'Sieger' über Deutschland hervorgegangen, verfiel Frankreich dreier Illusionen :

1. Die Allianz mit Großbritannien und denUSA sei immerwährend

Die angelsächsische Allianz, die im Grossen Krieg mit dem Blut ihrer Jugend geschmiedet wurde, würde immer Frankreich beistehen und ihr Interesse bei der Neuformung Europas bekunden.

Doch als der Idealismus von 1918 den eigenen inneren Problemen der Alltagsgeschäfte wich, zogen sich die USA und Großbritannien aus Europa zurück (Isolationismus), wobei die Bedingungen vom Friedensvertrag von Versailles 1919 als zu hart betrachtet wurden.

2. Die französischen Streitkräfte seien unüberwindbar

Frankreich sei aus eigener Kraft als Sieger aus dem 1. Weltkrieg hervorgegangen. Frankreich habe somit die Überlegenheit ihrer Streitkräfte bewiesen und sei selbständig in der Lage, den Frieden von Versailles durchzusetzen.

Die mystische Glorifizierung der Schlacht von Verdun hatte einen starken Einfluss auf die französische Strategie und Psyche:

  • auf psychologischer Ebene:

"Der Franzose sei die überlegene Kriegerrasse."

  • auf der strategischer Ebene:

"Offensive Kriegführung ist gegen eine befestigte, kontinuierliche Front zu verlustreich."

Der Beweis des Kampfwertes von Festungen wurde in Verdun erbracht: Die Rückeroberung des Forts Douamont kostete Frankreich etwa 100'000 Soldaten. Fort Vaux mit einer Garnison von 250 Soldaten verzögerte ein deutsches Armeekorps eine ganze Woche lang.

Als Konsequenz daraus wurde ein starker Verteidigungswall, die Maginot-Linie, errichtet.

Diese Verteidigungslinie sollte nicht nur einen erneuten deutschen Angriff abwehren, sondern auch vorbeugend abschreckend wirken.

Der Baukredit wurde dazu 1930 verabschiedet und die Befestigung sollte bis 1935 fertiggestellt sein.

Doch diesem Schild von Frankreich mangelte es an:

  • Kontinuität

Denn es wurde lediglich die gemeinsame deutsch-französische Grenze ausgebaut. Die Grenzen zur Schweiz, zu Luxemburg und zu Belgien wurden nicht befestigt. Zum Einen fehlten dazu die finanziellen Mittel, zum Anderen wollte Frankreich nach der Erfahrung des 1. Weltkrieges den Verbündeten Belgien nicht durch Grenzbefestigungen ausgrenzen und dem eigenen Schicksal übergeben. So war es klar definierte Strategie Frankreichs, im Falle eines Krieges mit Deutschland nach Belgien vorzustossen, um dort einen Bewegungskrieg zu führen.

Diese Strategie machte solange Sinn, als Belgien am Bündnis mit Frankreich festhält und sich nicht als neutral erklärt, sowie solange als die Möglichkeiten des Blitzkrieges noch nicht bekannt waren.

  • Tiefe

Die vier Befestigungslinien erreichten auch in ihrem fortgeschrittesten Stadium kaum 12 Meilen Tiefe.

3. Der 'Boche' wird bezahlen

Von den Kriegsanstrengungen des ersten totalen Krieges moralisch, in der Population aber vor allem wirtschaftlich geschwächt, ist Frankreich der Meinung, dass Deutschland für erlittene Schäden vollumfängliche Kriegsreparationen (134 Milliarden Goldfranken) zu bezahlen habe. Doch Deutschland, selbst vom Krieg ausgezehrt, ist dazu unmöglich in der Lage.

Der Krieg hinterliess ein Frankreich in Schulden:

Handelsdefizit stieg von 1,5 auf 17,5 Millionen FF. Die Staatsverschuldung erreichte am Kriegsende 156 Milliarden FF., wobei 32 Milliarden der USA und GB geschuldet wurde. Kohlenproduktion sank um 37 % des Standes von 1914. Stahlproduktion sank um 60 % des Standes von 1914. 25 % der nationalen Vermögens wurden für die Kriegsaufwendungen ausgegeben. 7 % des Territoriums wurde verwüstet. 3'500 Meilen Schienentrasse und 30'000 Meilen Strasse wurden vernichtet. Die Fiskalpolitik erlitt auf Druck der revolutionären Linken nach besseren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen sowie wegen der Verschuldung durch die Geldmengenerhöhung Schiffbruch und der Französische Franc entwertete sich ständig.

Das Scheitern der französischen Fiskalpolitik brachte einen Regierungswechsel nach dem anderen (19 Regierungen, 11 Premierminister, 8 Finanzminister, 7 Aussenminister und 8 Kriegsminister in der Zeitspanne von 1932-1939), was keine politische Kontinuität zuliess und somit keine kohärente Aussenpolitik, geschweige eine Versöhnung mit Deutschland. Frankreich war innerlich so zerstritten, am Rande einer Revolution und einem Bürgerkrieg nahe, dass periodische Streiks die marode Wirtschaft zusätzlich schädigte:

zwischen 1928 und 1934 sank das Bruttosozialprodukt um 17 % zwischen 1929 und 1936 sank das Durchschnittseinkommen um 30% 1938 hatte Frankreich über 800'000 Arbeitslose .

