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Diskussion:Merit-Order

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Letzter Kommentar: vor 1 Jahr von Gunnar.Kaestle in Abschnitt Politisch Verantwortliche für das Elend

Wirkung auf den Stromkunden

Die Behauptung, das EEG könne via Merit-Order den Stromkunden entlasten, ist nicht belegt und schon rein logisch nicht haltbar, denn sie beinhaltet zwei Denkfehler. Erstens: Gerade WEGEN des EEG können inländische Kunden NICHT vom Merit-Order-Effekt profitieren. Das EEG schreibt feste Vergütungssätze vor und diese sind indirekt von den Stromkunden zu tragen. Billiger als diese Vergütungssätze kann der EEG-Strom für sie nicht sein, selbst wenn der Börsenpreis nahe Null oder im äußersten Fall negativ ist. Die Netzbetreiber werden gezwungen, weit mehr zu zahlen als der Marktpreis und machen so Verlust. Das wird durch Merit-Order noch verschärft, weil die Differenz zwischen Marktpreis und Einspeisevergütung dadurch steigt. -- FfD 19:21, 19. Nov. 2010 (CET)Beantworten

Formeln können dem gesunden Menschenverstand schon mal zuwiederlaufen. Die EEG-Anbieter kriegen egal wie die Merit-Order aussieht immer dasselbe, da hast du recht, nämlich ihre fixe EEG-Vergütung. Somit kosten sie den Verbraucher am Ende auch immer dasselbe. Die Ersparnis kommt aus der konventionellen Erzeugung. Die bekommt weniger und der Verbraucher muss somit dafür weniger bezahlen:
In der Merit-Order stehen die Erneuerbaren am Anfang, denn sie haben Grenzkosten Null. Somit kommen sie immer zum Zug. Danach kommen der Reihe nach die Konventionellen. Wenn es mehr Erneuerbare gibt, kommen die teureren Konventionellen nicht mehr zum Zug, das Grenzkraftwerk ist billiger und somit kriegen alle, die zum Zug kommen, weniger Geld. Was den Erneuerbaren jetzt zu ihrer garantierten Vergütung fehlt, wird auf anderen Kanälen ausgezahlt und kommt doch ebenso sicher beim Verbraucher an. Die Konventionellen bekommen jedoch wirklich weniger. Dies ist der Gewinn des Verbrauchers. Der Gewinn des Verbrauchers ist dabei schnell der Verlust des Kraftwerksbetreibers, denn Grenzkosten sind keine Vollkosten und der Deckungsbeitrag für die Fixkosten sinkt auch für die Kraftwerke, die noch zum Zug kommen.
Um zu Vergleichen, ob der EEG-Zubau (nur aus Sicht des Verbrauchers und aus der Sicht, dass der konventionelle Kraftwerkspark schon steht und seine Verluste wohl oder übel tragen muss) vorteilhaft ist, füge ein EEG-Kraftwerk hinzu. Dann steigen die Gesamtkosten um die Kosten des EEG-Kraftwerks nach EEG-Vergütung. Gleichzeitig sinken die Gesamtkosten um die (Grenz-)kosten des bisherigen Grenzkraftwerks (das ist natürlich weniger, schon weil es nur Grenzkosten sind) und zusätzlich um den Betrag, den alle Kraftwerke, die jetzt noch zum Zuschlag kommen, weniger bekommen, weil das Grenzkraftwerk billiger geworden ist.--Arianndi (Diskussion) 17:52, 25. Aug. 2021 (CEST)Beantworten
Sachlich eben nicht richtig. Da a) es nicht nur die EEG—Umlage gibt und b) es Kapazitätsengpässe gibt. Wunderbar momentan zu sehen. #GruenerMist --2003:C2:C71C:4600:6181:B6E7:7CBD:2F0D 22:59, 31. Aug. 2022 (CEST)Beantworten
Die EEG-Umlage ist irrelevant. Das EEG ist eine Finanzierungsinstrument für EE-Anlagen, was außerhalb des Marktes funktioniert. Durch denn EE-Zubau gibt es eine Restlastreduktion, die exogen auf den Markt wirkt und die Preise senkt. Ende Dezember 2022 war ein Grund für den Preisrückgang, dass der Gaspreis etwa auf die Hälfte zurückgegangen ist [1], die Verbraucherlast nach Weihnachten von 70 GW auf knapp 60 GW schrumpfte aber eben auch, dass die EE-Einspeisungen zunahmen. [2] Die Braunkohlekraftwerke gingen von gut 15 GW auf unter 5 GW runter. Die Grenzkosten dieser Kraftwerke liegen bei aktuellen CO2-Preisen etwa bei 100 €/kWh und die realisierten Preise zeigen, dass nun nicht mehr diese Grenzkosten Ende Dezember relevant waren, sondern die Opportunitätskosten, so ein Grundlastkraftwerk komplett runterzufahren [3]. Dank dem Wind hatten wir also sehr günstige Verbraucherpreise in diesen Tagen, was für die Kraftwerksbetreiber aber unschön war, weil sie Geld drauflegten.
Auch die Kapazitätsengpässen im Übertragungsnetz (-> Redispatch) sind kein Grund, am Merit-Order-Effekt zu zweifeln, weil dann nur ein Teil der nicht disponiblen Leistung aus Wind & Solar minimierend auf die Restlast wirkt. --Gunnar (Diskussion) 20:56, 25. Mär. 2023 (CET)Beantworten

