Lastkraftwagen

Nutzfahrzeug zur Güterbeförderung
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Mit Lastkraftwagen (Lkw, LKW) bezeichnet man Kraftfahrzeuge, die vorwiegend zum Transport von Gütern geeignet sind. Die übergeordnete Kategorie ist Nutzfahrzeug, darüber Fahrzeug.

Rechtlich gibt es sehr viele verschiedene Klassifikationen von LKW. Sie richten sich nach Gewicht, Bauart und Nutzungsart und haben unterschiedliche Auswirkungen bezüglich Kraftfahrzeugsteuer, Versicherung und Straßenverkehrsordnung.

Dieser Artikel befasst sich mit dem umgangssprachlichen Lastwagen oder Laster. Er besteht im Allgemeinen aus einem selbsttragenden Chassis, einer Fahrerkabine und einem geeigneten Aufbau.

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Sattelzug

Geschichte

 
Daimler Lastwagen von 1896
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Schnell-Lastwagen um 1900

1896 baute Gottlieb Daimler in Cannstatt bei Stuttgart den ersten motorisierten Lastwagen. Dieser hatte einen 2-Zylinder-Viertaktmotor mit 2,2 l Hubraum und eine Leistung von 6 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 16 km/h angegeben. Es folgen motorisierte Feuerspritzen, eine fahrbare Säg- und Spalt-Maschine mit Daimler-Motor, ein Beleuchtungswagen sowie Daimler-Lokomobile.

Allgemein

Die Größe eines LKW reicht vom Kleinlieferwagen bis zum Großtransporter. In Europa gibt es je nach Kraftfahrzeuggesetzgebung der einzelnen Staaten Klein-LKW bis 3,5 t, leichte LKW bis 7,5 t, mittelschwere LKW bis 12 t und schwere LKW (SKW) ab 12 t bis zu 60 t höchstem zulässigem Gesamtgewicht (in Österreich: Solo-LKW bis 32 t, mit Anhänger: bis zu 44 t; in der Schweiz: bis 40 t). Um mit einem LKW fahren zu dürfen, benötigt man je nach zulässigem Gesamtgewicht in Europa die Lenkberechtigung der Klasse C1 oder C (mit Anhänger CE). Eine Typisierung eines Fahrzeuges als LKW hat aber meist Folgen bei der Kraftfahrzeugsteuer und auch bei anderen Steuern. Beispielsweise ist in Österreich nur bei LKW im Gegensatz zum PKW ein Vorsteuerabzug möglich.

Beschrieben werden sollen hier nur leichte und schwere LKW. Klein-LKW finden sich unter Kombinationskraftwagen, Kleintransporter, Kastenwagen, Hochdachkombi und Pritschenwagen (engl. Pickup truck).

LKW sind entweder dazu ausgelegt, zusätzlich einen Anhänger zu ziehen oder sind als Sattelschlepper (in Österreich: Sattelzugfahrzeug) gebaut. Sie können aber auch für Sonderanwendungen mit Zusatzgeräten konzipiert sein, wie Schneepflug, Kehrmaschine, Feuerwehrfahrzeuge, Kran, usw. Es gibt auch LKW, die zusätzliche Radsätze haben, um damit auf Eisenbahnschienen fahren zu können (Zweiwegefahrzeug).

Die Fahrgestelle sind normalerweise in Rahmenbauweise ausgeführt. Auf diesen Rahmen werden die verschiedenen Aufbauten aufgesetzt. Es gibt auch Mittelrohrrahmen, bei denen der Aufbau sehr weit zum Boden herunterreicht, beispielsweise für Getränketransporter.

 
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Achsen und Bereifung

Die Bereifung eines LKW erfolgt je nach Achse, das heißt es gibt unterschiedliche Grundprofile, je nach Achs-Art. Während Lenkachsen einfach bereift sind, werden an LKW-Triebachsen hauptsächlich Zwillingsreifen verwendet. Dazu werden jeweils zwei Räder miteinander verschraubt. Spezielle Geländefahrzeuge haben auch auf der Hinterachse meist nur eine Single-Bereifung.