  • 1936 überschreiten deutsche Truppen den Rhein mit dem vorbehaltenem Entschluss, sich im Falle einer französischen Reaktion sofort wieder zurückzuziehen. Hitler besetzt das zuvor demilitarisierte Rheinland und beginnt mit der Konstruktion der Siegfriedlinie (Westwall) als Gegenstück zur Maginotlinie.
  • Belgien kündigt den 1920 unterzeichneten Bündnisvertrag mit Frankreich und ruft die Neutralität aus.

Dadurch wurde die französische Strategie massiv untergraben.

Als Russland als Bündnispartner zur Eindämmung Deutschlands wegfiel, war die französische Strategie bereits ins Wanken geraten. Zudem erschien Frankreich mit ihrer defensiven Grundhaltung kaum glaubwürdig in ihrer Bereitschaft, im Falle eines Konfliktes mit Deutschland einem Bündnispartner im Osten zu Hilfe zu eilen. Die deutsche Defensivlinie (Siegfriedlinie) beraubt Frankreich zudem der einzigen Möglichkeit, Deutschland durch einen erneuten Einmarsch in das Rheinland wie 1923 verletzend treffen zu können, um im Falle eines Krieges in Osteuropa wirkungsvoll einzuschreiten.

Mit der belgischen Neutralität ist die Maginotlinie um die Grenzlänge zu Belgien zu kurz, denn ein Vormarsch nach Belgien für eine Vorwärtsverteidigung ist ohne Verletzung deren Neutralität nicht möglich: Auf einen Streich wurde die ganze franz. Maginotlinienstrategie über den Haufen geworfen.

Das Ausbleiben einer militärischen Reaktion auf diese Verletzung des Vertrages von Versailles war Beweis für die politische Zerstrittenheit Frankreichs und für dessen Unvermögen, gegen Verstösse Deutschlands tatkräftig einzugreifen.

Die Besetzung des Rheinlandes war der erste erfolgreiche aussenpolitische Schritt in Hitlers Vision und Ansporn für noch verwegenere Schritte (1936: Legion "CONDOR" im spanischen Bürgerkrieg; März 1938: der Anschluss Österreichs; März 1939: Annexion der Tschechoslowakei in Missachtung der Münchner Vereinbarung; 23.8.1939: deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt; 1. Sept. 1939: Angriff auf Polen), die Europa in einen zweiten Weltkrieg stürzen würden.

Frankreich, eine innerlich gespaltene Nation, sah sich mit einer nur auf dem Papier starken Armee, mit einer hoffnungslos unterlegenen Luftwaffe und mit einer wegen der Neutralität Belgiens von Longwy bis zur See zu kurzen Maginotlinie im solange befürchteten Krieg ohne Alliierte mit Ausnahme von Polen und Großbritannien.

Deutschland rüstet auf

Für die Siegermächte des ersten Weltkiriegs war Ziel des Vertrages von Versailles, Deutschland nie mehr so erstarken zu lassen, dass es eine nationale Gefahr darzustellen vermag ('keep the Germans down!'):

  • Auflösung des dt. Generalstabes (preussischer Militarismus)
  • Reduzierung der Streitkräfte auf 100'000 Soldaten.
  • Verbot aller schweren Waffen (Panzer, schwere Artillerie, Flugzeuge).
  • Neutralisation des Rheinlandes durch dessen Demilitarisierung.
  • In den Verträgen von St. Germain und Trianon wurde das Habsburgische Reich in Teilstaaten (Polen, Tschechei, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien) aufgeteilt und somit als Machtfaktor in Europa neutralisiert.


Hans von Seeckt und seine Reichswehr

Gezwungen, die Streitkräfte vertragsgemäß auf 100'000 Soldaten zu reduzieren, stellte von Seeckt sicher, dass nur die Elite des Offizierskorps beibehalten wurde. Zeitweise bestand das 100'000 Mann starke Heer aus 40'000 Unteroffizieren, die allesamt als künftige Offiziere betrachtet und ausgebildet wurden. Jeder Offizier lernte ein Bataillon, jeder höherer Offizier eine Division zu führen.

Zudem führte von Seeckt eine neue Führungsausbildung ein, die auf Kameradschaft und gegenseitiges Vertrauen zwischen Offizier und Mannschaft basierte.

Nicht zuletzt dank seiner Kriegserfahrung an der Ostfront im Ersten Weltkrieg, war von Seeckt ein Verfechter der mobilen Kriegführung. Er war überzeugt, dass in Zukunft Krieg mit kleinen, aber von hoher Qualität zeugenden mobilen Armeen, unterstützt aus der Luft, zu gewinnen sei.

Geheime Zusammenarbeit

Von 1922 bis 1933 (Weimarer Republik) bestand eine enge, geheime deutsch-russische Zusammenarbeit in militärischen Belangen, die von der Ausbildung bis zu Forschung und Entwicklung reichte. Besonders die Entwicklung von Einsatzformen für neue Waffensysteme (mechanisierte Kriegführung) war zielführend. Bis 1928 wurden eine gemeinsame Panzerschule in Kazan, eine gemeinsame Schule für chemische Kriegführung in Volsk und ein gemeinsames Luftfahrtzentrum in Lipetsk betrieben. Zudem richtete Krupp ein geheimes Designerbureau für Panzer-und andere Bodenwaffenentwicklung in Berlin ein, wobei leichte Panzer, Artillerie und Flak bei Bofors in Schweden unter Lizenz produziert wurden. U-Boote wurden in Holland gebaut.

Als Resultat schaffte so von Seeckt eine professionelle, technisch effiziente Miniaturstreitmacht.

allgemeine Wehrpflicht

Nach kurzem Ausloten der möglichen, aber ausbleibenden Reaktionen der europäischen Nachbarländer verkündet Hitler 17.03.1935 in Missachtung von Versailles seine Absicht, aufzurüsten und die allgemeine Wehrpflicht wieder einzuführen.