Das ist ja auch in der als Quelle angegebene Studie Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland bei Berücksichtigung der Entwicklung in Europa und global nachgewiesen. Der deutsche Verbraucher wird auf keinen Fall entlastet, er zahlt eher noch zusätzlich drauf. Profitieren können nur diejenigen, die nicht fürs EEG bezahlen, aber einen zeitweise niedrigen Börsenpreis vielleicht nutzen können – also fast nur Ausländer.

Zweitens: ein niedriger Preis ist nur dann vorteilhaft, wenn man Nachfrager ist. Es wird stillschweigend und vielleicht unbewusst unterstellt, Stromversorger träten nur auf der Nachfrageseite auf. Es kommt aber nur dann ein Geschäft zu Stande, wenn es auch einen Anbieter gibt. Und natürlich machen diese Verlust, wenn überflüssigen Strom verkaufen müssen, den sie zwangsweise zu einem viel höheren Preis einkaufen mussten. -- FfD 19:21, 19. Nov. 2010 (CET)Beantworten

"Eine Nettoentlastung für den Verbraucher kann entstehen, selbst wenn die Vergütung durch das EEG über dem Preisniveau p1 liegt, wenn die durch den Merit-Order-Effekt verursachte Ausgabenreduktion für konventionellen Strom (p1-p2)*N2 insgesamt größer ist als die Ausgaben für den Strom aus erneuerbaren Energien (N1-N2)*(pEEG-p1)."
Lies doch bitte mal das Wort "kann" mit. Wenn also die Vergütung für EEG-Strom nur unwesentlich (d.h. damit ist wohl nicht PV gemeint, sondern Windstrom zwischen 9-5 ct/kWh) über dem Marktpreis liegt z.B. 60 Euro/MWh am Tag und dann die Steigung der Merit Order Kurve hoch ist, dann beträgt aufgrund dieser hohen Steigung (p1-p2)/(N1-N2) durchaus die Chance, dass der Aufpreis für den Windstrom, den der Endverbraucher zu zahlen hat, kleiner ist als die Ausgabenreduktion für die Restlastmenge. Das hat nicht mit einem Denkfehler zu tun, sondern mit Kurvendiskussion. Im Winter bei wenig PV-Stom, hoher Tageslast (=steile Merit-Order) und ein wenig Wind wird die Eventualität des Könnens zum Sein.
Zweitens senkt der Merit-Order-Effekt wie richtig dargestellt den Marktpreis für Strom an der Börse, die Erlöse am Spotmarkt für EEG-Strom gehen dadurch auch zurück und die EEG-Umlage steigt wegen wachsender Differenzkosten. Soweit so gut. Das stört aber nicht weiter. Angenommen es sind 60 GW Last da, 30 GW EEG-Einspeisung (Annahme fürs Rechenbeispiel mit 100 €/MWh Vergütung), die den Preis sogar in negative Regionen treiben. Der Referenzpreis an der Börse läge bei a) 50 €/MWh, mit EEG-Strom bei b) 0 €/MWh und bei c) bei -100 €/MWh.
Ohne Merit Order Effekt wären die Differenzkosten bei a) 30 GW*(100-50)€/MWh=150.000 €/h und der Verbraucher bezahlt für den Strom am Markt 60 GW * 50 €/MWh=300.000€/h, insgesamt also 0,45 Mio Euro pro Stunde. Mit Merit-Order-Effekt sieht es nun deutlich günstiger für den Verbraucher aus. b) Differenzkosten gehen hoch: 30 GW*(100-0)€/MWh=300.000 €/h, aber die Kosten für den Stromeinkauf 60 GW * 0 €/MWh= 0 €/h gehen zurück, in Summe bleibt 0,3 Mio Euro pro Stunde. c) Verbessert sich die Summenbilanz für den Verbraucher noch weiter: Differenzkosten 30 GW*(100-(-100)) €/MWh=600.000 €/h plus Stromeinkauf 60 GW * -100 €/MWh = -600.000 €/h ergibt 0 Euro für den Strom incl EEG in dieser herausgepickten Stunde.