Man unterscheidet die Achsarten nach Lenk-Achse, Trieb-Achse und Schlepp-Achse, worunter auch die Achsen eines Anhängers oder Aufliegers fallen.

  • Die Lenk-Achse hat die Aufgabe, den gesamten Zug zu führen und mäßige Bremskraft zu übertragen. Sie wird mit Reifen versehen, die ein ausgeprägtes Längsprofil und mäßig ausgelegte Quer-Rillen haben.
  • Die Trieb-Achse trägt die größte Achslast. Sie überträgt neben der Antriebskraft auch die größte Bremskraft. Auf ihren Rädern kommen daher Reifen zum Einsatz, die ein ausgeprägtes stollenartiges Profil aufweisen - oft mit M+S-Kennung (Winterprofil).
  • Die Schlepp-Achsen haben die Aufgabe, den Anhänger oder Auflieger auf Spur zu halten und im Falle einer Bremsung den Zug gestreckt zu halten. Ihre Achslasten sind meist geringer als die der Triebachse. Hier kommen Reifen mit einem Schlangen- oder 'Zick-Zack'-Profil zum Einsatz.
  • Die Lift-Achse ist eine anhebbare Achse, die nur bei schwerer Beladung abgesenkt wird und damit die Belastung mehr aufteilt.

Im Gegensatz zum PKW benötigt ein LKW keine unterschiedliche Bereifung für Sommer und Winter. Dies hängt mit den unterschiedlichen Anforderungen an die Reifen zusammen. Winterreifen beim PKW weisen eine weichere Gummi-Mischung auf, die bei einer Temperatur unter 7 Grad Celsius eine größere Haftung aufweist. Die Reifen eines LKW unterliegen wegen ihres größeren Durchmessers und der geringeren Geschwindigkeit des LKW weitaus kleineren Drehzahlen. Das Erfordernis der härteren Mischung für höhere Geschwindigkeiten stellt sich damit nicht.

Bleibt ein LKW im Winter auf glatter Fahrbahn stecken, so liegt dies nicht daran, dass er noch auf Sommerreifen unterwegs ist (was gerne behauptet wird), sondern daran, dass er nur sehr leicht oder gar überhaupt nicht beladen ist. Durch die hierdurch sehr geringen Achslasten kann nicht genug Antriebs- und Bremskraft auf die Straße übertragen werden, um eine sichere Fahrt zu gewährleisten. Ein verantwortungsbewusster Fahrer bricht die Fahrt in diesem Fall vorher ab.

Antrieb

 
Mercedes-Benz Lo 2000 von 1932 mit Dieselmotor
 
Kaelble Zugmaschine von 1953 aus Backnang

Angetrieben werden heute die LKW in Europa meist mit Dieselmotoren, während in den USA auch Benzinmotoren sehr verbreitet sind. Die Bremsen sind mit Druckluft betätigt. Seit den 1980er Jahren müssen Fahrzeuge ABS haben. Je nach Größe haben die LKW zwei, drei oder vier Achsen, wobei die hinteren eins oder zwei angetrieben werden und die eins oder zwei vorne lenkbar sind. Eine der Hinterachsen kann auch eine Liftachse sein. Die Federung erfolgt oft über Luftfedern, die auch eine Niveauregulierung erlauben.

Aufbauarten

  • Pritschenaufbau ohne Plane: Auf diesem Aufbau können feuchtigkeitsunempfindliche Güter transportiert werden.
  • Pritschenaufbau mit Plane: Zum Schutz vor Witterungseinflüssen werden die Güter unter einer Plane verladen.
  • Kofferaufbau: Der Aufbau ist vollständig mit festen Wänden umschlossen.
  • Kühlaufbau: Der Kastenaufbau ist zusätzlich mit einem Kühlaggregat und einer Isolierung ausgestattet.
  • Muldenaufbau oder Kipperaufbau dient vorwiegend zum Transport von Schüttgütern
  • Tankaufbau zum Transport von Flüssigkeiten (Tankwagen).
  • Siloaufbau zum Transport von feineren Schüttgütern.
  • WAB-Aufbau (Wechselaufbau) für Container.
 