Schon im Oktober 1935 waren die ersten drei Panzerdivisionen gebildet, wobei Guderian, noch im Grade eines Oberst, eine davon kommandierte. Dem gegenüber dauerte die Bildung der französischen mechanisierten Verbände ungleich länger.


Die Ausgangslage

Die 'Saaroffensive'

Die Alliierten lösten ihr Versprechen vom Mai 1939 ein, sofort im Westen eine neue Front zu eröffnen, falls Polen angegriffen würde. Frankreich brachte 9 Divisionen an die Siegfriedlinie, mit der Anweisung, diese nicht zu überschreiten. Die Franzosen schritten auf einer Frontbreite von etwa 24 Kilometer maximal 8 Kilometer voran und besetzte dabei 20 evakuierte Dörfer.

Die französische Regierung untersagte zudem der Royal Air Force (RAF) aus Angst vor Vergeltungsmassnahmen, Deutschland zu bombardieren. Die RAF musste sich deshalb auf das Abwerfen von nicht-letalen Flugzetteln begnügen.

Als Polen nach dem sowjetischen Einmarsch (wie im Ribbentrop-Molotov-Pakt vorgesehen) am 17.9.1939 kapitulierte, zog Gamelin seine Truppen ohne Zwischenfall bis am 4.10.1939 wieder an die Maginotlinie zurück.

Keine einzige deutsche Division wurde aus Polen, welches nach 28 Tagen kapitulierte, abgezogen.

In diesen 8 Monaten gärte der moralische Zustand der französischen Bevölkerung: Die scheinbar deutsche Nichtaggressivität gegenüber Frankreich, das Ausbleiben deutscher Luftangriffe, die Besetzung der Tschechoslowakei 1939 sowie das Kastendenken (soziale Distanz zwischen Offizieren und Soldaten) in der französischen Armee verstärkte die latente Tendenz des Ungehorsams und Misstrauen gegenüber jeder Autorität ab. Zudem sah man nach der polnischen Kapitulation den Sinn eines Krieges gegen Deutschland immer weniger ein. Folglich verschlechterte sich die Disziplin zusehends. Alkoholmissbrauch und unerlaubtes Fernbleiben von der Truppe gehörten zum militärischen Alltag. Der Begriff "Sitzkrieg" ist jenen Tage zuzuordnen.

Die deutsche Propagandamaschine wollte den Wehrwillen der Franzosen zusätzlich zersetzen und arbeitete unter folgenden Annahmen:

  • Der Franzose verachtet den Krieg; er ist Pazifist
  • Der Franzose ist traditionell gegenüber den Briten misstrauisch
  • Frankreich ist innenpolitisch gespalten

Besetzung Dänemarks (kampflos) und Norwegens durch Deutschland. Die Royal Navy erzielte zwischen 10.4. und 13.4.1940 vielversprechende Erfolge, isoliert suchte sie aber nach deutschen Luftangriffen die offene See.

Eine Woche später, am 15.4.1940, landeten die ersten britischen Truppen bei Narvik. Weitere Landungen erfolgten zwischen 16.4. und 18.4.1940. Erst 10 Tage nach der deutschen Landung erfolgte am 19.4.40 die erste französische militärische Reaktion.

Daraufhin wird am 20.4.1940 der Regierung Daladier das Vertrauen entzogen, und Reynaud besetzte das Amt des Premierministers. Reynaud wollte den Oberbefehlshaber Gamelin wegen seinem Verhalten in Norwegen durch General Maxime Weygand ersetzen, konnte sich aber ohne Unterstützung von Daladier nicht politisch durchsetzen. Bis am 3.5.1940 waren die Alliierte gezwungen, ihre Truppen bis auf diejenigen bei Narvik zu evakuieren.

Für die deutschen Landstreitkräfte bedeutete dieser Erfolg jedoch eine Bestätigung mehr ihrer Unüberwindbarkeit und verstärkte sie damit moralisch. Die gegenteilige Wirkung erzielte der Misserfolg in Norwegen auf die alliierte Moral, im Speziellen auf die französische.

Der Blitzkrieg beruhte auf der Idee eines raschen Vorstosses in die Tiefe des gegnerischen Raumes mit unabhängigen mechanisierten Verbänden, um die Hauptarterien der gegnerischen Kräfte hinter der Front abzubinden.

Der Erfolg hing von zwei Hauptfaktoren ab:

  • Erstens von der Überraschung, die durch Täuschung, Wahl einer verschiedene Ziele bedrohende Operationslinie, Unkonventionelles und Geschwindigkeit gewährleistet werden sollte, und:
  • zweitens von der entfesselten Gewalt durch Kräftekonzentration aller Waffen im Verbund im schwächsten Punkt beim Gegner.

Panzerkrieg

Konzeption

Die operative Konzeption beruhte auf den Gedanken von Liddell Hart und J.F.C. Fuller, welche offensive Operationen durch massive Konzentrationen von schnellen, reichweitestarken Panzern sahen. Losgelöst von Fussoldaten, sollten, unterstützt durch selbstfahrende Artillerie und durch in Schützenpanzer transportierten Infanterie, in der Tiefe des gegnerischen Raumes neue, verletzliche Fronten gebildet werden. Heinz Guderian übernahm diese Gedanken und setzte sie in die Praxis um.


deutsche Umsetzung

Die Panzerdivision wurde um den Panzer herum aufgebaut. Der Panzer III war ein Panzer, der auf grosse Reichweite und Geschwindigkeit setzte. Seine Panzerung schützte lediglich vor den meisten feindlichen Panzerabwehrmittel. Seine Bewaffnung beschränkte sich auf Maschinengewehre und eine Kanone bis maximal 75 mm.

