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Unicodeblock Garay

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Der Unicode-Block Garay enthält die Zeichen der Garay-Schrift, eines modernen Alphabets für die Wolofsprache in Westafrika. Diese Schrift wurde 1961 von Assane Faye in Senegal entworfen und zeigt deutliche Anklänge an das arabische Schriftsystem (rechts-nach-links-Schreibrichtung, eigene Kalligraphie).[1][2] Garay dient vor allem der Wolof-Darstellung (mit etwa 12 Mio. Sprechern in Senegal, Gambia und Mauretanien) und unterscheidet Groß- und Kleinbuchstaben sowie zehn Ziffern.[3][1] Der Unicode-Block „Garay“ wurde in Version 16.0 des Standards (Erscheinungsdatum September 2024) eingeführt.[4][5]

Allgemeine Beschreibung

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Der Block Garay liegt im Supplementary Multilingual Plane (Plane 1) und umfasst die 80 Codepunkte von U+10D40 bis U+10D8F.[4][5] Davon sind 69 Positionen aktuell mit Zeichen belegt (Stand Unicode 16.0).[3] Der Blockname „Garay“ entspricht dem ISO-15924-Skriptnamen, der als vierstelliger Code „Gara“ (164) offiziell registriert ist.[6] In den Unicode-Charts wird jedes Groß- und Kleinbuchstabenpaar mit Namen wie „GARAY CAPITAL LETTER …“ bzw. „GARAY SMALL LETTER …“ geführt.[7] Die Garay-Zeichennamen folgen dabei der üblichen Nomenklatur des UCS/Unicode-Standards.

Historischer und linguistischer Hintergrund der Garay-Schrift

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Die Garay-Schrift wurde 1961 von dem senegalesischen Lehrer Assane Faye geschaffen. Ihr Entstehen steht im Kontext der senegalesischen Unabhängigkeitsbewegung: Am Jahrestag der Unabhängigkeit Senegals 1961 entwarf Faye das neue Schriftsystem, inspiriert von arabischen Schriften und einer Vision, die er am Strand von Yen hatte.[8] Der Name „Garay“ bezieht sich nach Faye auf eine lokale Höhle („die Weiße des Baumwollblütenhofs“). In Form und Nutzungsabsicht ist Garay an das arabische Alphabet angelehnt: Die Schrift läuft von rechts nach links und enthält ein eigenes „Vokalfänger“-Zeichen ähnlich dem arabischen Alif.[9]

Als Alphabet (nicht bloß als Abjad) kodiert Garay einzelne Laute durch getrennte Buchstaben. Das Grundrepertoire umfasst 25 Konsonanten (einschließlich eines Vokalträgers) sowie mehrere diakritische Vokalzeichen, ein Längen- und ein Nullvokalzeichen, ein Geminationszeichen und zehn Ziffern.[10] Anders als im Arabischen werden die Buchstaben nicht verbunden, und Garay unterscheidet Groß- und Kleinbuchstaben: Majuskeln tragen je nach Buchstabe einen zusätzlichen Zierstrich („swash“), üblicherweise am Anfang eines Satzes oder bei Eigennamen.[1] In der Praxis wurde die Schrift von vergleichsweise wenigen Anwendern gelernt – Schätzungen gehen von nur rund 200 aktiven Nutzern aus, vor allem in Frauen- und Erwachsenenkreisen für Wolof- und Mandinka-Unterricht[11]. Bis heute existieren diverse handschriftliche Garay-Texte (Lehrbücher, Erzählungen, auch ein Koran mit wolofsprachiger Interlinear-Übersetzung), doch bleibt das lateinische Alphabet (und in geringerem Umfang ein arabisch-basiertes Wolof-Ajami) im Alltag dominierend. Linguistisch ist Wolof eine atlantische Niger-Kongo-Sprache, und die Garay-Schrift bildet deren Phoneme weitgehend direkt ab. Sie enthält (nach einem früheren Vorschlag von Pandey und Everson) vier bis fünf Basisvokalzeichen zur Darstellung aller Vokale.[8]

Aufnahme in den Unicode-Standard

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Nach mehrjähriger Vorbereitung wurde Garay offiziell in Unicode 16.0 (2024) kodiert.[5][12] In diesem Release wurde Garay als eigenständiger Block aufgenommen – dies wird im Summary-Report von Unicode 16.0 explizit erwähnt (“Garay is a modern-use script from West Africa.”).[13] Die Codepunkte U+10D40 bis U+10D8F sind nun für Garay reserviert[14]. In den offiziellen Unicode-Quellen findet man zu Garay das Codechart-PDF von Version 16.0. Auch ISO/IEC 10646 (der internationale Standard zur Unicode-Kodierung) übernimmt diese Zuordnung eins zu eins. Im ISO-15924-Skriptverzeichnis ist Garay unter dem Code „Gara“ (164) und der Versionsnummer 16.0 aufgeführt.[6]

Die Details der Kodierung wurden in mehreren Unicode/ISO WG2-Dokumenten ausgearbeitet. Frühere Vorschläge (z.B. von Anshuman Pandey 2011 und Michael Everson 2012) schlugen die Einbindung von Garay ins UCS vor.[15]Die letztgültige Form mit allen Groß- und Kleinbuchstaben sowie Zusatzzeichen erschien schließlich auf Beschluss des Unicode Technical Committee. Das final veröffentlichte Zeichennamenverzeichnis listet alle zugewiesenen Garay-Zeichen unter der Script-Klasse „Garay“ auf.[16]

Anwendung und Relevanz in der digitalen Schriftkultur

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Die Einbindung von Garay in Unicode stellt einen wichtigen Schritt zur digitalen Unterstützung dieser afrikanischen Schriftsprache dar. Dank der normierten Kodierung können elektronische Geräte, Betriebssysteme und Fonts Garay-Zeichen künftig korrekt darstellen und verarbeiten. Experimentelle Implementierungen gibt es bereits: Beispielsweise wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (UDHR) in Garay übersetzt und als Unicode-Text bereitgestellt. Es existieren erste Prototyp-Fonts für Garay – deren Qualität („frühe Prototypen“) ist noch begrenzt, etwa bei der korrekten Platzierung diakritischer Punkte[9]. Mit der offiziellen Unicode-Registrierung ist jedoch die Voraussetzung geschaffen, dass zukünftig zuverlässige Garay-Schriften, Eingabemethoden und Web-Inhalte realisiert werden können.

In der digitalen Schriftkultur eröffnet dies insbesondere einer vormals marginalen Schrift Zugang zu globaler Unicode-Kompatibilität und Konversionstools. Die Kodierung von Garay fördert die Archivierung und Publikation wolofsprachiger Texte in ihrer Ursprungsorthographie. Insgesamt trägt die Unicode-Aufnahme von Garay zur Bewahrung und Anerkennung indigener afrikanischer Schriftsysteme bei und ermöglicht ihren Einsatz in E-Learning und Software für senegalesische Sprachen.

Einzelnachweise

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  1. a b c https://www.unicode.org/L2/L2012/12139-n4261-garay.pdf
  2. Unicode 16.0.0. Abgerufen am 12. Mai 2025.
  3. a b Garay - Blocks - Unicode Visualizer. Archiviert vom Original am 6. April 2025; abgerufen am 12. Mai 2025 (englisch).
  4. a b Unicode 16.0.0. Abgerufen am 12. Mai 2025.
  5. a b c Unicode 16.0.0. Abgerufen am 12. Mai 2025.
  6. a b ISO 15924 Alphabetical Code List. Abgerufen am 12. Mai 2025.
  7. https://www.unicode.org/charts/PDF/U10D40.pdf
  8. a b Atlas of Endangered Alphabets: Indigenous and minority writing systems, and the people who are trying to save them. 26. November 2018, abgerufen am 12. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
  9. a b Wolof orthography notes. Abgerufen am 12. Mai 2025.
  10. https://www.unicode.org/L2/L2012/12139-n4261-garay.pdf
  11. Wolof orthography notes. Abgerufen am 12. Mai 2025.
  12. Unicode 16.0.0. Abgerufen am 12. Mai 2025.
  13. Unicode 16.0.0. Abgerufen am 12. Mai 2025.
  14. https://www.unicode.org/charts/PDF/U10D40.pdf
  15. https://www.unicode.org/L2/L2012/12139-n4261-garay.pdf
  16. https://www.unicode.org/charts/PDF/U10D40.pdf