Virtual Pascal
Virtual Pascal ist ein Pascal Compiler mit Borland Pascal ähnlicher Entwicklungsumgebung für OS/2 und 32 Bit Windows und Cross-Plattform Support für Linux und 32-Bit DOS Extender.
Dieser Compiler hat eine abenteuerliche Geschichte:
1990 arbeitete Vitaly Miryanov am Institut für Cybernetik der Universität Kiew (Ukraine) an einem 32 Bit Betriebssystem, mit dem die zur damaligen Zeit und dortigen Verhältnisse noch extrem teuren 486er PCs mit mehreren DOS-Boxen im Multitasking-Betrieb über Terminals benutzt werden konnten. Vitalys Aufgabe war die Entwicklung und Pflege eines Debuggers für diese Umgebung, die noch komplett in Assembler geschrieben war.
Die Entwicklung in Assembler war sehr mühsam und fehlerträchtig, wenn sie auch zu schlanken und schnellen Programmen führte. Dies war für ihn der Anlass, Anfang 1993 mit der Arbeit an einen Borland Pascal kompatiblen 32-Bit Pascal Compiler zu beginnen.
In der Zwischenzeit hatte IBM OS/2 herausgebracht und Vitaly entschied sich für diese Plattform als neue Basis für seinen Compiler. Zusätzlich zum reinen Compiler schrieb er auch eine Textmodus-Entwicklungsumgebung und einen Source-Level-Debugger.
Es dauerte bis Januar 1995 um eine Alpha-Version des Systems fertigzustellen. Der Compiler und der Debugger waren komplett in Assembler geschrieben, die Entwicklungsumgebung in Pascal, welches mit dem Compiler selbst übersetzt wurde. Weitere 4 Monate Bugfixing führten schließlich zum Release der Beta 3, welche u.a. über das FidoNet weltweit Verbreitung fand.
Leider hatte sich in der Zwischenzeit die Situation in der Ukraine so sehr verschlechtert, dass Vitaly nach einer Möglichkeit suchen musste, externe Unterstützung für sein Projekt zu finden. Er fand sie in der Person von Allan Mertner, Leiter der Softwareentwicklung von fPrint UK Ltd., einer Firma mit Sitz in London. Innerhalb eines halben Jahres wurden dann schließlich alle bürokratischen Hindernisse überwunden und Familie Miryanov siedelte nach London um, wo Vitaly begann Vollzeit an Virtual Pascal zu arbeiten.
5 Monate später war Version 1.00 fertiggestellt. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings OS/2 schon auf dem absteigenden Ast, so dass sich ein kommerzieller Erfolg des Produkts nicht einstellte. fPrint brachte noch eine Version 1.1 auf den Markt, die jedoch die Kosten der Weiterentwicklung nicht einbrachte. So wurde Virtual Pascal zunächst nur noch fPrint intern verwendet, um einen Teil der eigenen Software für OS/2 zu compilieren. Vitaly begann an anderen Projekten zu arbeiten.
1999 begann ein Team von drei fPrint Mitarbeitern, Allan Mertner, Vitaly Miryanov und der aus Deutschland zu ihnen gestoßene Thomas Müller in ihrer Freizeit an der Weiterentwicklung von Virtual Pascal zu arbeiten. Dies führte schließlich zur Fertigstellung der Version 2.0 im August 1999, welche neben vielen Erweiterungen der Kompatibilität zu Borland Pascal und Delphi auch einen Compiler und eine Entwicklungsumgebung für 32 Bit Windows enthielt.
Im Jahr 2000 wurde fPrint von Peregrine Systems übernommen. Allan Mertner, konnte die Entscheider überzeugen, ihm die Rechte an Virtual Pascal zu überlassen, so dass schließlich im September 2000 noch Version 2.1 released wurde. Neu war in dieser Version eine rudimentäre Unterstützung für Linux als 4. Zielplattform (neben OS/2, Win32, DOS mit 32-Bit Extender). Da ein finanzieller Erfolg mehr als zweifelhaft geworden war, wurde diese Version als Freeware angeboten.
Seitdem stagniert die Weiterentwicklung. Das Entwicklerteam ist auseinandergebrochen, Allan lebt in Kanada, Vitaly weiterhin in London und Thomas ist zurück nach Deutschland gegangen.
Ok, ich gebe zu, ich bin etwas sehr nostalgisch geworden, Die Story kann man auf Englisch auch auf http://www.vpascal.com/article.php?4.0 nachlesen. --- Thomas Müller
Update: Im November 2003 wurde ein Bugfix-Release von Virtual Pascal 2.1 released. Fuer naeheres siehe die offizielle Webseite.
Weblinks: