Code-Switching
Der Begriff Code-Switching (auch Codeswitching geschrieben) bezeichnet in der Sprachwissenschaft einen Vorgang, bei dem ein Sprecher innerhalb einer Äußerung oder innerhalb eines Textes bzw. Dialoges von einer Sprache in eine andere wechselt. Es wird auch Sprachwechsel, Kodewechsel oder Kode-Umschaltung[1] genannt. Ein solcher Wechsel kann innerhalb eines Gespräches, eines Satzes oder gar eines einzelnen Satzteils (einer Konstituente) vorkommen. Er kann in analoger Weise auch beim Schreiben auftreten. Der Kodewechsel hängt oft vom jeweiligen Kontext ab. Das Mischen der Sprachen ist ein weit verbreitetes Phänomen in mehrsprachigen Gesellschaften und Gruppen.
Wurde das Phänomen früher als Defizit gesehen, so wird es heute als eine Fähigkeit betrachtet, sich auf unterschiedliche Gesprächsmodi einzustellen[2] und besonders angemessen mit den Erfordernissen der jeweiligen Kommunikationssituation umgehen zu können.
Beispiele:
- Es war Mr Fred Burger, der wohnte da in Gnadenthal and he went out there one day and Mrs Roehr said to him: „Wer sind denn die Männer do her?“[3]
- Sometimes I’ll start a sentence in English y termino en español.[4]
Der Sprecher wechselt im ersten Beispiel zuerst vom Deutschen ins Englische und dann wieder zurück ins Deutsche, allerdings in eine Dialektvarietät, die offenbar der wörtlichen Rede geschuldet ist.
Definition und Abgrenzung
Von Code-Switching spricht man dann, wenn Sprecher, die mehrere Sprachen beherrschen, in einem Diskurs oder Dialog zwischen den verschiedenen Sprachen wechseln.[5] Dabei kann das Phänomen sowohl von Satz zu Satz (intersententiales Code-Switching) als aber auch innerhalb eines Satzes (intrasententiales Code-Switching) auftreten.
Man spricht grundsätzlich dann von Code-Switching, wenn sich die Strukturen von Sprachen oder Sprachvarietäten gar nicht verändern, aber innerhalb von sprachlichen Äußerungen gemischt auftreten. Von Code-Mixing spricht man hingegen, wenn die grammatikalische Struktur der zwei Sprachen gleich ist. Dabei fehlt eine klar abgegrenzte Sprache der Interaktion, auch Matrixsprache genannt. Wenn in einer zweisprachigen Rede also nicht klar ist welche der zwei Sprachen die Matrixsprache ist, wird anstatt des Begriffes Code-Switching häufig Code-Mixing gebraucht.
Weiterhin muss das Code-Switching vom lexikalischen und/oder grammatikalischen Transfer abgegrenzt werden, also z.B. der Entlehnung von Wörtern.
Typisierungen
Literatur
- Chilla, Solveig & Monika Rothweiler & Ezel Babur: Kindliche Mehrsprachigkeit. Grundlagen-Störungen-Diagnostik. Ernst Reinhardt Verlag, München 2010. ISBN 978-3-497-02165-9
- Földes, Csaba: Zur Begrifflichkeit von "Sprachenkontakt" und "Sprachenmischung". In: Lasatowicz, Maria Katarzyna & Jürgen Joachimsthaler (Hrsg.): Assimilation – Abgrenzung – Austausch. Interkulturalität in Sprache und Literatur. Peter Lang Verlag, Frankfurt a.M. 1999 (=Oppelner Beiträge zur Germanistik; 1). S. 33–54.
- Földes, Csaba: Kontaktdeutsch: Zur Theorie eines Varietätentyps unter transkulturellen Bedingungen von Mehrsprachigkeit. Gunter Narr Verlag, Tübingen 2005. ISBN 3-8233-6160-0. (Siehe: Kontaktdeutsch)
- Glück, Helmut (Hrsg): Metzler Lexikon Sprache. Metzler, Stuttgart 2000. ISBN 3-476-01519-X
- Muysken, Pieter: Bilingual Speech: A Typology of Code-Mixing. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 2000. ISBN 0-521-77168-4
- Riehl, Claudia Maria: Sprachkontaktforschung: Eine Einführung. 2. überarbeitete Auflage. Gunter Narr Verlag, Tübingen 2009. ISBN=978-3-8233-6469-6. S. 20–31
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bußmann 1990 und Földes 2005, S. 210 ff.
- ↑ Siehe Literatur: Chilla, Rothweiler und Babur
- ↑ Clyne, Michael (1994): What can we learn from Sprachinseln?: Some observations on ‘Australian German’. In: Berend, N./Mattheier, K. J. (Hrsg.), Sprachinselforschung. Eine Gedenkschrift für Hugo Jedig. Frankfurt et al.: Lang, S. 112.
- ↑ Poplack, Shana (1980): Sometimes I'll start a sentence in Spanish Y TERMINO EN ENSPANOL: Toward a typology of code-switching. Linguistics, 18(7/8), 581–618.
- ↑ Johannes Kabatek; Claus D. Pusch: Spanische Sprachwissenschaft. Narr Francke Attempto, Tübingen 2009, ISBN 978-3-8233-6404-7, S. 186.