Die Panzer sollten in Massen eingesetzt und geführt werden, um maximale Feuerkonzentration zu erreichen. Nach dem Durchstoss der Panzer folgte die motorisierte Infanterie zwecks Konsolidierung des Erfolges. Sie sollten die Flanken mit ihren Panzerabwehrkanonen schützen und einen gegnerischen Gegenschlag abwehren.

Um genügend in die Tiefe des gegnerischen Raumes wirken zu können, würden die StuKas die feindlichen Reserven verzögern und abnützen.

Die Artillerie bestand aus selbstfahrenden Geschützen.

Um Panzerverbände erfolgversprechend im Angriff einsetzen zu können, brauchte man geeignetes Gelände, Überraschung und Masse.

französische Doktrin

Im Gegensatz zu den 10 Panzerdivisionen der deutschen Wehrmacht, die insgesamt ungefähr 2.200 Panzer beinhalteten, besaß Frankreich 3.100 Panzer und 1940 wahrscheinlich mit dem B-Panzer den besten Panzer überhaupt. Der B-Panzer war mit einer 47 mm-Kanonen in einem drehbaren Turm und einer 75 mm-Kanone im Rumpf bewaffnet. Seine Panzerung übertraf diejenige der deutschen Panzer.

Die französischen Panzer besaßen jedoch einen sehr kleinen Aktionsradius, und vier Fünftel aller Panzer hatten keinen Funk an Bord, was ihre Mobilität stark einschränkte. Am schlimmsten jedoch wirkte sich die Tatsache aus, dass die 3.100 Panzer nicht in unabhängig operierenden Panzerdivisionen konzentriert, sondern auf die ganze Armee zerstreut waren. So waren 700-800 Panzer auf die divisions légères mechanisées (DLM), 1.500-1.700 Panzer in unabhängigen Verbänden in Infanterieverbänden und der Rest auf die drei neu geformten mechanisierten Divisionen verteilt, die jedoch nur halb so viel Panzer als die 10 deutschen Pazerdivisionen hatten.

Die wenigen französischen feuerstarken 47 mm-Panzerabwehrkanonen (Pak) waren zwar von umgebauten Traktoren gezogen, also geländegängig, wurden aber von nicht geländegängigen Lastwagen mit Munition versorgt. Die ältere 25 mm-Pak war 500 Kilogramm schwer und von Pferden gezogen.

Panzerminen wurden erst kurz vor Kriegsbeginn bestellt und begannen erst 1940, die Front zu erreichen.

Zahlenmässig war die französische Artillerie der deutschen überlegen, beruhte jedoch immer noch auf Pferdetransport und waren daher für Angriffe aus der Luft ausgesprochen verwundbar.

Und schliesslich blieben die Franzosen dem Maginotlinie-Denken behaftet, im Glauben, dass sich ein Polenfeldzug im Westen nicht wiederholen könnte. Sie hielten an der aus dem ersten Weltrieg bekannten Doktrin der kontinuierlichen Front fest und missachteten jegliche Lehren aus dem deutschen Polenfeldzug.

Luftkrieg

Während der Aufrüstungsphase der deutschen Luftwaffe bis 1939 wurde der Schwerpunkt auf die Erringung der Luftüberlegenheit und die Gefechtsfeldunterstützung für die Durchführung von Eroberungskriegen gelegt. Dazu vertraute der verantwortliche Luftzeugwart der Luftwaffe, General Ernst Udet, im wesentlichen auf drei Flugzeugarten:

  • das Jagdgflugzeug
  • das Schlachtflugzeug
  • der leichte strategische Bomber ("Blitzbomber").

Als Jagdflugzeug wurde nach einer Ausschreibung und dem Ausscheiden des Hauptkonkurenten Heinkel die Messerschmitt Bf 109 gewählt. Nach den ersten Kampfeinsätzen, die im Sinne einer Einsatzerprobung im Rahmen der Legion Condor 1936 im spanischen Bürgekrieg erfolgte, entstand 1939 die Version Bf 109-E. Mit diesem Jagdflugzeug sollte nach Meinung Udets und Hitlers der Krieg gewonnen werden. In Kombination mit der Kampferfahrung der deutschen Geschwaderkommodore und deren Gruppen-und Staffelführern stellte diese Waffe ein geeignetes Mittel zur Erringung der Luftüberlegenheit in einem begrenztem Gebiet dar.

Als Schlachtflugzeug mit der Aufgabe Gefechtsfeldnahunterstützung diente 1936 in Spanien noch der Doppeldecker Henschel He 123. Während des Überfalls auf Polen stellte die Luftwaffe fest, dass die Luftschraube des veralteten Flugzeuges während des Sturzfluges in den Überschallbereich trat und durch die daraus resultierenden Vibrationen eine Höllenlärm verursachte. Dieser Lärm hatte auf die angegriffenen Bodentruppen einen starken demoralisierenden Effekt. Die eigens als Sturzkampfbomber entwickelte Junker Ju 87 konnte zwar erheblich mehr Bombenlast tragen, war aber aerodynamisch sauberer und dadurch leiser als die Henschel He 123. Dem wurde bald durch mehrtönige Sirenen, die während des Angriffsturzes durch einen kleinen Propeller aktiviert wurden, abgeholfen. Unter Vorraussetzung von Luftüberlegenheit und dem schnellen Vorgehen von Bodentruppen waren die Junkers Ju 87 neben der Messerschmitt Bf 109 und der als Truppentransporter eingesetzten Junkers Ju 52 die dominierende Waffe der Deutschen Luftwaffe im Westfeldzug.

