Zazen ist das japanische Wort für Sitzmeditation (座禅). Im Deutschen spricht man bisweilen auch vom Sit-Zen.

Neben den fakultativen geistigen Übungen (Koans) ist Zazen das wichtigste und allein unverzichtbare Element im Zen-Buddhismus. Die Meditationstechnik soll Körper und Geist zur Ruhe bringen und den Boden für mystische Erfahrungen (Kensho, Satori) bereiten.
Körperhaltung
Zazen kann im Lotus-Sitz (Kekka-Fusa), im halben Lotus (Hanka-Fuza), im sogenannten Burmesischen Sitz oder im Fersensitz (Seiza) durchgeführt werden. Hilfsmittel sind im Zen, das Sitzkissen (Zafu) mit der darunter liegenden Matte (Zafuton). Sitzschemel oder Meditationsbank werden ebenfalls genutzt, gelten aber als weniger effektiv, da durch die traditionelle Sitzweise die Extremitäten in der Nähe des Körperzentrums positioniert werden und somit eine stärker zentrierte Haltung erlauben. Welcher Sitz auch immer gewählt wird, die Knie sollen Bodenkontakt haben.
Zazen wird in betont aufrechter, stabil in sich selbst ruhender Körperhaltung geübt, die ein harmonisches Verhältnis von Spannung und Entspannung wahrt. Die Hände werden häufig im sogenannten Meditations-Mudra knapp unterhalb des Nabels gehalten, wobei eine Hand mit dem Rücken in der Fläche der anderen liegt und die Spitzen der Daumen sich darüber berühren. Zazen kann auch auf einem Stuhl praktiziert werden, wenn körperliche Bedingungen ein Sitzen auf dem Boden nicht gestatten. Aber auch in diesem Fall ist die Körperhaltung aufrecht und der Rücken frei von jeder Anlehnung. Während des Zazen wird der Körper nicht bewegt, da die äußere, körperliche Disziplin der inneren, geistigen Beobachtung und Konzentration eine Stütze bietet.
Während es im Soto-Zen üblich ist, mit dem Gesicht zur Wand zu sitzen, wie einst Bodhidharma, so sitzen die Meditierenden im Rinzai-Zen mit dem Rücken zur Wand. Auch wenn die Augen im Zazen meist offen oder halboffen sind, wird von jeglichem aktiven Schauen Abstand genommen. Lange Zazen-Phasen werden in der klösterlichen Praxis von einer Gehmeditation (Kinhin) unterbrochen.
Geisteshaltung
Die Meditationsübung kennt verschiedene Varianten, doch stets wird sie in vollkommener Achtsamkeit durchgeführt. Es stellt, zumindest am Beginn, eine physische und psychische Belastung für die Schüler dar. Durch Selbstbeobachtung der Haltung und Atmung (z.B. Betrachtung des Atemflusses und der Denkvorgänge) verbindet sich der Übende mit dem gegenwärtigen Moment. Da Körper und Geist nicht getrennt sind, hat die Körperhaltung direkten Einfluss auf das Denken und die seelische Verfassung. Durch die Haltung, Beobachtung und Konzentration kommt der Strom der Gedanken zur Ruhe oder wird zeitweise komplett unterbrochen.
Mit dieser Zen-Praxis wird das Erleben von Stille und Leere möglich. Das Zur-Ruhe-Kommen der Flut der Gedanken kann eine mystische Erfahrung eintreten lassen, die das Erleben der ursprünglichen universeller Einheit, d.h. die Aufhebung aller Gegensätze ermöglichen - insbesondere der (illusionären) Trennung von Subjekt und Objekt.
Siehe auch
Shikantaza, Sesshin, Retreat, Samu, Bodhidharma, Meditation, Kontemplation, Entspannung
Literatur
- Taisen Deshimaru-Roshi: Za-Zen. Die Praxis des Zen. 5. Aufl. Kristkeitz, Leimen 1991, ISBN 3-921508-11-8
- Daisetz T. Suzuki: Zazen - die Übung des Zen. Grundlagen und Methoden der Meditationspraxis im Zen. 3. Aufl. Barth, Bern u.a. 1993, ISBN 3-502-64595-7
- Katsuki Sekida: Zen-Training. Das große Buch über Praxis, Methoden, Hintergründe. 5. Aufl. Herder, Freiburg i.Br. 2000, ISBN 3-451-04184-7
- David Fontana: Einführung in die Zen-Meditation. Der Weg durch das torlose Tor. Theseus, Berlin 2003, ISBN 3-89620-196-4