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Programmierter Unterricht

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Der Programmierte Unterricht ist eine didaktisch-methodische Möglichkeit des Lehrers, den Unterricht zu gestalten. Man kann ihn unter „Eigenlernen des Schülers“ einordnen. Andere methodische Möglichkeiten des Lehrers sind: Frontalunterricht, das gelenkte Gespräch, Partner- und Gruppenarbeit.

Begriff

Beim individuellen Programmierten Unterricht erarbeitet sich der Schüler ein Thema allein im Rahmen der sogenannten programmierten Unterweisung.

Bis in die 1970er-Jahre wurde Programmierter Unterricht – in Ermangelung von heutigen Möglichkeiten kostengünstiger Informatik – mit Hilfe von aufwändig gestalteten Lehrbüchern umgesetzt, die Lernkontrollen, Verzweigungen, individuelle Vertiefungen sowie Exkurse und sogar kleine Experimente implementierten. Teilweise wurden auch die früher oft üblichen Lernkästen adaptiert.

Die für programmierten Unterricht konzipierten Arbeitsbücher wurden nicht linear durchgearbeitet, sondern in kurzen Schritten, wobei meist nur die jeweils rechte Buchseite zu bearbeiten war. Zur Behandlung des Ergebnisses erfolgten dann unter Umständen Sprünge über viele Seiten. Die so versteckten Lösungen sowie 180-Grad-Drehungen des Buches erschwerten den Selbstbetrug durch die Schüler bzw. Lernenden bei Kontrollaufgaben (siehe Lernstandserhebung). Um nicht zu viel Lernstoff auf einmal zu vermitteln, wurden nach bestimmten Abschnitten auch gezielt Pausen vorgegeben.

Heute setzen typischerweise E-Learning-Programme diese Lehrform um. Weitere Stichworte zu diesem rasch wachsenden Bereich der Lerntechnik bzw. der zugrundeliegenden Lerntheorien sind unter anderem:

Prinzip

Der Programmierte Unterricht geht zurück auf ein informationstheoretisch-kybernetisches Didaktik-Verständnis, das mit Auguste Comte und dem von ihm begründeten Positivismus bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Großen Einfluss hatte der Behaviorismus unter Burrhus Frederic Skinner Mitte des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit kamen verstärkt theoretische Modelle (z. B. TOTE-Modell) auf, in denen Lernen als Regelkreis, der den Gesetzen der Kybernetik folgt, verstanden wird.

Durch das Annähern an das Lernziel in vielen kleinen Schritten kann das Lernen dem einzelnen Schüler individuell besser angepasst werden. Das heißt, es kann auf seine persönliche Lernzeit, seinen Wissensstand, seine Fähigkeiten besser eingegangen werden. Nach Erreichen des ersten Lernziels erfolgt eine Erfolgskontrolle. Erst nach erfolgreichem Abschluss der Überprüfung erfolgt die Bearbeitung des nächsten Lernzieles, was gleichzeitig eine Belohnung darstellt.

Vor- und Nachteile

Der Schüler kann sein Lerntempo wählen – ein großer Vorteil. Begabte Schüler werden so gefördert, die Methode eröffnet aber auch gleichzeitig weniger begabten Schülern, den Stoff in ihrem eigenen Tempo zu erarbeiten. Schüler können dadurch nicht „auf der Strecke bleiben“, denn wird ein Lernziel nicht abgeschlossen, können die Schritte noch einmal wiederholt werden.

Die Nachteile lassen sich folgendermaßen umreißen: Die Motivation des Schülers, das Thema zu bearbeiten, muss wie bei allen didaktischen Methoden gegeben sein. Vollständig programmierte aufbereitete Materialien müssen vorhanden sein. Soziale Kontakte, produktive Diskussionen und unterrichtsbelebende persönliche Beispiele sind bei dieser Methode nicht gegeben. Was teilweise ein Vorteil ist, nämlich die individuelle selbstständige Erarbeitung des Materials, kann auch zu einem Nachteil führen: Der Schüler könnte sich ohne praktische Hinweise und Kontakt zu anderen Schülern eingeengt fühlen. Dies könnte zu Demotivation führen. Die richtige Motivation ist jedoch Grundlage dieser Methode.

Schon in den 1970er-Jahren, als Programmierter Unterricht mehrheitlich noch in Buchform und nicht mit Computerprogrammen realisiert wurde, wurde dieser zum Beispiel durch Herwig Blankertz kritisiert. Heute gestaltet sich diese Kritik in Form der Kontroverse über reines, maschinenbasiertes E-Learning einerseits und Blended Learning andererseits.