Mit schnellen, für gegenerische Jagdflugzeuge schwer erreichbare Bomber sollte hinter der Front der Wehrwille der Bevölkerung eines angegriffenen Landes geschwächt werden. Ausserdem wurde versuchte, Nachschubwege und Versorgungszentren zu treffen. Der italienische Luftwaffengeneral und Theoretiker Giulio Douhet lieferte dazu für die meisten Industriestaaten der Zwischenkriegszeit das konzeptionelle Gerüst. Deutschlands Rüstung entsprach diesem Konzept umständehalber (kurze Entwicklungs-und Produktionszeit) durch die zweimotorigen "Blitzbomber" Junkers Ju 88 und Dornier Do 17 und deren Nachfolger, sowie der aus einer zivilen Konstruktion abstammenden Heinkel He 111. Keines dieser Muster konnte die kriegsentscheidende Wirkung, die von strategischen Bombardements aufgrund Douhets Visionen erwartet wurden, erfüllen.

Im Bereich Truppentransport und Versorgung griff die Luftwaffe auf ein ziviles Muster, die Junkers Ju 52, zurück. Die Zuverlässigkeit dieses 1939 veralteten Flugzeuges leistete sowohl für die spektakulären Luftlandeoperationen als auch für die Aufrechterhaltung der Versorgung einen wesentlichen Beitrag.

Allierte Luftwaffen

Die Luftstreitkräfte der Beneluxländer konnten alleine aufgrund der überwältigenden zahlenmäßigen Unterlegenheit keine Aktionen setzen. Der niederländische Hersteller Fokker hatte allerdings technisch ambitionierte Projekte, die teilweise von den Deutschen weitergeführt wurden.

Die Armee de L'Air, die seit 1936 in dieser Form bestehende französische Luftwaffe, war bei Beginn des Westfeldzuges in einer Phase der Umstellung. Die 542 Jagdeinsitzer moderner Bauart, die im Mai 1940 auf einer Breite von Basel bis Dünkirchen zur Verfügung standen, konnten aber die Lufthoheit gegen mehr als 1000 Messerschmitt Bf 109 nicht erringen. Im Bereich der Bomber hatte die Ausrüstung mit modernen Kampfflugzeugen wie der Leo 451, Amiot 350 oder Breguet 690 begonnen, keines dieser Muster war aber für die Abwehr von Panzervorstößen geeignet oder konzeptioniert.

Innerhalb weniger Tage war das Gros der französischen Kampfflugzeuge entweder am Boden zerstört oder in kurzen Luftgefechten abgeschossen worden.

Großes Vertrauen und große Hoffnung lagen auf der Kompetenz der 1918 gegründeten Royal Air Force. Diese hatte 1940 drei Hauptbereiche:

  • Jagdgwaffe (Fighter Command)
  • Bomber (Bomber Command)
  • Versorgung (Transport Command)

Das Fighter Command stellte 1940 nach und nach 20 Staffeln (etwa 400 Flugzeuge mit Besatzung) für den Schutz des Britischen Expeditionskorps und für die Unterstützung der Verteidigung Frankreichs zur Verfügung. Die mit Gloster Gladiator Doppeldeckern und Hawker Hurricanes ausgestatteten Verbände waren aber den deutschen Verbänden zahlenmäßig und technisch unterlegen. Ab 15. Mai wurde jede weitere Entsendung von Jagdstaffeln trotz dringender Gesuche Frankreichs durch das englische Kriegskabinett abgelehnt.

Im Verlauf des Westfeldzuges konnten von England aus gestartete Hurricane-und Spitfire Staffeln erstmals, örtlich und zeitlich begrenzt, alliierte Lufthoheit erringen.

Die englische Rüstung konzentrierte sich in der Zwischenkriegszeit auf die Entwicklung und Produktion von mittleren und schweren strategischen Bombern. Dennoch standen im Westfeldzug mit der einmotorigen Fairey Battle auch Flugzeuge im Einsatz, von denen man sich die Bewältigung taktischer Aufgaben erhoffte. Im Gegensatz zur Ju 87 sollte die Battle eine geringe Bombenlast im flachen Bahnneigungsflug ins Ziel bringen. Zu den möglichen Zielen gehörten Brücken oder Eisenbahnlinien, aber keine Panzer.

Das Bomber Command hatte aber wenig Erfahrung mit solchen Einsatztechniken, und die Besatzungen mussten bei mäßiger Zerstörungswirkung ihrer Bombenabwürfe katastrophale Verluste hinnehmen. Aus diesem Grund wurden die Battles im Verlauf des Westfeldzuges vom Einsatz abgezogen. Erst nach der Luftschlacht um England bildete die Royal Air Force ihre Jagdbomberwaffe wirkungsvoll aus, bis zur Landung in der Normandie 1944 war daraus die überaus erfolgreiche Tactical Air Force geworden.

Zusammenfassend kann behauptet werden, dass der deutschen Luftwaffe Anfang 1940 eine funktionierende Gefechtsfeldnahunterstützung in Form von Ju 87 zur Verfügung stand, die unter dem Schirm von Luftüberlegenheitsjägern einen Vorstoß von Bodentruppen unterstützen und einen Gegenangriff durch feindliche Bodentruppen empfindlich stören konnten. Die allierten Luftstreitkräfte hatten diese Möglichkeit nicht.