Von negativen Preisen profitieren natürlich zu ersteinmal die Stromhändler und direkt am Börsenmarkt agierenden Großeinkäufer. Indirekt wird dies aber auch an Kleinverbraucher weitergegeben, weil der Index (Phelix) ebenfalls runter geht. An dieses sind viele längerfristige Geschäfte gekoppelt. Das ausländische Stromhändler vom Merit-Order-Effekt auch profitieren, ist hinlänglich bekannt. Die Stromexporte Deutschlands - seit einigen Jahren rund 20 TWh/a im Saldo - beruhen darauf, dass man jenseits der Grenzen gerne billigen Strom kauft. --Gunnar 21:33, 27. Nov. 2010 (CET)Beantworten
Hier findet man eine Tabelle mit Beispielzahlen zum Merit-Order-Effekt: Merit-Order und das Märchen vom teueren EEG Strom. Sie zeigt den Fall, wie bei moderater EEG-Einspeisung und steiler MO-Kurve eine Netto-Entlastung für den Endverbraucher erfolgen kann. Die Downloads sind nur für angemeldete User einsehbar, also muss man sich ggf. einloggen. --Gunnar 01:58, 8. Jan. 2011 (CET)Beantworten
Nette Märchensammlung die du hier aufzählst. Deine Märchenblase zerspringt gerade. (Diskussionsbeitrag gekürzt, Wortwahl unangemessen) --2003:C2:C71C:4600:6181:B6E7:7CBD:2F0D 23:01, 31. Aug. 2022 (CEST)Beantworten
Man kann das Prinzip Merit-Order kritisch hinterfragen. Ich deute dies aber als Aufruf zur Lynchjustiz. Das ist hier erstens sachfremd und zweitens grundsätzlich nicht tolerierbar. --Trauerklos (Diskussion) 08:50, 13. Sep. 2022 (CEST)Beantworten
"Lynchjustiz" an wem? An einem abstrakten Prinzip? Oder willst du dich gegen Kritik an den politisch Verantwortlichen verwahren? --178.7.89.250 12:57, 13. Dez. 2022 (CET)Beantworten

Kartell

Diese Art der 'Preisbildung' zeigt einige Gemeinsamkeiten mit einem Kartell. Auch dort bestimmt der teuerste Markteilnehmer den Preis, hier geschieht das ganz offen durch den insgesamt anfallenden Strombedarf. Alle die günstiger Strom erzeugen und anbieten können, können leicht ihren Preis erhöhen und so reich werden. Da der Bedarf insgesamt eher steigt als fällt gibt es auch kaum Konkurrenz unter den Stromerzeugern. Es fehlen dadurch Anreize neue Technologien zur Stromerzeugung zu nutzen und einzuführen. Am schönsten sieht man das daran, dass privaten Personen der Einstieg in dieses Feld erschwert wird (Abnahmepreise bei PV sind ein Witz, bei Leistungsbegrenzungen für Private ist man um keine abenteuerliche Ausrede verlegen). Interessanterweise findet man das Wort 'Kartell' in keinem der Artikel zum Strompreis oder Merit Order. 178.115.66.194 08:04, 6. Aug. 2022 (CEST)Beantworten

Wenn du wissenschaftliche Quellen hast, die einen Zusammenhang zu Kartellen aufzeigen, darfst du das gerne einfügen. Ohne solche ist deine These aber lediglich eine Privattheorie und das Wort taucht zu Recht nicht auf. -- H005 (Diskussion) 16:53, 6. Aug. 2022 (CEST)Beantworten
Es liegt einfach daran, dass es sich nicht um ein Kartell handelt. Bei Auktionen sowohl in der Day-Ahead-Aktion wie auch in der Intraday-Eröffnungsauktion gibt es einen Einheitspreis für ein einheitliches Gut, den Market Clearing Price. Dieser Preis räumt den maximalen Umfang an stehenden limitiertenden Verkaufs- und Kaufgeboten. Diese klassischen Auktionsformate gibt es auch beim Börsenhandel mit Wertpapieren, vgl. mit XETRA.
Durch das Auktionsformat mit einheitlichen Market-Clearing-Price ermöglicht die Börse auch, dass ein zentrale Gegenpartei als Handelspartner eingeführt wird. Das senkt das Risiko, dass z.B. ein Handelspartner z.B. wegen Bankrott ausfällt. Die Börse bzw. das Clearing-House ist somit der Kontrahent, mit der man einen Verkauf bzw. Kauf abschließt. Im Gegensatz zum äußerbörslichen OTC-Handel zwischen zwei dedizierten Partnern (einer kauft, einer verkauft) sind bei einer börslichen Handelsgeschäfte keine individuellen Preise sichtbar. Weiterhin gibt es auch noch den kontinuierlichen Handel, der im Vergleich zur DA- oder ID-Auktion aber von geringerer Liquidität ist. Hierzu wird ein Orderbuch geführt, in dem die offenen Verkaufs- und Kaufanträge incl. Limit gelistet werden. Der Abstand der beiden Gruppen wird als Geld-Brief-Spanne bezeichnet. Wenn nun ein neuer Auftrag reinkommt, dann kann man ihn entweder mit einem bestehenden Auftrag matchen, oder er wird zum Orderbuch ergänzt. Auch hier hat man sowas wie einen (einheitlichen) Börsenkurs, der zwar mit der Zeit schwankt, aber es gibt keinen "Rabatt" durch Produzenten mit günstigen variablen Kosten.
Als nächstes muss man sich klar werden, dass es "fair" ist, wenn Erzeugungsanlagen mit niedrigem variablen Kosten einen hohen Deckungsbetrag erzielen, wenn der Marktpreis hoch ist. Solche Produzenten haben hohe Fixkosten (CAPEX und laufenden Fixkosten) [4] und diese Fixkosten müssen verdient werden. Es liegt in der Natur der Marktwirtschaft, dass ein attraktives Preissignal dazu anreizt, die Kapazitäten von Anlagen auszubauen, die aktuell hohe Deckungsbeiträge erwirtschaften. Es liegt weiterhin in der Natur der Energiewirtschaft, dass die langen Nutzungszeiten von Kraftwerken und Netzen sowie die langen Zeiten von Investitionsentscheidung bis zur Inbetriebnahme, dass sich eine gewisse Totzeit zeigt, bis die Marktpreissignale Wirkung zeigen. Meine Schätzung ist die, dass momentan PV-Anlagen und Batteriespeicher am schnellsten installiert werden können und daher hier am ehesten die Marktkräfte walten. Windkraftanlagen sind fürs Winterhalbjahr wichtig und sind mit knapp 6 ct/kWh auch um ein vielfaches günstiger als aktuelle Marktpreise. [5][6][7] --Gunnar (Diskussion) 19:16, 6. Aug. 2022 (CEST)Beantworten
Es scheint sich sogar um ein politisch gewünschtes Kartell zu handeln. Daher ist es wichtig, die verantwortlichen Personen und politischen Parteien, die ein Kartell zulasten der Verbraucher und der Volkswirtschaft angestrebt haben, zu benennen. Der Artikel versagt bisher an dieser Stelle tatsächlich und rutscht teilweise sogar in rein akademische Betrachtungen ab, welche die negativen Folgen der Merit-Order-Regelungen in der Wirklichkeit verdecken. --178.7.89.250 13:02, 13. Dez. 2022 (CET)Beantworten
Na, dann benenn die doch mal. Du hast ja sicher auch belegbare Quellen für deine Kartell-Behauptungen sowie "die negativen Folgen der Merit-Order-Regelungen in der Wirklichkeit". (Übrigens: Wer hier von "Regelungen" spricht, beweist bereits, dass er die Merit-Order nicht verstanden hat und den Artikel besser noch einmal liest.) -- H005 (Diskussion) 17:54, 13. Dez. 2022 (CET)Beantworten
Sie glauben wohl auch an den Weihnachtsmann, wenn sie denken dass es bei den Stromerzeugern keine Absprachen gibt. Es gibt viel zu wenig Konkurrenz am Strommarkt!88.117.169.122 10:27, 31. Jan. 2023 (CET)Beantworten

Fokus des Artikels

Ich möchte noch mal daran erinnern, dass der Artikel "Merit-Order" heisst und der Artikel anfangs vor allem dazu genutzt wurde, den Merit-Order-Effekt zu erläutern. Das war von 15 Jahren ein erstmal ungewöhnlicher Effekt, dass selbst "teure" elektrische Energie aus regenerativen Quellen (in bestimmten Stunden) den Strompreis senken kann bzw. die EEG-Umlage zum Teil kompensieren konnte, was den Verbraucher entlastet hat. Der Artikel über die Merit-Order ist nicht dazu da, ein Lehrbuch über Elektriziätswirtschaft incl. Stromhandel, die verschiedenen Börsen und sonstige Handelsplätze und diverse Koppeleffekte zu Gas- und Wärmemarkt zu ersetzen. Das Schlagwort Merit-Order geistert seit einigen Monaten durch die Medien, aber sie ist nicht für die aktuelle Energiepreiskrise verantwortlich zu machen, genauso wenig wie das Strommarktdesign. --Gunnar (Diskussion) 23:09, 15. Nov. 2022 (CET)Beantworten

Der Ngram-Viewer zeigt, dass die deutsche Schreibweise mit Bindestreich "Merit-Order" erst ab der zweiten Hälfte der Nuller-Jahre Verbreitung fand. Gemäß meiner Erinnerung war das Initialereignis die Veröffentlichung von Neubarth et al. im Jahre 2006 aus dem Hause Eon Netz, in dem darauf hingewiesen wurde, dass man im Rahmen der Veredelung zur Bandlast die Windüberschüsse zu einem niedrigerem Preis verkaufen muss, wohingegen das Nachkaufen zu einem höherem Preis erfolgt. Erträge aus Windparks senken somit den Marktpreis. Das wurde dann von verschiedenen energiewirtschaftlichen Instituten aufgegriffen und mit diversen Modellannahmen quantifiziert. Das EWI erschien mir dabei immer etwas skeptisch, sie betonten, dass das nur ein temporärer Effekt sei. Womit die EWI-Autoren recht haben, aber temporär bewegt sich in der Zeitspanne von 20-40 Jahren, bis sich also der disponible Kraftwerkspark dem Idealzustand durch Rück- und Neubauten angepasst hat. Der Idealzustand des Kraftwerksparks ergibt aus der Wahrscheinlichkeitsverteilung der Restlast - inclusive negativer Restlast für die Speicherladung und Versorgung anderer Sektoren - und solange das Energiesystem im Rahmen der Energiewende im Umbau ist, wird sich ein Merit-Order-Effekt einstellen. Bei einer zurückgehenden Restlast ergibt sich eine Umverteilung vom Erzeuger zum Verbraucher (der Preis ist günstiger, als er eigentlich sein müsste) und auch im Falle der plötzlichen Brennstoffkostenzunahme hat man den umgekehrten Merit-Order-Effekt vom Verbraucher zum Erzeuger (der Preis ist durch den vergleichsweise hohen Gasanteil höher, als er sein müsste). --Gunnar (Diskussion) 21:32, 20. Nov. 2022 (CET)Beantworten
Mir ist aufgefallen, dass einige der hier Verwirrung stiftenden volkswirtschaftlichen Effekte vielleicht durch den Artikel Preisnehmer geklärt werden könnten, den man vielleicht im Text auch an passender Stelle verlinken könnte. --Arianndi (Diskussion) 13:34, 16. Nov. 2022 (CET)Beantworten
Hallo Gunnar, ja - aber Grundlagen sollten wiederholt werden, ohne dass man sich lange durch andere Artikel wühlen muss: WP:OMA! Für eine grundlegende Umstrukturierung der Artikel im Umkreis von Merit-Order fehlt mir absolut die Zeit. Es wäre aber toll, wenn ihr damit anfangt. Dann steuere ich sicher auch mal eine Idee und einen Beleg bei. Gruß --Jwollbold (Diskussion) 14:05, 16. Nov. 2022 (CET)Beantworten
Zitat Bundeskartellamt:
Bei funktionierendem Wettbewerb agieren alle Marktteilnehmer als Preisnehmer. Der Marktpreis wird als gegeben akzeptiert und die Marktteilnehmer passen lediglich die von ihnen abgenommene oder angebotene Menge an den Marktpreis an. Durch ein solches Verhalten wird das gesamtwirtschaftliche Wohlfahrtsoptimum erreicht. Ein gewinnmaximierender Anbieter wird unter diesen Bedingungen stets die Angebotsmenge seines Produkts so lange ausweiten, bis die Grenzerlöse den Grenzkosten entsprechen. In einem vollkommenen Markt wäre es für jeden Anbieter rational, seine Erzeugungskapazitäten zu den jeweiligen Grenzkosten anzubieten. Liegt der Marktpreis über den Grenzkosten seines teuersten Kraftwerks, wird ein Anbieter seine vorhandenen Kapazitäten in vollem Umfang im Markt anbieten. Bezogen auf den Gesamtmarkt müsste der sich einstellende Strompreis im Ergebnis dann den Grenzkosten des teuersten zur Lastdeckung notwendigen Kraftwerks im Markt (des Grenzkraftwerks) entsprechen.
https://www.bundeskartellamt.de/SharedDocs/Publikation/DE/Sektoruntersuchungen/Sektoruntersuchung%20Stromerzeugung%20Stromgrosshandel%20-%20Abschlussbericht.pdf?__blob=publicationFile&v=3 --Arianndi (Diskussion) 14:13, 16. Nov. 2022 (CET)Beantworten
Und vielleicht würde es einige Diskussionen hier beenden, wenn man unter der Überschrift „Grundlagen des Modells“ einen einleitenden Satz und dann einfach das Zitat im Ganzen bringen würde. Mehr Autorität als das Bundeskartellamt kann schließlich niemand haben. --Arianndi (Diskussion) 08:36, 17. Nov. 2022 (CET)Beantworten
Der Auszug aus dem Bericht des Kartellamts ist zwar (nach wie vor) richtig und beschreibt im Kern das, was jeder, der sich mit Strommärkten und anderen Commodity-Märkten befasst, sowieso schon weiss: "In einem vollkommenen Markt wäre es für jeden Anbieter rational, seine Erzeugungskapazitäten zu den jeweiligen Grenzkosten anzubieten." (aus der Logik heraus, den Deckungsbeitrag zu maximieren). Aber ich muss mich fragen, was hat das mit der Merit-Order zu tun? Schreib es doch an passender Stelle in den Artikel zur EPEX Spot oder in den Stromhandelsartikel. --Gunnar (Diskussion) 13:17, 17. Nov. 2022 (CET)Beantworten
Das Kartellamt hält es ja auch für nötig, das zu schreiben. Ich bin auch nicht dafür, das an dieser Stelle auszutragen, fände es aber sinnvoll, auf einen Artikel, wo der grundsätzliche volkswirtschaftliche Zusammenhang erklärt wird zu verlinken - z.B. Preisnehmer.
In die Artikel EPEX Spot und Stromhandel gehört das noch weniger, dort sollte stehen, wie der Handel funktioniert, welche Produkte es dort gibt und wie die Preisentwicklung aussieht. Bei EPEX Spot könnte man den Börsen-Algorithmus erklären. Wie die Leute nach volkswirtschaftlichen Grundsätzen ihre Gebote setzen sollten, gehört dort aber noch weniger hin, zumal im Handel auch davon auszugehen ist, dass ein nennenswerteter Teil des Geschäftes spekulativ ist. --Arianndi (Diskussion) 22:24, 17. Nov. 2022 (CET)Beantworten
In jüngeren Jahren musste ich mich einmal ausführlich mit dem sehr guten Volkswirtschaftsbuch: James D. Gwartney: Private and Public Choice beschäftigen. Dort gibt es ausführliche Kapitel zu Price-Taker und Price-Maker-Markets, wo diese Zusammenhänge sehr allgemein Commody-unabhängig mit Grafiken usw. erklärt werden. In einen solchen volkswirtschaftlichen Artikel gehört das auch. --Arianndi (Diskussion) 22:47, 17. Nov. 2022 (CET)Beantworten
Die Differenzierung zwischen Price-Taker (es gibt noch Anbieter mit Zuschlag, die ein höheres Angebot forderten) und Price-Maker (ich bzw. meine Peer-Group bin selber der Anbieter mit dem preissetzendem Angebot = Deckungsbeitrag gleich Null) ist vor allem wichtig, um zu verstehen, dass bei einem Elektrizitätsmarkt mit steigendem Anteil Erneuerbarer Energien selbst bei aktuell hohem Marktpreis und auch attraktiven PPA-Konditionen, dies langfristig nicht ausreichen wird, sondern dass man ein CAPEX-Refinanzierungsinstrument ala EEG brauchen wird. --Gunnar (Diskussion) 07:55, 18. Nov. 2022 (CET)Beantworten

