Julius Wagner von Jauregg (* 7. März 1857 in Wels, † 27. September 1940 in Wien) war ein österreichischer Arzt und Psychiater. Für die Entdeckung der therapeutischen Bedeutung der Malaria-Impfung bei der Behandlung von progressiver Paralyse erhielt er 1927 den Nobelpreis für Medizin. Zugleich war er eine fragwürdige Persönlichkeit, da er intensiv NS-Gedankengut vertrat.
Biografie
Nach der Matura begann Wagner-Jauregg 1874 das Studium der Medizin an der Universität Wien, das er 1880 mit der Promotion zum Doktor der Medizin abschloss. Bis 1882 arbeitete er am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie an der Universität und wurde nach einem kurzen Zwischenspiel am Departement für Innere Medizin Assistent von Maximilian Leidesdorf an der so genannten Niederösterreichischen Landesirrenanstalt. 1885 habilitierte er sich für das Fach Nervenkrankheiten und Psychiatrie, obwohl dies ursprünglich nicht sein Spezialgebiet gewesen war, und hielt Vorlesungen über die Pathologie des Nervensystems.
1889 wurde Wagner-Jauregg der Nachfolger von Richard von Krafft-Ebing an der Neuropsychiatrischen Klinik der Universität Graz. Einer seiner Forschungsschwerpunkte war der in der Steiermark häufige Kretinismus und er erzielte gute Erfolge bei dessen Vorbeugung sowie der Vorbeugung des Kropfes durch die Beimengung geringer Mengen Iod in das Trinkwasser und zu Speisesalz.
Im Jahr 1893 wurde Wagner-Jauregg außerordentlicher Professor für Psychiatrie und Nervenkrankheiten und Direktor der Niederösterreichischen Landesheil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke in Wien, wechselte 1902 an die Psychiatrische Klinik der Wiener Universität im Allgemeinen Krankenhaus und kehrte 1911 auf seinen früheren Posten zurück.
Bereits 1883 war Wagner-Jauregg die heilende Wirkung von Fieberanfällen bei Patienten aufgefallen, die an Paralyse erkrankt waren. Nachdem Versuche mit Tuberkulin in Graz nur geringe Erfolge gezeigt hatten, gelang es ihm 1917 höchst erfolgreich, durch das Herbeiführen von Fieber mit Hilfe von Erregern von Malaria die als Folge der Neurolues, einer Form der Syphilis, auftretende Progressive Paralyse zu behandeln (Malariatherapie). Für diese Entdeckung wurde Wagner-Jauregg 1927 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet; die Art der Therapie wurde bis zum Aufkommen der Antibiotika praktiziert.
Auch nachdem er 1928 in den Ruhestand getreten war, blieb Wagner-Jauregg bis zu seinem Tod weiterhin wissenschaftlich aktiv. In Widerspruch zu seinen wissenschaftlichen Leistungen steht freilich, dass Wagner-Jauregg nach den Erkenntnissen einer Historikerkommission schon in den Jahren vor dem Anschluss 1938 und erst recht danach nationalsozialistisches Gedankengut, vor allem rassenhygienische Lehren vertrat. Er bemühte sich auch um die Aufnahme in die NSDAP. Von verschiedener Seite wird daher die Umbenennung von Verkehrsflächen und Gesundheitseinrichtungen, die nach ihm benannt sind, sowie die Aberkennung des Ehrengrabes auf dem Wiener Zentralfriedhof gefordert.
Julius Wagner-Jauregg war mit Anna Koch verheiratet. Das Ehepaar hatte die Kinder Julia (geb. 1900) und Theodor (geb. 1903).
Publikation:
- Verhütung und Behandlung der Progressiven Paralyse durch Impfmalaria (im Handbuch der experimentellen Therapie, 1931).
Sekundärliteratur:
- Whitrow, Magda: Julius Wagner-Jauregg (1857-1940). Facultas Universitätsverlag, Wien 2001.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:Aeiou
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1927 an Julius Wagner von Jauregg (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Wagner-Jauregg, Julius |
ALTERNATIVNAMEN | Julius Wagner von Jauregg |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Arzt und Psychiater |
GEBURTSDATUM | 7. März 1857 |
GEBURTSORT | Wels |
STERBEDATUM | 27. September 1940 |
STERBEORT | Wien |