Der Plan

Datei:Manstein.jpg
Erich von Manstein

Die deutsche Generalität hatte erhebliche Zweifel an den Erfolgsaussichten des Westfeldzugs. So wurde auch der Erfolg gegen die schwache polnische Armee als nicht richtungsweisend für einen Feldzug gegen die Westmächte angesehen. Da entwickelte ein Außenseiter, der nicht zu dem für die Operationsplanung verantwortliche Oberkommando des Heeres gehörte, eine Idee, wie man das scheinbar Unmögliche dennoch möglich machen könnte. Es handelte sich um Generalleutnant Erich von Manstein , den Chef des Generalstabes der Heeresgruppe A. Er bezeichnete den vom Oberkommando des Heeres vorgeschlagenen Operationsplan, nämlich mit Schwerpunkt im Norden bei der Heeresgruppe B anzugreifen, als zu durchsichtig. Hierbei handele es sich lediglich um eine Neuauflage des bereits im Ersten Weltkrieg gescheiterten Schlieffenplans, also genau das, womit die Franzosen rechnen mussten. Das Deutsche Reich war jedoch auf eine schnelle strategische Entscheidung angewiesen. Deshalb musste der zurückweichende Gegner noch vor Erreichen der Somme abgeschnitten werden. Und so forderte Manstein, den Schwerpunkt von der Heeresgruppe B zur Heeresgruppe A zu verlagern. Starke Panzerkräfte sollten durch die dichten Wälder der Ardennen vorstoßen. Gelänge es, im Überraschungsangriff die Maas bei Sedan zu überschreiten, so könnten die deutschen Panzerdivisionen durch das französische Hinterland bis zur Kanalküste vordringen. Alle in Nordfrankreich und Belgien stehenden alliierten Truppen seien dann in einem Kessel eingeschlossen. Mansteins Plan beinhaltete jedoch ein erhebliches Risiko. Alles hing davon ab, dass der Gegner tatsächlich in die belgische Falle hineinmarschierte. Die Alliierten rechneten damit, das die Deutschen auch diesmal, wie schon 1914, nach dem Schema des Schlieffenplans angriffen. Deshalb erwarteten sie den feindlichen Schwerpunkt in Flandern. Im rechten Frontabschnitt war Frankreich durch die Maginotlinie geschützt. In der Mitte bildeten das Waldgebirge der Ardennen und die Maas einen doppelten geographischen Sperrriegel. Doch das erste Opfer des Sichelschnitt-Plans auch Manstein-Plan genannt, war Generalleutnant v. Manstein selbst. Er wurde wegen dieser gefährlichen Idee auf einen völlig unbedeutenden Posten abgeschoben. Vorher aber gelang es ihm noch, Hitler von der Realisierbarkeit seines Plans zu überzeugen. Inzwischen hatte sich auch der Chef des Generalstabes des Heeres, General Halder, vom erbitterten Gegner zum entschiedenen Verfechter dieser Idee gewandelt. Diese Idee führte zu einem der erstaunlichsten operativen Erfolge des Zweiten Weltkrieges. Gerade weil dieser Plan so abenteuerlich erschien, versäumte es die alliierte Führung, sich darauf einzustellen.

Die Durchführung

 
Westfeldzug und Norwegen 1940

Die Invasion Hollands und der Dyle-Plan

Der Angriff begann am 10. Mai 1940. Unterstützt wurde er durch vorbereitende Bombardements durch die Luftwaffe. Ferner wurden Fallschirmjäger in den Zielgebieten abgesetzt. Diese besetzten beispielsweise handstreichartig das Fort Eben-Emael, die wichtigste und schwerste Verteidigungsanlage der Belgier, und machten es durch Sprengungen binnen kürzester Zeit nutzlos. Wie geplant rückten die Heeresgruppen A und B nach Holland und Nordbelgien vor, ohne auf allzu großen Widerstand zu treffen. Trotz einiger tapferer Widerstandsversuche blieb die Wehrmacht auf dem Vormarsch und die Niederlande mussten bereits am 15. Mai kapitulieren. Wie erwartet stießen die Alliierten mit ihrer linken Flanke in den Norden Belgiens um den stark an den Schlieffenplan vergangener Tage erinnernden Angriff zu begegnen (Dyle-Plan).

Durch die Ardennen

So wurde speziell für den Sichelschnittplan die operativ selbständige Panzergruppe Kleist geschaffen, in der fünf Panzerdivisionen zusammengefasst wurden. General von Kleist verfügte über 1.222 Kampfpanzer, die Hälfte der deutschen Panzerwaffe mit nahezu 41.000 Fahrzeugen. Die ergab eine theoretische Marschlänge von annähernd 1500 Kilometern.

Um schnellstmöglich an die Maas zu gelangen, hätten die Panzerdivisionen auf möglichst vielen Straßen konzentrisch, aus mehreren Richtungen, zu den Übergangsstellen vorstoßen müssen. Tatsächlich aber billigte die Heeresgruppe dieser riesigen Fahrzeugarmada nur einen schmalen Korridor mit vier Vormarschstraßen durch die Ardennen zu.

