Sudetenland ist seit 1918 die Bezeichnung für das geschlossene Siedlungsgebiet von Sudetendeutschen im heutigen Tschechien (damals Teile Böhmens, Mährens und Schlesiens).
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Karte des Sudetendeutschen Siedlungsgebietes
in der ehemaligen Tschechoslowakei
Dies betraf vor allem die Grenzgebiete in den Sudeten, dem Erzgebirge, dem Egerland, dem Böhmerwald und an der Grenze zu Österreich. Hinzu kamen verschiedene Sprachinseln (u.a. Iglau, Budweis, Brünn, Teschen, Olmütz). Insgesamt lebten in der damaligen Tschechoslowakei etwa 3,5 Mio. Deutsche. In Prag, der Hauptstadt Böhmens, waren 1900 18-20% der Einwohner deutsch.
Vor ca. 800 Jahren siedelten sich Deutsche in dieser Region an. Aber nach der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei von Österreich-Ungarn wuchsen die schon vorher starken Gegensätze zwischen den nun tonangebenden Tschechen und den sich zunehmend benachteiligt fühlenden Deutschen. Der Versuch eines Anschlusses des Sudetenlandes an die Republik Österreich wurde von den Siegermächten des 1. Weltkrieges verboten. Am 4. März 1919 wurden im Sudetenland insgesamt 54 Deutsche auf friedlichen Demonstrationen für das Völkerrecht von tschechischen Soldaten erschossen.
Am 1. Oktober 1933 wurde die Sudetendeutsche Partei um Konrad Henlein gegründet, die sich anfangs nur für mehr Autonomie einsetzte. Mit dem Erstarken der NSDAP im benachbarten Deutschland orientierte sich Henlein zunehmend am Nationalsozialismus. Mit dem Münchener Abkommen wurde das Sudetenland schließlich 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen, das wenig später (März 1939) das übrige Böhmen und Mähren besetzte, nachdem sich die Slowakei unabhängig erklärt hatte und damit die Tschechoslowakei nicht mehr existierte.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kam es zu ersten Rachereaktionen von Tschechen an Sudetendeutschen. Eduard Beneš verkündete die so genannten Beneš-Dekrete, die die Enteignung, Entrechtung und Vertreibung der Sudetendeutschen zur Folge hatte. Deutsche wurden mit einem "N" (Nemec = Deutscher) gekennzeichnet und ermordet oder vertrieben. Insgesamt wurden 3,2 Millionen der 3,5 Millionen Sudetendeutschen aus ihrer Heimat vertrieben. Bei Massakern kamen viele Menschen um, über genaue Zahlen wird bis heute spekuliert.
In den verlassenen Regionen wurden Tschechen aus dem Landesinneren, Slowaken, Sinti und Roma angesiedelt. Bis heute sorgt auf politischer Ebene dieses Thema für Spannungen zwischen der deutschen und der tschechischen Regierung, bei der das Thema weitgehend ein Tabuthema geblieben ist. Man hat versucht, diese Spannungen mit einer gemeinsamen Erklärung zu entschärfen.
Städte im Sudetenland
- Eger (Cheb)
- Marienbad (Marianské Lazně)
- Aussig (Ústí nad Labem)
- Saaz (Zatec)
- Leitmeritz (Litoměřice)
- Tetschen (Děčín)
- Karlsbad (Karlovy Vary)
- Brüx (Most)
- Gablonz (Jablonec nad Nisou)
- Reichenberg (Liberec)
- Grulich (Kraliky)
- Mährisch-Schönberg (Šumperk)
- Olmütz (Olomouc)
- Iglau (Jihlava)
- Lundenburg (Břeclav)
- Gmünd (Cesky Velenice)
- Eisenstein (Zelezná Ruda)
- Olbersdorf