Grenzen und Berechtigung des Modells

Mir ist noch nicht ganz klar, welchen Mehrwehrt die länglichen Ausführungen zum Thema "des Modells" habens, wenn es um das Lemma "Merit-Order" geht. Ich wiederhole mich gerne: die Merit-Order ist eine aufsteigende Sortierung von Erzeugungsanlagen gemäß variablen kosten. Die ganze Detaildiskussionen lenken den Leser nur ab von diesem einfachen Zusammenhang, was die Merit-Order ist, und mögen wertvoll sein ein einer Analyse zum Thema Preisfindungsprozessen bzw. Schätzwerten (vgl. mit der einer Yearly-Price-Forward-Curve) aber das sind Aspekte die nur wenig mit dem Lemma-Kern zu tun haben, sondern aus einem Potporri von anderen Zusammenhägen zusammengetragen werden. Hier sind sie fehl am Platze, genauso wie in einem Artikel zum Thema "Baum" nicht unbedingt die Entwicklungder Halbaffen beschrieben werden sollte, die sich gerne von Baum zu Baum schwingen. --Gunnar (Diskussion) 20:48, 9. Dez. 2022 (CET)Beantworten

Der Abschnitt klärt, dass es um ein Preismodell und nicht um die tatsächlichen Vorgänge an den Handelsmärkten geht. Damit fangen im Übrigen auch die offiziellen Äußerungen zum Thema regelmäßig an, z.B. diese Studie der Regierung:
https://www.bundestag.de/resource/blob/918822/abb4747668630cbe6d457512d42265c4/WD-5-121-22-pdf-data.pdf
Dass die Merit-Order eine aufsteigende Sortierung von Erzeugungsanlagen ist, interessiert für sich genommen nicht. Die Frage ist, warum man eine solche Sortierung vornehmen sollte. Der ganze Artikel - auch die längliche historische Ausführung zu ehemaligen Preiseffekten Erneuerbarer Energien - handelt davon, dass diese Sortierung die Preise bestimmt.
Letzteres ist erklärungsbedürftig. Es muss erklärt werden, dass man so tun kann, als ob die ganze Nachfragemenge Stunde für Stunde für den Folgetag in einer einseitigen Auktion bestmöglich beschafft wird, von Kraftwerken, die im Rahmen desselben Modells ihre gesamte Erzeugung Stunde für Stunde für den Folgetag zu variablen Kosten anbieten. Gerade, wenn Ersparungen für den Endkunden argumentiert werden sollen, ist es nicht apriori klar (oder überhaupt plausibel), dass man die Terminmärkte einfach ausblenden kann.
Sehr viel Verwirrung entsteht sowohl in dem Artikel als auch noch mehr im Internet dadurch, dass irreführenderweise mit bildlich dargestellten, aber fiktiven Merit-Order-Angebotskurven suggeriert wird, dies sei tatsächlich, was an den Märkten passiert. Die sinnlose Diskussion mit Pay-as-Bid kommt nur daher. In einer zweiseitigen Auktion wie der Dayahead Auktion der EEX, wo alle Marktteilnehmer ihre unerwarteten Mengenänderungen glattstellen, kann kein Pay-as-Bid-Verfahren eingeführt werden. Es ist offensichtlich unmöglich, Käufer und Verkäufer in einer zweiseitigen Auktion übereinzubringen und dabei jedem den gebotenen Preis zu zahlen.
Insgesamt geht es bei der gesamten Aufmerksamkeit, die dem Schlagwort Merit-Order derzeit gewidmet wird, nur um mögliche Markteingriffe (siehe obige Studie), mit denen Preise gesenkt werden sollen. Somit ist der Zusammenhang zwischen Marktdesign, Organisation der Handelsmärkte und Merit-Order der Kern des Themas. --Arianndi (Diskussion) 19:26, 10. Dez. 2022 (CET)Beantworten