Am vierten Tag der Offensive sollten die fünf Panzerdivisionen der Gruppe Kleist gleichzeitig die Maas überwinden: das Panzerkorps Guderian bei Sedan und das Panzerkorps Reinhardt unmittelbar rechts davon bei Montherme. Doch paradoxerweise wurde das Panzerkorps Reinhardt nicht rechts neben dem Panzerkorps Guderian eingesetzt, sondern unmittelbar dahinter als zweite Staffel. Die Straßen rechts davon waren einem zu Fuß marschierenden Infranteriekorps vorbehalten. Diese Verbände waren zum Teil schneller als die im Nadelöhr festliegenden Panzerdivisionen und drängten befehlswidrig in den Nachbargefechtsstreifen ein.

Als das Panzerkorps Guderian schließlich die rechte Vormarschstraße freimachen sollte, um das Panzerkorps Reinhardt vorbeizulassen, kam es zum totalen Verkehrchaos. Schließlich stauten sich die Fahrzeuge von der Maas mehr als 200 Kilometer rückwärts bis über den Rhein hinweg. Die Führung der Heeresgruppe A hatte durch ihre Fehlplanung den größten Verkehrsstau, der bis heute in Europa bekannt ist, heraufbeschworen.

Als am 13. Mai um 16:00 Uhr nach einem Luftwaffenbombardement bisher unbekannten Ausmaßes die Panzergruppe Kleist die Maas überwinden sollte, lagen zahlreiche Verbände noch in den Ardennen fest. Beim Panzerkorps Guderian hatten noch nicht einmal zwei Divisionen die Ausgangsstellungen erreicht, während vom Panzerkorps Reinhardt erst ein verstärktes Infanteriebataillon an der Maas stand.

Das Hauptangriffsziel am 13. Mai 1940 bildete die Höhe 301, genannt La Boulette. Eine nahezu 400 Kilometer lange Umfassungsbewegung erstreckte sich sichelförmig von der luxemburgischen Grenze bis zur Kanalküste. War es 1870 gelungen, in Sedan eine französische Armee von 120.000 Mann einzukesseln, so geriet 1940 fast 1,5 Millionen alliierte Soldaten in die Falle des Sichelschnittplans.

Panik bei Bulson

Am 13. Mai ereignete sich bei Sedan ein Drama, das als die Panik bei Bulson bekannt wurde. Als die deutschen Truppen nach Überwinden der Maas weiter nach Süden angriffen, wunderten sie sich über den immer schwächer werdenden Widerstand. Auf französischer Seite hatte sich folgendes abgespielt: Die Meldung eines Artilleriebeobachters wurde falsch weitergegeben. Plötzlich entstand das Gerücht, deutsche Panzer stünden bereits weit hinter der Front bei Bulson. Dieses Gerücht breitete sich steppenbrandartig aus, und schließlich hatte sich die 55. Infanteriedivision in eine Woge von Flüchtenden aufgelöst.

Als später eine französische Kommission die Ursache jener Panik untersuchte, behaupteten einzelne Soldaten, sie hätten mit eigenen Augen angreifende Panzer gesehen. Nach den deutschen Kriegstagebüchern aber rollten erst 12 Stunden später die Panzer über die Maasbrücke. Jene Massensuggestion wurde deshalb als un phe’nomene d’hallucination collective bezeichnet. Insofern ereignete sich bei Sedan einer der kuriosesten Panzersiege in der Geschichte. Es kam zwar immer wieder vor, dass Panzer den Gegner in die Flucht jagten, ohne einen Schuss abzufeuern – allein durch ihr Erscheinen. Hier jedoch schlug sie den Gegner in die Flucht, ohne überhaupt in Erscheinung getreten zu sein. In Wirklichkeit lösten nicht die Panzer, sondern die Flugzeuge, vor allem die Stukas, diese Massenpanik aus. Sedan erlebte den bis dahin massivsten taktischen Luftangriff der Geschichte.

Guderian hatte zusammen mit dem Luftwaffengeneral Loerzer ein neuartiges Verfahren ausgearbeitet, das auf die psychologische Zermürbung des Gegners zielte, den sogenannten rollenden Einsatz. Hierbei war nicht wie sonst üblich ein kurzes, konzentriertes Bombardement geplant, vielmehr sollte dieser Angriff gegen die Psyche des Gegners zehn Stunden lang ununterbrochen anhalten.

Guderian schreibt in seinen Memoiren als er am 14. Mai nach den Durchbruch die feindlichen Stellungen besichtigte:“ Das Gelingen unseres Durchbruchs kam mir fast wie ein Wunder vor.“

Gespensterdivision

Datei:Rundstedt, Blumentritt, Speidel, Rommel.jpg
(von links nach rechts:) Gerd von Rundstedt, Günther Blumentritt, Hans Speidel und Erwin Rommel in La Rôche Guillon

Am 16.05.1940 unternahm Generalmajor Erwin Rommel, der Kommandeur der 7. Panzerdivision, einen Vorstoß, der seiner Division den französischen Beiname La division fantome (Gespensterdivision) einbrachte. Am Abend des 16.Mai 1940 hatte seine Division die belgisch-französische Grenze bei Avesnes erreicht. Er setzte ohne Vorbereitung seine Panzer zu einem Frontalangriff aus der Bewegung heraus an – und das bei Nacht. Die Verteidiger waren derart überrascht, dass schon im ersten Ansturm der Durchbruch gelang. Anschließend stieß Rommel ohne Rücksicht auf offene Flanken 40 Kilometer tief in das feindliche Hinterland vor. Seine Panzer überrollten die ohnehin schon dezimierten Reste eines französischen Armeekorps, das sich weitgehend in Flucht befand.