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Ausstattung

Die LKW werden auch für den Nahverkehr oder den Fernverkehr sehr unterschiedlich gebaut. Während LKW für den Nahverkehr oft mit Allradantrieb, Kipper (beispielsweise bei Baustellenfahrzeugen) oder Ladebordwand ausgestattet werden, werden Fernverkehrsfahrzeuge mehr mit automatisierten Schaltgetrieben und einer Schlafkabine (da der Fahrer meist auch seine Ruhezeiten im Fahrzeug verbringt), Standheizung und Klimaanlage ausgestattet.

Da die Aufbauvarianten so vielfältig sind, wird der Aufbau meist nicht vom LKW-Hersteller, sondern von anderen Firmen durchgeführt. Hier gibt es neben einigen internationalen Herstellern eine Vielzahl von Handwerksbetrieben die spezielle Aufbauten herstellen sowie Wartung und Instandsetzung für die meisten Aufbauformen anbieten.

Autotransporter

Technische Überprüfung

In Österreich ist der LKW so wie alle anderen Kraftfahrzeuge der § 57-a Begutachtung zu unterziehen (allerdings jährlich) und bekommt das Pickerl.

In Deutschland unterliegen alle gewerblich genutzten Fahrzeuge, also auch LKW, der jährlichen Haupt- und Abgasuntersuchung durch den TÜV oder eine andere anerkannte Kfz.-Sachverständigenorganisation (wobei die Abgasuntersuchung auch von einer zugelassenen Werkstatt vorgenommen werden kann).

LKW und Anhänger mit einer zulässigen Gesamtmasse von 10 t oder mehr benötigen außerdem ein Prüfbuch und müssen jährlich zu einer Sicherheits-Prüfung. Diese kann von einer zugelassenen Werkstatt durchgeführt werden.

EG-Kontrollgerät (Tachograf)

Alle LKW ab einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 t müssen nach EU-Recht mit einem so genannten EC-Tachographen, (neu: EG - Kontrollgerät) und mit einem Geschwindigkeitsbegrenzer ausgestattet sein. Diese müssen alle zwei Jahre auf Unversehrtheit (Manipulationssicherheit) und angemessene Genauigkeit überprüft werden. Das Kontrollgerät dient zur Aufzeichnung der Fahrgeschwindigkeit zu einer bestimmten Uhrzeit, der zurückgelegten Wegstrecken sowie der Lenk- und Ruhezeiten der Besatzung. Ab 2005 werden neue LKW statt der Tachografen mit elektronischen Fahrtenschreibern ausgestattet, die wesentlich manipulationssicherer sind. Während bisher die Aufzeichnungen auf einer Papierscheibe erfolgten, wird dann jeder Fahrer / jede Fahrerin eine persönliche Chipkarte benötigen, auf der die notwendigen Aufzeichnungen elektronisch gespeichert werden.

Wichtige Fahrzeughersteller schwerer Lkw

Produzierende Hersteller

Bedeutende, nicht mehr existierende Marken

(Siehe auch Nutzfahrzeughersteller.)

Siehe auch

Literatur

  • Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 2, 1945-1969. 3. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-01197-2
  • Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 3, 1970-1989. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02446-2
  • Bernd Regenberg: Die berühmtesten deutschen Lastwagen von 1896 bis heute. 4. Auflage. Verlag Podszun-Motorbücher, Brilon 1997, ISBN 3-923448-89-9
  • Halwart Schrader: Deutsche Lastwagen-Klassiker. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01802-0