Völlig zu Recht steht schon in der Einleitung "preisunabhängig gedachten Nachfrage" - Das ist ja das zugrundeliegende Grundproblem. Dazu 1. Für die große Masse der Verbraucher erlauben bisherige (auch digitale) Zähler keine (z.B. viertelstündlich) angebotsabhängigen Preise. Die breite Einführung geeigneter Zähler (mit Gateway) ist angedacht, aber sehr aufwendig. Es gibt kaum Erkenntnisse über das mögliche Ausmaß der Wirkung 2. Es gibt, soweit ich weiß, kaum Untersuchungen zu den technischen Potentialen und den dabei resultierenden betriebs- und volkswirtschaftlichen Auswirkungen, wenn industrielle Verbraucher ihre Anlagen abhängig vom aktuellen Stromangebot nur teilweise oder gar nicht betreiben (was dann natürlich zu erhöhten Anlageinvestitionen, aber evt. auch längerer Anlagenlebensdauer führt). Bei den Windmühlen des Mittelalters war totale Energieangebots-Abhängigkeit Grundprinzip. 3. Langfristig: Bekanntermaßen ist Power-to-Gas teuer. Die detaillierte Preisstruktur ist aber kaum bekannt. Ein Langfristszenarium "Strom mit Power-to-Gas nur für die Großmengen-Stromspeicherung" ist m.W. nicht untersucht. 84.160.201.54 18:57, 9. Jul. 2023 (CEST)Beantworten

Politisch Verantwortliche für das Elend

Der Artikel bewegt sich momentan im politischen Vakuum, so als ob Gott persönlich das Merit-Order-Prinzip eingeführt hätte. Hat er aber nicht, es waren Politiker. Diesen Politikern und ihren mehr oder weniger kompeteten Beratern muss die Verantwortung auch zugerechnet und zugeordnet werden. Ohne Politiker, die für das Implementieren destruktiver Spielregeln und das darauf folgende Entgleisen der Preisentwicklung verantwortlich sind, wäre "Merit-Order" einfach nur ein weiteres abstraktes Konstrukt auf akademischer Ebene geblieben. Da es konkrete "Folgeschäden" der Implementierung wie das Entgleisen der Strompreisentwicklung mit allen bekannten Folgen gibt, muss es korrekterweise auch konkrete Verantwortliche geben. Der Artikel floppt bisher an dieser Stelle. --178.7.89.250 12:50, 13. Dez. 2022 (CET)Beantworten

Nein, das Konzept der Merit-Order ist nicht ein beliebiges, politisch ausgewähltes Konzept, sondern resultiert aus ökonomischen Erkenntnissen zur Effektivität von Märkten. An dieser Stelle das sog. Blame-Game anzufangen, wenn man nun den schwarzen Peter zuweisen kann, halte ich für nicht zielführend. Es war nicht das Werkzeug der Merit-Order, sondern es war schlicht die Situation, dass sehr hohe Brennstoffpreise für eine Explosion der Strompreise sorgte. Das war aber nicht spezifisch für Deutschland, sondern war auch in Australien zu beobachten, und begann 2021 als Reaktion auf die Erholung der Weltwirtschaft nach dem COVID-Einbruch 2020. --Gunnar (Diskussion) 14:38, 11. Mär. 2024 (CET)Beantworten