Die 7. Panzerdivision machte am 17.Mai 1940 rund 10.000 Gefangene, die eigenen Verluste betrugen 36 Mann. Doch im Morgengrauen war deutlich geworden, welch ein Risiko Rommel eingegangen war. Er erkannte, das ihm bei seinem ungestümen Angriff nur die Vorausabteilung gefolgt war. Diese bestand aus einem Panzer-Regiment, verstärkt durch Kradschützen und einer Aufklärungsabteilung. Die Masse der Division stand immer noch auf belgischem Gebiet und hatte sich zur Nachtruhe begeben. Der Funkkontakt war abgerissen, und niemand wusste, wo sich die 7. Panzerdivision befand. So sollte die 7. Panzerdivision nicht nur für den französischen, sondern auch für den deutschen Generalstab zur Gespensterdivision werden: In jener Nacht war Rommel mit seinen Panzern spurlos verschwunden. Das Oberkommando des Heeres geriet in helle Aufregung. Doch es war unvorstellbar, einen derart erfolgreichen General vor das Kriegsgericht zu stellen. Rommel erhielt statt dessen das Ritterkreuz. Der Erfolg dieser Panzerattacke bei Avesnes basierte nicht auf materieller Gewalt, sondern auf dem psychologischen Verwirrungsprinzip. Die raschen Erfolge der Panzerdivisionen wurden einem Großteil der deutschen Führung zunehmend unheimlich, sie beflügelten sie nicht, sondern lähmte sie beinahe. Hitler geriet angeblich in Panik. General Halder notierte am 17.Mai 1940 in seinem Tagebuch: “Ein recht unerfreulicher Tag. Der Führer ist ungeheuer nervös. Er hat Angst vor dem eigenen Erfolg. Er tobt und brüllt, man sei auf dem Wege, die ganze Operation zu verderben."

Die Vollendung von "Fall Gelb"

Das erste Ziel war nun erreicht: Die alliierten Truppen waren gespalten und dadurch entscheidend geschwächt. Ein von General Maxime Weygand entworfener Plan für eine Offensive bei Arras durch gleichzeitiges Vorrücken von Norden und Süden konnte führte zwar zu einer Eindrückung, nicht aber zur Isolation der schnell vorgerückten Panzerdivisionen. An der Somme konnten bereits Infanteriedivisionen auffahren, welche die Situation entscheidend zu ihren Gunsten stabilisierten. Im Norden wurde nun kontinuierlich vom 25. bis zum 31. Mai der Kessel enger gezogen. Die Schlacht um Dünkirchen, die zwar mit der Eroberung des drittgrößten Seehafens Frankreichs endete, war maßgebend für den weiteren Verlauf des Krieges. Durch die gelungene Evakuierung von 338.226 alliierten Soldaten war die Möglichkeit Englands, den Krieg fortzuführen, gewahrt.

Siehe dazu den Hauptartikel: Schlacht um Dünkirchen


Nach Auflösung des Kessels am 4. Juni war die Operation "Fall Gelb" beendet.

Fall "Rot"

Datei:Waffenstillstand von compiegne.jpg
Hitler verlässt den Wagen in dem der Waffenstillstand unterschrieben wurde

Die Wehrmacht erreichte am 9. Juni westlich von Paris die Seine. Östlich von Paris wurde am 12. Juni bei Châlons der Widerstand gebrochen. Die 65 französischen Divisionen konnten wegen der schlechten Ausrüstung und Nachschublage die Weygand-Linie an Somme und Aisne nicht lange halten, so fiel den Deutschen Paris am 14. Juni in die Hände. Am 22. Juni wurde schließlich in Compiègne der Waffenstillstand geschlossen.

An der Westfront begann nun die Luftschlacht um England.

Für Belgien, die Niederlande und den Frankreich begann mit dem Westfeldzug die deutsche Besatzung, die das Schicksal der dort lebenden Juden besiegelte und zu einer brutalen Unterdrückung jeglichen Widerstands durch die SS führte.

Folgen

Politische Veränderungen waren in vielen Ländern bereits während des Feldzuges erfolgt.

In Großbrtannien trat bereits am 10. Mai (am ersten Tag des Feldzuges) Premierminister Neville Chamberlain zurück. An seine Stelle trat Winston Churchill, dessen kämpferische Haltung den weiteren Verlauf des Krieges entscheidend prägte. Die Niederlage des Nazi-Regimes war für Churchill unabdingbar.

In Frankreich kam es ebenfalls zu einer Regierungsumbildung, in Rumänien kam es zur Aufgabe der allieerten-freundlichen Haltung durch ein Abkommen mit Deutschland über die Rohölproduktion.

Benito Mussolini beschloss den Kriegseintritt Italiens und griff Frankreich an. In weiterer Folge führten die Interessen Italiens zum Balkanfeldzug und zur Entsendung des Afrika-Korps unter General Erwin Rommel nach Nordafrika.

Hitler fühlte sich nach der Kapitulation Frankreichs in seiner Rolle als großer Feldherr bestätigt.

Mehrere hunderttausend Menschen unterschiedlicher Herkunft wurden aus den besetzten Gebieten deportiert und in Vernichtungslagern ermordet.

Literatur

  • Karl-Heinz Frieser, Blitzkrieg-Legende: der Westfeldzug 1940, 2. Aufl., München, 1996 ISBN 3-486-56201-0
  • Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940 - 1944 : Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung / Ahlrich Meyer. - Darmstadt : Wiss. Buchges. - 2000. - ISBN 3-534-14966-1